Lehramt mit psychischer Erkrankung

  • Liebe Forumsmitglieder,


    ich bin zurzeit Medizinstudent. Mein Traumberuf ist aber "Lehrer". Ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als vor einer Klasse zu stehen und den Schülerinnen und Schülern Wissen zu vermitteln. Auch die pädagogische Seite des Lehrerberufs sagt mir sehr zu.


    Ich habe jedoch folgendes Problem. Ich leider unter einer schweren Zwangserkrankung (50% Schwerbehinderung) und habe eine psychogene Disphonie (Stimmströung; Stimme ist sehr hoch). Ich bin aufgrund dessen möglicherweise mein Leben lang auf Psychopharmake angewiesen, und man hat mir in der Uni seitens meiner Dozenten vielfach vom Lehramtsstudium abgeraten. Man sagte mir, dass ich von den Schülern aufgrund meiner Erkrankung fertig gemacht würde.


    Außerdem habe ich die Sorge, dass ich aufgrund der psychischen Erkrankung) gar nicht erst die Lehrbefähigung erhalte, auch werde ich vermutlich nie verbeamtet werden.


    Könnt Ihr mir einen Rat geben, was ich tun soll? Meinen Traumberuf verfolgen, aber ggf. ihn nie ausüben können bzw. auch keinen Abschluss zu bekommen, oder bei Medizin bleiben (große Wahrscheinlichkeit für einen sicheren Arbeitsplatz, jedoch gefällt es mir nach den zwei Semestern nicht mehr, ich kann mir nicht vorstellen, praktisch mit Patienten zu arbeiten bzw., die praktischen Inhalte des Studiums [Präp-Kurs] umzusetzen)? Besteht die Gefahr, dass ich am Ende einen Bürojob ausübe, wenn ich Lehramt studiere? Das würde ich mir auch nicht wünschen.


    Vielen Dank für Eure Antworten!!!

  • Naive Frage meinerseits: Zu Beginn meines Studiums damals mussten wir zum Stimm- und Sprachtest. Es war eine Tauglichkeitsuntersuchung. Wäre das nicht der erste Weg um herauszufinden, ob es praktisch möglich ist...
    Abgesehen davon würde ich nur einen Weg verfolgen, der auch eine Wahrscheinlichkeit auf Gangbarkeit hat ... Das ist meine persönliche Einstellung. Alles andere wäre für mich verschenkte Zeit und Hinterherlaufen hinter unrealistischen Träumen....

  • Zunächst einmal finde ich, dass es nichts bringt etwas zu Ende zu studieren, wenn man schon zu Anfang weiß, dass man nicht in diesem Beruf arbeiten möchte.


    Meinst du persönlich der Lehrberuf könnte dich erfüllen, trotz der ganzen Hindernisse?
    Würdest du die Fächer studieren wollen, die du angegeben hast? Kein Bio oder Chemie? Wäre das hinsichtlich deines Medizinstudiums nicht vielleicht ein wenig erleichternd?
    Noch eine letzte Frage :) : Gibt es im medizinischen Bereich keine Hindernisse was die Ausübung deines Berufes angeht? Könntest du ohne Probleme als Arzt arbeiten?


    Viele Grüße und ganz viel Energie,


    Mona

  • wenn du als nicht tauglich für den schulalltag bist, wirst du schnell ins schulamt kommen denke ich...also bürojob oder sonst was...


    hast du die sachen unter kontrolle mit deinen Medikamenten? es wäre sehr unglücklich wenn du vor der klasse einen wutanfall bekämst.


    was meinst du mit hoher stimme? nicht das dich die schüler dann nicht ernst nehmen und dich verspotten...vllt machst du mal einfach ein orintierungspraktikum in der schule und schaust erst einmal ob dir sowas liegen würde bzw. ob du damit klar kommst...


    dann würde ich auf jeden fall zur medizinischen untersuchung gehen...wo sonst dieeignung festgestellt wird...

  • Ich fürchte, meine Antwort wird sich härter anhören, als sie gemeint ist.
    Also:
    Wenn ich sehr schlechte Augen habe und kaum sehen kann, kann es auch sein, dass ich nicht Pilot werden kann, auch wenn das mein größter Wunschtraum ist. Das ist persönlich tragisch und sicherlich sehr bitter, wenn man der Überzeugung ist, dass Pilotsein der einzig wahre Beruf für einen ist. Oder wenn man als Mann 2 Meter groß ist und unbedingt Formel Eins Fahrer werden will. Da passt man in kein Cockpit.


    Letztlich geht es als Lehrer aber auch darum, dass man bestimmte körperliche und psychische Voraussetzungen mitbringen muss, um diesen Beruf ausüben zu können. Und dabei hilft es leider nicht, wenn man es gerne würde, die Voraussetzungen aber leider nicht hat. Da hilft es nicht, sich etwas zu wünschen, sondern man kann sich nun einmal nur im Rahmen seiner Möglichkeiten etwas suchen, was das Richtige für einen ist.


    Wenn deine Stimme die Schüler vom Lernen eher ablenkt, als dass sie sich auf die Inhalte der Stunde konzentrieren können, wirst du beim Vermitteln des Lernstoffes leider nicht sehr erfolgreich sein können.
    Zudem schreibst du, dass deine Stimme aus psychischen Gründen so hoch ist. Verbeamtet würdest du mit einer Zwangserkrankung sehr wahrscheinlich sowieso nicht. Der viel schlimmere Punkt an der Sache ist jedoch, dass Schüler eine sehr feine Antenne für die persönlichen Schwächen des Menschen haben, der ihnen da als Lehrer gegenübersteht, und meist sehr schnell entsprechend agieren, wenn dieser Lehrer selbst unauthentisch auftritt. Bestimmte Dinge kann man aber vor Schülern nicht einfach ausplaudern, ohne sturmlaufende Eltern hervorzurufen und sich selbst jeglicher Autorität zu berauben. Zwangserkrankungen und Psychopharmakakonsum gehören da leider dazu.


    Mein Tipp: Nimm' den Rat der Dozenten ernst und verschenke nicht weitere Lebenszeit mit einem Holzweg. Versuche etwas zu finden, was dir Spaß macht und dir trotzdem die Möglichkeit eröffnet, authentisch zu sein.

  • Sophokles:

    Zitat

    Verbeamtet würdest du mit einer Zwangserkrankung sehr wahrscheinlich sowieso nicht.


    Naja, der hohe Grad der Schwerbehinderung könnte aber sehr gut die Verbeamtungsmöglichkeit eröffnen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    erstens ist das, was wossen schreibt, vollkommen richtig und zweitens kommt es bei der Behinderung darauf an, wie das Umfeld reagiert. Wenn du trotz der hohen Stimme authentisch bist, werden die Schüler das auch merken.
    Ich würde an deiner Stelle dem Rat von Priemelchen folgen und erstmal eine Orientierungspraktikum machen. Dann siehst du ja, wie du von den Schülern angenommen wirst.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Zitat

    Original von Hermine
    Ich würde an deiner Stelle dem Rat von Priemelchen folgen und erstmal eine Orientierungspraktikum machen. Dann siehst du ja, wie du von den Schülern angenommen wirst.


    Grundsätzlich ist das sicher angebracht und sinnvoll. Ich möchte aber zu bedenken geben, dass man als Praktikant einen völlig anderen Status bei den SuS hat als hinterher als "richtiger Lehrer".

  • ich meinte es auch eher als test für sie...ob sie mit der belastung zurecht kommt...manche lehrer lassen einem im unterricht auch assistieren...war bei mir z.b. so im orintierungspraktikum.... fand ich auch klasse

  • ersteinmal, vielen Dank für die zahlreichen Antworten.


    Ich denke auch, dass es grundsätzlich ein Holzweg ist, aber die Frage ist natürlich, welche Teile meiner Krankheit ich evtl. überwinden kann, um meinen Traumberuf ausüben zu können.


    Ich werde Euren Rat in die Tat umsetzen und ein Orientierungspraktikum machen. Ich habe bereits ein zweiwöchtiges Praktikum hinter mir, in dem ich aber selbst nur hinten in der Klasse gesessen habe und zugeschaut habe. Das war natürlich nicht so gut, um zu sehen, wie man von den Schülern angenommen wird.


    Ich finde auch, dass es grundsätzlich möglich ist, auch mit einer Behinderung authentisch zu sein, nur kann ich jetzt noch nicht beurteilen, wie erfolgreich ich das umsetzen kann.
    Wo genau kann man denn diese medizinischen eignung feststellen lassen? wenn ich ehrlich bin, ich habe noch nie davon gehört und in der Uni wurde uns auch nichts davon gesagt.


    Vielen Dank für Eure Antworten nochmal.

  • Meint ihr, dass man ein leichteres autistisches Syndrom ( z.B: Asperger ) haben kann und trotzdem Lehrer werden kann - beispielsweise Mathelehrer?


    Soll doch so sein, dass man mitunter die math./inf. Fakultäten der Unis als "Autistentempel" bezeichnet.


    LG masa

  • Zitat

    Original von masa
    Meint ihr, dass man ein leichteres autistisches Syndrom ( z.B: Asperger ) haben kann und trotzdem Lehrer werden kann - beispielsweise Mathelehrer?

    Das war doch jetzt ein Scherz, oder?
    Als Mathe- oder Info-Lehrer muss man die selben Voraussetzungen haben, wie jeder Deutsch-, Handarbeits- oder sonstwie-Lehrer...
    Wie stellst du dir denn einen Mathe- oder Info-Unterricht vor? ?(


    Zitat

    Original von masa
    Soll doch so sein, dass man mitunter die math./inf. Fakultäten der Unis als "Autistentempel" bezeichnet.

    Ein bisschen Clichees reiten? ;)
    Diese "Autisten" haben dann aber später keine Jobs, bei denen man so eng mit anderen Menschen zusammenarbeiten muss.

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

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  • Ach, du hast vielleicht ´ne Ahnung vom autistischen Spektrum!
    Hoffentlich müssen dich niemals Schüler mit "Störungen" "erleiden" , schließlich ist doch nicht, was nicht sein darf, nicht?


    LG masa

  • Hallo Leute,


    ich bin selbst das, was andere Menschen als "behindert" bezeichnen würden und habe ein gewisses Problem mit Ferndiagnosen. Ich bin zwar im Ref leider gescheitert (oder besser gesagt gescheitert worden), kenne aber eben aufgrund meiner Biographie etliche behinderte Lehrer/innen, denen prophezeit wurde, dass ihre Behinderung/en ein viel zu großes Handicap darstellen würden, was sich aber dann doch nicht bewahrheitet hat.


    Priemelchen, wie kommst du jetzt auf Wutanfall?


    Hallo Sophokles, die Stimme eines Lehrer ist in der Tat ein wichtiges Werkzeug; ich bin auch nicht gerade mit einer guten Stimme ausgestattet, meine Stimme wurde auch schon vorab als dickes Minus prophezeit, aber daran bin ich nicht gescheitert, denn ich hatte starke Phasen, wo ich mich durchsetzen konnte.


    Entscheidend ist, dass du als Lehrer Autorität ausstrahlen kannst und ein starkes Auftreten hast. Autorität ist nicht an die Stimme gebunden, aber es ist schon einen Tatsache, dass eine starke Stimme es viel leichter macht, die Schüler zu "dirigieren". Autorität vermittelst du vor allem durch dein Handeln und durch das, was du sagst, durch Konsequenz. Das heißt, du musst deine Schwächen, die die Schüler garantiert ausnutzen werden (das ist ganz normal, das machen sie bei allen Lehrern), durch deine Stärken ausgleichen. Du wirst möglicherweise mehr als deine Kollegen leisten müssen, mehr Energie aufbringen müssen, um dich zu beweisen, du wirst sehr wahrscheinlich auch stärker beobachtet werden als deine Mitreferendare. Bist du diesem Stress gewachsen? Wie äußert sich deine Zwangstörung bzw. könnte sie hier zum Problem werden?


    Wie sind denn deine Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen, wenn sie dich erleben? Die spiegeln dann zwar nicht die knallharte Schulrealität wider, können aber sehr wohl schon aufzeigen, wo du eventuell mit Schwierigkeiten zu rechnen haben wirst.


    Wie stabil bleibst du mit Medikamenten? Ein Praktikum fände ich gut, schlecht wäre es ja nicht, wenn du in der Klasse auch länger allein unterrichten könntest, aber diese Möglichkeit besteht oft leider nicht; außer du nimmst Vertretungsunterricht an. Es stimmt schon, wie hier auch gesagt, die echte Realität spiegelt ein Praktikum leider auch nicht wider.
    Das authentischste Praktikum hatte ich, als ich mit einer Kommilitonin eine Lehrerin zwei Wochen lang vertreten musste, das war eine Horrorklasse und wir hatten die Schüler nicht im Griff... aber wir wurden auch ziemlich allein gelassen und bekamen keine Anleitungen zum Umgang mit Problemsituationen.


    Eventuell gibt es auch die Möglichkeit, dass du nur in kleineren Klassen arbeitest oder nur mit Erwachsenen.


    Ein Bürojob muss übrigens gar nicht langweilig sein, ich habe einen, und der ist total lebendig, denn ich sitze beileibe nicht nur am PC. Da ist viel Abwechslung, bin auch alle paar Wochen auf Dienstreise oder immer wieder mal bei einem Auswärtstermin. :) Kommt drauf an, in welchem Bereich dein Bürojob ist.

  • ich kenne aus dem bekanntenkreis 3 leute die psychopharmaka nehmen und zeitweise unter depression und argen stimmungsschwankungen leiden...bei einer kommt es zu "wutanfällen"...ein mann hat sogar leichte epileptische anfälle die von der medizin hervorgerufen werden...man sollte solche starken medikamente und deren nebenwirkungen auch mit einbeziehen in die überlegung. in wie weit sowas bei der scheiberin zutrifft kann ich nicht sagen...ich berichte nur aus meinem bekanntenkreis und da sehe ich die nebenwirkungen schon als ziemlich heftig an

  • Priemelchen, das ist es, was mich hier am Thread etwas stört, ihr äußert Vermutungen, ohne die Person und ihre Erkrankungen überhaupt zu kennen.


    Das Spektrum der psychischen Zwangserkrankungen ist TOTAL breit, genauso wie bei Autismus übrigens auch, da gibt es ebenfalls Menschen, die von Laien nicht als autistisch eingestufgt werden würden.


    Ich habe in meinem Bekanntenkreis drei mit psychischen Erkrankungen, zwei von ihnen werden nie unkontrolliert wütend ( ich kenne sie recht gut), bei der dritten weiß ich es nicht. Eine der dreien ist Lehrerin und therapeutisch/medizinisch eingestellt. Allerdings trat die psychische Störung bei ihr erst nach der Verbeamtung auf, sie arbeitet erfolgreich Teilzeit.

  • powerflower...ich bin der meinung, dass man grade solche dinge auch ansprechen muss...sie muss sich dann das raussuchen was sie meint was auf sie zutrifft...und nein Psychopharmaka sind keine lustigen pillen die man mal schnell nimmt sie ein bonbon...das sind starke medikamente die zu NICHT VORHERSEHBAREN nebenwirkungen (auch nach jahren der einnahme) auftreten können...oder z.b. nach wechsel des Medikaments. UND DAS NEHME ICH ERNST und spiele es nicht herunter.


    Denn sie möchte als lehrerin arneiten...was bringt es ihr wenn du ihr jetzt sagt: na klaro...das wird schon. klappt super! und dann bekommt sie keinen lehrerjob sondern wird ins schulamt gesetzt?!


    sie wird in der lage sein, sich die sachen die auf sie zutreffen schon selbst rauszusuchen...nur ansprechen wird ja wohl erlaubt sein.


    und keiner dichtet ihr hier was an...kanns sein dass du etwas zu empfindlich bist in der hinsicht?! X(


    ich habe auch eine schwester die behindert ist...wie ist aber nicht so stark behindert dass sie nichts alleine könnte....da gibt es auch andere fälle...jede Krankheit hat ein weites spektrum. Tumor ist nicht gleich tumor (da gibts gutartig, bösartig, Myome, klein groß, mittelgroß, linkssitzend, rechtssitzend, mittigsitzend) , sehschwäche ist nicht gleich sehschwäche (weitsichtig, kurzsichtig, nur fürs lesen, immer, 0,5 dioptirn, 6 dioptirn, -05, dioptrin...) trotzdem kann man bei beiden nicht sagen es ist nicht da!


    und das ist meine meinung...wenn du ne andere hast dann hast du ne andere...du bist lehramt förderschule. vllt. fühlst du dich mehr dazu berufen hier partei zu ergreifen...trotzdem finde ich es nicht schlau einfach alles unter den tisch zu kehren


    kennst du dich mit psychopharmaka aus?! nur mal so als frage...ich meine jetzt nicht nur mal so was gelesen sondern wirklich damit auskennen...dann würdest du nämlich anders darüber denken! Punkt!


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    Unterscheidung der Psychopharmaka
    Psychopharmaka wirken auf das Seelenleben eines Menschen Psychopharmaka sind Arzneimittel, die eine gezielte Wirkung auf das Seelenleben entwickeln. Dazu gehören die erwähnten Antidepressiva, ferner Neuroleptika (Antipsychotika) sowie Beruhigungs- und Weckmittel. Indirekt zählt man dazu auch die Lithiumsalze, Schlaf- und bestimmte Pflanzenheilmittel usw.


    Nachfolgend eine kurzgefasste Übersicht:
    Antidepressiva:


    * Antidepressiva sind Arzneimittel mit direkter Wirkung auf depressive Zustände. Sie machen nicht süchtig. (Einzelheiten)


    Tranquilizer:


    * Beruhigungsmittel vom Typ der sogenannten Benzodiazepine, auch Tranquilizer genannt (vom Lateinischen: tranquillus = ruhig), wirken beruhigend, angstlösend und ggf. schlaffördernd. Sie können süchtig machen (Medikamentenabhängigkeit), wenn sie über längere Zeit eingenommen werden. Manche wirken sich noch sehr lange nach dem Aufwachen negativ auf die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit aus. Das erhöht die Unfallgefahr im Straßenverkehr und die Gefahr von Stürzen. Man nennt das den Hangover-Effekt.


    Neuroleptika:


    * Neuroleptika kann man im wesentlichen in 2 Gruppen unterscheiden: Die einen, die sogenannten hochpotenten Neuroleptika sind vor allem in der Behandlung der Psychosen heute nicht mehr wegzudenken. Die anderen, die sogenannten niederpotenten Neuroleptika, bewähren sich insbesondere bei Unruhe-, Erregungs- und Angstzuständen sowie Schlafstörungen. Neuroleptika machen nicht süchtig.


    Weckmittel:


    * Weckmittel oder Psychostimulanzien haben heute fast keine ärztliche Aufgabe mehr. Sie machen süchtig.


    Lithiumsalze:


    * Lithiumsalze sind jene Medikamente, die bei immer wieder ausbrechenden depressiven Phasen einen Rückfall verhindern helfen, sofern man sie über Monate bis Jahre hinweg regelmäßig einnimmt. Ähnliches gilt für den Wirkstoff Carbamazepin, ein Arzneimittel, das man bisher hauptsächlich gegen Krampfanfälle einsetzte. Das ist für die Betroffenen eine große Beruhigung. Bei der Manie gehören Lithiumsalze zusammen mit den Neuroleptika zu den direkt dämpfenden Medikamenten. Lithiumsalze und Carbamazepin machen nicht süchtig.


    Pflanzenheilmittel:


    * Pflanzenheilmittel (Phytopharmaka) mit Wirkung auf das Seelenleben waren seit Jahrtausenden unersetzlich und beginnen in letzter Zeit wieder zunehmend Beachtung zu finden. Da sie kaum Nebenwirkungen haben und nicht süchtig machen, werden sie gerne genommen. Man sollte jedoch ihre Grenzen respektieren. So sind alltägliche Befindungsschwankungen mit Verstimmungszuständen und leichte Depressionen durch Pflanzenheilmittel häufig ausreichend zu behandeln, während man ab mittelschweren Depressionen besser gleich zu den Antidepressiva greifen sollten. Nähere Informationen zu Phytopharmaka finden Sie hier.


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    Nebenwirkungen
    Auftretende Nebenwirkungen hängen von vielen Faktoren ab: Die Nebenwirkungen oder unerwünschten Begleiterscheinungen aller synthetischen Arzneimittel sind nach Art und Ausprägung von vielerlei abhängig. Dazu gehören vor allem der jeweilige Wirkstoff (jeder hat andere Begleiterscheinungen), die Dosierung (je höher, desto mehr), der Behandlungsabschnitt (am meisten zu Beginn), die Empfindlichkeit (große individuelle Unterschiede), ggf. zusätzliche Medikamente (Arzneimittel-Wechselwirkungen) sowie weitere Faktoren: persönliche Einstellung, Aufklärungsstand und damit Belastbarkeit von Patient und Familie, Einflussnahme von Bekannten, aber auch Medienberichte usw. Beachten Sie auch unseren Hinweis zu "Beipackzetteln". Die wichtigsten Nebenwirkungen synthetischer Arzneimittel sind:
    Herz- und Kreislaufstörungen.


    * Herz- und Kreislaufstörungen: z. B. Pulsbeschleunigung und Blutdrucksenkung. Deshalb abrupte Lageänderungen meiden, vor allem morgens beim Aufstehen: langsam aufsitzen, nicht zu schnell bücken usw. Empfehlenswert sind Bürstenmassagen (morgendliches Trockenbürsten) und Wechselduschen (mit kalt abschließen), angepasstes körperliches Training, z. B. der ohnehin schon stimmungsstabilisierende "tägliche Gesundmarsch bei Tageslicht".


    Trockene Schleimhäute:


    * Trockenheit der Schleimhäute mit Durstgefühl, Trockenheit von Mund-, Nasen- und Rachenschleimhaut, gelegentlich Blutungen. Bei der Mundtrockenheit hilft häufiges Mundspülen und vermehrtes Trinken (leider nur begrenzt wirksam), ferner Kauen/Lutschen von zuckerfreien Süßigkeiten bzw. Kaugummis sowie Eisstücken, Dörrobst, Karotten, Sellerie, Joghurt usw. Wichtig: regelmäßig und häufiger als üblich die Zähne zu putzen und bei Langzeitbehandlung öfter den Zahnarzt aufsuchen. Auch die medikamentöse Anregung der Speichelsekretion ist möglich: Bei der trockenen Nasenschleimhaut spezielle Nasensalbe, bei mangelnder Tränenflüssigkeit bestimmte Augentropen, bei trockener Schleimhaut der Luftröhre medikamentöse Anregung der Bronchialsekretion.


    Schweißausbrüche:


    * Schweißausbrüche unabhängig von Temperatur und Tages- bzw. Nachtzeit am ganzen Körper oder einzelnen Körperteilen. Begrenzte Linderungsmöglichkeiten durch Wechselduschen.


    Sehstörungen:


    * Sehstörungen vor allem durch Verschwommensehen (Randunschärfe); hinderlich für Schreibtisch-, Hand- und Werkarbeit, besonders aber beim Lesen. Meist gehen diese Beschwerden im Lauf der Behandlung zurück. Manchmal ist es nötig, die Dosis zu reduzieren oder das Antidepressivum auszutauschen.


    Zittern:


    * Zittern: Evtl. durch Reduzieren der Dosis oder einen Wechsel des Präparats vermeidbar. Sonst kann der Arzt zur spezifischen, zeitlich begrenzten Linderung spezielle Medikamente einsetzen (z. B. Beta-Rezeptorenblocker).


    Störungen im Magen-Darm Bereich:


    * Magen-Darm-Störungen: Vor allem Verstärkung der ohnehin depressionstypischen Stuhlverstopfung, gelegentlich auch Durchfall sowie Verminderung der Magensaftsekretion. Bei Darmträgheit hilft ausreichend Flüssigkeit (schon morgens das bekannte Glas Wasser), ferner ballastreiche Nahrung (Salate, Gemüse, Obst) oder Quellmittel (ggf. Lactulose). Vorsicht mit Abführmitteln (Missbrauchgefahr).


    Störungen bei der Blasenentleerung:


    * Blasenentleerungsstörungen vor allem bei Vergrößerung der Vorsteherdrüse. Auch hier kann das Reduzieren der Dosis oder der Wechsel des Präparats helfen, sonst bestimmte Arzneimittel, die das Wasserlassen wieder normalisieren.


    Appetit- und Gewichtszunahme:


    * Appetit- und Gewichtszunahmen, besonders durch Süßigkeiten, bis hin zum sog. Kohlenhydrat-Heißhunger. Hier hilft nur Maßhalten und tägliche körperliche Aktivität (Gymnastik, Sport, Turnen, Fahrrad, "Gesundmarsch"). Vorsicht: Schlankheitskuren ohne und mit Appetitzüglern während einer Depression können die Schwermut verstärken!


    Sexuelle Störungen:


    * Sexuelle Störungen sind depressionstypische Krankheitszeichen. Sie können durch manche Antidepressiva noch verstärkt werden, gehen jedoch nach Abklingen der Depression und langsamer Dosisreduktion des Antidepressivums wieder zurück. In seltenen Fällen kommt es zu einer schmerzhaften Dauererektion des Penis ohne sexuelle Empfindung. Dann muss umgehend der Arzt aufgesucht werden.


    Endokrine Störungen:


    * Weitere endokrine Störungen sind Milchfluss und Zyklusstörungen bei der Frau sowie Brustbildung beim Mann. Nach Absetzen des Medikaments gehen diese Nebenwirkungen wieder zurück. Manchmal hilft Dosisreduktion oder Wechsel des Präparats.


    Hauterscheinungen:


    * Hauterscheinungen in jeglicher Form mit und ohne Juckreiz sind möglich. Auch gelegentlich Wasseransammlung in den Geweben (Lider, Gesicht, Fußknöchel). Mitunter sprödes Haar oder Haarausfall (ist aber auch ein Depressionssymptom). Alle Hauterscheinungen gehen nach Abklingen der Depression und "Ausschleichen" des Antidepressivums zurück.


    Veränderungen des Blutbildes:


    * Blutbildveränderungen: Es kann zu krankhaften Veränderungen der roten und weißen Blutkörperchen kommen. Darum sollte man bei den Warnsymptomen Fieber, Schluckbeschwerden, Halsschmerzen, Zahnfleisch- und Mundschleimhautentzündung, Schleimhautgeschwüren, eitriger Angina - kurz: grippeähnlichen Beschwerden ohne Grippe - umgehend den Arzt aufsuchen.


    Blutgerinnung:


    * Gerinnungssystem: Thrombosen (Blutpfropfbildung) und Embolien (Loslösung dieses Blutpfropfes) am ehesten bei Vorschädigung, im höheren Alter und bei ständig liegenden Patienten.


    Epileptische Anfälle:


    *


    Epileptische Krampfanfälle sind möglich, besonders bei plötzlicher Erhöhung oder Reduktion der Dosis, sehr hohen Dosen oder entsprechender Vorschädigung: Epilepsie, Alkoholismus, Kopfunfall, sonstige schädigende Einflüsse usw. Bei Verdacht auf nächtliche Krampfanfälle, an die sich niemand erinnern kann, auf folgendes achten: morgens Bissmale an Zunge oder Wangenschleimhaut, ggf. blutiges Kopfkissen, Blutergüsse an Armen, Beinen und Kopf, vielleicht sogar Urin- oder Stuhlabgang. Umgehend den Arzt informieren!


    Leberstörungen:


    * Leberfunktionsstörungen: vor allem bei entsprechender Vorschädigung. Bei Appetitlosigkeit, Fieber, Muskelschmerzen, Übelkeit, Juckreiz und Gelbfärbung der Haut den Arzt informieren!


    Schilddrüse:


    *


    Schilddrüsenfunktionsstörungen: meist in Richtung Unterfunktion der Schilddrüse, gelegentlich mit Ausbildung eines Kropfes. Den Arzt informieren.


    Wachheit:


    * Wachheitsgrad: Einige Antidepressiva beeinflussen die Wachheit (Fachausdruck: Vigilanz, andere können sogar leicht aktivieren. Die Mehrzahl der Antidepressiva aber dämpft die innere Unruhe. Damit verstärkt sich die meist schon vorbestehende Mattigkeit und sogar die oft beklagten Merk- und Konzentrationsstörungen. Diese Dämpfung dient der Erholung, zumal man während einer Depression ohnehin zu keiner besonderen Leistung mehr fähig ist. Trotzdem kann diese medikamentös bedingte Ruhigstellung lästig sein, weshalb man die Hauptdosis der dämpfenden Antidepressiva auf Abend und Einschlafzeit legt.


    Verwirrtheit:


    * Verwirrtheitszustände drohen vor allem durch zu raschen Dosisanstieg, hohe Dosen allgemein, die Kombination mehrerer Arzneimittel mit ähnlicher Wirkung (z. B. Antidepressiva und dämpfende sowie antipsychotisch wirkende Neuroleptika), vor allem aber bei Vorschädigung des Gehirns sowie im höheren Lebensalter (d. h. ab dem 50. Lebensjahr). Sie beginnen häufig mit beunruhigenden Träumen, Angst, Umtriebigkeit, Herzrasen, schneller Atmung, Harnverhaltung, Darmträgheit, Temperaturerhöhung, mit warmer und trockener Haut, großen Pupillen und Rötung des Gesichts. Meist sind die Patienten ratlos, wo sie sich befinden, wie spät es ist usw. Manchmal kommt es sogar zu Sinnestäuschungen im Bereich von Sehen, Hören, Fühlen usw. Wenn sich so etwas abzuzeichnen beginnt, muss umgehend der Arzt aufgesucht werden.



    Keine Panik vor Beipackzetteln Diese lange Liste von möglichen Nebenwirkungen, die auch auf Beipackzetteln zu finden ist, muss noch einmal erklärt werden. Laut Gesetz müssen a l l e jemals beobachteten Nebenwirkungen auf dem Beipackzettel aufgelistet werden. Dabei ist es unwichtig, wie schwer und wie häufig sie aufgetreten sind. Auch äußerst seltene Nebenwirkungen müssen auf den Beipackzettel. Das führt dann zu dieser langen Liste und zu einer Verunsicherung der Betroffenen und der Angehörigen. Dabei müssen die Nebenwirkungen nicht bei jedem auftreten. Die Liste hilft aber, in einem solchen Fall sofort zu reagieren und den Arzt zu befragen. Insgesamt zeigen die Erfahrungen vor allem der modernen Medikamente, dass Nebenwirkungen wie Übelkeit, Mundtrockenheit oder Schwindel zwar zu Beginn einer Behandlung häufiger auftreten. Sie sind aber meistens nicht schwer ausgeprägt und verschwinden bei der Fortsetzung der Behandlung nach einiger Zeit.



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    Antidepressiva mit besonderen Nebenwirkungen
    MAO-Hemmer: Mono - Amino - Oxidase - Hemmer. Die bisher aufgezählten Nebenwirkungen sind bei der überwiegenden Mehrzahl der Antidepressiva üblich. Daneben gibt es aber noch eine besondere Gruppe von Antidepressiva, die Mono-Amino-Oxidase-Hemmer (MAO-Hemmer). Sie haben ihre speziellen Vor- und Nachteile bzw. Gegenanzeigen. Einzelheiten dazu wird der Arzt erläutern, wenn er sie verordnet; außerdem lassen sie sich im Beipackzettel nachlesen. Ein besonderes Problem bei der älteren Generation dieser Antidepressiva ergibt sich bei zusätzlichem Konsum folgender Genus- und Lebensmittel: bestimmte Käse-, Fisch-, Wurst-, Obst- und Gemüsesorten, ferner Alkohol usw. Von den möglichen Nebenwirkungen ist ein krisenhafter Blutdruckanstieg die schwerwiegendste Folge. Die Patienten klagen dann über Hinterhauptkopfschmerz, Nackensteifigkeit, Herzstolpern, Herzrasen oder langsamen Herzschlag, über Fieber, Schwitzen, Lichtscheu, Übelkeit, Brechreiz, Beklemmungsgefühl usw. Dazu kommt es allerdings selten, besonders wenn man die erwähnten Genuss- und Nahrungsmittel meidet. Außerdem konnte dieses Problem bei einem neuen Produkt der MAO-Hemmer deutlich entschärft werden.

  • Zitat

    Original von masa
    Ach, du hast vielleicht ´ne Ahnung vom autistischen Spektrum!
    Hoffentlich müssen dich niemals Schüler mit "Störungen" "erleiden" , schließlich ist doch nicht, was nicht sein darf, nicht?


    LG masa


    Falls du mich meinst (Zitieren wäre hilfreich):


    Weiß nicht was meine Ahnung vom autistischen Spektrum bzw. was meine Schüler "erleiden" müssen, hier für eine Rolle spielt, aber die Aussage, dass Mathematiker und Informatiker tendenziell autististisch veranlagt sind, bzw. dass Autismus ausgerechnet bei Mathe- und Info-Lehrern allgemein toleriert wird, ist ...nun ja... reichlich dämlich.

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

    Einmal editiert, zuletzt von Modal Nodes ()

  • den satz fande ich auch mehr als frech!!! manche scheine echt zu denken sie wären die helden der nation?! *kopfschüttel*


    wenn du so auch mit deinen schülern umgehst und sie so beleidigst- gute nacht!


    ein lehrer muss auch andere meinungen akzeptieren und diese sorgfältig prüfen!

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