Körperliche Auseinandersetzungen und Konsequenzen

  • Hi,


    ich bin aus aktuellem Anlass etwas verunsichert darüber, ob meine Konsequenzen auf körperlich ausgetragene Konflikte angemessen sind oder nicht. Wie handhabt Ihr das?


    LG ninale

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Welche Konsequenzen meinst du?
    Ín meinen Klassen gab es bisher kaum körperliche Auseinandersetzungen, aber so aus dem Bauch würde ich sagen: Streithähne trennen, abkühlen lassen und dann drüber reden.

  • Schade, dass bisher nicht mehr gekommen ist. Ist es denn tatsächlich so selten, dass sich die Kinder "kloppen", ihnen die Hand ausrutscht oder mal getreten wird?


    Fragt sich verwundert


    ninale

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • anders gefragt: ist es denn bei deinen Schülern so gehäuft, dass du gezielt was unternehmen möchtest, und wenn ja, hast du schon überlegt, woran es liegen könnte - DA müsste man dann ja ansetzen.

  • Ich frag mich auch grad, kommt das bei dir denn so oft vor? Bei meinen Aelteren (11/12 Jahre) kam es kaum vor. Zumindest im Klassenraum nicht. In Stunden ist es nie passiert, hoechstens mal in der Pause. Wenn, dann hab ich sie aus dem Raum geschickt. War dann aber meist nur spielerisches Gekabbel und sie wollten nicht raus in die Kaelte.
    Da war ich allerdings SEHR gnaedig. Waere das was ernsteres gewesen (und das laesst sich ja schon einschaetzen) und haette es draussen auf dem Schulhof stattgefunden, haetten sie fuer den Rest der (immerhin einstuendigen) Pause auf dem Hof gestanden und nen Flecken an der Wand angestarrt. Bei Wiederholung fallen Pausen ganz flach. Einer meiner Schueler musste 8 Wochen lang die Pausen auf nem Stuhl ausserhalb des Lehrerzimmers verbringen.


    Bei meinen Kleinen (4 Jahre) ist es in der Pause vorgekommen. Hab sie getrennt, sich entschuldigen lassen. Ihre Pause war dann aber vorbei. Sie mussten eben in der Klasse sitzen. Das war aber vorher so angedroht worden, weil das Problem mit den beiden bekannt war. Andereseits gab es aber auch Sticker und dergleichen, wenn sie den Tag ohne "Zwischenfaelle" durchgestanden haben.

  • Ich frage nicht deshalb, weil es bei mir so häufig vorkommt. Vermutlich hätte ich dann meine Frage wohl anders formuliert.
    Ich bin etwas unsicher, ob das was ich mache, ausreichend ist.


    Var.1: Die Auseinandersetzung ist aus einer Rangelei entstanden. Dann sind die Kinder normalerweise bereit sich zu entschuldigen und die Sach ist aus der Welt.


    Var.2: Die Auseinadersetzung ist aus "Böswilligkeit" oder ,weil die verbalen Möglichkeiten der Kinder nicht ausreichten, entstanden. Dann suchen wir zum einen gemeinsam nach Handlungsalternativen.


    Zusätzlich beschreiben alle Kinder kurz schriftlich ihr Verhalten und lassen es sich von ihren Eltern gegenzeichnen. Somit ist die Möglichkeit gegeben, auc zu hause darüber zu sprechen.


    Von Pausenentzug halte ich zum einen grundsätzlich nichts, weil die Kinder die Bewegungszeit einfach brauchen. Zum anderen wäre es für die meisten meiner Pappenheimer schlicht und ergreifend eine recht attraktive Aussicht drinnen bleiben zu dürfen.


    Übrigens kenne ich keine ernsten Auseinadersetzungen, bin aber einer sehr sensiblen Prinzessinnen-Elternschaft "ausgesetzt."


    Ich hätte gerne ein Feedback, wie Ihr solche Fälle handhabt.

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Bei mir gibts "ernste" Auseinandersetzungen leider gehäuft. Seufz...


    Einer meiner Schüler (Erstklässler!) ist unglaublich brutal. Sobald ihm ein Wort gesagt wird, das ihm nicht passt, schlägt er zu. Es gab bereits blutige Nasen. Und das mehrfach. Seit Beginn des Schuljahres reden wir über jeden Vorfall, überlegen: wie könnte er sich besser verhalten? Was kann er tun, um seine Wut in den Griff zu bekommen? etc.


    Es fanden mehrere Streitschlichtungen statt.
    Es fanden Gespräche mit den Eltern statt (die ihr Kind so erziehen: wenn Dir jemand dumm kommt, wehre Dich (und damit ist i.d.R. gemeint: schlage körperlich zurück, auch, da es dem Kind schwer fällt, sich verbal entgegenzustellen).
    Seit etwa einem Vierteljahr besuchen die Eltern und das Kind eine Erziehungsberatungsstelle


    Bisher alles ohne nennenswerten Erfolg.
    Konsequenzen bisher:
    - beim anderen Kind entschuldigen
    - Anruf bei den Eltern
    - ist etwas in der Pause vorgefallen: in der nächsten Pause drin bleiben, mit der Begründung, dass er offensichtlich nicht weiß, wie er sich in Pausen verhalten muss
    - ist etwas im Unterricht passiert: ggf. muss er mit Material in eine Nachbarklasse


    Ehrlich, ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Falls ihr Tipps habt - gerne!

  • patti


    Da hat es Dich ja schwer erwischt. Vermutlich würde ich es in so einem Fall ähnlich handeln. Es ist ja schon mal positiv, dass die Eltern bereit sind zur Erziehungsberatung zu gehen. Trotzdem wirst Du vermutlich viel Geduld brauchen und erst allmählich Veränderungen sehen können.


    Viel Glück!


    ninale

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

    Einmal editiert, zuletzt von ninale ()

  • Auch in meiner 2. Klasse geht es ständig so ab.
    Meist die Var.2: Die Auseinadersetzung ist aus "Böswilligkeit".
    (Bei 28 Kindern mit 16 Jungs und 12 Mädels.)
    Ich bin mehr oder weniger damit beschäftigt, die Jungs so zu beschäftigen, dass sie sich nicht zu gefährden.
    Bisswunden und zuerkratzte Gesichter waren schon mit dabei -
    Fußtritte und Ohrfeigen sind ständig zu sehen...
    Mit paarweisen Streitschlichtungen gehts ganz gut (es bleibt meist nur wenig Zeit dafür und ich habe es mittlerweile satt, meine Stunden für Schüler zu opfern, die lernwilligen Schülern die Zeit damit stehlen). Je nach Fall nehme ich mir aber auch mal Zeit für ein auffälliges Kind und bitte es zum Gespräch warum es immer körperlich handle.
    Im hinteren Teil der Klasse gibts einen Tisch, an den ich dann im Laufe des Unterrichts auffällige Kinder setze. Eltern bestelle ich mir bei konkreten Auseinandersetzungen in die Schule (von Angesicht zu Angesicht komme ich weiter und falle nicht beim Telefongespräch mitten ins Haus der Eltern. Außerdem können sich die Eltern so vorbereiten und nehmen ihre Angelegnheit auch ernster). Dann vereinbare ich weitere Vorgehensweisen: Z.B.: Versetzung in eine andere Klasse o.ä.. Meistens hilft das.
    Wichtig sind noch die Klassenbucheinträge! (Immer alles dokumentieren für evtl. Klassenkonferenzen!)
    Leider merke ich nur, sobald man mit den Eltern gesprochen hat und sich das Kind dann kurzfristig zusammenreißt, sind wir doch letztendlich, die mit dem Kind auskommen müssen. Ständig deswegen bei den Eltern anrufen möchte ich bei einigen Kindern nicht mehr...

  • Hallo!


    In meiner ersten Klasse kommt es häufig auf dem Flur zu Rangeleien. Auch in der Pause gibt es oft Streit und körperliche Auseinandersetzungen. Einige Kinder zanken auch sehr gerne. Besonders gehäuft kommen Streitigkeiten montags vor.


    Gute Erfahrungen habe ich mit einem Punshing-Ball gemacht, der in der Klasse steht und den die Kinder frei benutzen dürfen. Zwischen Unterrichtsphasen oder vor Unterrichtsbeginn stellen sich die Kinder an und boxen. Hiermit können Aggressionen ein wenig abgebaut werden (es ist natürlich kein Wundermittel).


    Außerdem praktiziere ich in meiner Klasse regelmäßig einen Klassenrat. Hier können Konflikte sachlich besprochen werden (die vorher im Klassenrat-Buch notiert wurden). Ich versuche mich weitestgehend rauszuhalten und achte hauptsächlich darauf, dass jeder seine Position darlegen kann. Oft finden die Kinder selber Lösungen, ohne dass ich "Moralpredigten" halten oder Strafen androhen muss.


    David

  • Die Idee mit dem Punshing-Ball, finde ich toll. Was hast Du denn dafür investiert?


    Einen Klassenrat habe ich gerade vor zwei Wochen eingeführt. Im Moment diskutieren die Kinder aber dort hauptsächllích die Sitzordnung. Jedoch hat sich auch für ein Kind, das vorher kaum jemanden zum Spielen in der Pause hatte, dort als unzufrieden geoutet. Und siehe da...in dieser Woche war das kein Problem!

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Zitat

    Die Idee mit dem Punshing-Ball, finde ich toll. Was hast Du denn dafür investiert?


    Ich hatte Glück, im Keller der Schule stand einer ungenutzt herum. Habe mich vorher über Boxsäcke informiert. Für Kinder kosten die so um die 40 € (Mit Handschuhen).


    D

  • ninale:


    das mit dem Klassenrat braucht Zeit. Am Anfang hat es bei mir lange gedauert bis die Kinder sich getraut haben auch Konflikte im KR zu besprechen. Nach dem ersten "Fall" ging es dann besser. Ich hatte auch das Problem, dass ich in meiner Klasse die "Jungengang" meiner Schule hatte. Sie haben auch ihre "Probleme" nur mit körperlichen Argumenten lösen können. Da wurde einfach der Kopf eines anderen Kindes vor die Wand geschlagen - der Rettungswagen war da auch im Einsatz (und Kind 1 Woche im KH). Nach 8 Wochen hat man langsam eine Besserung bemerkt. Wir haben aber auch immer versucht, diesen Kinder andere Lösungen für ihr Verhalten anzubieten/mit ihnen zu besprechen.


    lg
    Melanie

Werbung