zählendes Rechnen

  • Hallo,


    noch eine Frage. Habe eine 1/2 frisch bekommen und auch zum ersten Mal diese Altersstufe. Ist es normal(ich meine im Rahmen), dass die Zweitklässler (sind sie ja erst seit 3 Wochen) im ZR bis 10 oder 20 noch zählend rechen? Also beispielsweise 10-3 mit den Fingern abzählen?
    Ich habe mal gehört, es gibt Lehrer, die lassen die Plus- und Minusaufgaben im ZR 10 auswendig lernen. Macht das Sinn?
    Danke schön!

  • Es wird Dir nicht viel weiterhelfen, in fachlicher Sicht, aber Dich möglicherweise beruhigen.


    Ich habe in der 3.Klasse immer wieder Kinder, die nur mit den Fingern rechnen, nicht mehr so offensichtlich, aber unter der Bank kann man das dann auf jeden Fall sehen. :D


    Zu Deiner anderen Frage, ich bin kein Experte für 1/2, aber ich denke immer wieder in 3/4, dass es schon sinnvoll gewesen wäre, bestimmte Aufgaben mit Ergebnissen auswendig zu lernen, da sich das ja im gesamten Zahlenraum ständig wiederholt.

    • Offizieller Beitrag

    So als oller Ossi im Ossibezirk lasse ich auch die Aufgaben auswendig lernen - wie übrigens auch bei uns in der Fortbildung für die Rechenschwächekontaktlehrerinnen empfohlen.
    Zusätzlich zu den Aufgaben bis 10 noch die Zahlzerlegungen (für die Zehnerübergänge).


    Also sinnvoller als zu lernen 7 + 3 = 10, ist es, zu lernen: 7, 3 und 10 gehören zusammen (Aufgabenfamilie)
    7+3 = 10
    3+7= 10 (Tauschaufgabe)
    10-3=7
    10-7=3 ( zu jeder Plusaufgabe eine Umkehraufgabe).


    Manche Kinder verstehen das inhaltlich aber nicht sicher. Und dann kann man noch als Hilfe über Nachbaraufgaben gehen: 4+4 = 8 (weiß ich) --> 4+5 = 4+4+1 = 8+1=9. Das verstehen dann noch weniger Kinder, es ist aber eine schöne Alternative für die Leistungsstarken.
    Und auch wenn du es auswendig lernen lässt, hast du Kinder, die immer noch zählen.


    Conni, die übrigens auch manchmal zählend rechnet. (1 Rechenschwächekontaktlehrer + 1 Leserechtschreibschwächekontaktlehrer = 2 Erfahrungskompetenzmultiplikatorendiagnostikteams.)

  • naja so einfach ist es nicht. tragisch ist es noch nicht, aber die meisten Kinder sollten sich im zweiten Halbjahr der 1 schon vom zählenden rechnen gelöst haben. In der Wiederholungsphase Anfang 2 solltest du genau beobachten, ob die Kinder überwiegend zählend rechnen und dementsprechend genauer beobachten. Gegebenenfalls die Arbeit mit dem Anschauungsmaterial nochmals vergegenwärtigen, Zahlzerlegungen der 10 ausführlich üben und automatisieren und Rechenstrategien über die 10 gründlich erarbeiten.
    Wenn die Kinder allerdings in der dritten Klasse immer noch zählend rechnen ist dies ein eindeutiges Alarmsignal und schon tragisch.


    viele Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde, gerade diese frühere Einschulung (In Berlin zwischen 5:8 und 6:7 mittlerweile.) macht im mathematischen Bereich viel aus. Es kommen Kinder in die Schule, die nicht weiterzählen können und keine Vorstellung von Mengen bis 10 haben. Auch für die Entwicklung der Konzentrationsfähigkeit, des Gedächtnisses und der Orientierung ("Arbeitsrichtung") sind diese "paar Monate" ein langer Zeitraum im Leben eines jungen Kindes.
    Die Rahmenlehrpläne wurden leider nicht dem jüngeren Einschulungsalter angepasst, sondern sogar noch erweitert.


    Bei einer Fortbildung wurde mal gesagt: Erst in den ZR bis 100 weitergehen, wenn der ZR bis 20 sitzt und die Kinder auswendig rechnen können.
    Ich fürchte, dann würden wir auch in 3 Jahren den ZR bis 100 nicht schaffen.

  • Hallo,
    das Problem kenne ich auch. Auch meine Schüler rechnen im Zahlenraum bis 20 häufig zählend. Natürlich ist es sinnvoll die Aufgaben auswendig zu lernen (=automatisieren). Aber erstens bringt das nichts bei Kindern, die zu Hause nicht üben und zweitens ist die Mühe umsonst, wenn sie keine Vorstellungsbilder zu den Rechnungen haben. Es bringt auch gar nichts die Finger zu verbieten, solange die Kinder noch darauf angewiesen sind. Ich kann einem Kind ja auch nicht die Schwimmhilfe im tiefen Wasser wegnehmen, wenn es noch nicht schwimmen kann. Mal ganz davon abgesehen, dass die Kinder sehr erfinderisch sind wenn es um verstecktes zählendes Rechnen geht. Kinder die noch zählend Rechnen brauchen sinnvolle Arbeitsmittel, mit denen sie sich davon lösen können (ich weiß, leichter gesagt, als getan!).
    Gruß Ina

  • Natürlich ist es erklärtes Ziel, dass sich die Kinder am Ende des ersten Schuljahres sicher im Zahlenraum bis 20 bewegen. Allerdings ist das so ne Sache mit Zielsetzungen..... deshalb dürfen wir als Lehrer nicht müde werden, immer wieder Zusammenhänge aufzuzeigen, Rechenstrategien anzubieten und, und, und ..... Letztlich wird es immer das ein oder andere Kind geben, dass auch noch die Finger länger zur Hilfe nimmt, ob wir uns auf den Kopf stellen oder nicht (siehe Schwimmflügelbeispiel ;)

  • Das stimmt, aber man kann ihnen ja Alternativen zum Schwimmflügel anbieten, mit dem sie evtl. viel cooler und schneller schwimmen können.
    Allerdings ist das dumme, das die zählenden Rechner gerade in der 1 und Anfang 2 teilweise sogar schneller rechnen, als die Kinder mit Strategien. Aber spätestens im Zahlenraum bis 100 siehts dann langsam traurig aus.

  • Traurig wird's besonders dann, wenn sie in der 3. Klasse immer noch mit den Fingern rechnen. Habe nämlich eine 3. übernommen und da gibt es zwie Kinder, die sind im Zahlenraum bis 100 sehr unsicher und schaffen auch Aufgaben bis 20 nur mit den Fingern. Das ist für diese Kids dann aber ziemlich übel :(

  • Übler ist es noch, wenn bei Multiplikationsaufgaben abgezählt wird...habe auch eine 3 übernommen.
    So langsam aber sicher bekomme ich es aus einigen raus, aber natürlich nur aus denen, die ihr kleines 1x1 auch üben :(


    ~Corvi

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. ~Albert Einstein

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