• Hallo!!


    Ich bin 23 und studiere die Fächer Englisch, Sozialwissenschaften und Biologie im dritten Semester für Haupt- Real- und Gesamtschulen. Vor dem Studium habe ich außerdem noch eine Erzieherausbildung gemacht. Obwohl ich mich bisher im Studium gut geschlagen habe (bin noch nirgendwo durchgefallen und liege mit meinem Notenschnitt immer um 2,0) habe ich manchmal Bedenken bei meiner Berufsauswahl.....


    Es steht nun das erste Praktikum an und ich gehe mit gemischten Gefühlen darauf zu. Einerseits freue ich mich, da ich gern anderen etwas erkläre und beibringe (gebe in den genannten Fächern auch Nachhilfe).Auch habe ich kein Problem damit vor anderen zu sprechen (in den ersten zwei, drei Minuten bin ich aufgeregt aber das legt sich ganz schnell), ....ABER auf der anderen Seite habe ich schon etwas Angst das erste Mal alleine vor der Klasse zu stehen oder auch vor problematischen Schülern. Einige meiner Freunde meinten, dass dies ein schlechtes Zeichen sei und das ich den Wunsch Lehrer zu werden deshalb besser vergessen sollte.


    Ich frage mich also: Was nun?

  • Ich glaube vielmehr, dass du den zweifelhaften Rat dieser "Freunde" ad acta legen solltest.


    Es wäre viel schlimmer wenn du nicht aufgeregt wärst... das könnte nämlich bedeuten, dass du dich bereits für perfekt hältst. ;)


    Aufregung gehört dazu, ebenso wie Unsicherheit... und leider auch immer mal das Gefühl, vielleicht nicht in den richtigen Beruf einzusteigen.
    Das ist dein erstes Praktikum, lass es auf dich zukommen... danach bist du schlauer und solltest schon ein bisschen besser einschätzen können, ob du tatsächlich vor einer ganzen Klasse stehen kannst oder nicht.
    Und damit meine ich nicht, dass bereits alles perfekt laufen muss, da du ansonsten deinen Berufswunsch vergessen kannst.
    Sei so gut wie möglich vorbereitet und steh dazu, wenn was schief läuft, damit kommst du bei Schülern gar nicht so schlecht an.


    Viel Erfolg! :)
    Nanny*wersolcheFreundehatbrauchtkeineFeinde*Ogg

    ~ Wenn ihr mich sucht, ihr findet mich im Zwiespalt. ~

  • Es ist ein verbreiteter Irrtum, dass man ein geborener Lehrer sein muss, um im Schulalltag zu bestehen. Lehrer ist ein Beruf, den man erst erlernen muss, so wie alle anderen Berufe auch.


    Natürlich gibt es notwendige Voraussetzungen wie Stressfestigkeit, Interesse am Umgang mit Kindern und Jugendlichen, Organisieren können usw., aber den Umgang mit den lieben Kleinen und Großen, wie man was erklärt, wie man sich ausdrückt, wie man sie diszipliniert, wie man streng und gleichzeitig freundlich ist, und all diese 1000 Sachen muss man erst lernen. Ganz normal.


    Ganz normal ist es natürlich auch, wenn du aufgeregt bist, bevor du das erste Mal vor der Klasse stehst.
    An unserer Schule ist es sogar normal, dass ganz viele Lehrer, also Leute, die schon lange im Geschäft sind, in der letzten Nacht der Sommerferien vor dem Beginn des neuen Schuljahres schlecht schlafen. Man ist eben einfach aufgeregt und es kommt viel Neues. Aber es ist keine "schlimme Aufgeregtheit", und es sollte bei dir auch nicht eine solche sein.


    Viel Spaß!


    Hamilkar

  • Wenn du schonmal kein Problem damit hast, vor anderen zu sprechen, bringst du doch schon gute Voraussetzungen mit! :)
    Ich habe das z.B. erst in den Praktika und dem Referendariat "gelernt". Man wächst mit seinen Aufgaben.
    Gehe erst einmal ganz entspannt in das Praktikum und freue dich darauf! Da wirst du ohnehin noch nicht alleine vor einer Klasse stehen, das kommt erst im Referendariat und da meist auch erst im zweiten Halbjahr. Bis dahin bist du so "sicher" im Umgang mit den Schülern, dass dir das nichts mehr ausmachen wird. Sooo viele wirklich schwerwiegende Fehler kann man auch gar nicht machen - zumindest nicht, wenn man ein wenig gesunden Menschenverstand mitbringt. Der Umgang mit problematischen Schülern ist für Berufsanfänger (ich bin selbst einer - trete heute erst meine erste Stelle nach dem Referendariat an) immer schwer. Aber auch mit jahrelanger Erfahrung wird es immer wieder Schüler geben, die eine echte Herausforderung sind. Zum Glück ist man ja nicht ganz auf sich alleine gestellt, sondern hat immer noch Kollegen, die diesen Schüler dann auch kennen und die man dann um Rat fragen kann.


    Bei meinem ersten Praktikum wollte ich sogar im Anschluss gar nicht mehr an die Uni zurück. Am liebsten wäre ich direkt dort geblieben. Die Aussicht auf weitere 3 Jahre Studium fand ich dann nicht so toll. :D

    "I propose we leave math to the machines and go play outside."
    (Calvin and Hobbes, Bill Waterson)

  • Zitat

    Original von Natercia
    ABER auf der anderen Seite habe ich schon etwas Angst das erste Mal alleine vor der Klasse zu stehen oder auch vor problematischen Schülern. Einige meiner Freunde meinten, dass dies ein schlechtes Zeichen sei und das ich den Wunsch Lehrer zu werden deshalb besser vergessen sollte.


    Du hast ja nette Freunde. :rolleyes:


    Ich hab in meiner ersten Stunde vor meiner ersten 7. Klasse nur gezittert (mir wird immer kalt, wenn ich aufgeregt bin) und ich hab mich praktisch an meiner Stundenplanung festgehalten. :D Am Ende des Praktikums und ca. 60 gehaltenen Stunden in 4 verschiedenen Klassen, wollte ich gar nicht mehr an die Uni zurueck. Die Stundenplanung hab ich zwar durchgelesen, dann aber auf dem Schreibtisch liegen gelassen. Meine darauf folgenden Praktika liefen ohne Schwierigkeiten, selbst wenn ich immernoch aufgeregt war.
    Die Uebung macht's. Perfekt ist man dann zwar immer noch nicht, aber man lernt schliesslich nie aus. Hast du einen Fuehrerschein? Bist du in der ersten Stunde im Auto gleich furchtlos losgeduest und konntest alles? Ich weiss noch, dass mein Fahrlehrer mich erstmal nur hat lenken lassen, waehrend er Bremse, Gas und Kupplung bedient hat. :D


    Ich fange naechste Woche mit meinem dritten Jahr als Klassenlehrerin an, und mach immernoch Fehler, schwierige Schueler gehen mit gelegentlich immernoch auf den Senkel und ich kann immer Dinge besser machen.


    Fakt ist aber, ich seh einiges inzwischen wesentlich gelassener. :tongue: Am Anfang macht man sich so viele Gedanken, was alles schief gehen koennte, ob man alles weiss, Fragen beantworten kann, etc. Ich hab mich damit abgefunden, dass ich mal was nicht weiss. Ist auch nicht das Ende der Welt. Dann funktioniert eine Stunde halt mal nicht so, wie sie soll. Na gut, machen wir halt was anderes. Da sind meine Kids dann nunmal total muede und koennen kaum noch gerade aus laufen. Dann malen sie halt ein Bild waehrend ich vorlese...
    Alles halb so wild.
    Wenn mir jemand wirklich auf den Keks geht und sich einfach nicht benehmen will, werden sie zu ner Kollegin abgeschoben und duerfen dort von deren Klasse angestarrt werden...bis zum Ende der Stunde. Danach duerfen sie vielleicht wieder in meinen Raum,...


    Niemand erwartet, dass du perfekt bist. Es wird immer jemand da sein, der hilft wenn Dinge nicht so laufen, wie sie sollten. Dabei ist es egal, wie lange man den Job schon macht.
    Lass es einfach erstmal auf die zukommen und hab Spass dran. :)

    • Offizieller Beitrag

    Ganz ehrlich, ich würde eher sagen, wenn du nicht aufgeregt wärst, würde etwas nicht stimmen. Nach meinen ersten Stunden war ich komplett durchgeschwitzt, sie sind aber super gelaufen.
    Woher wissen denn deine Freunde, dass Aufregung ein schlechtes Zeichen ist? Sind sie denn selbst Lehrer? Die Bemerkung finde ich schon etwas sehr seltsam.
    Dejanas Beitrag kann ich nur unterschreiben (auch wenn du in Deutschland nicht so einfach Schüler in Nachbarklassen abschieben kannst- zumindest in meiner Schule nicht).

    "Ein Mann, der noch keinen Fehler begangen hat, hat noch nie etwas getan."
    Sir Robert Baden-Powell, Earl of Gilwell

  • Zitat

    Original von Hermine
    (auch wenn du in Deutschland nicht so einfach Schüler in Nachbarklassen abschieben kannst- zumindest in meiner Schule nicht).


    Das mag auf die Schule ankommen. :D Wir schieben gegenseitig ab, innerhalb der Primarstufe. Ich hatte auch schon anderer Leute Nervkekschen in meinem Raum. Generell gibt's bei uns die Moeglichkeit Schueler zu "entfernen" und zu einem bestimmten Lehrer zu schicken, was dann auch offiziell in die Akten eingeht. Das ist aber eher unseren 7. und 8. Klassen vorbehalten.

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