laisser-faire/anti-autoritär

  • Wo seht ihr bzw. seht ihr überhaupt einen Unterschied zwischen
    dem laisser-faire und dem anti-autoritären Erziehungsstil? ?(


    Gruß, k.

  • Laissez-faire:
    Kommt von "Lass nur machen!" und steht für einen pädagogischen Erziehungsstiel- / Unterrichtsstiel, in dem der Verantwortliche (Leher) zu wenig lenkt, ordnet, korrigiert und kontrolliert.
    Antiautoritäre Erziehung:
    Entwickelte sich aus den studententischen Protesten der sechziger Jahre und hatte die Bewußtmachung gesellschaftlicher und pädagogischer Machtausübung von Autoritäten zum Ziel.


    Ergänzend zu Laisse-faire, hat die a.E. eine pädagogische Zielvorstellung und ist auf die helfende und reflektierte Gestaltung durch Erwachsene angewiesen.

  • Hallo ndsMarkus,


    danke für die Antwort.


    Wenn ich das richtig sehe, dann wird laisser-faire v.a. über die Erziehungsmethode oder das kaum vorhandene erzieherische Eingreifen der Erziehenden definiert, während der anti-auto. Erziehungsstil die ErziehungsZIELE betont.


    Könnte man so weit gehen, zu behaupten, dass der anti-autoritäre Erziehungsstil im Grunde die Ausübung des laisser-faire Stils mit dem Ziel der Bewusstmachung autoritären Verhaltens darstellt?


    Gruß, klöni

  • Ich verstehe den Laisser-faire "Erziehungsstiel" eher als eine (inzwischen sehr unbedeutenden) extreme Ausprägungsform der a.E.
    Hier wird das Ziel, nicht-autoritär zu sein, auf die Spitze getrieben.
    Im Extremfall bedeutet dies, wenn ein dreijähriges Kind auf eine 12-stufige Leiter klettern möchte, dann schreitet man nicht ein. Denn das Verbot, auf die Leiter zu steigen, ist "autoritär" und schädigt das Kind in seiner selbstbestimmten Entwicklung. Alle Konsequenzen des selbstbestimmten Handelns der Kinder werden bewusst in Kauf genommen.


    Fazit:
    Die a.E. hat zwar heute als Bewegung keine große Bedeutung mehr, hat aber in vielen Bereichen einen Einfluss auf die Kindorientierung vieler Eltern und auch Leher gehabt und unseren heutigen Erziehungsstiel geprägt.
    L.-f. war und ist gefährlicher Unsinn!!

  • Eine "hübsche" Nachricht zu diesem Thema kam kürzlich im Radio, Bayrischer Rundfunk:


    Zitat

    Bei nur 11 Grad Celsius und schneidend kaltem Herbstwind ist eine 32-jährige Juristin mit ihrer völlig nackten, eineinhalbjährigen Tochter durch die Münchner Innenstadt geradelt. Die Begründung, die die Schwabinger Rechtsanwältin dafür anführte, ist bizarr:


    Hier geht's weiter:


    http://www.abendzeitung.de/muenchen/60269
    oder hier:


    http://www.welt.de/vermischtes…-Kind-durch-Muenchen.html


    Bei antiautoritärer Erziehung hätte man mit dem Kind solange diskutiert, bis es die Notwendigkeit von Kleidung eingesehen hätte - oder wäre eben nicht Fahrrad gefahren.


    Laisser-faire bedeutet: Lass das Kind halt machen.... es wird schon sehen, was passiert

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Zitat

    Bei antiautoritärer Erziehung hätte man mit dem Kind solange diskutiert, bis es die Notwendigkeit von Kleidung eingesehen hätte


    Wäre der antiautoritäre Erziehungstil somit identisch / eine Abart des demokratischen Erziehungsstils, welcher ja auch die "gemeinsame" Entscheidungsfindung betont?


    Bei der Münchner Anwältin handelt es sich m.E. um eine verdeckte Form der Kindesmisshandlung, wie sie eher bei Frauen vorkommt (z.B. Baden des Kindes in kochend heißem Wasser), während die Väter direkt zuschlagen. Somit hat die Mutter m.E. in diesem Fall (gewaltsam) autoritär "erzogen".

  • Zitat

    Original von klöni
    Wäre der antiautoritäre Erziehungstil somit identisch / eine Abart des demokratischen Erziehungsstils, welcher ja auch die "gemeinsame" Entscheidungsfindung betont?


    Ein demokratischer Erziehungsstil ist im Umgang mit einem Kleinkind nicht möglich, da ein Kleinkind nicht über die notwendigen geistigen Fähigkeiten verfügt, Gefahren und Potenziale abzuschätzen; ein Kleinkind (und auch größere Kinder) bewegen sich intellektuell nicht auf einer Augenhöhe mit Erwachsenen, deshalb sollte man auch nicht die Illusion vorspiegeln, dass sie gleichberechtigt miteintscheiden könnten.


    "Laisser faire" und "antiautoritäre Erziehung" sind nur zwei eng verwandte Spielarten der Verantwortungslosigkeit.


    Nele

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von neleabels
    [quote]Original von klöni
    "Laisser faire" und "antiautoritäre Erziehung" sind nur zwei eng verwandte Spielarten der Verantwortungslosigkeit.


    Nele


    :handschlag: sehr gut erklärt !!!!!

  • Das ist eine ideologisch geprägte und nicht wissenschaftliche Darstellung. Von daher - absolut nicht gut erklärt.


    Einen Einblick gibt - wie immer - Wikipedia:

    Zitat

    Antiautoritäre Erziehung ist eine möglichst zwangfreie Form der Erziehung von Kindern. Die Bewegung ist in den 1960er Jahren während der Studentenbewegung entstanden und wird in Kinderläden und freien Schulen gelebt. Sie sieht sich im Gegensatz zu einer "traditionellen und staatlichen repressiven Erziehung", unterscheidet sich aber auch grundsätzlich von Laissez-faire.


    weiter lesen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Antiautorit%C3%A4re_Erziehung

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Guten Morgen, alias!


    Du hast ja Recht, es ist nicht wissenschaftlich dargestellt, dafür, so finde ich, hat es nele aber prägnant auf den Punkt gebracht.
    Und genau diese Prägnanz hat klöni gefallen und sie freute sich darüber.


    Zitat

    Original von alias
    Das ist eine ideologisch geprägte und nicht wissenschaftliche Darstellung. Von daher - absolut nicht gut erklärt. ...


    Klöni, verzeih mir bitte meinen Einwurf!


    Mögen meine oben stehenden Zeilen off topic sein, nur haben wir hier ein schönes Beispiel, wie man gleich zwei Diskussionspartnern "über den Mund wischen" kann, sicher, ohne es böse zu meinen.
    Einer fasste schön und knapp zusammen, ein Anderer freute sich genau darüber und nun stehen beide etwas "belehrt" da.


    Mein Vorschlag, wenn man Sätze schon kritisieren muss, weil sie wissenschaftlich nicht haltbar sind: "Na ja, wissenschaftlich ist's nicht, weil ideologisch geprägt, dafür aber schön zusammengefasst. In Wikipedia ..."


    Nochmals meine Bitte um Verzeihung! Es passte gerade und war ein harmloses Beispiel, die Diskussionskultur betreffend.
    Macht einen eigenen off-topic-thread auf, wenn es nötig ist!

  • Guten Abend, alle!


    Zitat

    Klöni, verzeih mir bitte meinen Einwurf!


    Kein Problem, row-k, du hast ja deutlich gemacht, warum du "eingeworfen" hast.


    Zitat

    Und genau diese Prägnanz hat klöni gefallen und sie freute sich darüber.


    Du meintest "Friesin", oder? ;)
    Ich hatte mich zu neleabels noch gar nicht geäußert, gebe aber zu, dass ich seine Darstellung sehr prägnant finde und mich angesichts solch sprachlicher Treffsicherheit mit Friesin gemeinsam gefreut habe.


    Inhaltlich stimme ich jedoch mit alias überein. Mir ist aufgefallen, dass viele Versuche, die beiden Begriffe zu definieren bzw. sie voneinander zu unterscheiden, häufig über persönliche Wertungen erfolgen.


    Den Wikipedia-Artikel hatte ich auch gelesen, jedoch ist mir bei meiner Lektüre nicht ganz klar geworden, wo der Unterschied zwischen der "Zwanglosigkeit" und dem "machen lassen" der beiden Stile liegen soll.


    Anti-autoritär ist eine Erziehung dann, wenn sie das Ziel verfolgt, dem Kind zu einer selbstbewussten, kreativen, gemeinschafts- und konfliktfähigen Persönlichkeit zu verhelfen, d.h. die Erzieher greifen tatsächlich ein.
    Bei laisser-faire ist der Ausgang ungewiss, da entwickelt sich das Kind entsprechend der inneren Veranlagung und äußeren Einflüsse ohne weiteres Eingreifen der Erzieher in irgendeine Richtung.


    Würdet ihr dem zustimmen?


    Es grüßt, kl.


    PS: row-k, du bist der Meinung, dass die Diskussionskultur und -strukturen im Forum allenthalben "belehrend" und "zurechtweisend" wirken? Du hast dich vermutlich an dem "überhaupt nicht gut erklärt" von alias gestört, oder? Da stimme ich dir einerseits zu, andererseits habe ich die Erfahrung gemacht, dass vermeintliche "Kränkungen" nur dann also solche empfunden werden, wenn es dort - beim Adressaten - "wunde Punkte" gibt, die bei kleinen Spitzen oder manchmal auch bei rein sachlichen Hinweisen wieder zu bluten beginnen. Ich kenne das von mir selbst nur zu gut. Da wünschte ich mir manchmal mehr Gelassenheit. Ich finde es trotzdem gut, dass du die "Diskussionskultur" in diesem Thread hinterfragst und thematisiert hast.


    Viele Grüße,
    k.

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