Eignungstest vor Berufsantritt (vor dem Studium - oder wie oder was...)

  • Mal wieder...
    mit schöner Regelmäßigkeit, kommt der Vorschlag, dass vor der Ergreifung des Berufes abtestet wird, ob "mensch" den hohen Anforderungen, die der Lehrerberuf stellt, gewachsen ist. Ich bin schon ganz gespannt darauf, wie dieser Test mal aussehen wird und welche Berufsgruppen noch gecheckt werden...

    Zitat

    ...So ist nach wie vor davon auszugehen, dass etwa 60 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer zu Risikogruppen gehören, die aufgrund ihrer beruflichen Lage tendenziell zu Resignation und Verzweiflung neigen, wahlweise überengagiert und gänzlich demotiviert reagieren und kaum noch in der Lage sind, ein positives Verhältnis zu ihrer Beschäftigung zu entwickeln...

    Hmmm...

    Zitat

    ...Unsere Untersuchungsergebnisse lassen erkennen, dass bei einem nicht geringen Teil der Lehramtsstudierenden problematische Eignungsvoraussetzungen vorliegen (z. B. Einschränkungen in der Widerstandskraft, Defizite in der sozial-kommunikativen Kompetenz und Beeinträchtigung des Selbstvertrauens). ...

    Und das will man durch einen Test herausfinden.


    Der insgesamt doch sehr ausgewogene Artikel steht hier: Eignungstests für Lehrer. Was von der Diskussion bei der Masse der Leute hängenbleiben wird, ist allerdings jetzt schon klar, so hörte ich es jedenfalls gestern in den Nachrichten: "Zwei Drittel der Lehrer sind tendenziell unfähig..., und die Quote gilt es durch Eignungstests zu drücken." Auch eine Art Image-Kampagne.


    Schönes neues Jahr,
    Peter

  • die brauchen alle einen nlp-kurs auf kultus-kosten. dann werden die 60 % neu programmiert und dann gehts los.

    Suum cuique!


    Um Vorwürfen vorzubeugen,
    gilt bei allen meinen Beiträgen mitzudenken:
    BSE:
    (BETROFFENHEIT SORGE ERSCHÜTTERUNG)

  • Zitat

    pepe schrieb am 30.12.2006 17:33:


    Was von der Diskussion bei der Masse der Leute hängenbleiben wird, ist allerdings jetzt schon klar, so hörte ich es jedenfalls gestern in den Nachrichten: "Zwei Drittel der Lehrer sind tendenziell unfähig..., und die Quote gilt es durch Eignungstests zu drücken." Auch eine Art Image-Kampagne.


    Schönes neues Jahr,
    Peter


    Genau so sehe ich es auch: ein Kampagne auf Kosten der Lehrer. Wer mit den (sich objektiv verschlechternden) Bedingungen an der Schule nicht zurechtkommt, ist selber Schuld, da ungeeignet. Die Dienstherren (Bundesländer) sind dann fein raus.


    Man sieht auch in den Medien, wie aus "ungeeigneten Lehramtsstudenten" sehr schnell "ungeeignete Lehrer" werden. Das es vom Lehramtsstudenten zum Lehrer noch ein weiter Weg ist (viele Lehramtsstudenten werden eben keine Lehrer und wer es wird, hat immerhin das Referendariat hinter sicht, was als Auswahlprüfung hinreichend sein dürfte) wird geflissentlich übergangen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Jeder Lehrerstudent steht spätestens im Referendariat vor der Frage, ob er für den Beruf „Lehrer“ geeignet ist.
    Ich habe mich als Studentin und als Lehrerin zeitlebens gefragt, gefragt, ob ich als Schullehrerin mit meinen pädagogischen Intentionen in öffentlichen Schulen nicht etwa fehl am Platze bin.
    Jede Schule fragt sich, ob der/die Neue ins Kollegium passt!
    Die Schüler fragen sich: Werden wir eine nette LehrerIn kriegen?
    Die Eltern fragen sich: Wird sie/er unsere Kinder zuverlässig unterrichten?
    Die Schulbehörde sagt: Ein Lehrer muss .... dies und das können ... so und so sein ....



    Und in diesem breiten Spektrum sollen Eignungstests Klarheit bringen? Da wird mit diversen unkalkulierbaren Variablen gearbeitet, die außerdem nicht nur von der Person des Lehrers abhängen. Unkalkulierbar ist bspw. die Belastbarkeit eines Lehrers. Schon ein kleiner Unfall kann hier vieles verändern. Und schließlich wird so getan, als könne der Lehrer bestimmen, welchen Belastungen er sich aussetze. Die Organisation Schule selbst mit ihren vielen Ungereimtheiten und Widersprüchen können die anfangs weit gespannten Flügel erlahmen lassen und eventuell gar brechen.

    Die Inaussichtstellung von Eignungstests – sofern sie die nützliche Aufgabe der eigenen Selbstbefragung überschreiten -, trägt in völlig unzutreffender Weise dazu bei, dass Lehrer öffentlich schon wieder als Urheber jedes bildungspolitischen Dilemmas angeprangert werden. Ich höre schon Kollegen/Eltern/Schüler/Schulräte/Schulleiter , die meinen Unterrichtsstil kritisieren sagen: „Sie sollen ja auch beim Eignungstest schlecht abgeschnitten haben!“


    Die Kultusminister wollen ausschließen: „Einschränkungen der Widerstandskraft, Defizite in sozialen und kommunikativen Kompetenzen und ein nur mäßig ausgeprägtes Selbstbewusstsein“. Offensichtlich Leute die dem Motto „Nur der Stärkste und Tüchtigste bringt uns voran!“ entsprechen. (Darwin lässt grüßen!]


    Lehrer sollen aber Menschen sein, die in der Lage sind alle zu fördern! Schon an dieser Stelle, wo mit zweierlei Maß gemessen wird, zeigt sich doch, welcher Nonsens hier wieder regiert! Statt umfassend und gründlich nachzudenken, haben sich die Macher „aktiv“ (Lobenswert: Die tun ja was!) ins Zeug gelegt und erklären allen, die es hören wollen: Wir haben das Rädchen entdeckt, an dem wir drehen müssen, damit sich alles zum Guten wendet!


    Völlig unreflektierte Wunschvorstellungen finden hier unbedacht Anwendung: Je effektiver die Lehrerpersönlichkeit den vorgegebenen Richtlinien und Bildungsplänen angepasst ist, desto besser die Schule.


    Wie wärs dann mit Computern statt Lehrern? Computer haben bei entsprechender Wartung eine verlässliche Widerstandskraft, haben keine sozialen und kommunikativen Defizite, weil sie immer das können, was man ihnen draufspielt, und ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein: Mein Computer hat mich noch nie mit irgendwelchen Selbstzweifeln behelligt!


    Dass Bildung im Rahmen einer lebendigen und nicht-berechenbaren Schüler-Lehrer-Beziehung stattfindet, der möglichst viel Freiraum, Kreativität und Eigenverantwortlichkeit zum Erlernen eines angemessenen Verhaltens im Umgang mit Lerngegenständen ermöglichen sollte – wird ausgeblendet!


    Monika

    Die Disziplin des Lernens unterscheidet sich von der Disziplin der Schule.

  • Das ist ein weiterer Auswuchs der um sich greifenden Evaluationitis.


    Vermutlich läuft das Ganze dann so ab wie die neu eingeführten Mediziner-Tests:


    Man/Frau konnte sich für die neuen Zulassungstests fürs Medizinerstudium zwischen 15.12. und 15.1. online bewerben und muss sofort 50¤ Prüfungsgebühr berappen.
    Die Tests finden dann im Mai in irgendwelchen Turnhallen irgendwo in Ba-Wü statt.


    Es wird behauptet, dass man seine Zusassungschancen mit dem Test nur verbessern und nicht verschlechtern könne - der Test an sich ist nicht Pflicht.
    Auf den Berechnungsmodus bin ich gespannt .... Klar ist nur, dass der Modus finanziell klar geregelt ist: bei Nichtantritt zur Prüfung gibt's auch nix zurück ...

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Hallo an alle,


    im Rahmen meines Examens beschäftige ich mich auch mit der o. g. Frage und sammele gerade Argumente dagegen und dafür.
    Falls noch jemandem ein paar Aspekte für/ gegen einen solchen Test einfallen, wäre ich sehr dankbar :)
    Ganz generelle Äußerungen zu der Frage, ob eurer Ansicht nach jeder Lehrer werden "darf", würden mich auch interessieren.
    Vielleicht hat ja jemand Lust etwas dazu zu schreiben...


    Vielen Dank im Voraus,


    Mona

  • Ich glaube man sollte auch diese Fähigkeiten vorher mal testen:
    - Seelentröster ???
    - Permanentzuhörer ???
    - Winterjackenaufbekommer ???
    - Nasenblutstiller ???
    - Pflasterrichtigaufkleber ????
    - Kevinismusnichtanwender ???
    - Bauchwehwegbekommer ???
    - Knotenausdenschnürsenkelmacher ???
    - Ersatzklamottenumzieher ???
    - Nichtssehenundtrotzdemallesmitbekommer ???
    .... :D

  • Das ist schlicht und einfach eine Frage von Angebot und Nachfrage.


    Wenn der Markt mit Interessenten für das Lehramtsstudium und den Lehrerberuf gesättigt ist, kann man sich den Luxus leisten, unter den Bewerbern zu sieben.
    Wenn der Markt absehbar unterversorgt ist, kann man sich keine Bewerber aussuchen ("Beggars can't be choosers.") Zweiteres ist momentan der Fall, besonders in einigen Rara-Fächern, z.B. Latein.


    Das sind die einzigen relevanten Parameter - wie in den Kultusministerien auch sehr wohl bekannt ist. Über idealistische oder ideologische Prinzipien braucht man nicht weiter diskutieren und auch keine Seminararbeiten schreiben.


    Nele

  • Das denke ich auch.
    Wenn Lehrer gebraucht werden, darf gerne jeder Lehrer werden, der sein Abi geschafft hat.
    Wenn Lehrer nicht gebraucht werden - dann bitte nur die Elite!


    Hab gestern in der Zeitung gelesen, dass in Nds. auch mal wieder am Studiengnag gefeilt werden soll - "Pflichtpraktika" (als ob's die nicht schon gäbe) und "Eignungstests" fielen darin als Stichwörter auch. Wird auch langsam mal wieder Zeit, der Markt ist in den meisten Fächern mal wieder gesättigt (und mit den "richtigen" Fächern wird man ohnehin "bestehen").

  • Zitat

    Original von _Malina_
    (und mit den "richtigen" Fächern wird man ohnehin "bestehen").


    Nicht so in meiner Stadt. Da geht gerade durch die lokale Presse, dass fünf von sechs Mathematikreferendaren durchgefallen sind. Nun gibt es Kritik am Studienseminar (Druck, Mobbing, etc.).

  • Ui würd mich ja mal interessieren, welche Stadt das ist (wobei ich das schon krass finde, dass es öffentlich in der Presse steht!).
    Weiß von einem Seminar, dass 1/4 der Anwärter nicht bestanden hat und eine 4 als Vornote automatisch zum Durchfallen geführt hat (wobei man sich dann fragt, warum nicht wenigstens einige dieser Anwärter mit 5 vorbenotet waren, wenn sie alle SO schlecht sind, dass keiner bestehen kann).

  • Hallo Zusammen!


    Dass wir Lehrer vor immer schwierigeren, lernresistenteren, respektloseren und konzentrationsgestörten Kindern in immer größeren Klassen bestehen müssen wird auf diese Weise auf einfache Weise ausgeklammert. Ein "ungeeigneter" Lehrer konnte vor 30 Jahren noch ganz gut klar kommen. Ich bin gespannt was diesen "Bildungspolitikern" noch alles einfällt um nichts für die Bildung auszugeben.

  • Die Frage ist in diesem Zusammenhang für mich vor allem:
    Was muß die Lehrerausbildung leisten?


    Wenn ich bis auch die Fachinhalte schon alles können muß, wozu dann eine Lehrerausbildung? Dann täts ja ein ganz normales Fachstudium auch...

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Ja, warum denn nicht. Machen wir Eignungstests für Kindergartenkinder, ob sie für die Allgemeinbildung (Schule) geeignet sind! Schade, ist schon vorgeschrieben, dass sie dort hingehen müssen! Dann müsste eigentlich Eignungstest für das Gymnasium kommen. Wird aber nur auf die Noten bezogen. Ob der Schüler für diese "hohe" Aufgabe geignet ist, kommt meistens erst mit dem Bewußtsein und Eigenerkenntnis der Schüler so ca. 7.-8.Klasse zum Vorschein. Für Realschüler ist der Qualitätsunterschied dann oft eine Hürde, im Gym. mitzukommen. Ungeeignete Gymnasiasten haben es zurück in der Realschule wieder schwer z.B. im wichtigen Fach Technik 1-2 Jahre nachzuholen. Die Aufnahmeprüfungen an HS bzw. Unis sind schon gute Tests der Leistungsbefähigung und wer will schon einen Beruf ergreifen, den er nicht liebt oder starkes Interesse hat?
    Aber jetzt kommt der Hammer! Professuren werden ausgereicht an verdienstvolle Akademiker, ob sie nun in der Lage oder befähigt sind oder nicht, Lehrer so auszubilden, dass sie auch bestehen können! Dort müssten Eignungstests ansetzen. Meist haben sie nur auf einem speziellen Gebiet ihren Professor. In den Unis müssen sie aber einen größeren Horizont bedienen. Meistens sind sie dazu aber nicht in der Lage, was wir an dem herunterauditieren ihrer Vorlesungen ja bestimmt in der einen oder anderen Art alle kennen. Will damit aber sagen, dass es auch Vorlesungen gab, bei denen ich etwas schlauer herausgehen konnte.

Werbung