Umgang mit total verwöhnten und unselbständigen Kindern

  • Ich habe das Vergnügen, an einer Schule zu unterrichten, deren Schüler der gehobenen Mittelschicht angehören. Wer es noch nicht erlebt hat, wird mir nicht glauben, wie belastend das sein kann. Die Mamis haben den ganzen Tag Zeit, die bösen Lehrer anzurufen oder sich anderweitig in der Schule zu engagieren. Einer meiner Schüler sagte zum Thema Obdachloser" Die doofen Penner, die WOLLEN doch gar keine Wohnung, die hängen doch nur an der Flasche." (Klasse 10).Ich war sprachlos. Spiele ich einen Hörtext, kommt das obligatorische "Sollen wir uns Notizen machen?", diktiere ich eine Grammatikregel" Soll das ins Hausheft,, ins Schulheft oder ins Grammatikheft??"Gebe ich die Anweisung: Löst auf S. 14, Aufgabe 5a" kommt garantiert "Es gibt aber auch Aufgabe 5b. Sollen wir das auch machen??" Kurze Zeit später: Was sollen wir denn da machen???Ich versteh da s nicht!!" Darauf meine Antwort: "Wie wärs, wenn Ihr die Aufgabenstellung lest" Schüler: "Ach so!!!".
    Das sind nur einige Beispiele. Ist das bei Euch auch so?? Habe ich zu hohe Ansprüche??

  • ... und Federtaschen oder Schlüssel! :D


    Ich kenne das... meine treiben mit damit auch gerne mal zum Wahnsinn! Allerdings sind es bei mir die Kleineren, also 3. bis 6. Klasse! Doch inzwischen bin ich zum Ignorieren oder stummen-Blick-Zuwerfen übergegangen. Vieles lässt dann einfach nach. Hängt aber auch davon ab, wie meine Tagesform ist. Manchmal werde ich bei sowas aber auch sauer und kann es nicht mehr ignorieren, wenn sie mich vorher schon gereizt haben.


    Was Selbständigkeit angeht ist es ein harter Kampf. Auch wenn es hart klingt, aber Schülerfragen, welche Aufgaben wie zu erledigen sind, beantworte ich grundsätzlich nicht, wenn es da steht. Manchmal sitzen die Kinder sehr lange da und sind stinkig, weil ich es ihnen nicht nochmal persönlich erkläre, aber irgendwann lesen sie dochmal nach und siehe da... es geht, sie wissen plötzlich, was sie tun sollen. Man kennt ja nach einer gewissen Zeit schließlich seine Pappenheimer, die nur zu faul zum lesen und denken sind.

  • Willkommen
    Heute war Weihnachtsfeier bei mir. Das Verhalten einger Kinder gegenüber ihren Eltern ist einfach inakzeptabel. Aber die Leute sind einfach unfähig. Meine Mutter hätte mir...
    Wenn man mal was Härteres sagt, dann sofort Tränen und ach wie schlimm.
    Armes Deutschland, wo soll das noch hinführen.
    Pet

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Ich hatte im letzten Jahr das Vergnügen, an einer Privatschule zu unterrichten.
    Da gibt es Eltern, denen ist alles egal, frei nach dem Motto: "Ich zahle hier viel Geld, machen Sie mal!", andere sind wegen jedem Schei* in die Schule gekommen und haben gemeckert, die ganz gemeine Fraktion rennt gleich zu Cheffe .
    Die Kinder können einem teilweise nur leid tun, denn sie bekommen nie einen Bezug zur Wirklichkeit da draußen. Solche Dinge wie das Beispiel mit dem Obdachlosen kenne ich auch. Oder dass sie bis vor die Schultür gefahren werden und bei Klassenfahrten allein vollkommen orientierungslos sind.


    Die Faulheit bezüglich der Aufgabenstellungen würde ich allerdings auf alle Schüler als zutreffend empfinden. Fragen wie "Sollen wir die Überschrift auch abschreiben?" kommentiere ich mit "Nein, die steht zum Spaß an der Tafel", "Sollen wir 5b auch machen?" mit "Ja, weil du so nett gefragt hast".
    Mach das ein paar mal, die fragen ganz schnell nicht mehr. Bei schriftlichen Tests wird ja auch nichts mehr kommentiert - es steht alles eindeutig da. Ich greife da knallhart durch, auch bei der Form. Rand ziehen, Überschrift unterstreichen, geschrieben wird nur mit blauer oder schwarzer Tinte. Konsequent einfordern und bewerten.
    Ich denke nicht, dass deine Ansprüche zu hoch sind. Die Kinder von heute sind's nur einfach leider gewöhnt, dass ihnen alles vorgekaut vorgesetzt wird.

  • Hallo Nicola, ich stand regelmäßig in den 5. Klassen vor dem Problem, die noch sehr verunsichert waren und eigentlich ja nur den Erwartungen entsprechen wollen, die ihre Eltern und neuen Lehrer in sie gesetzt hatten. Ich habe das Problem versucht zu beseitigen, indem ich nicht selbst meine Aufgabenstellungen wiederholt habe, sondern die Schüler das habe machen lassen. Zum einen hat das den Vorteil, dass man nachprüfen kann, ob die Aufgabenstellungen klar war, zum anderen zwingt dies die Schüler zum aktiven Zuhören und genauen wiederholen. Als sie dann gemerkt haben, dass ihre Mitschüler nur noch genau das noch einmal wiedergekäut hatten, was ich schon gesagt hatte, legte sich diese ständige Nachfragen langsam.
    Geholfen hat auch, nicht zu wiederholen, sondern zurückzufragen, wie normalerweise z.B. mit dem Abschreiben von Überschriften verfahren wird. Nach einer Zeit merken sich die Schüler solche Rituale. Meine Erfahrung ist, dass jeder Lehrer andere Ticks und Marotten hat und die Schüler sich darauf einzustellen versuchen. In den wenigsten Fällen handelte es sich um Provokation und wenn, dann merkt man das sehr schnell und braucht ja darauf nicht zu reagieren. Also: Schüler Aufgabenstellungen wiederholen lassen, zurückfragen, selbst erschließen lassen, Fragen, was den Schüler sinnvoll erscheint, dann gewinnen sie langsam eine Sicherheit, sich auf sich selbst zu verlassen. Das dauert halt eine Weile und manche Sicherheitsfanatiker wird man nicht mundtot bekommen. Viele Grüße!

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