Trennung Beruf und Privatleben

  • Hab mal eine Frage an euch, die nicht den täglichen Unterricht bestrifft, sondern die Trennung von Beruf und Privatleben!


    Und zwar bin ich seit einem Jahr an einer Grundschule in einer ländlichen Gegend. Ich wohne selbst aber nicht dort, sondern etwa 25 km entfernt und habe somit (mal abgesehen von der Schule) keinen großen Bezug zu dem Ort.


    Nun gab es dort vor kurzem eine Aufführung eines Musicals, bei dem auch ein paar meiner Schüler mitgemacht haben - das ganze hatte aber nichts mit der Schule zu tun und war ja auch keine Schulveranstaltung.
    Eine Schülerin hat mich auch gefragt, ob ich kommen würde.
    Jetzt war es aber so, dass ich an dem Tag schon etwas anderes vor hatte und das auch nicht absagen wollte.
    Habe das meiner Schülerin auch so erklärt.


    Montags habe ich dann aber von einer Kollegin, die dort war, erzählt bekommen, dass es ja arm sei, dass sich die Lehrer der Grundschule bei einer solchen Veranstaltung nicht blicken lassen würden. Ich war zwar nicht die einzige aus unserem Kollegium, die nicht dort war, aber außer mir haben alle Verständnis für die Äußerung dieser Mutter gezeigt.


    Ich fand das Ganze ehrlich gesagt doch etwas unverschämt. Ich mache meinen Job gerne und mir liegen meine Schüler wirklich am Herzen. Aber muss ich deswegen auch noch meine Wochenenden nutzen, um auf solche Veranstaltungen zu gehen? Wie seht ihr das Ganze?

  • Hallo, ich sehe das genauso wie du.
    Meine Schule liegt 38km von meinem Wohnort weg. Auch ich wurde schon gefragt (von 5. und 6. Klässlern), ob ich zu bestimmten Veranstaltungen komme. Ich habe immer abgelehnt.
    War aber bei den Schülernund Eltern kein Problem.
    Ich wohne in einem Dorf im Sauerland. Von daher weiß ich, dass man es dort anders sieht. Der Lehrer gehört in solchen Dörfern quasi zum Inventar und hat omnipräsent zu sein.
    Meiner Meinung nach hast du nichts falsch gemacht. Ich mach es genauso.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Ja, ja... diese Dorfgrundschulen ...


    Ich wohne/arbeite auch im ländlichen Raum und kenne das Problem. Bei mir ist die Entfernung zwischen Wohnen und Arbeiten nicht ganz so groß, es sind etwa 15 Kilometer.


    Das Problem mit den "außerschulischen" Veranstaltungen kenne ich auch. Dabei versuche ich genauso wie du zu handeln. Nur in Ausnahmefällen gehe ich zu diesen Veranstaltungen. Eine dieser Ausnahmen war ebenfalls ein Musical, bei dem sehr viele Schüler unserer Grundschule mitgespielt haben und wir das im Kollegium abgesprochen hatten, dass zwei Kolleginnen dort hingehen. Ansonsten lehne ich Einladungen dieser Art freundlich, aber bestimmt ab.
    Ich sehe das Problem nämlich nicht im Besuch dieses einen Events, sondern eher darin, dass natürlich andere Veranstaltungen anderer Sparten, beispielsweise im Sport, genauso wichtig sind. Würde ich zur einen gehen, erwartete man das bei der anderen selbstverständlich auch. Und das kann/möchte ich nicht leisten.


    Aus der Tradition heraus ist jedoch das Schulleben im Dorfleben noch anders integriert. Viele Einwohner haben noch einen anderen Anspruch an die Präsenz von Lehrkräften aus der Zeit, als der Dorflehrer noch im Dorf lebte (oder in der Kleinstadt). Für mich heute ist es eher wichtig, beides voneinander zu trennen und mein eigenes Privatleben zu führen.

  • Bei uns stellt niemand diese Frage, weil es selbstverständnlich ist, dass immer Kolleen an Veranstaltungen am Nachmittag teilnehmen. Unsere Schule liegt ncht im ländlichen ebreich, dennoch habe wir Kollegen, die 60km fahren, die Mehrheit um die 30km, ganz wenige wohnen im gleichen Ort und habene ein Fußweg. Aber an unserer Schule ist sowieso immer und überall eine große Beteiligung, egal ob Sport- oder Musikveranstaltungen, Veranstaltungen der Stadt, bei denen wir uns als Schule präsentieren. So und bei 35 Kollegen und 500 Kindern kommt da wirklich einiges zusammen. Es findet sich aber zum Glück immer so, dass nicht jeder an jeder Veranstaltung dabei "sein muss", sondern es immer eine Grußße von 15-20 Kollegen ist, die immer wechselt. als Schule sind wir dann vertreten und alle von uns haben einen Überblick über das, was neben unserem Unterricht passiert. Klar, manchmal nervt es und man würde lieber putzen als sich zum 3. Mal in 10 Jahren "Das Dschungelbuch" als Schüleraufführunng anzugucken, aber bei uns hält sich die Auffassung "Auch das gehört zum Lehrersein dazu".


    Viele Grüße,
    ohlin

    • Offizieller Beitrag

    Das kenne ich gut! Bin auch an einer Dorfschule und wohne in der angrenzenden Stadt. Ich habe zwar keinen weiten Weg, aber irgendwann muss ich doch auch mal Freizeit bzw. Wochenende haben. Mir reichen dann schon die zahlreichen Schulveranstaltungen. Es geht ja jetzt mit St. Martin gleich wieder heftig los. Termine wie Kommunion, Sportfest etc. die natürlich sonntags sind, teilen wir unter uns auf, häufig geht auch die Chefin alleine hin, denn bei ihr gucken die Leute schon genau, wann sie erscheint und wann nicht. Andere Einladungen lehne ich dankend ab. Ich habe in fast allen Klassen der Schule Unterricht. Wenn ich zu jeder Weihnachts- oder Abschiedsfeier gehen würde, hätte ich wirklich Terminnot. Was ich auch ablehne: Treffen der Eltern in der Stammkneipe mit Lehrerbeteiligung. Aber die Erwartungshaltung ist da und mit dem Dorfgeschwätz muss man leben lernen.

    Ein Niederrheiner ist einer, der nix weiß und alles erklären kann.
    Hanns Dieter Hüsch

  • ich finde auch, dass das jede lehrerin für sich entscheiden kann und man nicht auf "allen hochzeiten" tanzen muss.


    aus meiner klasse sind 10 jungs in der gleichen fußball-mannschaft. es würde mir nicht im leben einfallen, zu den spielen zu gehen! aber das erwartet zum glück auch niemand :rolleyes:.


    man sollte so selbstverständlich und selbstbewusst wie möglich damit umgehen. wenn mich die aufführung des rollschuhvereins interessiert, gehe ich hin und wenn einige kinder aus meiner klasse mitmachen, schön. aber man sollte sich nicht verpflichtet fühlen. dafür haben wir schon genug verpflichtende veranstaltungen.

  • puhh... Glück gehabt, lebe in der Stadt! Zu Erstkommunionen, Fußballspielen und dergleichen wird meine Anwesenheit in keinster Weise erwartet. Wie hier schon gesagt wurde, es giobt ja schließlich genug schulische Veranstaltungen "außer der Reihe".
    Das stell ich mir ja grauenhaft vor!!!
    Gruß
    Anna

  • Da ich auch ein Leben abseits der Schule habe, nehme ich nur an den wirklich schulischen Veranstaltungen teil. Ich wohne ca 40 km von meiner Schule entfernt und geniese jeden einzelnen Kilometer. Ich treffe nachmittags niemanden im A**i an der Kasse, wenn ich am Stadtfest mal ein Bierchen trinke interessiert das niemanden und wenn ich meine alljährliche Bronchitis habe, kann ich trotzdem entspannt draussen unterwegs sein.
    Genauso gebe ich an die Schüler/Eltern nicht meine private Adresse und Telefonnumer raus. Wenn Gesprächsbedarfs besteht kann man mich über das Sekreteriat gut erreichen und mir eine Nachricht hinterlassen. Es gibt einfach nichts so Wichtiges, was unbedingt nachmittags oder abends am Telefon geklärt werden muss.


    Und das schönste ist, ich schätze meine Schüler und Eltern und diese auch mich. Ich habe ihnen meine Einstellung diesbezüglich erklärt, und siehe da, es funktioniert!

  • meine telefonnummer (allerdings über isdn eine extra "schul-nummer") und auch meine adresse gebe ich heraus. bezüglich der adresse hat es noch nie probleme gegeben und auch telefonaten hält es sich in erträglichen grenzen. das "schul-telefon" klingelt so leise, dass ich es nur im dunstbereich des arbeitszimmers höre, wer etwas wirklich wichtiges hat, der spricht dann auf den ab.


    aber man sieht es ja an triplethreat: man muss es authentisch rüberbringen und eltern-kinder-lehrer müssen sich wertschätzen (an der ganzen schule), dann werden die individuellen grenzen, die man setzt, auch akzeptiert.


    also, annabel, zieh' deine linie durch und steh' dazu, das ist dein gutes recht!!

  • Das Thema hatte ich auch schon des öfteren, wenn es um Einladungen zu Flötenaufführungen,Tanzbewerben, Eislaufbewerben, Theateraufführungen,Fußballmatches, etc. geht.
    In meiner Anfangszeit bin ich da auch hingegangen, aber jetzt grundsätzlich nicht mehr!
    Denn 1. habe ich nun Familie (die grundsätzlich Vorrecht außerhalb der Schulzeit hat) und 2. wenn du zu EINEM Anlass gehst, musst du zu ALLEN gehen- sonst wäre das ja ungerecht.
    Da das ein Fass ohne Boden werden kann, mein Rat: lass es!
    Bei Schulveranstaltungen ist es ja was anderes.
    Ich unterrichte und wohne auch in ländlicher Gegend.

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