Seiteneinstieg Schleswig Holstein

  • Hallo,


    ich bin neu in diesem Forum, aber ich brauche mal euren Rat. Ich promoviere gerade an der Universität Hamburg im Fachbrereich Physik. Irgendwie kam es zu diesem Werdegang, obwohl ich schon damals eigentlich Lehrer werden wollte. Ich überlege jetzt die Promotion abzubrechen und einen Seiteneinstieg in Schleswig Holstein (Gymnasium) zu machen. Eine Schule hat mir auch schon einen Platz als Vertretungslehrer Physik, Mathe angeboten.


    Mir sind die Schwierigkeiten und der große Arbeitspensum bekannt. Ich habe viele Lehrerfreunde und auch meine Freundin selber ist bereits ausgebildete Lehrerin im Sek II. Ich kenne die Arbeitszeiten dadurch sehr gut und bin nicht einer der Seiteneinsteiger, die sagen, dass ich das mal eben so "als Notnagel" mache.
    Ich war jahrelang Sporttrainer (Judo) und bin jahrelanger ehrenamtlicher Mitarbeiter in Kinder- und Jugendfreizeiten. Also ganz unpädagogisch bin ich nicht.


    Jetzt aber zu meinem eigentlichen Problem: Viele betonen immer, dass es sehr schwierig sein wird und manche sind generell sehr kriotisch dem Quer- bzw Seiteneinstieg gegenüber. Ich brauche jetzt mal etwas Zuspruch, dass es möglich ist, mit evtl Erfahrungberichten von Seiteneinsteigern selber. Wie war das Referendariat für euch?


    Und an die "richtigen" Lehrer: Meine Freundin sagt immer, dass sie ihr eigentlich Wissen auch im Referendariat gesammelt hat und im Studium nur Fachwissen reingedrückt wurde (in der Theorie iist es natürlich anderes)


    Lieben Gruß und Danke schonmal

  • Ich überlege jetzt die Promotion abzubrechen und einen Seiteneinstieg in Schleswig Holstein (Gymnasium) zu machen.

    Wie lange hättest Du denn voraussichtlich noch bis zum Abschluss der Promotion? Ich würd's an Deiner Stelle nicht hinschmeißen. Klar wirst Du den Dr. rer. nat. nicht brauchen wenn das mit dem Lehrer-werden alles gut geht und Dir der Job dann auch Spaß macht. Aber ... weißt Du's? Was Du mal hast, kann Dir keiner mehr nehmen.


    Ansonsten mach ruhig, wenn das Dein Wunsch ist. Am Ende spielt es keine Rolle ob Du initial auf Lehramt studiert hast oder nicht. Mir sind auch keine der oft genannten Skeptiker gegenüber Seiteneinsteigern begegnet. Wichtig ist glaube ich, dass Du für Dich selbst nicht allzu sehr betonst, dass sich Deine Fachausbildung von der der Lehramts-Kollegen unterscheidet. Ja, das ist so, ist aber für den Beruf wie gesagt egal.

  • Mache dir keinen Stress wegen möglich fehlender Pädagogikscheine von der Uni. Habe ich meinen Lebtag nicht gebraucht. Wenn ich da immer das dumme Gerede der Gewwrkschaftsvertreter höre...


    Was wichtig ist neben Fachwissen dass du wohl hast, erwirbt du im Rahmen des Referendariat in der fachbezogene Ausbildung.
    Ansonsten musst du von der Persönlichkeit her mit jungen Leuten können.


    Und mit deinen Fächern findest du einen Job.

  • Mache dir keinen Stress wegen möglich fehlender Pädagogikscheine von der Uni. Habe ich meinen Lebtag nicht gebraucht.

    Dein Ernst? Dann bist du vielleicht ein Naturtalent, hast genug bei Deinen eigenen Kindern gelernt oder hast nur Klassen, die bereits einfach begriffen haben, dass sie für sich selbst lernen und nicht für Dich.Klassische Anfängerfehler bei Refs/Seiteneinsteiger, die ich beobachtet habe (auch bei mir selbst!), basieren auf der fehlenden Kenntnis der pädagogischen Grundlagen. Und alle Threads, die hier von Problemen mit Schülern handeln, können mit einfachen Pädagogischen Regeln vermieden werden.


    Trotzdem will ich dem TE Mut machen: das kann man sich natürlich (als Akademiker, die wir ja nun alle hier sind) schon gut selbst draufschaffen. Wer da an einem Gymnasium (insbesondere in den Klassenstufen 5-9) ohne Pädagogik auskommen will, dürfte sich schwer tun. Die SekI-Lehrer mögen mich berichtigen.


    Ich habs auch geschafft, aber das Lesen einiger Pädagogik-Bücher hat mir nicht geschadet. Es hilft, wenn man die Ratschläge im Ref annimmt und sich darauf einlässt. Manches erkennt man ohnehin erst im späteren Berufsleben. Lass Dich nicht von den vielen negativen Berichten beeindrucken. Versuch macht kluch und wenn Du es wirklich willst, ist das zu schaffen.

  • Hey,


    vielen Dank schonmal für die positiven Feedbacks.


    Meine Promotion würde ich abbrechen, weil ich schon seit 15 Monaten dabei bin und aus technischen Problem (Maschine kaputt etc) sehr viel Zeit verschwendet habe. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich zwar Physik an sich sehr interessant finde, aber die Forschung an sich nichts für mich ist. Bei uns in der Arbeitsgruppe ist es zu dem normal nach 3 Jahren noch ein Jahr arbeitslos zu sein, da keine Gelder zur Verfügung stehen, man aber trotzdem noch sein Projekt fertig kriegen muss und schreiben muss. Lange Rede kurzer Sinn: Ja du hast Recht, es wäre von Vorteil den Doktor zu machen, aber es wäre mit vielen Hürden verbunden und gerade in der Schwebe.


    Pädagogisch bin ich recht fit, da ich die letzten Jahre in einem Kinderzeltlager für "Problemfälle" zuständig bin und gestressten Mitarbeitern unter die Arme greife. Aber auch da ist mir bewusst, dass es im Schulalltag natürlich was anderes ist, als zwei Wochen Sommerlager. Aber pädagogische Bücher fände ich wohl auch hilfreich (Empfehlungen?).


    Vielen Dank soweit. Dann werde ich wohl demnächst (August) die Vertretungsstelle annehmen um zu gucken ob ich mich eigne um ab Februar ins Referendariat zu gehen.


    LG

  • Der SE ist erstaunlicherweise relativ einfach. Ich brauche einen Masterabschluss und zwei Jahre Berufserfahrung (die fehlenden Monate kann ich aber auch mit Aushilfslehrer auffüllen). Ich muss jetzt nur noch klären, ob bei Berufserfahrung auch Halbe Stellen zählen, die man ja (zumindest bei uns) in der Promotion hat.


    Danach dann so eine Art Referendariat, aber ohne Hausarbeit am Ende, aber mit zwei bewerteten Unterrichtsbesuchen. Ansonsten Ref wie jeder normale Lehrämtler (Allerdings mehr Std glaub ich - Im ersten Jahr 15 Std und im zweiten Jahr 16 Std eigenverantwortlich)


    Ab dann die gleichen Rechte wie jeder andere auch. Die Schule, an der man Ref gemacht hat sollte einen dann auch übernehmen.

  • Dein Ernst? Dann bist du vielleicht ein Naturtalent, hast genug bei Deinen eigenen Kindern gelernt oder hast nur Klassen, die bereits einfach begriffen haben, dass sie für sich selbst lernen und nicht für Dich.Klassische Anfängerfehler bei Refs/Seiteneinsteiger, die ich beobachtet habe (auch bei mir selbst!), basieren auf der fehlenden Kenntnis der pädagogischen Grundlagen. Und alle Threads, die hier von Problemen mit Schülern handeln, können mit einfachen Pädagogischen Regeln vermieden werden.
    Trotzdem will ich dem TE Mut machen: das kann man sich natürlich (als Akademiker, die wir ja nun alle hier sind) schon gut selbst draufschaffen. Wer da an einem Gymnasium (insbesondere in den Klassenstufen 5-9) ohne Pädagogik auskommen will, dürfte sich schwer tun. Die SekI-Lehrer mögen mich berichtigen.


    Ich habs auch geschafft, aber das Lesen einiger Pädagogik-Bücher hat mir nicht geschadet. Es hilft, wenn man die Ratschläge im Ref annimmt und sich darauf einlässt. Manches erkennt man ohnehin erst im späteren Berufsleben. Lass Dich nicht von den vielen negativen Berichten beeindrucken. Versuch macht kluch und wenn Du es wirklich willst, ist das zu schaffen.

    Fachdidaktik ist sinnvoll. Gesunder Menschenverstand und in der Lage vor einer Gruppe zu stehen ebenfalls. Der Rest an Pädagogik war unnötig.

  • Hallo,


    @OrbitalEC16 Darauf, dass deine Ref-Schule dich übernimmt, würde ich nicht wetten.


    Das kommt auf die Stellenlage an. Aber da ja v.a. Fächer mit großem Bedarf für den Seiteneinstieg in Frage kommen, kannst du da schon Glück haben.

    in SH hat man seine Planstelle schon, wenn man den Seiteneinstieg beginnt!
    Bedingung ist für die Übernahme nur ein Examen mit mindestens 3,49 :-) . Wenn Alter und Gesundheit passt (sehr humane Amtsärzte zumindest in Kiel), wird auch sofort nach dem Examen verbeamtet.


    Ich persönlich habe nie ein schlechtes Wort über mich als Seiteneinsteiger gehört. Den meisten Kollegen ist das wohl gar nicht bewusst. Mit dem Examen ist man vollwertiger Lehrer und keiner fragt je wieder nach.


    Wichtig ist die Fähigkeit Kritik anzunehmen. Und niemand mag jemanden, der gerade neu ist und alles besser weiß.
    Die Ausbildung an sich hat sich etwas verändert, aber als Seiteneinsteiger hat man - soweit ich weiß - weniger Module als Referendare aber etwas mehr Unterricht. Die Unterrichtsbesuche sind ähnlich wie bei den Referendaren und man hat genauso Mentoren an der Schule.
    Auch ein Seiteneinstieg in Teilzeit ist möglich (oft bei Leuten mit Kindern).


    Alles sehr gut machbar!


    LG,
    feynman

  • Puh, wenn das so ist, hätte ich mir ja den Master of Education sparen können.


    Wenn man als regulärer Lehrer mit passendem Studium und gutem 2. StEx trotzdem mit Jahresverträgen abgespeist wird, ist das echt beschissen. Da wird man ja zum Lehrer zweiter Klasse.


    Ich hab persönlich gar nichts gegen Seiteneinsteiger, aber dieser Umstand, der mir bis dato nicht bekannt war, lässt mir echt die Galle hochsteigen.

  • Fachdidaktik ist sinnvoll. Gesunder Menschenverstand und in der Lage vor einer Gruppe zu stehen ebenfalls. Der Rest an Pädagogik war unnötig.


    Fachdidaktik drauf zu haben, ist natürlich enorm wichtig und gesunden Menschenverstand sollte jeder Berufszweig haben. Aber die Pädagogik ist für mich trotzdem nicht überflüssig. Die Kenntnis darüber macht mir das Lehrerleben um einiges leichter. Da bin ich schon froh, dass ich im Ref (nachdem ich bereits 2 Jahre ins Blaue unterrichtet habe), einiges dazugelernt habe.



    Puh, wenn das so ist, hätte ich mir ja den Master of Education sparen können.

    Nö. Es sei denn, Du hast Mathe oder irgendwas ähnlich seltenes studiert. Der SE ist nicht dafür da, dass man das Lehramt umgeht (obwohl im Maschinenbau mittlerweile genau das gemacht wird). SE ist dann möglich, wenn es keine oder zu wenige grundständige Lehramtler auf dem Markt gibt. Das ist nicht in allen Fächern und erst recht nicht zu allen Zeiten der Fall. Da gehört Glück und Timing dazu. Wir haben in den letzten Jahren ca 15 SEs eingestellt. Aber jetzt ist der Bedarf erstmal gedeckt. Und wenn in den nächsten Jahren keiner weggeht (Versetzung, Krankheit o.ä.) benötigen wir sicher keine neuen mehr. Das heißt, sogar in unserem Bereich Maschinenbau ist an unserer Schule erstmal Schluss für einige Jahre.


    Und wenn man Leute in wirtschaftlich guten Zeiten an die Schule locken will, klappt das nicht immer mit den normalen Bedingungen im Lehramt. Also muss man Anreize wie eine Stellengarantie schaffen. Ich hätte doch meinen unbefristete Job nicht aufgegeben für eine eventuelle Arbeitslosigkeit. Ich wüsste sowieso nicht, warum man Seiteneinsteiger ausbilden sollte, wenn man sie nachher nicht braucht. ?!?

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