Schaffung eines positiven Klassenklimas

  • Hallo Biene Maja,


    hilfreich zur Schaffung eines positiven Klassenklimas finde ich alle Formen des Miteinander-Arbeitens und Miteinander-Erlebens. Also z.B. außerschulische Lernorte, Ausflüge, Spaziergänge als Erlebnisse, und viele Gruppenarbeiten und gezieltes Teamwork unterschiedlicher Schülerpersönlichkeiten als Arbeitsformen.


    Von Klippert gibt es "Teamentwicklung im Klassenraum", da stehen einige gute Ideen drin. Vor kurzem hatte ich außerdem eine FoBi zum Thema, dort gab es Tipps, wie man Gruppen in einer Art und Weise würfeln kann, dass es durchdacht ist und trotzdem Raum für den Zufall bleibt.


    Beispiel: Man schreibt alle Schülernamen auf vier unterschiedlich große runde Scheiben, die in der Mitte geklammert werden, so dass man sie gegeneinander drehen kann. Die Namen, die untereinander stehen, bilden jeweils eine Vierergruppe. Eine Eingriffsmöglichkeit hat man dadurch, dass Kinder, die gemeinsam auf der gleichen Scheibe stehen, auf keinen Fall gemeinsam in einer Gruppe landen. So kann man z.B. am Anfang verhindern, dass zu sehr verfeindete Kinder direkt in einer Gruppe landen, oder kann der Cliquenwirtschaft entgegen wirken.


    LG
    Eva

    Nemo: "Ich habe aber eine kaputte Flosse!"
    Kahn: "Ich auch. Das hat mich niemals von irgendetwas abgehalten."

  • Vielen Dank Eva. Die Idee mit der Gruppenbildung finde ich klasse!
    Danke auch für den Literaturtipp, den würde ich mir glaube ich wirklich gerne mal zu Gemüte führen.
    Hätte ich bloß schon eher nachgefragt, das Thema hier war nämlich genau mein Prüfungsthema heute :) (Förderung der Sozialkompetenz). Aber auch so konnte ich schon einiges verwenden :) .


    Was für das Klassenklima auch ganz hilfreich sein wird (so hoffe ich), ist meine geplante Reihe in Deutsch/Lesen. Da geht es um Texte zur Akzeptanz anderer/Andersartiger und um Konfliktstrategien etc. Allerdings hilft das höchstens indirekt für das konkret angesprochene Problem.


    Über noch mehr Beiträge zum Thema würde ich mich natürlich sehr freuen!! :D

  • Zitat

    "es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten"


    Guten Morgen


    Im Sachunterricht, 2. Klasse, handhabte ich auch das Prinzip der "es-gibt-keine-dummen-Fragen-nur-dumme-Antworten", das von den Schülern auch in gewisser Weise geschätzt wurde. Fragen, die den Unterrichtsinhalt betrafen, liess ich die Schüler erst einmal von anderen Schülern beantworten. Irgendwann sagte ein Schüler, er möchte nicht antworten. Im Gespräch nach dem Unterricht stellte sich heraus, dass es genau aufgrund dieses o.g. Spruchs (dumme Fragen vs. dumme Antworten) war. Seitdem habe ich den Spruch nicht mehr genutzt.


    Ist vielleicht nur eine winzige sprachliche Fisseligkeit, die aber für diesen Schüler unterrichtsbedeutsam war.


    LG, das_kaddl.

  • Ich möchte den Thread noch mal hochholen.
    Ich suche gemeinschaftfördernde Maßnahmen für meine 5. Klasse. Sie fühlen sich nicht als ein Bund, sondern jeder will seine Witze durchkriegen und tut das, was ihm gerade in den Sinn kommt. Bei Fragen geht es auch sofort zum Lehrer. Ich dämme dies ein, indem ich an die Klassenkameraden verweise und erst helfe, wenn die Klassenkamerade nicht helfen können.
    Unser Klassenausflug - Schlittschuhlaufen - war hingegen sehr harmonisch, sodass ich überlege, ob ich nicht noch mal einen Ausflug vorschlage.
    Da es aber Eltern gibt, die fürchten, dass dann ja noch mehr Unterricht ausfällt (es wird zwar immer qualifiziert oder mit Arbeitsaufträgen vertreten, wenn jemand ausfällt, aber egal), müsste das also in der Freizeit stattfinden.


    Ich suche nun nach Spielen o.ä., die man in einer Schulstunde regelmäßig durchführen kann. Die Vorschläge aus den einschlägigen Büchern, das Sprechen über Vertrauen, Verantwortung u.ä. habe ich "durch", das bewegt nicht viel.

  • Hallo Aktenklammer,
    ich weiß nicht, ob es zu deiner Situation passt, aber in meiner fünf ist es toll gelaufen.
    Ich habe jedem Schüler eine Karte mit seinem Namen und was er eben so wollte, gestalten lasssen.
    Dann habe ich mit ihnen über "Aufbauer" (Positive Sachen, die man zu jemandem sagen kann) und "Fertigmacher" (das Gegenteil von Aufbauern) gesprochen. Dabei kam erwartungsgemäß heraus, dass "Aufbauer" selten, "Fertigmacher" dagegen oft benutzt werden.
    Sie hatten dann die Aufgabe sich die Karten der Mitschüler zu nehmen und auf die Rückseite "Aufbauer" für diesen Schüler zu schreiben. Die Schüler waren begeistert bei der Sache, ich musste es allerdings auch so lenken, dass auf alle Karten mehrmals geschrieben wurde. Auch Schüler, die in der Klasse nicht so beliebt sind, hatten dananch einige Sachen auf ihrer Karte stehen ("Du bist witzig", "Du kannst gut ..., etc.)


    Zumindest hatte nach dieser Stunde jeder das Gefühl in der Klasse akzeptiert und gemocht zu werden.

  • Das habe ich auch schonmal zu Weihnachten gemacht. Da sollte jeder Schüler für jeden etwas positives aufschreiben. Ich habe das dann aber selbst auf solche Karten bzw. Ukunden zusammengetragen, um doppeltes zu vermeiden und v.a. auch zu vermeiden, dass Dinge aufgeschrieben werden, die eben doch nicht so positiv sind.


    Allerdings muss ich sagen, dass es zwar für einen kurzen Moment gut ankam, sich aber an der sehr schwierigen Klassensituation nichts weiter geändert hat.


    Trotzdem haben es einige Schüler immer noch in ihrer Zeugnismappe oder sonstwo aufgehoben.

  • Zitat

    alias schrieb am 02.02.2007 18:47:
    Links zu Materialien und Projekten/ Modellen zum sozialen Lernen:...


    Alles gut und schön.
    Wikipedia: "In der Wissenschaftstheorie bezeichnet der Begriff (Anm.: Modell) eine theoretische Annahme ...
    Wikipedia: "Als Projekt wird umgangssprachlich ein besonderes Vorhaben bezeichnet, das Entwurfscharakter hat."


    An den jüngsten Beiträgen sieht man mal wieder, dass bewährte Praxis, wie schon auf den ersten beiden Seiten dieses threads vorgeschlagen, doch besser ist als das Festhalten an Entwürfen oder Theorie.


    Wir haben seit 14 Tagen wieder einen neuen Hauptschulkurs begonnen und meine Ehefrau und ich unterrichten im Kurs 18 Wochenstunden nebenbei.
    Das konsequente Fordern absoluter Höflichkeit der Schüler untereinander als auch der nötigen Ruhe im Unterricht hat sich wieder einmal als nützlich erwiesen. Erst jetzt können wir solche schönen, die Gemeinschaft fördernden, Ereignisse stattfinden lassen (Eislauf, Ausflug, gemeinsames praktisches Arbeiten in sozialen Einrichtungen, gemeinsames Frühstück usw.) - nicht eher.


    Remus Lupin schrieb hier schon einmal dazu:

    Zitat

    "Ich sehe kein Problem mit den Hinweisen von row-k. Vielleicht sind sie für die betroffene Altersstufe ungeeignet, mag sein. Aber was bei seinen Hauptschülern funktioniert, funktioniert bei meinen Gymnasiasten ganz ähnlich."


    Meine Frau hat gerade eine 6. Klasse und dort geht es auch. Vor einem halben Jahr war das eine fünfte Klasse. Darum sollte es auch in anderen fünften Klassen funktionieren: Mit Konsequenz fördern und fordern.


    EDIT: Tippfehler. Nun allen eine gute Nacht!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ak,
    ich hatte vor Urzeiten mal sowas ähnliches gefragt, ich glaube, nach Spielen mit gemeinschaftsförderndem Charakter. Jedenfalls gab es hier schon Threads dazu, die ich aber nicht sofort gefunden habe.Irgendwie muss der Klasse klar werden, dass sie als Einzelgänger keinen Schritt weiter kommen, sondern nur in der Klassengemeinschaft etwas erreichen können.
    Das konsequente Einfordern von Höflichkeit funktioniert nur dann, wenn die Kinder vom Elternhaus einen gewissen "Grundstock" mitbekommen haben und die Notwendigkeit einsehen oder man bei Nichtbefolgen ständig sanktioniert. Geht, ist aber für alle superanstrengend und kann so evtl. auf die Stimmung im Klassenzimmer niederschlagen.
    Kennst du Klassenklimakonferenzen? Das wird bei uns von ausgebildeten Lehrkräften und Streitschlichtern organisiert, die Grundzüge kann man sich aber ganz einfach abschauen:
    Erstmal wird die Klasse gefragt, ob sie auch glaubt, dass man noch etwas verbessern könnte und ihnen erzählt, dass die Klassenklimakonferenz ein gutes Mittel dazu sei, ob sie damit einverstanden seien, sowas mal auszuprobieren. Meist zeigen sich die Kinder da ganz aufgeschlossen.
    In der Klassenklimakonferenz selbst sitzen alle im Kreis und durch die Mitte wird eine Linie gezogen. Links der Linie ist positiv, rechts ist negativ. Die Schüler sollen sich dahin stellen, wo sie glauben, dass sie in echt in der Klasse stehen. Dann dürfen sie von den Mitschülern verrückt werden, immer mit Begründung.
    Anschließend bekommt jeder vom anderen einen Zettel, auch mit Begründung: Rot =negativ, grün=positiv (z.B. "Ich gebe dir Rot, weil du mich im Bus immer wegdrängelst" oder "Ich gebe dir Grün, weil du mich in der Pause mitspielen lässt.") Ist so wie die "Aufbauer" vom Schulgespenst.
    Anschließend bekommen die Schüler Zettel, auf die sie Lösungsvorschläge für die Situation in der Klasse schreiben können und die Zettel werden zusammen durchgegangen. Die gemeinschaftlich für gut befundenen Lösungen werden in einem Vertrag festgehalten und von allen unterschrieben.
    Die Klassenklimakonferenz ist nicht nur für sehr schwierige Klassen, sondern auch für Klassen, in den es halt etwas "ruckelt". Ein schöner Abschluss ist, wenn jeder auf einen Zettel noch seinen Namen schreibt, den an seinen Nachbarn weitergibt und der muss ihm etwas wirklich Nettes daraufschreiben. So hat am Ende der Stunde jeder von seinen Klassenkameraden ein Kompliment bekommen.
    In abgewandelter Form werden solche Methoden übrigens reihenweise in Personalsitzungen von großen Firmen verwendet. ;)
    Achja, noch zwei Spiele, eins einfach, eins wirklich schwer:
    "Eisberg": Dazu braucht man nur jede Menge Zeitungen und eine große freie Fläche im Klassenzimmer. Alle Schüler stehen in einer Reihe an der hinteren Wand auf einem Zeitungsblatt. Sie dürfen sich nach Absprache nur alle zugleich bewegen. Nach jeder Bewegung nimmt die Lehrerin ein Stückchen von jedem Papier weg. Wenn alle Schüler gleichzeitig und noch auf dem Papier vorne angekommen sind, hat die Klasse gewonnen.
    Variante zwei: Die Klasse wird in ca. zwei oder drei möglichst heterogene Gruppen aufgeteilt. Diese müssen sich in einer Reihe nebeneinander aufstellen und die Hände so nach vorne strecken, dass die beiden Zeigefinger aneinanderliegen.
    Darauf legt man einen Maßstab oder ähnliches. Ziel des Spieles ist es, dass der Maßstab nicht herunterfällt und ihn die Gruppe in Gemeinschaftsarbeit vorsichtig bis auf den Boden bringen kann. Das macht Spaß, ist aber unglaublich schwer.
    Um so stolzer sind die Kinder, wenn sie es geschafft haben.
    Liebe Grüße
    Hermine
    Edit: Tippfehler

  • Huhu Aktenklammer!


    Ich habe selber schon einige Male sogenannte "Schulstarterwochen" geleitet, die für 5. Klassen konzipiert sind um die Klassengemeinschaft zu stärken und soziales Lernen zu fördern. Das ganze fand auf einem Schloss statt, und dauerte drei oder sechs Tage - je nachdem, wie intensiv es gewünscht war. Das Ganze hat schon Ähnlichkeit mit einer Klassenfahrt, aber den Schülern wurde vorher schon klar gemacht, dass auch ein bißchen inhaltlich gearbeitet werden muss. Aber natürlich ganz anders als in der Schule...


    Ein ganz wichtiger Punkt bei diesen Schulstarterwochen waren immer kooperative Spiele. Die haben wr in ganz unterschiedlichen Ausführungen mit den Kindern gemacht und die sind auch gut angekommen, denn dabei merken sie, dass sie nur mit Hilfe der Klassenkameraden zum Ziel kommen und es niemand alleine schaffen kann die Aufgabe zu lösen. Das reicht von Partnerübungen bis hin zu Übungen an denen wirklich jede(r) mitziehen muss um das Ziel der Klasse zu erreichen.
    Wir Teamer hatten sogar extra ein Fortbildungsseminar dafür und haben alle Spiele dabei selbst ausprobiert.


    Das Feedback der lehrer war eigentlich immer Positiv, denn bei fast allen Klassen hat sich dieser Aufenthalt sehr positiv auf das Klassenklima ausgewirkt. Natürlich liegt das zum Teil einfach auch an der Klassenfahrt an sich, die ja für die Kinder immer eine Möglichkeit ist, sich besser kennenzulernen.


    Wahrscheinlich kommt eine solch aufwändige Klassenfahrt bei Dir ja nicht in Frage, aber es gibt auch Leute, die mit solchen Programmen für ein oder zwei Tage in die Schule kommen. Ich muss mal nachschauen, wer damals dieses Fortbildungsseminar mit uns gemacht hat. Die gehen glaube ich auch mit einem abgewandelten Programm an Schulen. Vielleicht wäre das ja eine Option!?


    Spontan fällt mir auch noch ein Besuch in einem Klettergarten als Tagesausflug ein, den Du ja sowieso schon überlegt hattest. Das hat meine Schwester in der Realschule mit ihrer Klasse (als Schülerin) gemacht. Da müssen die Schüler auch zusammenarbeiten und Vertrauen ineinander entwickeln um den Pacours zu meistern. Bei mir in der Nähe gibt es einen solchen Klettergarten. Ich weiß gerade nicht, aus welcher Ecke in NRW Du kommst...

  • Zitat

    Hermine schrieb am 03.02.2007 08:06:
    ...Das konsequente Einfordern von Höflichkeit funktioniert nur dann, wenn die Kinder vom Elternhaus einen gewissen "Grundstock" mitbekommen haben und die Notwendigkeit einsehen oder man bei Nichtbefolgen ständig sanktioniert. Geht, ist aber für alle superanstrengend und kann so evtl. auf die Stimmung im Klassenzimmer niederschlagen. ...


    Die Kinder unserer Lehrgänge haben überhaupt nichts von ihren Eltern mitbekommen und wenn doch, dann einen schlechten "Grundstock".


    "Superanstrengend" ist es nicht, sondern nur etwas anstrengend in den ersten paar Tagen und das auch nur, wenn man selbst nicht konsequent genug ist.


    Die Stimmung im Klassenzimmer ist ausgezeichnet, denn die Schwachen fühlen sich beschützt, die jungen Damen fühlen sich als solche, die Rauhbeine entpuppen sich als Kavaliere usw.
    Insofern schlägt sich das konsequente Einfordern von Höflichkeit - Höflichkeit als Basis der Gemeinschaft - nieder.


    Alle anderen schönen Ereignisse, wie Spiele usw. funktionieren sehr gut, schweißen aber die Klasse nur wirklich zusammen, wenn die Basis stimmt.

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