Lehrerausbildung in der Diskussion

  • Professor Schönweiss von der Uni Münster, mit dem ich gelegentlich Mailkontakt habe, hat mich aufgefordert, in meinem Forum eine Diskussion zum Thema Lehrerausbildung anzustoßen. Ich habe mit Stefan abgesprochen, dass ich hier einen Aufruf starten darf.


    Da viele User hier noch direkt mit Ausbildung befasst sind, sei es an der Uni oder im Seminar, hoffe ich auf eine rege Beteiligung.


    Anliegen des Professors ist es, Uni, Seminar und Schule enger miteinander zu verzahnen.


    Also ran an die Tasten!
    Heidi


    http://grundschultreff.de/foru…3955&boardid=47&styleid=1

  • Hallo,
    eigentlich müsste man für jedes Lehramt und Fächerkombination mal eine Umfrage zur Lehrerausbildung machen. Die Ausbildungsmodalitäten sind ja schon innerhalb eines Bundeslandes so unterschiedlich das man keine pauschalen Aussagen machen kann. Prinzipiell finde ich meine Ausbildung an der Uni eher mangelhaft.


    In meiner Studienordnng steht als Ziel geschrieben, dass ich zum selbstständigen Unterrichten befähigt werden soll.
    Für meine Ausbildung in den Grundschuldidaktiken Deutsch, Mathe und Englisch kann ich das auch bestätigen. Da uns wirkliche Fachkräfte für Ethik und Sachunterricht fehlen, gibts dort eben nur so etwas wie Pflichtveranstaltungen, die wenig ertragreich sind. Die Ausbildung in Psychologie und Erziehungswissenschaften ist einfach nur peinlich und ein Witz und geht an der Schulwirklichkeit vorbei.


    Ich mache grade Staatsexamen und habe mehrfach von Lehrenden gehört: "Sie lernen nur für die Klausur, dannach können sie alles Gelernte vergessen!"


    Die Studien- und Prüfungsordnungen klingen toll und sind aber nur eine Illusion. Da werden Scheine, die inhaltlich nichts mit Lehrerausbildung zu tun haben, passend umgeschrieben und damit ist die Uni ihrer Verpflichtung nachgekommen Lehrer auszubilden. Viele Lehrernde kennen die Situation und können nichts dagegen tun, weil schlichtweg finanzielle und personelle Mittel fehlen. Bei uns an der Uni werden Stellen einfach nicht neu besetzt und die Studenten haben dann so tolle 2 Tages Blockseminare, die inhaltlich absolut sinnlos sind.


    Elli

  • Ich bin schon lange der Meinung, dass die Lehrerausbildung einer dringenden Reform bedarf, denn mit der Wirklichkeit von Schule hat sie wenig zu tun. Bereits im Studium ist es unerlässlich, dass die Lehramtstudis an Schule systematisch herangeführt werden. Ähnlich wie bei den Langzeitpraktika in Schulen, mit denen man versucht Schüler/innen an Lehrstellen heranzuführen (Schüler/innen in dieser Maßnahme gehen ein halbes oder ein Jahr lang einen Tag pro Woche in einen Betrieb und "arbeiten" dort mit, an den anderen Tagen gehen sie zur Schule), sollte man für Lehramtstudenten in einem oder zwei Semestern ein ähnliches Modell einführen. Man könnte von Semester zu Semester dann die Schule/Schulform wechseln. So werden die Lehramtstudentinnen bzw. -studenten an einem Tag in der Woche, ein Semster lang in die gleiche Schule gehen und am Alltag dieser Schule mit allen Höhen und Tiefen teilnehmen. Außerdem sollte es in die Lehrerbildung verankert werden, dass Lehramtstudis zwei Lehrerbetriebspraktika in der Wirtschaft absolvieren sollten, denn später im Schulleben sollen sie sich ja auch in die Berufswahlvorbereitung ihrer Schüler/innen einbringen.


    Durch solche Maßnahmen werden Lehramtsstudis an die Schulwirklichkeit herangeführt und können besser abschätzen, was sie für diesen Beruf benötigen (Berufstransparenz).


    Es ist doch sehr verwunderlich, dass sich jetzt endlich ein Professor aufschwingt, das, was viele bereits vor über 20 Jahren gefordert haben, auch umsetzen zu wollen. Aber auch die Landesregierung in NRW hat diesen Ruf gehört und ist dabei, Lehrerausbildung entsprechend zu reformieren.
    Meine Ausführungen beziehen sich teilweise eher auf die Sek I und Sek II, das Langzeitpraktikum ist aber auch für den Grundschulbereich denkbar - vielleicht auch sehr notwendig.


    LG Lieselümpchen

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich! (Afrikanisches Sprichwort)
    :)

  • Hallo Lieselümpchen,
    um mal was Positives einzubringen:
    Bei uns gibt es ein Seminar mit Schulpraxis, wo man einmal die Woche Seminar und einen Tag Schule hat.


    Leider sind die Teilnehmerzahlen so hoch, dass man meistens auch nur 2 Stunden halten kann und den Rest bei anderen Studenten hospitiert. Aber das ist besser als nie eine Schule zu sehen.


    Allerdings ist das für die Dozenten, Studenten und die Schule eine organisatorische Meisterleistung. Es ist echt schwer einen Tag Veranstaltungsfrei zu halten bzw. muss man Glück haben, dass genau an diesem Tag Fächer dran sind, die man studiert. Wenn dann von 4 Stunden schon 2 auf Sport und Werken fallen ist das auch suboptimal. Deshalb plädiere ich für Langzeitpraktikas in den Semesterferien - aber dann müssten auch Regelungen getroffen werden, dass die Lehramtsstudenten Hausarbeiten und Exkursionen, die meistens in den Ferien abgewickelt werden nachholen können. Bis jetzt musste man das eben auch neben den Blockpraktikas ableisten oder sich wegen Uniseminaren in den Ferien freistellen lassen.


  • Elli, ich bin schon mehrmals über Deine Auslassungen über Praktikas et al. gestossen und ich hoffe wirklich, dass Du in der Realität nicht alles glaubst, was Dir irgendwelche Menschen, mit denen Du kurzzeitig während Deiner Praktika in Berührung kommst, erzählen. Natürlich lernst Du nicht alles nur für "die" Klausur, sondern bist gefordert, die Themen, auf die Du Dich im Rahmen Deiner Prüfungen spezialisieren darfst (!) so herauszusuchen, dass sowohl Wissenschaftlichkeit gegeben als auch von Dir Nutzen darin gesehen wird (und beschränke sich "Nutzen" nur auf "Interesse am Thema"). Wieso gestaltest Du Dir Deine Scheine nicht so, dass Du den Eindruck hast, mehr in die Praxis mitzunehmen? (Die Frage habe ich Dir sinngemäss übrigens schon öfter gestellt, aber eine Antwort hast Du darauf noch nicht gegeben, schade!)


    Gerade im deutschen Studiensystem des 1./2. Staatsexamens ist die Freiheit des Studierenden sehr gross. Man muss nur in der Lage sein, diese Freiheit zu erkennen und zu nutzen.


    Die Widersprüchlichkeit Deines letzten Absatzes ist grandios: gesetzt den Fall, Eure Lehrende "kennen die Situation" (welche eigentlich?) und sie bieten trotzdem Lehrveranstaltungen an, die meinetwegen auch objektiv betrachtet überflüssig, nutzlos, was weiss ich sind - warum ändern sie den Inhalt ihrer Lehrveranstaltung nicht, wenn bei Euch an der Uni sowieso die Beliebigkeit zu herrschen scheint? Immerhin herrscht an Universitäten die sog. "Freiheit von Lehre (und Forschung", sodass man seine Vorlesungen und Seminare sehr frei gestalten und somit etwas "gegen die Lage" tun kann.


    "Man müsste mal Umfragen zur Lehrerausbildung machen" - Elli, bediene mal eine Datenbank (z.B. ERIC) und füttere diese mit passenden Stichwörtern. Da kriegste ganz viele Ergebnisse, mit denen Du Dich nächtelang in Deiner Uni-Bibliothek beschäftigen kannst...


    Und tu mir den Gefallen, verbreite bitte nicht diese Ammenmärchen "Man lernt nur für die Prüfung". Jedenfalls nicht als Allgemeingültigkeit.


    Zum Artikel:
    Ich dachte eigentlich, dass die "Wetterer" gegen das BA/MA-System in Deutschland inzwischen ruhiger geworden wären? Die Kritik der Prüfungszentriertheit bestand ja auch schon zu Zeiten des Systems 1./2. Staatsex. (wird ja durch Ellis Posting wunderbar bestätigt) - dort hat man ja wirklich am Ende und in 4 bis 5 Prüfungen alles gegeben und der Rest war eher egal. Ob man nun eine Hausarbeit nach wissenschaftlichen Kriterien geschrieben hat oder nicht, egal, zum Durchkommen hat es immer irgendwie gereicht. (Dass sich so ein Vorgehen bei der Examensarbeit rächt, zeigt sich ebenfalls hier im Forum.)


    "Die" deutsche Lehrerausbildung bekomme ich nicht mehr mit, weil ich zu sehr in der Schweizer Primarlehrerausbildung stecke. Dort erlebe ich das BA/MA-System nach anfänglichen Punktefeilschereien ("Und wenn mein Abstract 12 Seiten hat statt 10, bekomme ich dann 3 Punkte, nicht nur 2? Ich brauche in Ihrem Bereich noch einen Punkt mehr.") als eher positiv: Die Studierenden beschäftigen sich intensiv und mehr als die pro Punkt errechneten Stunden mit einem Thema. Dadurch, dass eine recht grosse Themenfreiheit herrscht (die den einen erdrückt ob ihres Angebots und für den anderen gerade richtig zum "Entfalten" ist), können sie sich so vertiefen, dass es ihrer Ansicht nach "sinnvolle Beschäftigung" ist. Dafür, dass das Thema nicht gegen die Wand geht, bin ich als Dozentin eben eines Seminars/einer Vorlesung mitverantwortlich.


    Bei uns an der Hochschule, aber es liegt in der Kompetenz jedes Dozierenden, wird den Studierenden sowieso vorgeschlagen, ihre Themen auch "forschend" zu verfolgen. Dies liegt aber wahrscheinlich auch mit daran, dass es in der Schweizer Primarlehrerausbildung "praktischer" zugeht als in der deutschen: dadurch, dass das Referendariat fehlt, ist die Integration der praktischen Ausbildungsanteile in die 3 BA-Jahre notwendig. Im Prinzip sind die Studierenden 1 Tag / Woche an einer Schule, mindestens aber einen Vormittag. Das, was sie dort erleben und tun, wird in sogenannten "Reflexionsgruppen" vor- und nachbereitet, die im Tandem von einem Hochschuldozenten und einer sog. "Praxislehrkraft" (Lehrperson einer Primarschule) geleitet wird. Je nach Interesse und Neigung der Studies, aber auch werden die Reflexionsgruppen als "nutzlose Labergruppen" oder als sinnvolle Bereicherung des Studiums empfunden. In den Semesterferien sind die Studies auch schwer beschäftigt; neben Blockpraktika müssen sie einmal während des 3-jährigen Studiums einen sog. "Sprachaufenthalt" in einer der 2 anderen Sprachregion des Landes vornehmen (entweder französisch- oder italienischsprachige Schweiz).


    Interessant (für mich eine absurde, schwer gewöhnungsbedürftige Vorstellung!) ist, dass die meisten Studies, wenn sie von der PH (Pädagogischen Hochschule) sprechen, nur "Schule" sagen. Das mag daran liegen, dass sie z.T. wirklich wie Schüler behandelt werden: Einschreiblisten mit peinlichen Befragungen (je nach Neigung des Dozenten), wenn Student xy mehr als 2 x gefehlt hat, Erhalt eines vorgefertigten Stundenplans, sie bekommen Hausaufgaben (z.B. Text bearbeiten), die sie auch wirklich erledigen usw. usf.


    Semesterferien im deutschen Sinn haben die armen Studies kaum, sie sind wirklich sehr beschäftigt mit dem Anfertigen von Arbeiten, Praktika usw. und haben auch in der Woche eine höhere Arbeitsbelastung (schon durch die tägliche Präsenzzeit von ca. 9 - 16 Uhr) als ich das aus meinem Studium her (Uni Erfurt, 1997 - 2001) kenne.


    Dass ein anderes Ausbildungssystem keine besseren Lehrer formt, sieht man gut an den internationalen Vergleichsstudien; die Schweiz schneidet nicht (zumindest nicht signifikant) besser ab als Deutschland.


    Ich finde, dass im Artikel verschiedene Ebenen miteinander vermengt werden: für das "Herauskomplimentieren aus Pflichtlehrveranstaltungen" ist nicht der einzelne Professor verantwortlich. Natürlich ist er damit konfrontiert, aber die Anzahl Seminare, die Zulassung usw. usf. sind Angelegenheiten, die in den Gremien der Universität geregelt werden. Dort müssen Zulassungsbeschränkungen durchgeboxt werden, nicht im Hörsaal. Dass ein einzelner Professor "regresspflichtig" wird, halte ich für unwahrscheinlich. Wenn ein Studi gegen die Hochschule aktiv wird, dann wird er die gesamte Uni verklagen, nicht nur Professor xy. Prüfungsordnungen (der Lehramtsstudiengänge) werden meist ebenfalls in der Fakultät ausgearbeitet und mithilfe des Justiziars und dem Gang durch die entsprechenden Untergremien im Senat einer Uni abgenickt. Zu der Zeit, als die Uni Erfurt ihre Studiengänge auf BA/MA umgestellt hat, war ich im Senat als studentische Vertreterin, ausserdem noch im sog. "Ausschuss für Studium und Lehre". Wir hatten manchmal 8-stündige Ausschuss- oder Senatssitzungen, weil so viele Studien- und Prüfungsordnungen zu beanstanden waren, die aus den Fakultäten einfach mangelhaft eingereicht wurden. Prüfungsformen, -inhalte etc. legen diejenigen fest, die eine Prüfungsordnung entwerfen. Wenn man als Professor der Meinung ist, in seinem Fachbereich gäbe es "aberwitzige Prüfungsformen", dann ist es höchste Zeit, die Prüfungsordnungen zu überarbeiten.


    Mir ist klar, dass so etwas nur in den Grenzbereich professoraler Tätigkeiten fällt. Was aber ganz klar mehr und mehr in den Kompetenzbereich der Lehrenden fällt, ist die inhaltliche und methodische Ausrichtung von Lehrveranstaltungen. Es erscheint mir daher paradox, weshalb ein Professor *so* einen Artikel verfasst.


    LG, das_kaddl.


    PS: Ein "Durchschleusen" sind die BA/MA-Studiengänge übrigens nicht. Wir haben zahlreiche Studierende, die nach dem 2. Semester aussteigen müssen und anschliessend schweizweit für Lehramtsstudiengänge der gleichen Zielstufe gesperrt sind, weil sie eine Wiederholungsprüfung nicht bestehen.

  • Ich finde ja, Lehramtsstudenten sollten mal drei bis vier Monate bei einem fertigen Junglehrer einziehen, um mitzubekommen, wie sich der Lehrberuf auch am Nachmittag, am Abend und häufig auch noch in der Nacht gestaltet.


    Gut, das meine ich zwar natürlich nicht ernst, aber für mich waren (sind?) das größte Problem nicht Unterrichtvorbereitung und Unterrichtsgestaltung, sondern all die Anforderungen, die man weder aus seiner eigenen Schulzeit kennt, noch wirklich im Praktikum miterlebt. Damit meine ich Organisation und Verwaltung, Korrekturen, Konferenzen etc. Das war (ist?) für mich der größte Praxisschock.


    Ansonsten stimmt es zwar, dass man an der Uni - oder vielmehr an meiner Uni - nicht wirklich praxisbezogen in Didaktik und Pädagogik ausgebildet wurde, aber wenigstens das wird im Ref ja doch relativ effektiv nachgeholt (zumindest an meinem Seminar). Klar, das heißt nicht, dass man die Uniausbildung nicht nachhaltig verbessern könnte oder müsste, aber die üblichen Argumente sind ja schon x-Mal diskutiert worden. Eine Aufwertung der pädagogisch-didaktischen Inhalte würde sehr zu Lasten der fachlichen Inhalte gehen, die ich als SekII-Lehrer nicht missen möchte. Und was abgefahrene Seminarthemen, sowohl in Pädagogik als auch im Fachstudium, angeht, stimme Kaddl zu: Die kann ich mir ja häufig selbst aussuchen. Dann nehme ich halt nicht gerade das Hauptseminar zu frühneuhochdeutschen Bibelübersetzungen...


    Gruß,
    Eliah

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Unser Bildungswesen muss zur Zeit einen Perspektivenwechsel bewerkstelligen, der von Schulen und Lehrern nicht alleine bewältigt werden kann. Die vielgeforderte individuelle Förderung und das Heranführen heutiger Kinder an Selbstständigkeit ist nicht damit abgehakt, dass Lehrer immer wieder darauf verpflichtet werden.


    Da hat er zwar durchaus recht, der Herr Professor, aber leider kommt er im direkt darauf folgenden Absatz zu einer m.E.n. unnützen Folgerung ...

    Zitat

    Nicht umsonst sind diese auf der Suche nach neuen Konzepten, geeigneteren Materialien und Fortbildungsmöglichkeiten, um ihre Diagnose- und Förderkompetenzen auszubauen, weil sie unterschiedlichste Formen von Lernproblemen selbst erkennen und auffangen möchten. Und weil sie dafür nicht ausgebildet wurden. (...)

    Und dann fordert er, dass das schon im Studium geschehen solle.
    Das ist gar nicht der Punkt. Man muss sich in ständig verändernden Gesellschaften ohnehin selbst während des Tuns weiterbilden, immer neu, immer wieder. Das kann die Uni nicht für die nächsten 40 Berufsjahre eines Lehrers ein für alle mal tun - die Kinder in 20 Jahren werden ganz andere sein. Da musste dich halt anpassen! Das individuelle Fördern, die Zeit zum Fortbilden etc hängt jedoch an der Zeit die man hat, und diese an der Klassengröße. Hab ich weniger Schüler, hab ich Raum, mich um jeden zu kümmern und auch Zeit um mich, gemäß den mir begegnenden immer neuen Problemen, fortzubilden.


    Die Hoffnung alles in die Uni verlegen zu können, und damit in einem Rundumschlag den Lehrer fit forever zu machen, ist Quark.
    Lehrer sein ist - auch - learning by doing. Vielleicht sogar: hauptsächlich.


    Ein solides Fachwissen muss aus der Uni mitgenommen werden und eine selbstständige Erarbeitungskompetenz, die einen befähigt, sich grundsätzlich jedes Thema draufzuschaffen. Ganz viele Pädagogikbücher gelesen zu haben, nützt wenig. Eine Idee von den Rahmenbedingungen um Schule und von gesellschaftlichen Entwicklungen und Einwirkungen auf Schule / Lehrer zu haben hingegen könnte dem Praxisschock entgegen wirken.
    Ich habe an der Uni jedenfalls mehr Nützliches gemacht als in den Seminaren im Referendariat. Lag aber auch daran, dass ich nicht nur für die Prüfungen gelernt habe.
    Wobei ich natürlich trotzdem im Referendariat erst den Job gelernt habe: mehr oder weniger autodidaktisch und mit Hilfe von Mentoren.


    Die methodische, didaktische und persönliche Kompetenz kann in Trockenübungen eh nicht gelernt werden. So hart es ist: ein gewisser Teil, die vielbesungene "Lehrerpersönlichkeit" kann eigentlich fast gar nicht gelernt werden. Das merkt man dann radikal erst im längeren Tun, ob das geht oder nicht. Was soll die Uni da machen? Selbst die Praxisseminare, wo man mal unterrichten darf, klammern doch die echten Stressfaktoren aus: Viele, viele Stunden ratzfatz planen, viele Noten geben, viele Konferenzen haben, viele Elterngespräche führen, 150 - 250 Schüler im Blick und im Griff haben. Administrative Zusatzaufgaben. Abi. In Seminarform untrainierbar.


    Deshalb halte ich es für sinnlos auf DIE Rundum-Sorglos-Glücklich-Für-Immer Ausbildung an der Uni - mit Erfolgsggarantie - zu hoffen. Die Kollegen und Schüler und Eltern eines Junglehrers müssen es einfach akzeptieren: den Job gut zu machen dauert ein paar Jahre. So lange muss man es aushalten, dass der Lehrer das Lehren hauptsächlich beim Lehren selbst lernt.


    Na klar könnte ich mich jetzt über ein paar Teilaspekte auslassen, die ich an der Uni vielleicht gerne geändert sähe um Lehramtskandidaten etwas besser vorbereitet in das Referendariat kommen zu sehen - aber ehrlich: die kompetenten Referendare, die ich betreut habe, und das waren viele, die haben schon in der Uni selbst dafür gesorgt, dass sie kompetent wurden - ganz allein...
    Die Uni sollte überhaupt nicht zu sehr verschulen und zum durchorganisierten Betrieb verkommen: irgendwann muss der Mensch/Student die Selbstständigkeit auch mal lernen. Die brauchste später im Beruf...


    :) Meike

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Hallo Kaddl,


    also von Wahlfreiheit kann ich an meiner Uni nicht sprechen. Die meisten meiner Dozenten fliegen für die Seminare ein und natürlich wollen alle am liebsten in der 3 Einheit Mittwochs ihre Veranstaltungen halten. Teilweise sitzen wir mit Medizinern, Molekularbiologen, Theologen, Verkehrswissenschaftlern und Informatikern zusammen in sogenannten Nebenfachveranstaltungen. Die Interessen bzw. notwendigen Inhalte der jeweiligen Studenten können so gut wie nie berücksichtigt werden. Es ist einfach eine Massenabfertigung. Und wenn es mal gute Seminare gibt müssen sich 200 Studenten um 30 Plätze kloppen. Teilweise müssen wir die knappen Plätze noch mit den Senioren der Bürgeruniversität teilen! Über den wissenschaftlichen Tiefgang braucht man nichts zu sagen, da diese Veranstaltungen Geld bringen und noch mehr "Kunden" anlocken sollen.


    Unsere Veranstaltungen können so gut wie garnicht frei gewählt werden. Die Pflichtveranstaltungen sind vorgegeben und die Wahlbereichseminare werden oft ausgelost. Ich hab 7 Semester versucht was in Bereich pädagogische Psychologie zu bekommen, laut Los durfte ich zu Biopsychologie und zur Verkehrspsychologie. Ich habe jetzt tolle Erkenntnisse zu Krebs an Eierstöcken und über die Sichtweise eines Autofahrers unter Extasy. Natürlich wird im Examen päd. Psycho abgefragt- logo!


    Selbst im studierten Fach Philosophie gibt es keine Veranstaltungen für uns GS Lehrer. Du musst mir das nicht glauben und das ist mir auch egal. Kannst ja mal unser Vorlesungsverzeichnis mit der Studienordnung vergleichen. Da finden sich einige Differenzen zwischen dem Geforderten und den Angeboten der Uni.


    Ich kann noch so wissenschaftlich arbeiten wie ich will, wenn ich nichts für den Lehrerberuf lerne, nützen mir meine Kenntnisse aus fachfremden Bereichen auch nichts.


    Du hast auch geschrieben, dass die Dozenten Wahlfreiheit haben. Wenn es in unserer Bibo nicht mal die pädagogische Grundsatzliteratur gibt, es durch das Dach der überfüllten Hörsääle regnet und kein Geld für Medien oder materialintensive Seminare vorhanden ist, kann die Qualität der Seminare auch nicht besser werden. Die Dozenten sind meistens kurz vor der Rente und die Überreste der DDR Institute. Die neuen Dozenten sind Doktoranten , die wegen der miesen Bezahlung auch schnell wieder weg sind. Warum haben die Ost-Unis in der Elitedebatte verloren? Warum tauchen sie einfach nirgendwo in den oberen Rängen auf? Weil hier alles einfach durchgezogen und runtergewirtschaftet wird.


    Für mich richtet bedeutet eine qualitativ hochwertige Ausbildung auch, dass Grundfertigkeiten vermittelt werden. Da kann es einfach nicht sein, dass manche GS Lehrer in etlichen Semestern noch nie etwas zur Buchstabeneinführung oder der Zahlenraumerweiterung gehört haben. Das ist wirklich ein Armutszeugnis der deutschen Lehrerausbildung. Als Student hat man ja oft auch keinen Überblick über die notwendigen Inhalte und wenn das nicht mal die Uni vermitteln kann, können wir gleich einpacken.


    Elli

  • Zitat

    @ eliah um mitzubekommen, wie sich der Lehrberuf auch am Nachmittag, am Abend und häufig auch noch in der Nacht gestaltet


    du hast noch die Wochenenden, vor allem auch den Sonntag und die Ferien vergessen, die ja bis auf die Sommerferien den Korrekturen gehören, vor allem wenn du zu den Glücklichen zählst, die zwei harte Korrekturfächer haben!


    @ ellipirelli
    auch weiß ich, dass es Bestrebungen gibt, angehenden Lehrkräften immer wieder die Praxis nahezubringen, aber das muss in den Hochschul- und Schulplänen verankert werden und nicht dem Good Will irgendwelcher Menschen zufallen, die zufällig merken, dass es auch anders gehen kann.


    Das ganze Jammern hilft nicht, wenn man nicht die Ärmel hochkrempelt und selbst etwas ändert.
    Wenn mir (als Berufswahlkoordinatorin) z. B. ein Schüler oder eine Schülerin gesagt hat, er oder sie wolle später ins Lehramt gehen, dann konnte sie/er das Schülerbetriebspraktikum z. B. an der Grundschule absolvieren. Das hat viele ins Nachdenken gebracht und das war gut so. Das ist für mich auch ein Teil gelungener Berufs"beratung". Frühzeitig Praxis erleben und nicht erst, wenn es zu spät ist, denn ich bin mir sicher, dass sich viele für den Lehrerberuf entscheiden, weil sie ganz andere Vorstellungen davon haben, sollte die Prämisse sein.


    LG Lieselümpchen

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich! (Afrikanisches Sprichwort)
    :)

    Einmal editiert, zuletzt von lieseluempchen ()

  • Ich würde Eliah und Lieselümpchen zustimmen, dass man als Studi im Prinzip in einer Illusion vom Lehrerberuf schwebt. Viele Beiträge im Forum zeigen mir, dass Lehramtsstudenten nicht fürs Berufsleben gewappnet sind und erst viel zu spät Einblick erhalten. Zumindest ist es bei uns im Praktikum auch so gewesen, dass man an allen Lehreraktivitäten teilnehmen durfte, um das Berufsbild zu erforschen. Quasi von der Schuleingangsdiagnostik in der Kita bis zum Sportfest, alles wird mitgemacht.


    Es scheitert bei vielen nicht nur am Zeitmanagement und dem eigenen Organisationstalent ,sondern an Grundlagenwissen. Man kann im Schulalltag doch nicht erst anfangen sich diese zu erarbeiten oder?


    Häufig wird auch die Leistungsmotivation der Studenten in Frage gestellt. Doch ab dem ersten Schultag lernen wir: Du lernst für gute Noten. Und am letzten Tag an der Uni zählen nicht deine erworbenen Qualitäten als Lehrer, sondern ausschließlich deine Abschlußnote. Ich lerne gerne für mich selbst, aber es ärgert mich immer wieder das Eigeninitiative selten gewürdigt und man manchmal sogar dafür schräg angeschaut wird (z.B. mal in ein anderes Buch als das des Professors schauen).


    Im BA-Studiengang ist durch die straffe Struktur ja kaum noch ein Blick über den Tellerrand möglich und ich finde es unerträglich, dass man den jetzigen Studienanfängern nicht sagen kann, was mit ihnen geschieht, wenn sie nicht zum Master zugelassen werden. Bei uns an der Uni sollen bei den Lehrämtern nur ganze 20%-50% für den Master also den Lehrberuf zugelassen werden. Das führt zu enormen Leistungsdruck und am Ende kommt wieder der leistungsstärkste und nicht der vielleicht geeignetste Student durch. Mal ganz davon abgesehen das eine universelle Ausbildung aller Lehrämter in einem Studiengang den Ansprüchen der jeweiligen Schularten nicht mal im geringsten gerecht wird! Ich denke das an den Uni wieder mal was typisch deutsches passiert - nämlich das man einfach was beschließt und hinterher merkt, dass es für die Lehrerausbildung einfach nicht umsetzbar ist. Wir sind jetzt schon als LA Studis nur nerviges Anhängel bei den entsprechenden Wissenschaften, aber wir haben wenigstens eine relativ große Chance auf einen Abschluß und somit einen Berufseinstieg.


    Elli

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Meike.
    Ein solides Fachwissen muss aus der Uni mitgenommen werden und eine selbstständige Erarbeitungskompetenz, die einen befähigt, sich grundsätzlich jedes Thema draufzuschaffen. Ganz viele Pädagogikbücher gelesen zu haben, nützt wenig. Eine Idee von den Rahmenbedingungen um Schule und von gesellschaftlichen Entwicklungen und Einwirkungen auf Schule / Lehrer zu haben hingegen könnte dem Praxisschock entgegen wirken.
    Ich habe an der Uni jedenfalls mehr Nützliches gemacht als in den Seminaren im Referendariat.


    Da stimme ich zu! Man kann an der Uni vor allem Fachwissen und Strategien mitnehmen, sich eigenständig neue Themen/ Bereich zu erschließen. Kompetenzen eben - wir können den Kindern ja auch inhaltlich nicht alles vermitteln, was in der Welt wichtig ist, sondern gehen dabei exemplarisch vor.
    Ansonsten habe ich auch interessenbezogen studiert, was mir nicht immer Scheine eingebracht, dafür aber meinen Horizont erweitert hat. Mein Studium dauerte (nicht nur) dadurch allerdings länger. Was mir aber - auch beruflich - nicht geschadet hat!


    Was die Lehrerausbildung angeht, so ist man in RLP dabei, die Rahmenbedingungen im Lehramtsstudium zu ändern: Studierende sollen nun mehr Praktika als bisher absolvieren, wobei sie gezielt auch in andere als die studierten Schulformen gehen.


    Das finde ich grundsätzlich gut, es stößt mir dabei lediglich auf, dass die Verantwortung für die praktische Ausbildung dieser Studenten wieder schwerpunktmäßig bei den Schulen gesehen wird. So soll jede Schule eine bis mehrere Lehrkräfte als Praktikumsbetreuer ausbilden lassen und entsprechend einsetzen. Die Entlastung dafür ist sehr gering...


    Gruß,
    Melo

  • Zitat

    Melosine: Die Entlastung dafür ist sehr gering...


    in den meisten Fällen gibt es keine und es finden sich dann die Lehrer/innen, die ohnehin schon viel machen, weil sie Ihren Beruf von Berufung herleiten und nicht als Job verstehen, für solche Zusatzaufgaben. Vielleicht ist das aber auch gut so, denn wenn diejenigen, die nur ihre Stunden abreißen, ein Minimum an Arbeit zu Hause leisten hier eingebunden würden, dann wäre das Chaos perfekt. Schule braucht qualifizierte Lehrkräfte, aber sie sollten auch vernünftige Arbeitszeiten, -bedingungen und die nötige Anerkennung haben.


    LG Lieselümpchen

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich! (Afrikanisches Sprichwort)
    :)

  • Zitat

    Original von lieseluempchen
    es finden sich dann die Lehrer/innen, die ohnehin schon viel machen, weil sie Ihren Beruf von Berufung herleiten und nicht als Job verstehen, für solche Zusatzaufgaben. Vielleicht ist das aber auch gut so,


    Nein, das ist nicht gut so, denn dann wird wieder eine idealistische Mentalität der Selbstausbeutung weitergetragen, die nichts mit einem professionellen Berufsbild und der Fähigkeit zur professionellen Distanz zu tun hat - wir müssen wirklich mal allmählich von diesem ideologischen Berufungs-Quatsch weg. Priester sind Berufene. Lehrer sind hochqualifizierte Arbeitnehmer.


    Nele

  • Zitat

    von neleabels
    Lehrer sind hochqualifizierte Arbeitnehmer.


    und Schulleiter haben Managerqualitäten!


    Da fehlt allerdings der Konjunktiv, denn ich habe in meiner langjährigen Schulpraxis auch viele andere getroffen, die nicht hochqualifiziert waren, sich aber dafür hielten - leider! ?(


    LG Lieselümpchen

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich! (Afrikanisches Sprichwort)
    :)

    • Offizieller Beitrag

    Das ist absolut richtig, Lieslümpchen, es ändert aber auch nichts an der Richtigkeit von Neles statement. Es ist doch an der meisten Schulen so: Arbeit häuft sich auf den Schultern der engagierten als Selbstläufer.


    Klar fragt ein Schulleiter nicht den, der möglichst schon um eins um die Ecke verschwindet, ob der die Praktikanten betreut oder in die Steuergruppe soundso will: weil er weiß, dass dieser entweder "nein" sagen oder, bei Dienstverpflichtung, halt "nein" machen (i.e. durch schlechte Umsetzung unterlaufen) wird.
    Also fragt er die engagierten. Die haben meist schon 2,3,17 Zusatzaufgaben. Udn sagen trotzdem "ja". Weil, einer muss es ja machen, und die lieben Schüler haben ja sonst keinen ..., und die armen Praktikanten müssen ja..., und blabla...


    Irgendwie gibt es die gerechte Aufteilung auf den Schultern aller an den allermeisten Schulen eben nicht. Das kann aber nicht heißen, dass man es mit den immer willigen / über-engagierten so weit treibt, bis die den Burnout haben oder durchgeknallt sind - oder dass man deren Schwäche, nämlich den Hang zur caritativen Selbstaufgabe (nein, das ist keine Stärke!) gnadenlos ausnutzt. Menschen verschleißen ist nicht Sinn der Sache.


    Wir haben in dieser Hinsicht eine ganz tolle Schulleitung. Der junge Kollege X ist letztens hingegangen und hat sich für ein evtl. anstehenedes Projekt mit der GTZ angeboten. Da sagte man ihm, dass er bereits Fachvorsteher sei, den Austausch und das Comenius Projekt leite und für die Sprachteile im lo-net zustädig sei - und dass er keinen weiteren Job bekomme, da man der Meinung sei, man müsse ihn vor sich selber schützen. Vor allem als Berufsanfänger.


    DAS ist Fürsorgepflicht! !!


    Jetzt findet sich entweder ein anderer PoWi Mensch für das Projekt - oder wir bieten es halt nicht an. Feddich.


    Und auch bei den Praktikanten gilt: entweder man bekommt dafür eine gescheite Entlastung (das ist nämlich, wenn gut gemacht, sauviel Arbeit -Zeit, die dann an der Arbeit für die / mit den Schülern fehlt), oder die Betreuung ist halt so wie sie ist oder findet gar nicht statt.


    Melosine hat recht: einfach mal mehr Praxis von oben verordnen ist schön und gut - aber umsetzen sollen wir es wieder kostenlos - nebenbei - in Überstunden - zusätzlich - freiwillig - unbelohnt - für die Ehre? Ne. Nö. Nönönö.


    :rolleyes: Meike

  • Hi Meike,


    wenn er doch endlich gefunden werden würde, der goldene Mittelweg! Einige Schulleiter sind auf dem Weg dorthin, so wohl auch deiner. Es müsste alles nur ein wenig schneller gehen. Mir dauert das einfach zu lange!


    LG Lieselümpchen

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich! (Afrikanisches Sprichwort)
    :)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Melosine
    Die Entlastung dafür ist sehr gering...


    Ich korrigiere: die Entlastung dafür ist gleich Null! X( Ab Dezember können sich die Studenten ihre Praktikumsschulen im Internet auswählen (die Schulen sind verpflichtet, sich dort zu registrieren). Jede Schule muss Praktikanten nehmen. Sollte sich im Kollegium kein Praktikumsbetreuer finden, muss der Schulleiter jemanden verpflichten.
    Prima, das macht Laune!

  • Erstmal möchte ich der weit verbreiteten Prämisse widersprechen, die Lehrerausbildung sei (inhaltlich) ungenügend. Ein Lehrer sieht sich wie jeder Jobeinsteiger damit konfrontiert, Theorie und Praxis in Einklang zu bringen.
    Das Argument, die Ausbildung sei zu praxisfern, ist keines, denn eine Ausbildung an einer Hochschule ist eben eine theoretische. Jeder Berufsanfänger hat dieses Problem. Ein Fachhochschulprofessor (die ja sehr eng mit der Industrie verzahnt sind) berichtete mir z.B., dass eine Umfrage ergeben habe, dass die Absolventen etwa im Schnitt 5% des erworbenen Wissens anwenden können. Der Sprung in den Beruf sei trotz aller praktischen Vorerfahrungen in der Regel ein Sprung ins kalte Wasser.


    Der Unterschied zur Industrie ist nur, dass dort Berufseinsteiger nicht mehr unter dem Diktat einer zweiten Prüfung wie dem 2. Staatsexamen stehen. Sie werden prinzipiell als vollwertige Kollegen gesehen, die ihre Fähigkeiten nun in der Praxis beweisen und ihren Einsatzort finden müssen.


    Meine Idealvorstellung wäre:


    1. Ein halbjähriges Praxissemester mit finanzieller Entschädigung. Wie im Ref laufen parallel Seminarveranstaltungen mit Hospitationen und Unterrichtsversuche an einer Schule. Zeitlich würde diese Phase zwischen Bachelorabschluss und Masterstudium liegen.


    2. Übernahme der Hochschulabsolventen als Angestellte. Traineestatus mit Mentoren und langsam steigender Unterrichtsverpflichtung, begleitend Veranstaltungen für Berufseinsteiger.


    3. Nach 2 Jahren kann der Trainee dann auf eine Planstelle als Beamter übernommen werden. Maßgebend dafür sind die Schulleiter- und Mentorengutachten, auf Wunsch kann ein externer Gutachter herangezogen werden.


    Natürlich läuft auch dies nicht stressfrei und ohne Druck ab, aber das haben nun einmal die meisten Berufseinsteiger gemein.

    Und der Mann spürte das Wissen bis an die Haarspitzen, als ihm das Konversationslexikon auf den Kopf fiel. (Uli Keuler)

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