Heilige Schriften im Unterricht

  • SteffdA - Genau. Eine Gegenüberstellung der im Grundgesetz formurierten Grundrechte mit den 10 Geboten führt bei Christenmenschen regelmäßig zu sehr spannenden Resultaten; weil letztere im Regelfall nicht die geringste Ahnung haben, was eigentlich im Dekalog gefordert wird und dass das mit dem Gefasele der Priester und Pfarrer wenig zu tun hat.


    Nele

  • Und - Bingo! - sind wir wieder beim traditionellen Religionsunterricht unter anderem Etikett... :S

    Ich bin zwar noch nicht lange angemeldet, lese aber schon sehr, sehr lange mit. Und ich stimme meist mit deiner Sichtweise auf Religionsunterricht (und Religion allgemein) überein. Ja, auch als Bayer. Der konfessionelle Religionsunterricht, der v.a. hier in Bayern häufiger als nicht geradezu missionarisch ausgeprägt ist (Morgengebet, Adventsandachten, schulische Gottesdienste am Schuljahresanfang, -ende und an Weihnachten...) ist so ziemlich eines der größten Übel in unserem an Übeln nicht gerade armen Schulsystem.


    Und trotzdem... ich bin schon der Meinung, dass der Ethikunterricht ein gewisses werteneutrales Basiswissen über die verschiedenen Weltreligionen vermitteln muss. Denn immerhin bestimmen religiöse Sichtweisen noch heute leider das Weltgeschehen. Das kann man nur Ansatzweise begreifen, wenn man sich zumindest rudimentär damit beschäftigt hat. Sachlich, nicht im Sinne einer Heilsbotschaft oder so.


    Ich würde sogar so weit gehen, dass ein gewisser Schwerpunkt auf christlichen Inhalten liegen muss, denn das Christentum als Metanarrative hat unsere Gesellschaft nachhaltig beeinflusst und manipuliert). Auch das müssen mündige Bürger nachvollziehen können und dazu brauchen sie Hintergrundwissen. Nicht zuletzt haben christliche Mythen Eingang in die Symbolik der Literatur gefunden, so dass man auch hier für eine sinnvolle Interpretation die nötigen "Bezugsgeschichten" kennen muss.
    Das sehe ich durchaus auch als Aufgabe des Ethikunterrichts an. Aber eben nüchtern und sachlich, nicht missionierend, glorifizierend oder einseitig. Das würde ich dann nicht als "traditionellen Religionsunterricht unter anderem Etikett" sehen.


    Und, beschwerst du dich nicht gerade darüber, dass viele Kollegen zu wenig Ahnung von den Hintergründen haben?

  • Die "Heiligen Schriften" haben keinen ethischen Gehalt jenseits dessen, was man ihnen in der Antike zugewiesen hat.


    Auch heute weist der Großteil der Menschheit heiligen Schriften einen ethischen Gehalt zu.



    Alles, was der heutige Religionsunterricht an "Gutem" und "Wichtigem" in ihnen sieht ist nur das Resultat von Umerzählerei und Hineininterpretiererei.


    Ich sehe keinen zentralen Unterschied zwischen der Auslegung der Bibel und des christlichen Glaubens seitens der frühen Kirchenväter und der heutigen Kirche.



    Der Ethos der Bibel ist ein Ethos [...] in dem - im NT! - nicht einmal Familienbeziehungen einen Wert haben.


    Das stimmt so nicht. Familienbeziehungen haben einen großen Wert in der gesamten Bibel. Nur: Die Beziehung zu Gott hat einen noch höheren Wert.



    Diese inhaltliche Manipulation zur "Guten Nachricht" im heutigen Ethos funktioniert normalerweise darüber, dass sämtliche Beteiligten weder die Bibel oder anderes genau gelesen haben, noch darüber tiefer nachgedacht haben. Deshalb wird in der Grundschule z.B. die Noah-Geschichte mit dem Regenbogen auf intellektuell erbärmlichste Art und Weise als "Hoffnungeschichte" fehlgelesen - was daran liegen mag, dass Religionslehrer in der Grundschule sehr oft nicht so wirklich am Lesen und kritischen Denken interessiert sind.


    Hier stimme ich dir zu. Auch ich bin der Überzeugung, der Religionsunterricht sollte sich stärker am Katechismus und der offiziellen Lehre orientieren als an dem Gutmenschentum vieler linksideologischer Religionslehrer. Aber diese Verdreherei beginnt leider oftmals bereits an der Uni im Theologiestudium ...




    Im Ethik-Unterricht darf das einfach nicht passieren, denn der Ethik-Unterricht ist von der Grundanlage her der Unterricht, der außerhalb der christlichen Propaganda zu liegen hat.


    Auch für das Fach Ethik gilt das Schulgesetz, das in NRW beispielsweise statuiert: "Ehrfurcht vor Gott [...] ist vornehmstes Ziel der Erziehung."
    Oder für Bayern, weil du darauf anspielst: "Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung, ..."

  • Der konfessionelle Religionsunterricht, der v.a. hier in Bayern häufiger als nicht geradezu missionarisch ausgeprägt ist (Morgengebet, Adventsandachten, schulische Gottesdienste am Schuljahresanfang, -ende und an Weihnachten...) ist so ziemlich eines der größten Übel in unserem an Übeln nicht gerade armen Schulsystem.


    Wieso?

  • Ich freue mich sehr auf den Tag, an dem mal auf Grund des "Ehrfurcht vor Gott"-Quatsch eine Entscheidung beim Verfassungsgericht landet - ich vermute, dass wird den Landesregierungen hochkant um die Ohren fliegen. Religionsfreiheit bedeutet auch die Freiheit von Religion. Wieso so ein Quatsch in Schulgesetzen steht, frag ich mich schon seitdem ich diesen Absatz kenne.

  • Ich freue mich sehr auf den Tag, an dem mal auf Grund des "Ehrfurcht vor Gott"-Quatsch eine Entscheidung beim Verfassungsgericht landet - ich vermute, dass wird den Landesregierungen hochkant um die Ohren fliegen. Religionsfreiheit bedeutet auch die Freiheit von Religion. Wieso so ein Quatsch in Schulgesetzen steht, frag ich mich schon seitdem ich diesen Absatz kenne.


    Hast du die Präambel zum Grundgesetz schon mal gelesen?

  • Ja habe ich - und ich kenne auch die gängige juristische Auffassung, dass eine Präambel keine unmittelbar bindende Rechtswirkung hat - ganz im Gegensatz zu Artikel 4 unseres Grundgesetzes.


    Mir ist nicht klar, wieso Menschen (auch Gläubige) in unserem Land die Meinung vertreten, dass der christliche Glaube irgendwo offensiv gepredigt werden muss. Es spricht für sich, dass "Erfurcht vor Gott" im Schulgesetz vor "Achtung vor der Würde des Menschen" steht. Der Glaube an Gott ist Privatsache und nicht Teil der schulischen Bildung (vom Religionsunterricht abgesehen, über den ich auch eine Meinung habe). Da allerdings im Gegensatz zu vielen Politikern unsere Verfassungsrichter ein vernünftiges Bild unserer Gesellschaft haben, bin ich fest davon überzeugt, dass es bei einer (mit Sicherheit nie stattfindenden Klage) diese Regelung ganz fix kassiert werden wird.


  • Wieso?

    Ich habe diese Diskussion schon so oft geführt, deshalb nur in aller Kürze:


    Es ist für mich nicht verständlich, warum gerade die Kirche so eine Sonderstellung einnimmt, dass sie in derartigem Umfang auf eine staatliche Einrichtung Einfluss ausübt (Mitbestimmung bei der Vergabe von Qualifikationen durch Missio/Vocatio; Mitarbeit am Lehrplan; Zulassung von Lehrbüchern...). Was soll das? Warum sollen die staatlichen Einrichtungen gerade im Fach Religion nicht in der Lage sein, dies eigenständig zu regeln - wie in allen anderen Fächern auch? Warum entscheidet nicht das Institut für deutsche Sprache mit darüber, wer Deutsch unterrichten darf? Warum darf sich die Academie Francaise nicht in den Französischunterricht einmischen? Warum muss die amerikanische Botschaft nicht der Zulassung von Englischlehrwerken zustimmen?
    Es steht der Kirche natürlich frei, ihre eigenen Privatschulen zu gründen, wo sie ihr Welt- und Menschenbild verbreitet - und diese auch selbst zu finanzieren. Selbstverständlich möchte ich keinem religiösen Menschen die Möglichkeit geben, seine Religion zu leben und dafür zu werben. Aber warum sich der Staat dafür hergeben muss, erschließt sich mir einfach nicht.
    Deshalb bin ich eben dafür, den konfessionellen Religionsunterricht abzuschaffen, zugunsten von einem Unterricht ÜBER Religionen/Ethiken/Moralvorstellungen, der nüchtern, objektiv und sachlich geführt wird.


    Deine knappe Frage auf meinen letzten Post scheint anzudeuten, dass du den konfessionellen Religionsunterricht gut und angemessen findest. Wieso?

  • Selbstverständlich ein Tippfehler. Sorry.


    Ich möchte natürlich JEDEM die Möglichkeit GEBEN, seine Religion zu leben und meinetwegen dafür zu werden. Meinetwegen auch in Form von Besuchen in der Schule, so wie eben auch Vereine oder sogar die Bundeswehr gelegentlich Werbeveranstaltungen machen. Alles okay für mich.
    Aber staatlicher Unterricht, in den sich die Kirchen so einmischen? Das ist einfach nicht in Ordnung.

  • Interessant, dass du dich nur - wiederholt - zu dem Tippfehler äußerst, den ich gleich eingeräumt habe. Inhaltlich scheinst du dich ja mit meinem Post nicht auseinandersetzen zu wollen...

  • Man kann - bei dem hier zur Schau gestellten Eifer - beinahe unterstellen, dass die "Religionsfreiheit" dogmatisch-religiös verbrämt wird ;)


    Ich bin kein Freund von Religionsunterricht, der Betschwestern züchtet und jeden Raum und jede Handlung dem Zeichen des Kreuzes unterwirft.
    Unsere Kultur fußt jedoch auf dieser Geschichte - mit Höhen und finsteren Tiefen. Daher haben die Schüler das Recht - und die Plicht - sich mit dieser Geschichte auseinander zu setzen. Nur mit diesem Wissen und dem "Sich-an-dieser-Geschichte-reiben" ist ein Verständnis unserer Kultur möglich.


    BTW: 70% der Gebote dürften auch für Atheisten als Regelwerk akzeptabel sein. Das ist doch eine gute Quote.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Den Spruch mit dem "Eifer" bringst du natürlich auch immer, wenn diese Diskussion kommt. Ein Argument FÜR den konfessionellen Religionsunterricht ist das aber eben auch nicht.

    Unsere Kultur fußt jedoch auf dieser Geschichte - mit Höhen und finsteren Tiefen. Daher haben die Schüler das Recht - und die Plicht - sich mit dieser Geschichte auseinander zu setzen. Nur mit diesem Wisen und dem "Sich-an-dieser-Geschichte-reiben" ist ein Verständnis unserer Kultur möglich.

    Ja. Das ist richtig. Aber wo widerspricht das denn meinen Vorschlägen?

    Und trotzdem... ich bin schon der Meinung, dass der Ethikunterricht ein gewisses werteneutrales Basiswissen über die verschiedenen Weltreligionen vermitteln muss. Denn immerhin bestimmen religiöse Sichtweisen noch heute leider das Weltgeschehen. Das kann man nur Ansatzweise begreifen, wenn man sich zumindest rudimentär damit beschäftigt hat. Sachlich, nicht im Sinne einer Heilsbotschaft oder so.


    Ich würde sogar so weit gehen, dass ein gewisser Schwerpunkt auf christlichen Inhalten liegen muss, denn das Christentum als Metanarrative hat unsere Gesellschaft nachhaltig beeinflusst und manipuliert). Auch das müssen mündige Bürger nachvollziehen können und dazu brauchen sie Hintergrundwissen. Nicht zuletzt haben christliche Mythen Eingang in die Symbolik der Literatur gefunden, so dass man auch hier für eine sinnvolle Interpretation die nötigen "Bezugsgeschichten" kennen muss.
    Das sehe ich durchaus auch als Aufgabe des Ethikunterrichts an. Aber eben nüchtern und sachlich, nicht missionierend, glorifizierend oder einseitig. Das würde ich dann nicht als "traditionellen Religionsunterricht unter anderem Etikett" sehen.

    Deshalb bin ich eben dafür, den konfessionellen Religionsunterricht abzuschaffen, zugunsten von einem Unterricht ÜBER Religionen/Ethiken/Moralvorstellungen, der nüchtern, objektiv und sachlich geführt wird.

  • Hast du die Präambel zum Grundgesetz schon mal gelesen?


    Ja:

    Zitat

    Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.


    ...und wenn man die Präambel isoliert liest könnte man auch auf die Idee kommen, das Gott über das Grundgesetz gestellt wird.


    Wenn man allerdings "den Rest" auch liest und im Zusammenhang sieht, dann, und so lese ich das, ist das GG ein höchst emanzipatorischer Akt.
    Dann kann man nämlich auch lesen: "Das Deutsche Volk erklärt vor Gott, dass es seine Angelegenheiten selbst regelt. Die Würde des Menschen, seine Freiheit, seine Gleichheit vor dem Gesetz, die Freiheit eine Religion und damit seinen Gott zu wählen oder eben keine(n) etc.. ..."


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:


  • BTW: 70% der Gebote dürften auch für Atheisten als Regelwerk akzeptabel sein. Das ist doch eine gute Quote.


    Ich wäre bei den meisten Christen froh, wenn sie wenigstens 7 der 10 Gebote zustimmen könnten. Zur Bischofssynode im Herbst plädieren ja selbst viele deutsche Bischöfe dafür, den Ehebruch zu legalisieren.

  • Deine knappe Frage auf meinen letzten Post scheint anzudeuten, dass du den konfessionellen Religionsunterricht gut und angemessen findest. Wieso?


    Ich bin mir da gar nicht immer so sicher, wie es meine knappe Frage in der Tat vermuten ließe. Ich bin mir aber ebensowenig sicher, dass eine Abschaffung eines Religionsunterrichtes, der in Übereinstimmung mit der jeweiligen Religionsgemeinschaft erteilt wird, uneingeschränkt positive Folgen hätte.


    Ich habe - als Beamter - selbstredend großes Vertrauen in unseren Staat. Trotzdem erlebe ich immer wieder, dass Inhalte festgelegt, Lehrpläne verändert, Schwerpunkte gesetzt werden, wo mir nicht immer ganz klar ist, woher der Wind weht und wohin er die SchülerInnen treiben soll. Aus der Wirtschaft und nachfolgend aus der Politik gibt es häufig Bestrebungen, Schule vor allem nach der Frage der Nutzbarkeit der SchülerInnen für die Wirtschaft zu gestalten. Häufig wird danach gerufen, den "wichtigen" Fächern (v.a. Naturwissenschaften) mehr Raum zu geben. Im Ergebnis sieht es an meiner Schulart z.B. dann so aus, dass Fächer wie Kunst und Musik in den meisten Jahrgangsstufen nur mehr einstündig unterrichtet werden und teilweise gar nicht mehr.


    Der Ethikunterricht wird - steht ja keine große Gemeinschaft mit Druck und grundgesetzlicher Verankerung dahinter - an vielen Schulen ebenso stiefmütterlich behandelt. Den hält halt irgendwer, der Lust drauf hat - Ausbildung? Und wenn keiner da ist, der das machen will, fällt er halt mal aus. Und wenn zu wenig Stunden da sind, wirft man munter verschiedene Jahrgänge zusammen und dann findet das irgendwann am Nachmittag statt.


    Die Inhalte im Religionsunterricht sind ja zu geschätzt 80% identisch mit denen des Ethikunterrichts. Der ist stets am Vormittag, jahrgangsübergreifende Gruppen zu bilden ist zumindest für meine Schulart unzulässig und er ist nach wie vor in allen Jahrgängen zweistündig zu finden - auch dank des Daumens, den die Kirchen da drauf haben.


    Wenn mir jemand zusichern könnte, dass ein Unterricht wie LER von gut ausgebildeten Lehrkräften gehalten wird, dass er verlässlich stattfindet, dass die Politik den Bestrebungen der Wirtschaft widersteht, die Stunden zugunsten vermeintlich wichtigerer Inhalte zu opfern, dann hätte ich glaub ich wenig Probleme damit, das zu unterstützen. Im echten Leben stehen aber diese Themen und Inhalte, mit denen wir uns in Religion und Ethik beschäftigen, häufig als "weiche Themen" zur Disposition. Und hier finde ich es gar nicht so schlecht, dass den Kirchen gewisse Hebel zur Verfügung stehen, diese m.E. für die Persönlichkeitsbildung elementaren Inhalte, Themen und nachfolgend hoffentlich auch Kompetenzen verlässlich in den Bildungsplänen zu halten.

  • Ich habe diese Diskussion, wie gesagt, schon so viele Male geführt. Dabei ist deine Darstellung aber mit großem Abstand die reflektierteste. Vielen Dank dafür! Einige der Punkte, die du ansprichtst, sind sehe ich auch nicht anders, allerdings komme ich zu einem anderen Schluss.


    Mit den häufigen Veränderungen, die durch unterschiedliche Interessensgruppen beeinflusst werden, hast du recht. Das lässt sich vermutlich nicht vermeiden, wobei das in Bayern womöglich noch deutlich weniger schlimm ist als in anderen Bundesländern. Ich bin wirklich kein Fan der CSU (- und schon gar kein CSU-Wähler), aber die Tatsache, dass wir zum Ende dieser Legislaturperiode 60 Jahre lang die gleiche Regierung hatten, hat im Vergleich zu anderen Bundesländern zu einem gewissen Schulfrieden geführt. Zumindest bis der Pisa-Schock König Ede und die infernale Straußtochter dazu gebracht haben, einfach mal alles umzuwerfen und seitdem zumindest am Gymnasium nur noch herumgedoktort wird. Na ja, anderes Thema.
    Was ich eigentlich sagen möchte ist, dass das ein systemimmanentes Problem ist. Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, dem Religionsunterricht gerade hie eine Sonderstellung einzuräumen, zumal die direkte Einflussnahme durch bestimmte Gruppierungen (außerhalb de Konfessionen) hier eher die Ausnahme zu sein scheint, eben WEIL es "weiche Themen" sind, wie du sie nennst.


    Den zweiten Punkt, den du ansprichst, kann ich unterschreiben. Ethikunterricht war an meiner Schule auch lange das Stiefkind. Das wurde überlasteten Kernfachkollegen zur Entlastung gegeben, weil man da ja keine Schulaufgaben schreibt. Wir hatten lange keinen Fachbetreuer, das lief irgendwie so mit der Fachschaft Religion (katholisch) so mit; der Fachbetreuer hat natürlich keine Veranlassung gesehen, die Ethikexen zu respizieren. Die Ethikkollegen haben davon erzählt, dass es ja keinen verbindlichen Lehrplan gebe (???) und von "Ich lass die zehn Gebote auswendig lernen" über "Heute haben wir mal darüber gesprochen, was für uns 'Glück' heißt" bis zu hoch anspruchsvollem Philosophieunterricht war alles irgendwie dabei, je nach Lehrkraft. Die Gruppen waren natürlich jahrgangsübergreifend und trotzdem sehr klein, so 8 bis 12 Schüler. Ein Auffangfach halt.
    Die Lösung kann aber dann ja nicht das "outsourcen" an die Konfessionen sein. Vielmehr muss das Fach gestärkt werden. Und aus meiner Sicht ist das auch passiert, zumindest an meiner Schule. Wir haben zwei Kollegen, die das Fach (also quasi Philosophie) grundständig studiert haben und zwei weitere, die in Dillingen die gesamte Ausbildung gemacht haben - die, so meine ich zumindest, auch im Vergleich zu früher deutlich angezogen hat. Wir haben einen eigenen Fachbetreuer und auch ein Lehrplan scheint irgendwo aufgetaucht zu sein.
    Ich dachte, das sei eine bayernweite Entwicklung, vielleicht hatte ich da den falschen Eindruck und es liegt an meiner Schulleitung oder an den engagierten Ethikkollegen, die halbwegs neu an die Schule gekommen sind. Jedenfalls muss DAS doch der Weg sein. Sonst kann ich auch die anderen "weichen" Fächer an Interessensgruppen abgeben, die sich dann gegenseitig darüber streiten können, wer wie viel bekommt.

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