Datenschutz für Lehrer

  • Ich zitiere hier als Themeneröffnung "kleinergrünerfrosch" aus einem anderen Strang:


    "Ich glaube, dass Hawkeye damit sagen wollte, dass man studierten Personen zumuten muss, dass sie nicht blindlinks naiv in jede Datenschutzfalle tapsen, sondern den Datenschutz "gefühlsmäßig" durchschauen und grundlegend wissen, was man wann wie mit welchen Daten macht.


    kl. gr. Frosch


    Edit: ich denke aber mal, dass von einem Lehrer ein grundsätzliches Datenschutzbewusstsein nicht prinzipiell zu erwarten ist. Denn wie du schreibst, in der Ausbildung kommt es nicht vor. Dabei ist auch dies ein Punkt, den man angehenden Lehrern auf jeden Fall "einhämmern" müsste."


    Soweit Kl.gr.Fr.


    Mir selber lastet das Datenschutzproblem mit unserer Schulhomepage schon eine ganze Weile auf der Seele, weil ich an meiner eigenen Schule unter den Kollegen auf wenig Verständnis stoße.
    Zwar haben alle mal gehört, dass man dort keine Schülernamen und -Fotos einstellen darf ohne schriftliche Genehmigung der Erziehungsberechtigten. Und das wars dann auch schon mit dem "gefühlsmäßigen Durchschauen" des Datenschutzes.
    Der Kollege, der die Schulhomepage managt, ist da in der Tat sehr korrekt. Er hat auch nur solche Kollegen dort vorgestellt, z. T. mit Foto, die schriftlich eingewilligt haben. Das sind etwa die Hälfte des Kollegiums.
    Als unsere Sprechstundenliste online ging, habe ich mich dort herauslöschen lassen, da ich es meiner Stalkerin (!) nicht leicht machen möchte, herauszufinden, wo ich arbeite und zu welchem Zeitpunkt ich dort jede Woche zur Sprechstunde anzutreffen bin. Noch weiß die Betreffende es nicht, gottseidank.
    Es stört mich auch, was deutsche Gerichte aus dem Umstand ableiten, dass ein Lehrer seinen Namen auf die Schulhomepage stellen lässt.
    http://www.pcwelt.de/start/dsl…gaben_auf_schul_homepage/


    Mir geht's nicht um Spickmich, dort hab ich anscheinend nichts zu befürchten. Mir geht es darum, dass Gerichte den Umstand, dass jemand seinen Namen auf der Schulhomepage stehen hat, so auslegen, als habe derjenige dadurch sein Recht auf informationelle Selbstbestimmung verwirkt.
    Ob ich an der und der Schule arbeite, geht doch nur die Schulgemeinde an und sonst niemanden. Schon gar nicht deutschland- und weltweit.
    Wie seht ihr das mit dem Datenschutz für Lehrer?
    Gruß,
    putzi

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)

  • Zitat

    Original von putzmunter
    Wie seht ihr das mit dem Datenschutz für Lehrer?
    Gruß,
    putzi


    Du stellst Fragen...


    Wie ist es dem Arbeitsplatz an der Schule für Lehrer (Arbeitszimmer zui Hause haben wir ja nicht)?
    Wie ist es mit dem Bereitstellen von Arbeitsmaterialien (Schulbücher usw.) für Lehrer?
    Wie ist es mit der Bezahlung von Dienstreisen (Klassenfahrten, Fortbildungen) für Lehrer?
    Wie ist es mit der Teilhabe an der allgemeinen Einkommensentwicklung für Lehrer (oder für Beamte allgemein)?
    Wie ist es mit dem Bild der Lehrer in der Öffentlichkeit (und was tut der Dienstherr (Fürsorgepflicht) dagegen)?
    Wie ist es mit dem Schutz von Lehrern gegen verbale oder körperliche Gewalt in der Schule (wieder Fürsorgepflicht des Dienstherrn gefragt)?


    usw usf.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen


  • Dass du mit deiner Weigerung deinen Namen auf der Webseite veröffentlichen zu lassen, an der Schule auf wenig Verständnis stößt wundert mich ein wenig. Ich bin selbst Webmaster unserer Seite und kenne das von den Kollegen, deren Einverständnis zur Veröffentlichung ihres Namens ich mir ebenfalls schriftlich einhole, nicht. Ich persönlich weigere mich, Fotos der Kollegen einzustellen, was soll das bringen außer Zusatzarbeit für mich?


    Desweiteren finde ich es folgerichtig, dass man, wenn man sein Einverständnis zur Veröffentlichung des eigenen Namens auf der Seite verweigert, eben auch nicht in der im Netz einsehbaren Sprechstundenliste erscheint. Falls Eltern einen Gesprächstermin mit dir wünschen, gibt es sicherlich genügend Möglichkeiten, dich zu kontaktieren.


    Also, mach dir keinen Kopf.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

    • Offizieller Beitrag

    Also irgendwie wird da aber das Persönlichkeitsrecht sehr pervertiert.


    Wenn eine Liste mit Sprechstundenzeiten bzw. das Auftauchen des Namens eines Lehrers auf der Schulhomepage so ausgelegt wird, als gebe er damit sein Einverständnis, dass sein Namen und seine Daten auf allen öffentlichen Plattformen verwendet werden darf, dann ist das ein merkwürdiges Rechtsverständnis.


    In anderen Worten:
    Will man ein "guter" Pädagoge sein und den Eltern eben diesen Service bieten, dann hat man gefälligst in Kauf zu nehmen, dass man dann irgendwann bei den entsprechenden anderen einschlägigen Portalen erscheint.


    Mir scheint, der eine oder andere Richter hat ein eigenes Schultrauma.


    Gruß
    Bolzbold

  • Warum ist es so vielen Kollegen aber egal, ob sie öffentlich recherchierbar sind? Warum haben diese Lehrer überhaupt keine Angst vor der Öffentlichkeit?

  • Hinweise zum Datenschutz:


    Linksammlung Datenschutz (von Lehrer-Online)


    Datenschutz an Schulen


    Zitat

    Original von row-k
    Warum ist es so vielen Kollegen aber egal, ob sie öffentlich recherchierbar sind? Warum haben diese Lehrer überhaupt keine Angst vor der Öffentlichkeit?


    Das Schöne an freiheitlichen Systemen ist ja, dass man seine Grundrechte bedingungslos in Anspruch nehmen darf, ohne sich deshalb in Erklärungen ergehen zu müssen.

    Einmal editiert, zuletzt von philosophus ()

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von row-k
    Warum ist es so vielen Kollegen aber egal, ob sie öffentlich recherchierbar sind? Warum haben diese Lehrer überhaupt keine Angst vor der Öffentlichkeit?


    In dem Moment, wo ich Kollege an einer Schule bin und in der Kollegenliste stehe, bin ich quasi öffentlich recherchierbar.


    Solange die Recherchierbarkeit keine sauren Früchte trägt, kann es einem auch egal sein, weil man mögliche negative Konsequenzen nicht zu spüren bekommt.


    Darüber hinaus ist es einem spätestens dann nicht mehr egal, wenn durch die Recherche Schindluder unter dem Deckmantel der freien Meinungsäußerung betrieben wird.


    Vielleicht ist es aber auch einfach so, dass sich viele Kollegen nicht für so wichtig erachten, dass sie in Paranoia verfallen, wer alles über sie recherchieren könnte und was dieser jemand dann ggf. damit anstellen könnte.


    Gruß
    Bolzbold

  • Zitat

    Warum ist es so vielen Kollegen aber egal, ob sie öffentlich recherchierbar sind? Warum haben diese Lehrer überhaupt keine Angst vor der Öffentlichkeit?



      Weil sie alle keine Teroristen sind.
      Freie Daten für freie Bürger.
      "Hey wir leben doch in der Informationsgesellschaft"
      Ich habe doch Nichts zu verbergen.
      Stehe doch auch im Telefonbuch.


    Aus dem Urteil des Bundesverfassungsgericht von 1983


    Zitat


    Wer nicht mit hinreichender Sicherheit überschauen kann, welche ihn betreffende Informationen in bestimmten Bereichen seiner sozialen Umwelt bekannt sind, und wer das Wissen möglicher Kommunikationspartner nicht einigermaßen abzuschätzen vermag, kann in seiner Freiheit wesentlich gehemmt werden, aus eigener Selbstbestimmung zu planen und zu entscheiden. Mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung wären eine Gesellschaftsordnung und eine diese ermöglichende Rechtsordnung nicht vereinbar, in der Bürger nicht mehr wissen können, wer was wann und bei welcher Gelegenheit über sie weiß.




    Pommes

    Kann ich jetzt nach Hause gehen und die Wand anstarren? - Bernd das Brot

  • Zitat

    Original von Bolzbold
    Vielleicht ist es aber auch einfach so, dass [s]ich viele Kollegen nicht für so wichtig erachten, dass sie in Paranoia verfallen, wer alles über sie recherchieren könnte und was dieser jemand dann ggf. damit anstellen könnte.


    Gruß
    Bolzbold


    Wahrscheinlich ist es wirklich so, wie Du oben schreibst.


    Die andere Seite ist wohl, dass nichts Schlimmes passieren kann, wenn man nur das veröffentlicht, das man auch offiziell vertreten kann.


    Aber: Wenn ich in einem öffentlichen Forum schriebe, ich sei am liebsten faul, dürfte ich mich natürlich nicht recherchierbar machen. Da hilft es auch nicht, wenn ich Faulheit hinter allerlei geschliffenen Formulierungen, Zitaten oder/und Ausreden zu verstecken versuchte.
    Genauso müsste ich mich unkenntlich machen, wenn ich mir Fähigkeiten zuschriebe, die ich nicht habe(n kann).
    Usw. usf.


    Dagegen finde ich es nicht schlimm, ganz offen Fragen zu stellen, wenn mir Erfahrung fehlt.


    Gruß
    Björn

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Das Schöne an freiheitlichen Systemen ist ja, dass man seine Grundrechte bedingungslos in Anspruch nehmen darf, ohne sich deshalb in Erklärungen ergehen zu müssen.

    So sollte man denken / es sich wünschen ....


    Schade, dass es immer noch der nachhaltigen Aufklärung und Mahnung bedarf um diese Recht auch zu schützen, da sich doch einige Menschen äußerst naiv auf die Lockungen der schönen neuen Datenwelt einlassen, ohne auch nur im Geringsten zu überblicken, was sie da tun, und wem oder was sie Tür und Tor öffnen, auch wenn sie meinen, nichts zu verbergen zu haben.


    http://www.tagesschau.de/inland/datenschutz110.html
    http://www.focus.de/finanzen/b…en-blueht_aid_325930.html
    http://www.daten-speicherung.d…rauch_und_-irrt%C3%BCmern


    uvm, usw, etc pp ...

    • Offizieller Beitrag

    hi,


    um noch einmal auf den anfang des threads zurück zu kommen und es ein wenig genauer zu betrachten.


    auch ich manage die homepage der schule und veröffentliche die kollegen, die es erlauben. dass dabei ein gewisser "druck" von "oben" kommt, ist nicht auszuschließen.


    der hype um spickmich.de in diesem zusammenhang finde ich persönlich etwas überdreht von allen seiten.


    1. ist spickmich ein scheiß gegen andere dinge, die im netz ablaufen (z.b. auch schülervz) und es ist eine verschwendung von ressourcen dagegen vorzugehen.


    2. kapieren die schüler, wenn man es mit ihnen durchspricht, dass eine bewertung, die auf der basis von 14 schülermeinungen abläuft, eher zu vernachlässigen ist. (so z.b. bei mir in spickmich, wo ich einen beleidigenden schnitt von 2,8 habe - obwohl ich ein a...cooler lehrer bin:D...könnte daran liegen, dass ich mich selbst, als 15.er, mit 6ern bewertet habe)


    3. ist der zusammenhang "homepage-daten" und "spickmich-daten" irgendwie an den haaren herbei gezogen, denn


    a) bezüglich der anmerkung des phil-verbandes...in spickmich steht ja grad mal der name und die fächer...das kann also jeder schüler der betreffenden schule von den elternbriefen mit sprechstundenübersicht abschreiben. dazu ist die site der schule nicht notwendig


    b) bezüglich der richter...finde ich die begründung schwach und fehlerhaft, denn es existiert so etwas wie das "Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung", was dem entgegen steht. kurz: jeder hat das recht nicht nur darüber zu bestimmen, ob seine daten veröffentlicht werden, sondern auch in welchem rahmen bzw. in welchem eben nicht.
    http://de.wikipedia.org/wiki/I…tionelle_Selbstbestimmung


    grüße


    h.

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