Sind wir bayerischen Lehrer wirklich so schlecht ...

  • ... dass wir jetzt unter Dauerbeobachtung stehen? Mit dem tollen neuen Beurteilungssystem, bei dem wir nicht mehr nur durch den Schulrat (nach ca.3 Besuchen) beurteilt werden, sondern auch und vor allem durch den Schulleiter, erliege ich langsam dem Verfolgungswahn. Bis Ostern will unser Schulleiter bei jeder Lehrerin 3x gewesen sein, der Schulrat taucht auch jeden zweiten Tag in der Schule auf. Langsam habe ich wirklich den Verdacht, dass man uns für so grottenschlecht und verantwortungslos hält, dass wir lückenlos überwacht werden müssen, um größere Katastrophen an den Kindern zu verhindern. Oder warum sonst muss ich bis Ostern mit bis zu 6 unangekündigten Besuchen von Schulrat und Schulleiter rechnen? 8o
    Langsam finde ich dieses Theater nicht mehr witzig...
    Was meint ihr dazu?
    Viele Grüße,
    rainwoman

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Den Schluss, den Du ziehst, kann man ziehen, muss man aber nicht.


    Die "Kontrolle" von Unterricht bzw. unangekündigte Besuche dienen der Qualitätssicherung bzw. zunächst einmal der Erhebung, ob die von der Landesregierung erwartete Qualität des Unterrichts vorhanden ist oder nicht.
    Niemand hat gesagt, dass deswegen alle bayrischen Lehrer schlecht sind (aber genauso gut kann niemand davon ausgehen, dass sie gut sind).


    Deine zugespitzte Frage spiegelt aber (nicht unbedingt bei Dir) eine Grundhaltung wieder - nämlich dass sich Lehrer ungerne beim Unterricht beobachten lassen. Man müsste sich fragen wieso. Falls der Unterricht gut ist, braucht man sich keine Sorgen zu machen, falls er das nicht ist, sollte man sich Sorgen machen und ggf. etwas daran ändern.


    Die Tatsache, dass man Lehrer (und Beamter) ist, macht einen nicht automatisch gut und schon gar nicht perfekt.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    bei uns heißt das Zauberwort gerade "Evaluation" - und im Zuge dessen darf ich mindestens noch zwei Besuche erwarten. Inzwischen habe ich mich quasi schon dran gewöhnt, dass ich auf Grund von Praktikanten, Austauschschülern en masse etc. nie wirklich unbeobachtet in der Klasse bin.
    Allerdings weiß ich nicht ganz, warum bei euch der Schulrat jeden zweiten Tag in der Schule auftaucht, ist das normal?
    Ich habe von meinem Direktor nach dem Unterrichtsbesuch einen Haufen wirklich nützliche Tipps bekommen und zehre zum Teil immer noch davon.
    Sieh es doch einfach positiv: "Wir wollen immer besser werden!"
    Lg, Hermine

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    marleneken schrieb am 19.01.2006 17:18:
    @ bolzbold


    du magst sicherlich recht haben, doch dann ist in diesem zusammenhang auch die frage erlaubt, wer denn all die anwälte, ärzte, dolmetscher... zu eben solchen zwecken besucht und "beobachtet"...
    O D E R ?


    marleneken


    Sorry, aber sind wir hier im Kindergarten frei nach dem Motto: "Wenn der das darf, darf ich das auch" bzw. "Wenn ich das tun soll, soll der das auch tun"?


    Die von Dir bezeichneten Berufsgruppen arbeiten meist in der freien Wirtschaft. Wenn sie nicht sauber arbeiten, verlieren sie Kunden, Patienten, Mandanten etc. oder werden - sofern sie Angestellte sind - gekündigt.
    Streng genommen evaluieren dort also die Kunden bzw. der Arbeitgeber die Qualität der Arbeit.


    So, und wieso soll das "unser" Arbeitgeber jetzt nicht tun dürfen?


    Gruß
    Bolzbold

  • Bei den angegebenen Berufen, sofern es sich nicht um verbeamtete Anwälte und Dolmetscher geht (und das ist sicher eine kleine Minderheit) entscheidet der Kunde. Wenn der nicht gut ist, geht keiner mehr hin. Insofern werden die dauernd evaluiert.


    Unser Kunde ist das Kultusministerium. (Das bezahlt uns jedenfalls.) Dem ist bislang aber ziemlich egal gewesen, wie gut oder schlecht Lehrer sind, solange es keine Klagen gibt.


    Edit: Deckt sich mit Bolzbold, habe gleichzeitig gepostet.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

    Einmal editiert, zuletzt von Herr Rau ()

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    marleneken schrieb am 19.01.2006 18:18:
    gratuliere zur einhelligen meinung, meine herren (?)!
    vielleicht sollte man vor dem geschrei beachten, dass es
    nach wie vor auch jede menge nicht verbeamteter lehrer gibt, die im angestelltenstatus ebenso vom land bezahlt werden,
    wie halt die erwähnten berufsgruppen auch!


    Ja, und? Auch dort ist das Land der Arbeitgeber, der das Recht hat, sich der Qualität seiner Mitarbeiter zu versichern. Soll der Status das ausschlaggebende Kriterium für die "Kontrolle" sein?


    Zitat


    desweiteren ist der anteil der verbeamteten vertreter in der jurisprudenz eben nicht verschwindend gering...


    Sofern Du Dich auf Staatsanwälte und Richter beziehst, magst Du Recht haben. Du hast aber Anwälte angeführt - und die sind meines Wissens nach überwiegend selbstständig oder angestellt.


    Zitat


    all deine weiteren "lustigen" sätze zu meiner meinung, die du offensichtlich trotz der zitierens nicht richtig gelesen hast , bolzbold, werde ich nicht kommentieren.


    Immerhin erlaube ich mir hinsichtlich Deiner Argumentationsfähigkeit KEIN Urteil...


    Gruß
    Bolzbold

  • habe mir erlaubt, meine äußerungen zu diesem thema komplett zu entfernen, nachdem mein letzter beitrag von einer MODERATORIN gelöscht wurde...


    stimmt schon, MODERATOREN müssen sich einig sein.


    in diesem sinne...
    viel spaß beim texten!


    marleneken

  • Zitat

    marleneken schrieb am 19.01.2006 19:57:
    stimmt schon, MODERATOREN müssen sich einig sein.


    das hat nichts mit einigkeit zu tun, sondern mit den nutzungsbestimmungen des forums. und die sehen beleidigungen - auch verklausulierte - gegenüber anderen nutzern (seien diese nun moderatoren oder nicht) nicht vor.


    wer damit schwierigkeiten hat, sollte vielleicht wirklich woanders texten.

  • Es scheint mir so, als ob eine vernünftige Diskussion ohne verbale Entgleisungen kaum mehr möglich ist. Schade, aber das scheint bei vielen Foren der Fall zu sein.
    Pet

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Pet ()

    • Offizieller Beitrag

    Das kommt darauf an, wie die Mehrzahl der User hier weiterhin schreibt. Die große Mehrheit ist ja für Argumente zugänglich, schreibt keine aggressiven oder beleidigenden Beiträge.


    Wollen wir uns das Forum durch Trolle kaputt machen lassen?


    Gruß leppy



    Edit: Dieser Beitrag sollte eine Antwort auf Pets Posting sein, bezog sich also allgemein auf das Forum.

  • einfach köstlich, moderatorin leppy, alle, die nicht vor den moderatoren kuschen und mit ironischen seitenhieben umgehen, werden zu "trollen".


    marleneken


    ps: nicht als pn, da das theater, das keines war, jetzt weiter öffentlich gespielt wird, obwohl ich mich eindeutig gegen eine debatte hier entschieden habe.

  • OK, Sorry! aber ich konnte es mir nicht verkneifen! Die Aufforderung war zu groß!


    ZUm Thema:


    Ich kann echt verstehen, dass es nervig ist, ich würd so nen stress auch nicht haben wollen!
    Aber ich kann es schon verstehen. Wir als Lehrer stehen so dermaßen unter Beschuss, dann beweisen wir eben das wir gut sind!


    Gute Lehrer haben nix zu befürchten. Lehrer mit Mängeln werden so quasi gezwungen ihren Unterricht zu verbessern!


    Müsst ihr denn auch entwürfe schreiben, oder kommz "nur" jemand gucken??


    LG Sunny!

    Tschacka!


    <img src="http://img113.imageshack.us/img113/6624/zwanzigklein7xb.jpg">

    Einmal editiert, zuletzt von Sunrise1408 ()

  • zurück zum thema:


    man sollte aber schon anführen, dass die situation eines "schulrates im klassenzimmer" eine besondere ist. wird bei solchen besuchen wirklich "normales" unterrichten und eine alltagstaugliche lehrbefähigkeit überprüft? ich bezweifel das und kann die erhöhte psychische anspannung meiner kollegin sehr gut verstehen.


    ein guter chef motiviert, organisiert, delegiert, weist an, etc... man kennt sich, kommuniziert miteinander, baut beziehung auf, hat mit einem menschen zu tun. das gleiche gilt für den umgang mit kunden.
    der schulrat ist doch aber eher eine fremde institution, der ich relativ ausgeliefert bin (klappt heute alles, machen meine schüler mit, hatte ich vielleicht einen schlechten tag, ...). in meinem bekanntenkreis gibt es genug nicht-lehrer, viele haben großen stress, der sich in überstunden, langer arbeit, etc. äußert - keine frage. dennoch:


    es gibt meines erachtens durchaus unterschiede zwischen ...


    lehrer &lt;&gt; schulratbesuch im unterricht
    chef (abteilungsleiter, teamleitung, ...) &lt;&gt; angestellter
    selbstständiger &lt;&gt; kunde


    ich habe nichts gegen eine begleitung, die mich durch ihre kompetenz führt! führen heißt aber mehr, als überprüfen. meine schulleitung nehme ich als eine solche führungskraft wahr, ich zolle ihr respekt, folge ihren anweisungen, fühle mich aber auch begleitet, beraten und unterstützt. loyalität spielt hierbei eine wichtige rolle! diese loyalität - die eltern manchmal übel aufstößt - ist aber entscheident für einen guten schulbetrieb. eine dienstaufsciht über eine externe schulbehörde kann da nur scheitern ... und mehr kaputt machen als positives bewirken (meine meinung)!

  • Ich frage mich immer, wie man durch hingucken rausfinden will, wie es ohne hingucken läuft...


    Mir wären objektivierbare Kriterien viel lieber. Daher bin ich nicht unzufrieden, mit meinen Leuten in Vergleichsarbeiten zu gehen.

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Ich halte es auch für einer unerquickliche Verbindung Schulaufsichtspersonal mit Evaluation und Verbesserung des Unterrichts zu beauftragen. Da fährt die Angst im Nacken mit, dass die Besuche irgendwie Eingang in die Bewertung finden.


    Das von Hermine erwähnte bayerischer Evaluationsmodell beruht aber meines Wissens darauf, dass niemand der Evaluierenden gleichzeitig in der Schulaufsicht des gleichen Bezirkes ist.


    So hätte ich nichts dagegen. Ich würde mich über mehr feedback freuen, aber nur unter den oben genannten Bedingungen.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Zitat

    Daher bin ich nicht unzufrieden, mit meinen Leuten in Vergleichsarbeiten zu gehen.


    ob vergleichsarbeiten ein sinnvolles werkzeug zur bestimmung der unterrichtsqualität ist, wage ich zu bezweifeln. der faktor mensch ist in einer klasse doch zu groß, als dass ich unterricht nur auf leistungsergebnisse reduzieren könnte. oder habe ich dich falsch verstanden?

  • Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn mein sl in meinen Unterricht kommt. Gerne auch unangekündigt. Ich stehe auch dazu, dass nicht jede meiner Stunden so perfekt ist, wie uns das im Ref abverlangt wird. Aber diese blöden schriftlichen Entwürfe müssten wirklich nicht mehr sein.
    Ich schreibe mit meinen Kollegen auch permanent Vergleichsarbeiten im Kleinen und finde das für mich und meinen Unterricht viel wichtiger.


    silja

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Das von Hermine erwähnte bayerischer Evaluationsmodell beruht aber meines Wissens darauf, dass niemand der Evaluierenden gleichzeitig in der Schulaufsicht des gleichen Bezirkes ist.


    Da hast du Recht, Timm. Teilweise besteht das Evaluationsteam noch nicht mal aus Lehrern, sondern aus Beamten anderer Bereiche (Forstwirtschaft....)
    Ist schon interessant.
    Aber ehrlich gesagt, um die Besuche reiße ich mich auch nicht unbedingt. Das liegt eindeutig an den negativen Erfahrungen aus dem Ref....
    Lg, Hermine

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