Arbeitszeitgerechtigkeit

  • Wenn man in einer Situation ist, wo man emotional in die eine Richtung will, aber die Faktenlage einen in die andere Richtung zwingt, dann wird man aggressiv.
    Vaila zeigt das nur allzu deutlich.
    Beiträge, die in eine andere Richtung weisen, als die von ihr eingeschlagene ignoriert sie, daraus kann man auch schlussfolgern, dass ihr Hauptmotiv ein tiefsitzender Neid auf Kollegen ist, die es ihrer Meinung nach besser haben. Aber das Argument der Gegenseite, das Korrektur nur eine der vielfältigen Lehrertätigkeiten ist, kann sie auch nicht mit Fakten entkräften.


    Yamamoto

    2 Mal editiert, zuletzt von Yamamoto ()

  • Zitat

    dass es bereits zahlreiche Lehrerarbeitszeituntersuchungen gibt, die die ungeheuren Unterschiede offenkundig gemacht haben.


    Nun, auch das ist Fakt. Vielleicht sollte man Psychologisierungen doch einfach lassen.


    Fakt ist übrigens auch, dass viele Kollegen das Deputatsstundenmodell mit Händen und Füßen verteidigen - was mich persönlich immer erstaunt. Denn das Modell sorgt nicht nur für ein negatives Ansehen des gesamten Berufs in der Öffentlichkeit, sondern ist ein offenes Tor für Arbeitszeiterhöhungen aller Art - zurzeit z. B. in BW auf faktisch 26 Unterrichtsstunden am Gym für Kollegen unter 40.


    Mit dem Deputatsstundenmodell kann man auch immer neue Sonderaufgaben, Prüfungsformen etc. erfinden - z. B. in BW eine neue Abiturprüfung für die Englisch-Kollegen, die zusätzlich (!) zu bestehenden Prüfungen zu leisten sein wird (und ja, auch hier muss man sagen: Wer hätte in einem anderen Fach von einer solchen Erfindung bisher gehört?)


    Aber die Rechnung ist eben einfach: 25 Stunden a 45 Minuten sind 18,75 Stunden, bis zur 40 Stunden-Woche ist kräftig Luft.


    Dass keiner das Modell hinterfragt, könnte ein Zeichen dafür sein, dass eben viele Kollegen mit ihren Stunden doch eine positive Bilanz erreichen. Könnte man, wie gesagt, ich weiß es nicht.


    Jedenfalls ist das Problem doch immer dasselbe: Die Befürchtung, dass Änderungen im System niemandem nutzen, aber allen schaden. Und dafür gibts wohl auch Beispiele genug.

  • Zitat

    Original von unter uns
    Jedenfalls ist das Problem doch immer dasselbe: Die Befürchtung, dass Änderungen im System niemandem nutzen, aber allen schaden. Und dafür gibts wohl auch Beispiele genug.


    Dieser Gedanke hat mich auch zu meinen Vorschlägen weiter oben gebracht. Ich bin mir sicher, wenn es dazu kommeb würe, dass Korrekturfachlehrer weniger unterrichten müssen als andere Lehrer, würde das so ablaufen, dass alle anderen Fachlehrer noch ein paar Stunden aufgedrück bekommen, ich aber bei meiner jetzigen Stundenzahl bleibe. Davon habe ich aber nichts...


    Ummon
    Ich verstehe deine Einwände gegen eine Reduzierung der Schulaufgabenzahl bzw. gegen ein Ersetzen von Aufsätzen. Ich stimme zu, die Schreibkompetenz der Schüler würde darunter leiden. Aber ich glaube, dass der Unterschied eher gering wäre. Man müsste halt sehen, auf welche Aufsatztypen man verzichten kann und in welchen Schreibformen man reduzieren könnte. Machbar wäre es meiner Ansicht aber ohne (sehr) großen Schaden. Ich gestehe auch, dass ich die wenigen Möglichkeiten, die das Schulgesetz bietet, hier auch ausnutze, unabhängig davon, ob die Klasse vielleicht noch mehr von einem weiteren Aufsatz profitieren würde als von einer Grammatikschulaufgabe. Solange der Dienstherr nicht durch entsprechende Vorgaben darauf achtet, dass Arbeitsbelastung und Nutzen für Schüler sich die Waage halten, bin ich nicht bereit, das mit meiner Gesundheit und, ja, auch mit meiner Freizeit auszugleichen.

  • Zitat

    Original von unter uns
    Mit dem Deputatsstundenmodell kann man auch immer neue Sonderaufgaben, Prüfungsformen etc. erfinden [...].


    Richtig. Und analog dazu zwei Ebenen drunter: das Deputatsstundenmodell setzt auf Seiten der Schulleitung keinerlei Anreize, ökonomisch mit der Arbeitszeit der Kollegen umzugehen. Zeit, die man nicht separat bezahlen muss, ist schnell mal für zusätzliche Konferenzen, Veranstaltungen und Verpflichtungen aller Art zur Hand.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Zitat

    Original von Eliah


    Ich verstehe deine Einwände gegen eine Reduzierung der Schulaufgabenzahl bzw. gegen ein Ersetzen von Aufsätzen. Ich stimme zu, die Schreibkompetenz der Schüler würde darunter leiden.


    Und ich dachte immer, Schreibkompetenz erhöht sich durch Übung... Aber nein :rolleyes: durch Leistungserfassung!


    Yamamoto

  • Zitat

    Original von Yamamoto
    Wenn man in einer Situation ist, wo man emotional in die eine Richtung will, aber die Faktenlage einen in die andere Richtung zwingt, dann wird man aggressiv.
    Vaila zeigt das nur allzu deutlich.
    Yamamoto


    Yamamoto aber auch.


    Zitat

    Original von Yamamoto
    Beiträge, die in eine andere Richtung weisen, als die von ihr eingeschlagene ignoriert sie, daraus kann man auch schlussfolgern, dass ihr Hauptmotiv ein tiefsitzender Neid auf Kollegen ist, die es ihrer Meinung nach besser haben. Aber das Argument der Gegenseite, das Korrektur nur eine der vielfältigen Lehrertätigkeiten ist, kann sie auch nicht mit Fakten entkräften.


    Yamamoto, das ist unsachlich und polemisch. Das Argument der Gegenseite ist kein überzeugendes, und jeder Lehrer, der hier Sprachen und exakte Wissenschaften unterrichtet, hat Vaila im Kern noch recht gegeben.
    Ich höre dieses Argument allerdings immer wieder, und dann melde ich mich auch zu Wort, weil ich das so nicht stehen lassen kann.


    Ansonsten halte ich die Diskussion für wenig fruchtbar, weil die Claims abgesteckt sind.


    Für völlig richtig halte ich das Argument, dass eine staatliche Regelung dazu führen würde, dass 30% der Lehrer gleich viel arbeiten und 70% mehr arbeiten müssten. Das hielte ich tatsächlich für eine schlechte Lösung. Eine bessere habe ich nicht, deshalb melde ich mich erst, wenn mir eine eingefallen ist - oder wenn jemand wieder das Lied von der prinzipiellen Unvergleichbarkeit der Fächer singt oder alle Fächer für bereits staatlich verglichen und gleich belastend hält. Beides ist wenig wahrscheinlich.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Zitat

    Original von Yamamoto


    Und ich dachte immer, Schreibkompetenz erhöht sich durch Übung... Aber nein :rolleyes: durch Leistungserfassung!


    Yamamoto


    ?(Schreibkompetenz erhöht sich durchFörderung in einem Unterricht, der solche Aufgaben gezielt zum Thema macht, nicht in die Hausaufgaben verlegt usw. Tests fördern gar nichts und die wenigsten Schüler lernen dadurch. Yamamoto, ich stimme dir völlig zu.

  • Hallo Herr Rau,


    du hast absolut recht. Die Diskussion ist festgefahren, da die angebotenen Lösungsmöglichkeiten nicht von den Sprachenlehrern angenommen werden. So entsteht dann so etwas: " Yamamoto aber auch." Die Lösungsmöglichkeiten sind und ich wiederhole das was andere bereits schon vorgeschlagen haben, zum x-ten Male:


    1. Verringerung der Anzahl der Klausuren, Stichwort "Lernen statt Testen"


    2. Reduzierung der Deputate und Bürokratieabbau in der Schule.


    Geld ist genug da, siehe Bankenrettungsfond, Sozialhilfeanteil am Bundeshaushalt usw. zuwenig Geld ist für Forschung und Entwicklung sowie Bildung vorhanden, das ist die Konsequenz einer nicht zukunftorientierten Politik. Sozialhilfeempfänger werden in diesem Land am Fließband produziert und was einmal Hilfe im Notfall bedeutete, ist heute eine legitime Einkommensart an die sich eine Betreuungsindustrie angehängt hat. Die Kosten für die o.g. Maßnahmen sind nur ein minimaler Bruchteil der 63% Belastung des Bundeshaushaltes durch den Sozialhilfeetat. Diese Gesellschaft hat sich umzustellen. Sich hängen lassen ist auch keine Lösung! In einem Land, dass den Begriff des "Aufstockers" kennt, ist grundlegend etwas falsch gelaufen. Auch in der Schule. Die Schülerzahlen sinken, ein Fachkräftemangel steht an und wir können schon seit Jahren immer weniger berufsschulfähige und studierfähige Schüler entlassen. Das liegt unter anderem an zu vielen ausgebrannten Kollegen, die nur noch das Nötigste tun können. Die Potsdamer Lehrerstudie hat schon seit Jahren diese Mängel aufgezeigt, es geschieht aber nichts. Und in diesem Forum ist kaum jemand in der Lage über den Tellerrand zu schauen. Stichwort political correctness. Apropos, beamtete Lehrer dürfen jetzt ja streiken, mal sehen, ob die Gewerkschaften das nutzen. Das Prinzip der political correctness geht übrigens auf die Frankfurter Schule zurück. PC macht es möglich, Andersdenkende zu unterdrücken, indem man unüberwindbare geistige Schranken aufbaut, Dinge die nicht gedacht werden dürfen. Das ist sicher eleganter als ein KZ oder eine Verbannung in einen stalinistischen Gulag, aber nicht weniger effektiv. Siehe der " Fall Sarrazin". Möglicherweise ist dies ja der Grund, weshalb sich einige hier so im Kreis drehen. Frei Denken erlaubt man sich nicht.


    Yamamoto

    Einmal editiert, zuletzt von Yamamoto ()

  • OT
    Eine gewagte These, dass man freieres Denken erreicht, indem man munter drauf los jeden Nazivergleich nicht nur zulässt sondern auch als Gewinn betrachtet. Dass diese Vergleiche instrumentalisiert sind (Stichwort "pc"), bestreite ich allerdings nicht.


    auch OT
    Es hat Charme, sich bei insg. 6 Beiträgen schon x-mal wiederholt zu haben ;)

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

  • Es ist immer wieder interessant, dass man bei den ersten Beiträgen mancher User schon erahnen kann, worauf es hinausläuft.
    Was haben wir also? Das Übliche.


    1. Einseitige Schulzuweisungen an "die anderen" mit der Behauptung, man habe "die Lösung" der Probleme benannt, aber werde nicht gehört.


    Zitat

    da die angebotenen Lösungsmöglichkeiten nicht von den Sprachenlehrern angenommen werden


    2. Dies kombiniert mit schlagwortartigen Lösungsvorschlägen, die keine sind bzw. "von den Sprachenlehrern" eben nicht einfach umgesetzt werden können.


    Zitat

    1. Verringerung der Anzahl der Klausuren, Stichwort "Lernen statt Testen" 2. Reduzierung der Deputate und Bürokratieabbau in der Schule.


    3. Die übliche visuelle Schreierei durch Fettungen, Ausrufezeichen etc.


    4. Der Drang in allgemeine, rein assoziative Kultur- und Gesellschaftskritik inklusive des Vorwurfs, "die anderen" seien beschränkt.


    5. Und schließlich: Die Einnahme der Opferrolle mit den üblichen Schlagworten der Tyrannei der "political correctness", wobei nun der "Fall Sarrazin" nicht fehlen darf, sicher als nächstes "die Klimalüge" erwähnt wird etc.

  • Ich darf an dieser Stelle mal meinen Mathematiklehrer zitieren:


    "Bretter, Bretter, Bretter!"


    Und Tschüß!


    Yamamoto

  • Zitat

    Original von Vaila
    Ich bin immer überrascht über diese Zahlenangaben Möbius, die niemand nachprüfen kann! Wo hast du die her? Das Bandbreitenmodell diente dazu, die vorhandene Anzahl von Stunden nach Belastungssituation neu zu verteilen.


    Wo die Zahlen herkommen? Himmel, vielleicht hättest du dich längst mal über die bestehenden Breitbandmodeele informieren können, wenn du hier schon seit ewigen Zeiten dafür Werbung machst. Was man zB im Hamburger Modell unterrichten muss kann ist kein Geheimnis, das kann jeder ausrechnen (den Link habe ich gepostet).


    Ein Lehrer, der keine zusätzlichen Funktionen hat kommt im Hamburger Modell
    mit Deutsch / Englisch auf ca. 26 Stunden
    mit Mathe / Physik auf ca. 27 Stunden
    mit Sport / Erdkunde auf ca. 31 Stunden.
    (Am Gymnasium bei gleichmäßiger Verteilung über alle Jahrgangsstufen.)


    Wenn man Klassenlehrer ist, ist es jeweils ca. 1 Stunde weniger.


    Da geht es nicht um gerechte Umverteilung der vorhandenen Stunden sondern einzig um die Frage "Wen können wir nich ein bischen mehr machen lassen?".


    Zitat

    Original von Vaila
    Es geht um Richtwerte, Transparenz, nicht wischiwaschi. Alle Tätigkeiten sollten dokumentiert und gewichtet werden. Nicht kleinkrämerisch, aber in großen Zügen nachvollziehbar!


    Ach und du glaubst enrsthaft, dass bei Einführung eines Bandbreitenmodells vorher sorgfältig die Arbeitszeit einiger 1000 Lehrkräfte repräsentativ untersucht und ausgewertet wird und die Stundenfaktorisierung dann anhand der daran ermittelten durchschnittlichen Belastungen durchgeführt wird? Oder könnte es vielleiicht doch sein, dass einfach irgendwo eine Kommission anhand nicht näher spezifizierten Überlegungen entscheided, dass du in Klasse 7 für eine Deutscharbeit 8 Minuten für die Korrektur angerechnet bekommst und ich für Versuchsaufbau pro Physikstunde 9 1/2 Minuten? (Für die bisherigen Bandbreitenmodelle hat nicht mal das stattgefunden, da wird für eine Deutschstunde einfach 1h 25 Minuten angesetzt und damit ist dann alles an Vorbereitung, Korrekturen, etc. abgegolten.)

  • Zur Zeit geht ein Geist durch viele Schulen, der Jahresarbeitszeitkonto heißt. Weiß jemand dazu Genaues? Ich halte die Idee von "Gerechtigkeit für alle" für problematisch und nicht wirklich messbar.
    Müssten nicht mehr Lehrerinnen und Lehrer eingestellt und die Stunden insgesamt gekürzt werden?

  • Zitat

    Original von Moebius
    Ein Lehrer, der keine zusätzlichen Funktionen hat kommt im Hamburger Modell
    mit Deutsch / Englisch auf ca. 26 Stunden
    mit Mathe / Physik auf ca. 27 Stunden
    mit Sport / Erdkunde auf ca. 31 Stunden.
    (Am Gymnasium bei gleichmäßiger Verteilung über alle Jahrgangsstufen.)



    Und das Unterrichten ist eben nicht alles! Weil das System Schule eben nicht nur aus Unterricht und den dazugehörigen Aufgaben besteht. Irgendjemand betreut die Biosammlung, macht den Vertretungsplan, organisiert die Austauschfahrt, den Tag der offenen Tür, die SV, wartet die Rechner, aktualisiert die Homepage, führt Beratungen durch, u.s.w. Diese Tätigkeiten gilt es auch zu verteilen, die Frage ist jetzt, wie. Und diese Frage wurde an unserer Schule durch die Einführung des Arbeitszeitmodells deutlich offener behandelt. Dass der Religions/Geschichte-Kollege eher Zeit für die SV-Arbeit hat, als der Deutsch/Englisch-Kollege. Dass (um mal die Fächerkonkurrenz etwas rauszunehmen) die Deutsch-Kollegin mit Unterstufenschwerpunkt mehr Zeit hat als die Kollegin, die Deutsch mit einem LK und drei GKs in der Oberstufe vertritt, wird auch deutlich, daher wird sie zukünftig die Theater-AG betreuen.


    In der Diskussion um Arbeitszeitmodelle hat man (und das macht es schwierig) immer
    a) Kollegen, die für sich endlich persönliche Entlastung wollen,
    b) Kollegen, die für sich persönlich Angst haben im Vergleich zu wenig zu tun und
    c) Kollegen, die versuchen das ganze System in den Blick zu nehmen und möglichst objektiv so etwas wie Gerechtigkeit herzustellen.


    In der Diskussion muss man sich klar machen wer aus welcher Position heraus argumentiert.

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

    Einmal editiert, zuletzt von Kiray ()

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Lieschen2011
    Zur Zeit geht ein Geist durch viele Schulen, der Jahresarbeitszeitkonto heißt. Weiß jemand dazu Genaues? Ich halte die Idee von "Gerechtigkeit für alle" für problematisch und nicht wirklich messbar.
    Müssten nicht mehr Lehrerinnen und Lehrer eingestellt und die Stunden insgesamt gekürzt werden?

    Für Hessen: hat nix mt Arbeitszeitgerechtigket zu tun... nur mal wieder so ein Firlefanz aus dem KM: http://www.gew-hessen.de/index…78100fcacd80a6c252815a130


    http://www.gew-hessen.de/uploads/media/GEW-Folder-Lak.pdf

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

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