Wie lange arbeitet ihr außerhalb der Unterrichtszeit?

  • Schönen Abend liebes Forum,


    mir kam soeben die Frage auf, wie lange ein Lehrer außerhalb der Unterrichtszeit zu arbeiten hat. Die Aussage, Lehrer haben "vormittags Recht und nachmittags frei", sollten sicherlich die Meisten hier schon einmal gehört haben.


    Doch wie sieht es mit der Realität aus?


    Vielleicht wäre es auch schön, die Fächerkombination und Schulform anzugeben.


    Ich wäre sehr für ein paar Einblicke in euren Berufsalltag dankbar.


    Liebe Grüße


    Der Weltaal

  • Liebe(r) Weltaal,


    Zeitmanagement am Wochenende


    Wann soll ich arbeiten? Erfahrungen und Ratschläge gesucht


    Wieviele Stunden für welche Arbeit?


    Ansonsten sei verwiesen auf die nüchterne Rechnung von neleabels (leider nicht mehr in diesem Forum aktiv): Anti-Burnout, Reduktion der Arbeitsbelastung, Selbstschutz ... und mehr.


    Es findet sich noch viel mehr hier im Forum zu diesem Thema, gerne verknüpft mit der endlosen Korrekturfachlehrer-Debatte.


    Viel Spaß beim Stöbern!


    Grüße von Brasstalavista


    P.S.: Außer in Hochbelastungsphasen (Schulkonzert, Probenfahrten, Abitur) schaffe ich es inzwischen, die gesetzlich vorgesehene Wochenarbeitszeit nicht zu überschreiten. Das hat aber eine ganze Weile gedauert und war damit verbunden, sich ein erheblich dickeres Fell zuzulegen.

  • Hallo,


    auch wenn hier schon zahlreich verlinkt wurde, möchte ich kurz antworten. Ich denke das ist ganz unterschiedlich. Ich unterrichte zwei Hauptfächer und damit auch zwei sogenannte "Korrekturfächer". Allerdings bin ich nun schon im sechsten Berufsjahr und habe alle Schularten und Klassenstufen mindestens einmal durch.


    Mein Vorbereitungsaufwand hält sich daher mittlerweile sehr in Grenzen. Klar kommt es vor, dass ich mal dieses und jenes Arbeitsblatt etwas anpassen muss, aber im Großen und Ganzen "steht" mein Unterrichtsmaterial. Ausdrucken, kopieren, fertig.


    Weiterhin kann man durch schlaue Planung und Organisation seine Arbeit sehr optimieren. So lege ich mir zum Beispiel, "große" Klausuren (z.B. Englisch-Aufsätze) meist direkt vor die Ferien. "Kleine" Klausuren (z.B. Mathe-KA Mittelstufe, Tests) lege ich so, dass ich sie keinesfalls mit in die Ferien nehmen muss. Sollte doch mal Unterrichtsvorbereitung in größerem Umfang (z.B. eine gesamte Unterrichtseinheit) nötig sein, erledige ich das in den Sommerferien.


    Da ich einen Hund habe und regelmäßig zum Sport gehe, muss ich sagen, läuft bei mir unter der Woche zuhause nicht viel. Ich schaue, dass ich "das laufende Geschäft" während Hohlstunden erledigt bekomme. Das gelingt in der Regel. Für Korrekturen setze ich mich lieber am Samstag und Sonntag Vormittag für je vier Stunden an den Schreibtisch. Ich muss wegen des Hundes eh relativ früh raus (8 Uhr aufstehen ist schon "spät") und wenn ich dann von 9 bis 13 Uhr am Schreibtisch sitze, hab ich immernoch viel vom Tag.


    Natürlich gibt es dann auch Hochzeiten (Korrekturen der Abschlussprüfungen), zu denen man das gesamte Wochenende am Schreibtisch verbringt... Aber das beschränkt sich bei mir in der Regel auf vier bis sechs Wochen im Schuljahr.


    Zusammenfassend, wenn ich das mal mit Zeitstunden eines normalen Arbeitnehmers (8h/Tag) ausdrücke, arbeite ich unter der Woche ca. 4 Arbeitstage (Unterrichtsverpflichtung + Arbeit in den Hohlstunden), am Wochenende 0,5 bis 1 Arbeitstag. In den Ferien, je nachdem im Schnitt 1-2 Arbeitstage pro Ferienwoche.


    LG,
    Mrs Pace

  • Zitat


    Wie lange arbeitet ihr außerhalb der Unterrichtszeit?

    z'lang ;)

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • 1806 Stunden pro Jahr, sagt das Kultusministerium Baden-Württemberg. Individuelle Abweichungen kommen vor, sind aber für das KM und die Politik uninteressant.

  • Jetzt gerade mal wieder mehr, dank Inklusion ohne passendes Buch oder Sonderpädagogen im Unterricht - und weil ich noch so naiv bin, dass die Kinder mitarbeiten können sollen... sprich, momentan schreibe ich das reguläre Deutschbuch quasi um, damit die Kinder am gleichen Thema arbeiten können und im Prinzip ähnliche Aufgaben haben, wie die anderen... zwei bis drei Stunden Arbeit für eine Doppelstunde. Eigentlich völlig Banane und für den Popo, denn spätestens, wenn die Klausurphase kommt, ich Klausuren erstellen muss (und da wir listening relativ neu in der Oberstufe haben, bin ich da auch noch nicht schnell drin, weil schlicht nicht geübt) und dann natürlich korrigieren (rechne etwa 40 Minuten für eine Oberstufenklausur bei drei Oberstufenkursen), und der unsägliche November/Dezember Stress dazu kommen, kann ich das eh nicht aufrecht erhalten...


    (sorry, leicht OT, habe ein wenig Frust ob der Gesamtsituation und das Gefühl, den Kindern einfach nicht gerecht zu werden...und zwar weder den I-Kindern noch den "normalen")

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Meinst du Zeit in der Maßeinheit Minuten oder in Lebenszeit gemessen? ;) Im ernst: eine Vertretungsstunde in einer Klasse, die ich kaum kenne, in der alle kreischen und sich prügelnd auf dem Boden liegen, wenn man den Raum betritt, kostet wesentlich mehr Nerven, Gesundheit und Lebenskraft, als eine Stunde in einer Konferenz zu sitzen. Während ich Stunden in meiner "eigenen" Klasse oft aus dem Ärmel schüttle, ist vieles fachfremdes Unterrichten um so arbeitsintensiver (z.B. wie mache ich aus Schei.. Gold? ohne Geld kein Material, ohne Material kein sinnvoller Unterricht). Und 2 Stunden mit Jugendamt oder Psychiatrie Gespräche führen kann mehr Lebenszeit aufsaugen, als das ganze noch mal in derselben Zeit in Textform für Familiengericht oder Akte zu bringen.


    Ich hab die Zeit noch nie aufgeschrieben. Wenn ich in den Spiegel schaue, sind es so um die 80 Stunden pro Woche :zahnluecke:

    • Offizieller Beitrag

    Variierte schon immer von doppelte bis gleiche Stundenzahl zusätzlich. Je nachdem, welche Phase grad ist, ob ich Tutorin, Doppeltutorin oder Doppeltutorin mit Doppelabitur bin.


    Als Junglehrerin mit 2 Korrekturfächern war es die Oberhölle, völlig absurde Arbeitszeiten- danach kam die Routine, die Stunden gingen runter auf knapp 45 im Schnitt.. Dann änderten sich die Arbeitszusammenhänge, Stunden rauf, Stress aber runter, weil Abwechslung und Horizonterweiterung.


    Aber wie Schantalle schon sagte: es ist nicht die zeitliche Länge der Arbeit oder des Stresses, sondern die Art des Stresses, die es ausmacht. Mich kotzt endloses, stupides, wiederholendes, dumpfes, immerwährendes Korrigieren tausendmal mehr an als alles andere. Eigentlich kotzt mich sonst gar nix an. Heute liegt mein Arbeitsfeld zum Teil außerhalb der Schule, ich arbeite eher wieder länger als vor 5 Jahren, dafür mit weniger Korrekturen: stresst mich überhaupt nicht.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Nach den Jahren reduziert es sich erheblich. Dank digitaler Speicherung kann ich gesetzliche Änderungen schnell einpflegen.


    Gute Organisation ermöglicht das langjährige Nutzen von Unterrichten.


    Auch eine intelligente Klausurstellung kann den Korrekturaufwand in Grenzen halten. Wobei ich sowieso korrekturfreundliche Fächer im Vergleich zu den Sprachlehrern habe. Wie lange die teilweise an Klassensätzen arbeiten :ohh:


    Andererseits habe ich jedes Jahr mind. 2 Klassen, die ich zur jeweiligen Abschlussprüfung bringe. Dazu noch Zweitkorrekturen...Das ist der stressigere Teil. Aber beschweren kann ich mich nicht.

  • Hi Weltaal! Ich habe die Fächer Deutsch, Biologie und Textil studiert, für Grund-, Haupt- und Werkralschulen. Momentan unterrichte ich aber nur in der Grundschule.Ich bin mittlerweile in meinem zweiten Berufsjahr, bin verbeamtet und mit Ref sind es schon 2,5 Jahre im Schuldienst.


    Ich habe noch nicht viele "Fächer-Klassenstufen-Durchgänge" hinter mir und muss mir einige Jahrgänge noch erarbeiten. Trotzdem habe ich bereits eine beachtliche Materialsammlung, aus der ich schöpfen kann. Teamarbeit und Materialsharing ist für mich das A und O. Ich bin so glücklich, dass das mit meinen Kollegen hervorragend funktioniert! Im Ref habe ich mir viel Lehrmaterial angeschafft und kaufe auch immer noch gerne Lehrwerke, es wird aber immer weniger. Ich merke, dass ich im Berufsalltag ziemlich unkreativ bin, was die Stundengestaltung angeht - daher stöbere ich gerne in Verlagsmaterial.


    Ich achte darauf, dass ich pro Woche in meiner Klasse etwa 2 "coole" Sachen mache (Gruppenarbeitsspiele, handlungsorientierter Stundeneinstieg), in der Regel habe ich aber ein Stundenschema: Einstieg im Plenum (gerne mit Tafel/ OHP), Einzel- oder Partnerarbeit (meistens differenzierte Aufgaben je nach Niveau), Selbstkontrollmöglichkeit, gemeinsamer Abschluss (das geht oft verloren). Mehr geht im Alltag nicht, zumindest nicht bei mir.


    Ich habe ein volles Deputat (28 Wochenstunden a 45 min, da bei uns aber Betreuung im Ganztag nicht als eine volle Deputatsstunde gilt, bin ich wöchentlich 29-30 Mal 45-min an der Schule). An einem typischen Arbeitstag arbeite ich ca. 12-14 Stunden. Da ich an einer Ganztagesschule unterrichte und Klassenlehrerin bin, bin ich meistens täglich bis 16, 17 Uhr an der Schule (bei Elternabenden, Elterngesprächen oder Konferenzen kanns auch schon mal deutlich später werden...).


    Auf dem Rückweg kaufe ich oft noch ein und bin dann zwischen 17 und 18 Uhr zu Hause. Am Schreibtisch (Unterricht vorbereiten, korrigieren) arbeite ich dann noch bis 20 Uhr. Habe ich allerdings schon mittags Schulschluss, setze ich mich meistens direkt nach der Schule an den Schreibtisch, damit ich einen freien Abend genießen kann. Ich bin ein absoluter Morgenmensch und hasse nichts mehr als Abende/ Nächte am Schreibtisch! Ich habe keine Kinder - weiß Gott, wie ich das organisieren sollte!


    Vieles kann ich aber auch in der Schule (Mittagspause)wegschaffen. Außerdem achte ich darauf (auch im Ref war das schon so), dass ich am Wochenende keinen Schulkram erledigen muss. Ausnahmen sind hier Aufsatzkorrekturen oder Zeugnisberichte schreiben. In den Ferien wende ich ca. 1-2 Tage für die Schule auf. Gerne nutze ich sie, um neue Sachunterrichtsreihen vorzubereiten, da ich hier sehr gerne mit Lerntheken, die auch Handlungsorientierung anbieten, arbeite. Diese sind allerdings aufwändig zu erstellen, aber auch hier hilft Verlagsmaterial.


    Ich mag meinen Beruf - das Unterrichten jedenfalls, ab und an bereite ich auch gerne vor. Manchmal bin ich genervt davon, dass die Arbeit nie weniger wird und man nicht wirklich was "wegschaffen" kann. Ist eine Stunde/ Einheit rum, muss die Nächste vorbereitet werden. Nach dem Aufsatz ist vor dem Aufsatz. Früher (zu Schul- und Studiumszeiten) habe ich als Job geputzt und bedient. Das fand ich irgendwie sehr befriedigend, da die Arbeit überschaubar war und man hinterher Ergebnisse sah. Wenn man Klassenlehrer ist und seine Klasse mehrere Jahre sieht, ist es auch schön, Entwicklungsergebnisse zu sehen. Das zeigt sich allerdings nicht bei jedem Schüler. Oft ist es deprimierend zu sehen, dass man nicht jedem Schüler gerecht werden kann. Gerade in der GS ist die Heterogenität sehr groß, was durch die vielen DAZ-Kinder noch verstärkt wird.


    Auch nervt es mich, dass ich die wenigste Zeit mit Unterricht vor- und nachbereiten verbringe, sondern mit Aufträgen der Schulleitung, die sich anscheinend kaum für das Alltagsgeschäft interessiert, sondern ständig außerunterrichtliche Aktivitäten und Highlights in die Schule bringen möchte. Natürlich ist der Unterricht wichtig- das sollen die Lehrer aber selbstverständlich nebenbei und absolut perkfekt managen.


    Fazit: Ein schöner Beruf, es kommt aber absolut auf die Schule an und die Selbstorganisation. Die wird bei mir sicher mit den Jahren noch besser werden.

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