Doppeljahrgang Abitur - Erfahrungen?

  • Hallo zusammen,


    gibt es hier Leute, die in ihrem BL bereits den Doppeljahrgang durch's Abi gebracht haben?


    Ich sitze gerade an den Zweitkorrekturen eines solchen und frage mich, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass unzufriedene Gy8-Eltern versuchen werden, klagenderweise die erzielten Noten ihrer Sprösslinge zu verbessern?


    Ist das schon jemandem passiert?


    lg klöni

  • Hallo,


    wir (in NDS) sind zwar auch noch nicht so weit (erst nächstes Jahr), dafür habe ich aber sehr interessiert eine Meldung aus dem Saarland zur Kenntnis genommen: Abi-Notendurchschnitt im Saarland: Doppeljahrgang G8/G9 liegt gleichauf. Dort hatten die G8-Schüler einen Durchschnitt von 2,480, die G9-Schüler einen Durchschnitt von 2,473.
    Wenn die Zahlen insgesamt so aussehen, kann man nur hoffen, dass nicht allzu viele Eltern ihre Anwälte reich machen wollen...

  • Hallo Bear,


    danke für die Info. Ja, da kann man wahrlich nur hoffen...


    Ich frage mich gerade, ob ich Gy8-er oder Gy9-er korrigiere (anonymes Verfahren). Bei 15 Arbeiten habe ich keine einzige 2 dabei. Zuerst dachte ich, ich sei evtl "LK-geschädigt" (Gy9-LK) und bewerte einfach zu streng, aber das kann es nicht sein. Nein, die sind wirklich schwach, auch was die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Text angeht (Fach: Englisch), da fehlt m.E. eine ganze Menge an Abstraktionsvermögen. Die Arbeiten wirken fast durchgängig einfach nur unreif.


    lg klöni

    • Offizieller Beitrag


    Das können die Eltern gerne versuchen. Allerdings sind sie dann in der Beweispflicht. Sie müssten also entweder nachweisen, dass die Korrektur nicht sachlich korrekt und die Notenfindung nicht gemäß der Prüfungsordnung erfolgt ist, oder aber sie müssten nachweisen können, dass die Inhalte bzw. Themen der Abiturklausur nicht im Unterricht zuvor behandelt wurden.


    Da würde ich mir keine Sorgen machen.


    In NRW gehe ich davon aus, dass wir in drei Jahren das leichteste Abitur in der Geschichte desselben erleben werden, nicht zuletzt damit die völlig vermurkste Reform sich im Nachhinein selbst legitimiert.


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Zitat

    Original von klöni


    Ich frage mich gerade, ob ich Gy8-er oder Gy9-er korrigiere (anonymes Verfahren). Bei 15 Arbeiten habe ich keine einzige 2 dabei. Zuerst dachte ich, ich sei evtl "LK-geschädigt" (Gy9-LK) und bewerte einfach zu streng, aber das kann es nicht sein. Nein, die sind wirklich schwach, auch was die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Text angeht (Fach: Englisch), da fehlt m.E. eine ganze Menge an Abstraktionsvermögen. Die Arbeiten wirken fast durchgängig einfach nur unreif.


    Auch wenn ich dafür bestimmt eins auf den Deckel bekomme: Vielleicht sind diese Arbeiten ja aus einer Gesamtschule. Da wird (sicher nicht an allen, aber doch an vielen) einfach auf einem deutlich niedrigeren Niveau gearbeitet und bei den Abiprüfungen kommt dann das böse Erwachen, wenn fast der gesamte Jahrgang in die Abweichungsprüfung (natürlich nach unten) muss.

  • Hallo Finchen,


    denselben Verdacht hatte ich zunächst auch, bis ich dann die Listen der Erstkorrektur (mit dem Namen der Ausgangsschule und denen der Schüler) in den Umschlägen vorfand. Sind tatsächlich Gymnasiasten....


    Ich hab jetzt bei 15 Arbeiten 5x4, 9x3 und 1x2. Das da so gar keine sehr gute Arbeit dabei ist.


    Also ich find's ungewöhnlich. (Bei den letztkorrigierten Arbeiten war ich dann in einigen Fällen sogar sehr verständnisvoll)


    lg klöni (im Korrekturrausch)

  • Hallo,


    bin in NDS, unser Doppeljahrgang ist gerade in 11/12, ich habe einen LK.


    Also, ich habe auch die Beobachtung gemacht, dass in diesem Jahrgang ein großes Mittelfeld da ist, und nur recht wenige im guten Bereich. Vielleicht schaffe ich ja noch, die ein bisschen besser zu machen.


    Aufgefallen ist mir übrigens auch, dass zahlreiche Schüler ziemlich wenig ehrgeizig sind und sich nicht so viel anstrengen. Selbst vor dem Hintergrund der zukünftig vermutlich schwierigeren Stellensituation in der Berufswelt und an den Unis fühlen sich die Schüler nicht unbedingt angespornt. Vielleicht sind sie noch ein bisschen zu unreif und zu unbedacht.


    Auch ich mache mir keine Gedanken über Eltern, die klagen könnten. Man selbst (oder zumindest ich) versucht ja, das Beste draus zu machen. Die Verantwortung wird von den meisten eher der Schulpolitik gegeben, nicht so sehr den Lehrern. Den eigenen Kindern schon gar nicht....


    Hamilkar

  • Ich bin aus NDS und kann Hamilkar nur zustimmen.
    Ich glaube auch nicht, dass die Noten zw. G8 und G9 groß schwanken werden. Das wird daran liegen, dass sich die Leute schon in Q1 rauskegeln.
    Wir haben einen dermaßen schwachen Jahrgang wie selten. Zu diesem Zeitpunkt haben sich bereits 10 von gut 200 Schülern entschlossen, das Schuljahr zu wiederholen. Gerüchten zufolge sollen es aber 50-70 werden.
    Übrig bleiben dann natürlich die Besseren. Politisch wird dass dann in einem Jahr als Erfolg verbucht, von denen, die vorher ausscheiden bzw. zurücktreten wird keiner sprechen. So einfach ist das.

  • In Baden-Württemberg findet 2012 das reguläre Doppelabitur statt. Die Gymnasien in Leonberg hatten aber die verbindliche G8-Einführung um drei Jahre vorgezogen und veranstalteten demzufolge ihr Doppelabitur bereits im Jahr 2009. Ein Kollege hat die Ergebnisse ausgewertet und sie in der Zeitschrift des baden-württembergischen Philologenverbands veröffentlicht (http://www.phv-bw.de --> Publikationen --> Heft 01-01/10 --> Doppelabitur Leonberg).


    Das Kultusministerium will mit Entschiedenheit verhindern, dass beim Doppelabitur 2012 Vergleiche zwischen G9- und G8-Schülern gezogen werden, deshalb werden die Schulen nachdrücklich aufgefordert, in der Kursstufe integrierte Kurse zu bilden. (Wenn man will, kann man sich trotzdem die Arbeit machen und die Ergebnisse differenziert auswerten.)


    Schon in der Oberstufenberatung zeigt sich: Wir haben es jetzt in stärkerem Maße als früher eben doch mit Kindern zu tun und weniger mit jungen Erwachsenen. Und es ist zu befürchten, dass es in den Fächern, wo es mehr auf Reife als auf bloße Lernfähigkeit ankommt, zwangsläufig zu Niveauabstrichen kommen wird.

  • Zitat

    Original von magister999
    Ein Kollege hat die Ergebnisse ausgewertet und sie in der Zeitschrift des baden-württembergischen Philologenverbands veröffentlicht (http://www.phv-bw.de --> Publikationen --> Heft 01-01/10 --> Doppelabitur Leonberg).


    Vielen Dank für den interessanten Link!

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