Schulerfolg

  • Angeregt durch den Home-teaching Thread habe ich mir mal Gedanken gemacht, wovon denn wohl (ganz allgemein) der Schulerfolg eines Kindes abhängt. Mit Schulerfolg ist das Absolvieren einer weiterführenden Schule mit durchschnittlichen Noten, ohne Sitzenbleiben und anschließende Lehre /Studium usw. gemeint. Es geht also nicht um das Niveau, sondern um das zielstrebige Arbeiten und das erreichen dieser Ziele.


    Meiner Meinung nach hängt dieser Erfolg nur sehr bedingt von Didaktik, Methoden und sonstigen Wunderdingen der Pädagogik ab. Ich bin der Überzeugung es gibt zwei wesentliche Gründe:
    1) Bildungsnähe des Elternhauses und entsprechende Unterstützung des Kindes
    2) Identifizierung des Kindes mit einer überzeugenden Lehrerpersönlichkeit
    Nicht mehr, und nicht Weniger.


    Und jetzt mach ich mich auf Prügel gefasst ...


    liebe Grüße, Forsch

    • Offizieller Beitrag

    Mir fällt noch ein: Ehrgeiz und Anstrengungsbereitschaft/Charakter des Kindes.
    Es gibt Kinder aus dem selben Elternhaus, die einen ganz verschiedenen Charakter haben und unterschiedlichste Bildungsziele erreichen.


    Die Identifizierung des Kindes mit einer bestimmten Lehrerpersönlichkeit finde ich nicht ganz so wichtig für die gesamte Schullaufbahn, da das Kind ja im Normalfall mit verschiedenen Lehrpersonen konfrontiert wird. Ich denke, bei manchen Schülern wirkt sie sich sehr stark auf den Schulabschluss aus, bei sehr vielen aber nicht.


    Ich habe gerade noch mal an meine eigene Schullaufbahn gedacht:
    Bei mir war es so, dass ich neugierig, aufgeschlossen und interessiert war und auch recht ehrgeizig. Deshalb wollte ich nach der Grundschule aufs Gymnasium, was auch der Empfehlung der Lehrerin entsprach. Meine Eltern hatten mir die Entscheidung freigestellt.


    Wenn ich meine Schüler betrachte: Diejenigen, die clever und gleichzeitig zumindest halbwegs fleißig sind, haben es am leichtesten und werden vermutlich den besten "Schulerfolg" bekommen, wenn in ihrem Leben (Freunde, Privatleben, Gesundheit, pubertätsbedingte Veränderungen) nicht was Einschneidendes Negatives passiert.


    Ich weiß gar nicht, ob das Elternhaus unbedingt bildungsnah sein muss, vielleicht kann man es so sagen: Die Bedingungen sollten nicht richtig schlecht sein. Aber es gibt auch Kinder aus absolut bildungsfernen Elternhäusern, die intelligent sind und sich anstrengen und dennoch eine gute Schulbildung bekommen.

  • Mein Ältestes konnte eigentlich nur auf 1) zurückgreifen. Unter seinen Lehrern war niemand, der ihm auch nur mal halbwegs wohlgesonnen gewesen wäre. Identifiziert hat er sich mit niemandem. Sein Ehrgeiz hielt sich in Grenzen. Ohne Fleiß und Arbeitsmethoden ist er ausgekommen.


    Unsere Grundschullehrer, die ja die Schulkarrieren ihrer Zöglinge interessiert verfolgen, meinen auch, dass 1) ausschlaggebend ist. Bis auf ganz wenige Einzelfälle.


    Wurde das nicht auch durch Pisa amtlich festgestellt?


    Grüße Enja

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    1) Bildungsnähe des Elternhauses und entsprechende Unterstützung des Kindes


    Diese Bedingungen sind in meiner Schule und in der Schule, in der ich Ref gemacht habe, nur selten vorhanden. Aber es gibt auch bei uns viele Kinder, die einen respektablen Schulabschluss machen.
    Schwierig wird es in meinen Augen nur dann in allen Fällen, wenn das Elternhaus sehr sehr problematisch ist.


    Die Kinder, die ehrgeizig sind, schlau, interessiert usw. kommen meiner Einschätzung nach auch dann weiter, wenn das Elternhaus sie nicht unterstützen kann. Wenn die Kinder diese Eigenschaften aber nicht mitbringen oder wenn das Elternhaus sehr problematisch ist oder andere negative Dinge dazu kommen (wie ich oben erläutert habe), dann wird es schwierig.


    Dass die Kinder, die aus bildungsnahen und Unterstützung gebenden Elternhäusern es leichter haben und auch dann eine höhere Schulbildung erreichen, wenn sie z.B. weniger interessiert und fleißig sind als ihre Mitschüler aus den bildungsfernen Elternhäusern, das bestreite ich nicht.

  • ich komme auch aus einem bildungsfernen elternhaus, ich kann die unterstützenden Lehrerpersönlichkeiten, die ich kennen gelernt habe zwar an einer Hand abzählen, ohne diese hätte ich es aber nie bis auf die Realschule abgeschafft. Und Pisa bestätigte ja auch den Mangel in diesem Bereich in Deutschland:
    "...Zum anderen wurden die Schüler/innen nach ihren Erfahrungen mit den Lehrer/innen gefragt. Deutsche Jugendliche waren weitaus häufiger als Schüler/innen aus anderen OECD-Staaten der Meinung, dass ihre Lehrer/innen sie zu wenig beim Lernen unterstützen, kaum auf ihre individuellen Bedürfnisse eingehen, zu oft fehlen und generell nicht am Lernerfolg aller Schüler/innen in der Klasse interessiert sind." (Pisa 2003)

    Live moves pretty fast, if you don't stop and look around once in a while, you might miss it.

  • eben, Schläue mag ja aus dem IQ abzuleiten sein und genetische Ursachen haben, aber Ehrgeiz, Interesse u. evtl. Cleverness sind meines Erachtens zu einem großen Teil von den sozialen Bedingungen (Familie, peer-group, Lehrer) abhängig.

    Live moves pretty fast, if you don't stop and look around once in a while, you might miss it.

  • Zitat

    Je höher das sportliche Leistungsniveau, desto geringer der Anteil von Angehörigen der Unterschicht. "In den Olympiamannschaften finden wir fast nur noch Studenten oder Leute mit Abitur", sagt der Sportsoziologe Klaus Cachay. "Sport bedeutet Selbstdisziplin, Zuverlässigkeit, Durchhaltevermögen und Leistungsorientierung. All das sind Fähigkeiten, die der Unterschicht mehr und mehr abhanden kommen." Doch wie kann heute jemand an unserem Arbeitsmarkt bestehen, der nicht zuverlässig, nicht diszipliniert und nicht leistungsorientiert ist?

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Hmmm, also "Ehrgeiz und Cleverness" spielt noch eine Rolle.
    Kommt das nicht letzendlich auch aus dem "Elternhaus" ?


    Ich denke, es kommt auch aus dem Elternhaus, aber nicht ausschließlich. Ich kenne jedenfalls nicht wenige Kinder, die aus bildungsfernen Elternhäusern kommen, kaum Unterstützung und Vorbilder zu Hause haben, aber sehr schlau und sehr ehrgeizig sind.

  • also ich habe mein abi erst mit 30 nachgeholt und hatte bis dahin, und auch jetzt noch zu einem Tei,l Freunde "nur" mit Hauptschulabschluss, von denen keiner dumm war, trotzdem habe ich aber auch während des ganzen studiums so gut wie keine Studienkollegen kennen gelernt, deren Eltern aus dem Arbeitermilieu kommen.

    Live moves pretty fast, if you don't stop and look around once in a while, you might miss it.

    • Offizieller Beitrag

    Liegt es vielleicht am Bundesland? Du bist ja in Bayern; dort machen doch generell weniger Leute Abi, oder?
    Mir ist jedenfalls aufgefallen, dass von meinen ehemaligen Mitrefis viele nicht aus Akademikerfamilien oder einem Elternhaus mit Abitur kommen. Ich übrigens auch nicht.


    Im Studium kamen zwar viele aus Akademikerfamilien, aber Leute, die eben aus "einfacheren" Elternhäusern kamen, waren nicht selten.

  • Nun ja, es ist halt dünnes Eis.
    Ich denke, man kann sich nur eine Schwäche "erlauben".
    Entweder bem Bildungsumfeld oder der Muttersprache oder beim Lehrer oder eine Verhaltensauffälligkeit oder eine Lernschwäche.


    - Martin

    Acht Semester mitlesen ersetzt das Lehramtsstudium. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von oh-ein-papa ()

  • Laut statistischem Bundesamt kommen nur 7% der deutschen Studenten (und da scheinen mir die FH - Studenten schon mit eingerechnet zu sein) aus einer Arbeiterfamilie. Damit sind wir in Europa Schlußlicht.

  • Du siehst das zu negativ. Wir führen sicher weltweit bei den Beamtenkindern - wie ich eines bin.



    Zitat


    [URL=http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,306425,00.html]spiegel.de: Soziale Herkunft schlägt Leistung[/URL] [Blockierte Grafik: http://www.spiegel.de/img/0,1020,229457,00.jpg



    Grüße,
    Martin

    Acht Semester mitlesen ersetzt das Lehramtsstudium. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von oh-ein-papa ()

  • Zitat

    oh-ein-papa schrieb am 12.01.2006 09:21:
    Du siehst das zu negativ. Wir führen sicher weltweit bei den Beamtenkindern


    Was aber wahrscheinlich auch daran liegt, dass wir wegen Beamtenlehrertums einen überproportionalen Anteil an Akademikern unter den Beamten haben - der hohe Studierendenanteil bei Beamtenkindern wäre so ein "Abfallprodukt" der sozial bedingten Bildungsreproduktion.


    Nele

  • Eine Schwäche kann man sich erlauben, denke ich auch manchmal, wenn ich sehe, dass Kinder aus bildungsfernen Familien mit Lernstörungen so überhaupt keine Chance haben.


    Ich habe so einige dieser Kinder erlebt, die sich mit einigem an Begabung und sehr viel Ehrgeiz recht weit vorgeschafft hatten. Wenn dann irgendwas passiert, eine längere Krankheit, pubertäre Wirren, ungeeignete Lehrer, sind sie schnell weg vom Fenster, weil dann die Unterstützung durch die Familie fehlt.


    Grüße Enja

  • Ja, wofür werden wir denn dann so mühselig und teuer ausgebildet, wenn es im wesentlichen wenige Aspekte sind, die den Erfolg eines Schülers /in ausmacht?? Handlungsorientierung, Problemorientierung: alles Kappes?? Oder was??


    Alle Mühen, die man sich mit Referendaren und Seiteneinsteigern macht dienen in erster Linie nur dem Selbsterhalt des Systems Schule. Es kann nicht sein, was nicht sein darf: Schulerfolg hängt nicht von der Methodenvielfalt oder sonstwas ab, sondern (soweit es Lehrer betrifft) nur von der integren Persönlichkeit.


    meint Forsch

  • Hallo Forsch,


    also bei uns nicht. Wir haben ein Kind, dass von einem Traum-Lehrerteam zum nächsten gereicht wird, eines, dass immer nur übel dran war und eins, wo es zumeist so lala zugeht. Der Schulerfolg ist bei allen dreien gleich. Auch unabhängig von den Methoden. Eine andere Sache ist es, wenn man fragt, was denn nun, unabhängig von den Noten rübergekommen und hängengeblieben ist. Da sehe ich durchaus Unterschiede.


    Auf der Ebene spielen die Methoden dann sicher auch ihre entscheidende Rolle.


    Grüße Enja

  • Zitat

    Forsch schrieb am 12.01.2006 18:41:
    Schulerfolg hängt nicht von der Methodenvielfalt oder sonstwas ab, sondern (soweit es Lehrer betrifft) nur von der integren Persönlichkeit.


    meint Forsch


    nee, so würde ich es nicht sehen. Ich denke, dass das Elternhaus eine wichtige Grundlage ist. Die Lehrer sind dann "obenaufgepackt". Will sagen: beides ist notwendig.
    Wenn ein Kind zuhause vermittelt bekommt: Bildung ist wichtig, dann ist "guter Unterricht" (ich nenn das jetzt einfach mal so) optimal. Wenn ein Kind gesagt bekommt: Schule geht mich (als Eltern) nichts an, ist egal was du lernt, lass mich jetzt in Ruhe ..., dann kann dieser "gute Unterricht" wenigstens den Kindern helfen, die selber lernen wollen.
    In einem bildungsnahen Elternhaus kann "schlechter Unterricht" vielleicht etwas kompensiert werden - in einem bildungsfernen haben die Kinder dann wahrscheinlich kaum noch eine Chance.


    Also nicht aufgeben, Forsch ;) !

  • Zitat

    Meiner Meinung nach hängt dieser Erfolg nur sehr bedingt von Didaktik, Methoden und sonstigen Wunderdingen der Pädagogik ab. Ich bin der Überzeugung es gibt zwei wesentliche Gründe:
    1) Bildungsnähe des Elternhauses und entsprechende Unterstützung des Kindes
    2) Identifizierung des Kindes mit einer überzeugenden Lehrerpersönlichkeit
    Nicht mehr, und nicht Weniger.


    war das jetzt ernsthaft gemeint oder mehr mit einem Zwinkern?

    wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.

Werbung