Material zur Vorbereitung auf Schüler mit sozial-emotionalem Förderbedarf

  • Hallo,
    eigentlich sollte, wie du schon schreibst, kein besonderes Material notwendig sein, da ja der Schwerpunkt nicht im Lernen, Sehen oder Ähnlichem liegt. Man muss halt im Unterricht schauen, wie das Kind sich macht. Das kann ein ganz ruhiger Artgenosse sein, also eher in Richtung massiv beeinträchtigtes Selbstwertgefühl, oder aber die entgegengesetzte Kategorie.
    Und dann kann man schauen, wie man das mit der Benotung regelt, z.B. bei Vorträgen o.ä. .

  • Letztlich werde ich wahrscheinlich auch herausfinden müssen, ob etwas wie Autismus oder was anderes oder noch was anderes vorliegt, damit ich mich ein bisschen einlesen kann, wie das Kind seine Mitmenschen und Umwelt evtl. wahrnimmt, oder?

  • Du bräuchtest die Schülerakte und am Besten Rücksprache mit der bisherigen Schule, um welches Problem es sich eigentlich handelt und wie du am besten damit umgehst. Bei uns käme dann der MSD zu einem Übergabegespräch.


    Grundsätzlich ist es bei "schwierigen" Kindern immer äußerst günstig, wenn man eine ansonsten funktionierende Klasse hat. :)

  • Die Mehrzahl der Kinder mit sozial-emotionalem Förderbedarf kommen aus der "verhaltenskreativen" Gruppe.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Bei uns kommen die Akten meist erst lange nach den Kindern an, darum wäre ein Gespräch mit der abgebenden Schule, wie schon vorgeschlagen, wirklich sinnvoll.

    Bei uns ist das genauso. Und vermutlich wird der sonderpädagogische Teil der Akte gar nicht weitergereicht.
    Besteht die Möglichkeit, dass du die Eltern kontaktierst bzw. bittest, dass sie dich kontaktieren?


    Oben wurde bereits geschrieben, dass du vermutlich kein weiteres Material brauchst. Das sehe ich auch so. Wichtig sind in der Regel immer die klaren Strukturen und Konsequenzen, wobei bei manchen Schülern aber genau das Gegenteil wichtig ist. Daher kann man nichts Genaues sagen, möglicherweise auch bei einer Diagnose nichts.


    Finde mal mehr heraus, dann gebe ich dir gerne Tipps.


    Wichtig ist die auch die Haltung, dass für einzelne Schüler eigene Regeln gelten können.

  • Die Mehrzahl der Kinder mit sozial-emotionalem Förderbedarf kommen aus der "verhaltenskreativen" Gruppe.

    Davon würde ich auch ausgehen. Kommt es von der Erziehungshilfeschule zurück oder "einfach so" Förderbedarf? Im Zweifelsfalle ist das Kind auch nicht anders, als andere schwierige Schüler von dir.


    Ich würde an deiner Stelle versuchen, die Familie kennenzulernen. Also Kind, samt Eltern. Je mehr Einzelkontakt zum Kind, desto besser. Grundschule ansprechen kann hilfreich/ aufmunternd sein, aber möglicherweise erst, wenn es bereits Probleme gibt. Wenn du dir vorher schon eine lange Litanei von Beschwerden anhörst, bist du bloß voreingenommen.


    Ansonsten ist es wahrscheinlich, dass er oder sie die ersten 3 Wochen überangepasst ist und dann anfängt, seine Grenzen auszutesten. Bleib in dieser Phase so konsuequent und klar, wie es dir möglich ist.

  • Hat "einfach so" Förderbedarf, attestierten. Der Kontakt mit dem Elternhaus gestaltet sich wohl so, dass dieses aufgesucht werden muss.
    Das "Problem" ist, dass meine Kollegen sich bisher mit dem Bereich noch kaum beschäftigt haben und ihnen am liebsten ein paar Tipps / "Regeln" usw., ggf. auch Erklärungen für bestimmte Verhaltensweisen geben würde, auch damit wir eine Linie fahren.

  • Das Problem ist, dass jedes verhaltensauffällige Kind ein Individuum ist. Das heißt, dass man keine allgemeinen Tipps und Regeln verfassen kann, den es verhält sich dann doch wieder originell.


    Ganz, ganz pauschal kann man einige, für deine Kollegen und dich ,vermutlich zu oberflächliche und wenig hilfreiche Regeln benennen.


    1. Auf das Kind kannst du nur einwirken, wenn ihr eine Beziehung habt.
    2. Tauscht euch über Probleme im Unterricht aus (E-mail?) und die gezogene Konsequenz (damit ihr an einem Strang zieht, nicht um Kollegen zu bewerten. Unterstützt auch "komische" Konsequenzen von Kollegen).
    3. Verhaltensaufffällige Kinder haben ganz feine Antennen für das Verhalten der Pädagogen. Deshalb ist der Austausch wichtig, damit ihr euch nicht gegenseitig behindert oder ausgespielt werdet.
    4. Nehmt die Haltung ein, dass ihr euch gemeinsam um das Kind sorgt. Dann könnt ihr bei Problemen auch sagen, dass ihr jetzt gerade keine Konsequenz zieht, sondern erst nach Absprache mit Kollegen (siehe Heim Omer: "Schmiede das Eisen, wenn es KALT ist.")
    5. Das auffällige Verhalten zeigt sich vermutlich erst nach Wochen. Schaut DANN, dass ihr Lehrer im engen Austausch seit.
    6. "Catch them, when they are being good!" Lobe das positive Verhalten!
    7. Bei negative Verhalten kannst du viel non-verbale Rückmeldungen geben (Augenkontakt bei Fehlverhalten, Tippen auf das Heft, wenn abgeschrieben werden soll, ...)


    Würde mich freuen, wenn die Liste noch weiter fortgesetzt wird. Mir fällt bestimmt auch noch mehr ein.

  • Das "Problem" ist, dass meine Kollegen sich bisher mit dem Bereich noch kaum beschäftigt haben und ihnen am liebsten ein paar Tipps / "Regeln" usw., ggf. auch Erklärungen für bestimmte Verhaltensweisen geben würde, auch damit wir eine Linie fahren.

    Die meisten Kollegen sind aber nicht scharf auf ungefragte Tips ;)


    Hilfreiche, praktische Ideen findest du bei Bodo Hartke "Schwierige SChüler- was kann ich tun? 49 Handlungsmöglichkeiten bei Verhaltensauffälligkeiten".


    Ansonsten gilt, was für alle Schüler gilt:
    - Klare Ansagen
    - positive Regeln: was soll ich tun? (anstatt: "wir reden nicht dazwischen" besser "wir melden uns")
    - Verhalten objektiv rückmelden (statt: "du gehst mir permanent auf die Nerven" besser "du sprichst gerade, das stört")
    - konkret loben ("du arbeitest schon 10 min. still, ich freu mich!")
    - wenn nötig: Token u.a. Methoden (siehe Literaturhinweis)

  • Ich bin etwas verwirrt.


    • Wenn in einer Stadt sowohl eine Gesamtschule als auch ein Gymnasium wären und ein Schüler mit sozial-emotionalem Förderbedarf eine Realschulempfehlung hätte und auf dem Gymnasium angemeldet würde - was würde passieren, wenn das Kind nicht den "Gymnasialstandards" entsprechen würde? Könnte es als Inklusionskind dennoch auf dem Gymnasium bleiben und zieldifferent unterrichtet werden?
    • Wer würde bei zieldifferentem Unterrichten die Pläne erstellen, wenn kein Sonderpädagoge an der Schule wäre?
  • Ich bin etwas verwirrt.


    • Wenn in einer Stadt sowohl eine Gesamtschule als auch ein Gymnasium wären und ein Schüler mit sozial-emotionalem Förderbedarf eine Realschulempfehlung hätte und auf dem Gymnasium angemeldet würde - was würde passieren, wenn das Kind nicht den "Gymnasialstandards" entsprechen würde? Könnte es als Inklusionskind dennoch auf dem Gymnasium bleiben und zieldifferent unterrichtet werden?
    • Wer würde bei zieldifferentem Unterrichten die Pläne erstellen, wenn kein Sonderpädagoge an der Schule wäre?

    Der soz.-em. Förderbedarf hat nichts mit den Lernzielen zu tun. Normaler Lehrplan gilt, also Realschulempfehlung = Realschule. (Es sei denn, in NRW dürfen Eltern sich die Schule prinzipiell aussuchen, egal welche Empfehlung?)

  • Hallo Aktenklammer,


    Schüler mit dem benannten Förderschwerpunkt werden zielgleich unterrichtet, müssen also, wenn es aufs Gymnasium geht auch nach diesen Richtlinien unterrichtet werden. Ansonsten hätte ja jedes Kind das Recht am Gymnasium nach den passenden Richtlinien unterrichtet zu werden. Also ist eine zieldifferente Beschulung nur bei ES nicht möglich.
    Zu Deiner anderen Frage:
    Ich habe ein seeeeeehr großes Herz für Schüler mit dem benannten Förderschwerpunkt und arbeite schon immer gerne mit ihnen zusammen. Wichtigste Regel:
    Transparenz und Fairness. So ist die Lehrperson einschätzbar.
    Zum Teil merke ich, dass es schon wichtig ist, Materialien zu verändern. Ich habe das Gefühl, dass viele Schüler mit diesem Förderschwerpunkt auch eine massive Wahrnehmungsstörung haben (daher könnte natürlich auch die Nichtfähigkeit kommen soziale Situationen zu interpretieren und ständig anzuecken). Oft ist dann eine klare Strukturierung der Arbeitsblätter wichtig und hilft dem Schüler sich zu orientieren. Wie soll sich das total verworrene Kind sonst auf seine Aufgabe konzentrieren?

  • ok, danke. Im Moment weiß ich gar nicht, ob das Mädchen tatsächlich kommt - sie ist angemeldet, aber war gestern beim Kennenlernnachmittag nicht da und der Grundschulrektor wollte die Mutter wohl doch noch dazu bewegen, die Gesamtschule zu wählen

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