Ab morgen Warnstreik der angestellten Lehrkräfte in BW

  • Zitat

    Original von wossen
    Tja, sich von Verdi emanzipieren geht nicht (dank der TVL-Konstruktion).


    Wieso sollte das nicht gehen? Die Ärzte haben es doch auch geschafft.


    Aber der Marburger Bund verliert sich ja auch nicht in endlosen (und unnützen) ideologischen Debatten über die Strukturen des deutschen Krankenhauswesens...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Der Marburger Bund ist aber keine DGB-Gewerkschaft (und ist v.a. primär eine Angestelltengewerkschaft, deren Mitglieder strukturell auch viel besser und öffentlichkeitswirksamer mobilisierbar sind). Mit einer eigenen Entgeldordnung wäre die GEW natürlich viel handlungsfähiger (hinter der Forderung stecken natürlich auch handfeste organisationspolitische Eigeninteressen der GEW)


    dpa via Tagesspiegel:

    Zitat

    Die Verhandlungsführerin der Lehrergewerkschaft GEW, Ilse Schaad, musste sich fragen lassen, warum ihre Gewerkschaft dem Abschluss überhaupt zugestimmt hat. Die Begründung: Der Zustand mit dem nun erzielten Tarifergebnis ist nicht schlechter als er ohne wäre.


    ganzer Artikel


    Wo sie Recht hat, da hat sie Recht (aber natürlich haben die jetzigen TVL-Zustände - z.B. in NRW theoretisch denkbare tarifbeschäftigte Gymnasialdirektoren, die schlechter gestellt sind als Studienräte - numehr endgültig Ewigkeitswert).

  • Zitat

    Original von wossen
    Der Marburger Bund ist aber keine DGB-Gewerkschaft ...


    Dann sollte den GEW-Mitgliedern eben klar sein, dass sie keine unabhängige Gewerkschaft haben, die IHRE Interessen vertritt...


    Es steht auch nicht im Grundgesetz, dass die GEW Mitglied im DBG sein muss, genauso wenig wie, dass Lehrkräfte Mitglied in der GEW sein müssen...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Nuja, für angestellte Lehrkräfte ist sie aber alternativlos (der Beamtenbund ist ja z.B. immer noch hellauf begeistert vom TVL - hat sogar noch 2009 (!) zusammen mit Verdi demonstriert, damit auch in Hessen endlich der BAT durch den TVL abgelöst wird: 2010 waren sie dann erfolgreich - die GEW verhielt sich neutral, soweit ich das mitbekommen habe)


    Es gibt aber sowas (aber ne richtige Gewerkschaft scheinen die nicht werden zu wollen, sind aber in etlichen Personalräten in NRW):


    SCHALL

  • Zitat

    Original von wossen
    Nuja, für angestellte Lehrkräfte ist sie aber alternativlos (der Beamtenbund ist ja z.B. immer noch hellauf begeistert vom TVL - hat sogar noch 2009 (!) zusammen mit Verdi demonstriert, damit auch in Hessen endlich der BAT durch den TVL abgelöst wird: 2010 waren sie dann erfolgreich - die GEW verhielt sich neutral, soweit ich das mitbekommen habe)


    Es gibt aber sowas (aber ne richtige Gewerkschaft scheinen die nicht werden zu wollen, sind aber in etlichen Personalräten in NRW):


    SCHALL


    Das ist ja eine interessante Organisation! Ich glaube aber bei uns im Norden gibt es das nicht (wenn doch, bitte antworten). Ich bin im VBE organisiert, einfach weil ich aus den genannten Gründen die GEW nicht als Interessenvertretung der angestellten Lehrkräfte ansehen kann. Der VBE argumtentiert zumindest sehr ausgewogen und sachlich, fühlt sich aber natürlich auch mehr seiner Hauptklientel verpflichtet.


    Ich finde es wird Zeit, auch einmal die Vorteile des Angestelltenstatus herauszustellen (bevor uns hier wieder jemand des Neides und der Jammerei bezichtigt ;)).


    1. Kostenlose Krankenversicherung von Ehepartner ohne Einkommen und Kindern.


    2. Jährliche Rentenvorausberechungen von der BfA (leider ohne Garantie)


    3. Keine Verpflichtung zu Überstunden ohne Ausgleich


    4. Im Alter mit Rente, wenn sie denn auch geringer ausfällt als eine Pension, nicht den Neid und die Häme anderer Rentner auf sich zu ziehen, wie es ja jetzt schon die Pensionäre oft zu ertragen haben. Ein Problem, dass mit sinkenden Renten sicher noch an Brisanz zunehmen wird.


    5. Als Teilzeitkraft bekomme ich für die Zeiten, in denen ich Klassen auf Klassenfahrten begleite oder dies leite das volle Gehalt (gilt das eigentlich auch für andere Bundesländer?).


    6. Das unbezahlbare Gefühl, für meine Leistung bezahlt, anstatt für eine Position alimentiert zu werden (hört sich blöd an, ist aber bei mir so).


    Vielleicht fällt euch ja noch mehr ein, dann bitte die Liste erweitern.


    Allen ein schönes Wochenende. Ich habe schon alle Korrekturen und Vorbereitungen für Dienstag fertig :)!


    Eure Angestellte

  • Zitat

    Original von Angestellte


    Das ist ja eine interessante Organisation! Ich glaube aber bei uns im Norden gibt es das nicht (wenn doch, bitte antworten)....


    Nee, gibts nur in NRW....(naja, der VBE ist Mitglied in der Tarifunion des Beamtenbundes - ob das nicht nur rein verbale Interessenvertretung ist... Irgendwie kann das keine Alternative zur GEW sein)


    Das meint die Schutzgemeinschaft der angestellten Lehrkräfte (SCHaLL) übrigens zu dem Tarifabschluss:


    200000 angestellte Lehrer verraten und verkauft (link anklicken)

  • Danke für den Link, wossen,


    ich weiß ja, der VBE ist keine wirkliche Alternative, aber die sind einfach nicht so grenzenlos verlogen, wie die GEW.
    Zitat:
    Eine lineare Tariferhöhung von ca. 2,3 % im Rahmen des Inflationsausgleichs


    verschärft das Problem der angestellten Lehrer/innen, da bei einer Übertragung


    auf die Beamten sich die Einkommensschere zwischen angestellten und


    verbeamteten Lehrkräften weiter öffnet.



    Bei den angestellten Lehrern geht es um 20 % Netto-Gehaltsunterschied


    gegenüber den verbeamteten Lehrern bei identischer Ausbildung und


    Qualifikation", so Renate Koch vom Landesvorstand SchaLL.


    SchaLL fordert seit Jahren, dass tarifbeschäftigte Lehrkräfte einen


    Nachteilsausgleich bekommen. Verdi und GEW hatten das Ziel ausgegeben,


    die Entgeltordnung der Lehrkräfte erstmalig tariflich zu regeln.


    Während der Streiks äußerte sich eine GEW-Frau im Regionalfernsehen von Sat 1 so: "Wir kämpfen gegen die Ungleichbehandlung von Lehrkräften. Es kann ja wohl nicht angehen, dass eine Sozialpädagogin, die in einer Integrationsklasse die gleiche Arbeit wie eine angestellte Lehrkraft leistet anders als diese bezahlt wird."


    Ich habe in mein Sofakissen gebissen! Leider war kein Name eingeblendet.


    Die Leute vom VBE wissen jedenfalls meistens, was sie sagen, nur leider sagen sie ja zu unserem Problem nicht viel. Gewerkschaftlich organisiert zu sein, finde ich aber schon sehr wichtig. Also, wenn jemand eine Alternative weiß???


    Mein Zukunftstraum wäre, dass es keine (Netto-) Gehaltsunterschiede zwischen Beamten und Angestellten mehr gäbe. So könnte sich jede/r dann völlig frei entscheiden, ob ihm/ihr die "Zwangsjacke" Beamtentum incl. Sicherheitspaket wichtiger ist oder die Arbeit als Angestellte/r. Und mehr Angestellte unte den Lehrkräfte hieße dann ja auch eine stärkere Lobby in den Gewerkschaften und vielleciht sogar Streiks für bessere Arbeitsbedingungen Seite an Seite mit den Eltern im Interesse der Schüler. Traum Ende!


    Schade eigentlich, dass die Beamten so wenig Solidarität mit uns zeigen, diese von uns aber sehr vehement ("Du gehst aber schon streiken oder?")
    eingefordert wird.


    Trotzdem bin ich meistens fröhlich und gerne (Angestellte) Lehrerin

  • Zitat

    Original von Angestellte
    Während der Streiks äußerte sich eine GEW-Frau im Regionalfernsehen von Sat 1 so: "Wir kämpfen gegen die Ungleichbehandlung von Lehrkräften. Es kann ja wohl nicht angehen, dass eine Sozialpädagogin, die in einer Integrationsklasse die gleiche Arbeit wie eine angestellte Lehrkraft leistet anders als diese bezahlt wird."


    Und in den Träumen der GEW wird dieser "Einheitslehrer" natürlich nach A13 bezahlt. Aber nur in deren Träumen (bis der Finanzminister die GEW-Träumer aufweckt...)


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Das ist übrigens auch ein wesentliches Motiv, warum verbeamtete Lehrkräfte (unter A13) die Daumen drücken sollten, dass es zu einer Entgeltordnung für tarifbeschäftigte Lehrkräfte kommt.


    Da werden dann nämlich nach Gewerkschaftsvorstellungen die (angestellten) Lehrkräfte der Sek I und der Primarstufe höher eingruppiert (vll.. sogar analog zu Sek II auf TVL 13).


    Und (das ist der Clou...) das würde einen riesigen Druck erzeugen, auch verbeamtete Primarstufenlehrer und Sek I-Leute nach A13 zu besolden...


    Und die Gewinner der Entgeltordnung für Angestelllte wären primär......die Beamten (da bringt es richtig was, von A11 auf A13 zu kommen, man denke nur an die Pensionsansprüche. Von TVL 11 auf TVL 13 ist dagegen vernachlässigbar).


    Der Weg zu A13 für (verbeamtete) Lehrkräfte der Primarstufe und der Sek I kann nur über die neue Entgeltordnung für Tarifbeschäftigte freigemacht werden (das ist ja auch der wesentliche/wirkliche Motor des Engagements der Gewerkschaften)

  • Ach, wossen, da hast du mir aber meinen freien Tag verhagelt.


    Du meinst also die GEW schiebt die Forderungen für uns Angestellte nur vor, um die wirklichen Verbesserungen für die Beamten zu erreichen? Lass mich doch noch ein wenig an das Gute in den Gewerkschaften glauben und relativier deine Aussagen (oder sag mir, was ich dagegen tun kann).


    Andererseits, wenn man diesen Gedanken weiterspinnt, dann würde es für die Länder ja gar keinen finanziellen Vorteil mehr haben ihre Lehrkräfte zu vebeamten (schon gar nicht wenn man an die in die Zukunft verlagerten Ausgaben für Pensionen und Beihilfe denkt).


    So lange es genügend Leute gibt, die das mitmachen (d. h. zu allen Bedingungen in den Schuldienst streben), sollten die Gewerkschaften da wohl besser aufpassen, dass die Bruttogehälter von Beamten und Angestellten nicht zu weit auseinander klaffen.

Werbung