Studium abbrechen?

  • Hallo an alle,


    ich wollte euch mal um Rat fragen bezüglich meines Studiums.
    Ich studiere Grundschullehramt und mache bald mein Examen.
    Doch irgendwie hat sich bei mir ein Problem entwickelt. Das Orientierungspraktikum war noch ganz ok. Ich habe viele Einblicke sammeln können, konnte bei meiner Lehrerin viel abschauen und habe auch schon eine Stunde gehalten (aber ohne Beobachtung, da meine Mentorin krank war).
    Das Kollegium war teilweise offen, teilweise eher abweisend (so nach dem Motto: die ignorieren wir einfach mal), dabei habe ich mich schon eingebracht.
    Dazu muss ich aber sagen, dass ich nicht gerade die Person bin, die alle anderen unterhält. Ich schätze mich eher zurückhaltend ein und möchte mir die Situation erst ein mal anschauen. So war ich schon immer und so schlecht finde ich es nicht. Bei den Kindern ist mir aufgefallen, dass sich die ruhige Art auf sie überträgt... doch in den Seminaren in der Uni habe ich immer gemerkt, was die anderen für Erfahrungen machen...sie erzählen wie die Kinder sie geliebt haben, wieviel Lob sie bekommen und so weiter... eine Studentin meinte auch, dass man auf jeden Fall versuchen sollte mit jedem zu reden und und und...
    Jetzt habe ich bald wieder ein Praktikum und muss unterrichten und werde das erste mal richtig bewertet...mir macht das unterrichten auch Spaß und die Arbeit mit Kindern ist abwechslungsreich, nur habe ich die Befürchtung, dass ich mich irgendwie lächerlich machen werde bei meiner Unterrichtsstunde...das nichts klappen wird oder ich die Kinder nicht zur Ruhe bringen kann...
    Naja,ich weiß nur nicht,ob meine schon etwas schüchterne Art zum Lehrerberuf passt...andere wollen immer sofort alles vorstellen und meinten, dass das Lehrersein wie eine Bühne sei...dabei wollte ich den Kindern nur was beibringen und mich nicht irgendwie verstellen...
    Ich bin jetzt total verunsichert und eigentlich weiß ich auch,dass ich unterrichten könnte,aber ich habe Angst,dass ich nichts auf die Reihe bekomme,wenn ich unter Beoachtung stehe und wohlmöglich ziehen die anderen fertigen Lehrer heimlich im Lehrerzimmer über einen her.
    Meint ihr ich soll das Studium abbrechen?



    Ps:Ich leide auch unter Schlafstörungen :(
    Liebe Grüße

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Ich bin jetzt total verunsichert und eigentlich weiß ich auch,dass ich unterrichten könnte,aber ich habe Angst,dass ich nichts auf die Reihe bekomme,wenn ich unter Beoachtung stehe

    Also, das sind die ganz normalen Herausforderungen des Berufs und im Referendariat hast du diese Situation ständig. Darüber musst du dir im Klaren sein. Wenn du das wirklich nicht aushalten kannst, ist der Beruf nix für dich. Aber gerade deshalb bricht man ja nicht VOR dem Praktikum ab, da erst kannst du es ja testen, wenn auch nur in der sehr abgespeckten Version. "Kann Unterrichten" hängt nicht nur davon ab, ob du eine Reihe oder Stunde planen kannst - zum Können gehört auch der erfolgreiche Kundenkontakt.

    Zitat

    Naja,ich weiß nur nicht,ob meine schon etwas schüchterne Art zum Lehrerberuf passt...andere wollen immer sofort alles vorstellen und meinten, dass das Lehrersein wie eine Bühne sei...

    Die Selbstdarsteller, die den eigenen Klassenraum mit einer Bühne verwechseln und an den Schülern vorbei entertainen, sind genauso unbrauchbar, wie die, die sich am liebsten vor den Schülern verstecken möchten.
    Eher ist es so, dass du ein Produkt verkaufst, nämlich deine Stunde/Lernziele, und dass du den Schülern gleichzeitig den Raum geben musst um mit dem Stoff zielbringend umzugehen und das Ganze an zentralen Stellen klar steuerst. Diese Steuerung kann auch mal mit etwas schwierigeren kommunikativen Situationen zu tun haben. Oder mit Humor, Motivation, kreativen Spontanreaktionen. Das muss man dann auch können.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    3 Mal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Also ich finde, es muss unterschiedliche Lehrerpersönlichkeiten geben. Jetzt gehöre ich zb. Zu den extrovertierten Typen und bin immer ein bisschen "neidisch" , dass ruhigere Typen wie du ihre Ruhe auf das Kleingemüse übertragen :)
    Nur weil du zurückhaltend bist heißt das nicht, dass der Job nichts für dich ist. Manchmal ist eher das Gegenteil der Fall.


    Das du dir Gedanken machst über deine ersten Unterrichtsversuche bei denen jemand hinten drin sitzt, ist normal. Ich betreue viele Studenten, die genau in dieser Situation stecken. Hinterher sagen die meisten, dass es einfach eine Gewohnheitssache ist und es eher positiv, weil man Feedback bekommt. Nur so erfährt man etwas über sich. Und nur dann kann man wirklich entscheiden, ob der Beruf was für einen ist.
    Also möchte ich dir Mut machen: Teste dich weiterhin aus und versuche deine Zurückhaltung als etwas Positives im Klassenzimmer zu nutzen. Es ist noch nicht Zeit für Entscheidungen die den Abbruch betreffen. Und vergleiche dich bitte nicht mit anderen! Du musst dich selbst finden und entwickeln. Andere sind da völlig egal. Bist du dir sicher, dass dir das Unterrichten Spass macht? Dann Augen zu und durch! Das Durchhaltevermögen wird dich sicher belohnen :)


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • schließe mich panama an: ruhig blut!
    du bist anfängerin und als solche darf man unsicher sein und mit situationen vielleicht nicht richtig umgehen, weil man sie noch nicht richtig einschätzen kann. hole dir das feedback von der mentorin ein, frage auch gezielt nach deinem lehrerverhalten.


    ich bin auch eine eher ruhige person (gewesen :D), schüchtern, abwartend und immer: beobachtend und mir gedanken machend. vieles war in den praktika natürlich der sprung ins kalte wasser und absolute überwindung.
    aber du hast es richtig erkannt: eine ruhige lehrerin kann auch beruhigend auf die kinder wirken.


    mit der sicherheit wird bei dir die lockerheit kommen, dann kannst du auch mal scherze machen und mehr aus dir herausgehen (tust du ja im freundes- und familienkreis auch, oder?). aber das braucht zeit und die musst du dir gönnen.


    in jedem kollegium gibt es die eher ruhigen und die eher quirligen und extrovertierten typen und das ist auch gut so und das wissen eigentlich auch alle.


    und jetzt meine persönliche meinung: mir ist eine zurückhaltende, beobachtende, reflektierende praktikatin, die vor ihrem unterricht auch mal nervös ist lieber, als eine coole "ich bin die geborene lehrerin und stecke euch alle in die tasche und eigentlich bräuchte ich diese ausbildung gar nicht"-praktikantin. erstere hat meiner meinung nach mehr chancen, zu lernen aus ihren fehlern.


    schmeiße die flinte jetzt nicht ins korn. stehe die praktika durch, hole dir feedback ein und gehe danach in dich, ob du weitermachst, oder nicht.


    ich drücke dir die daumen, dass du spaß und erfolg im praktikum hast!

  • Juhu! *Winke winke * :) mir ist die ruhige Praktikantin auch tausend mal lieber als die :"Was willst du von mir, ich kann das doch und bis total der Entertainer da vorne...." - Praktikantin!


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen. Deine Art klingt sehr sympathisch. Ich würde an Deiner Stelle noch mehr praktische Erfahrungen sammeln und nicht (gleich) das Handtuch werfen! Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Lass Dir Zeit. Bereite Dich gut vor, auch mental. Sei offen für Feedback. Sei Du selbst.


    Dieser Satz hier ist mir noch aufgefallen:


    Zitat

    Original von Schmetterling18
    und wohlmöglich ziehen die anderen fertigen Lehrer heimlich im Lehrerzimmer über einen her.


    IdR nimmt man sich selbst zu wichtig. Ist es nicht eher so, dass sich die fertigen Lehrerzimmer über andere (wichtigere) Dinge zu unterhalten haben, als über Deine Person? Und wenn sie es doch täten: so what!? Sind die wichtig?

    Beste Grüße
    von und aus dem Kiefernwald

  • Ich kann mich auch nur anschließen, schreibe es aber estra nochmal hin, damit du merkst, wie viele denken, du solltest NICHT abbrechen!


    Du schreibst, du bist du selbst und das ist die wichtigste Vorasussetzung für guten UNterricht. Die Kinder nehmen einen so, wie man ist, schwierig machen sie's einem, wenn man sich versucht zu verstellen.
    Angst vor Unterrichtsbesuchen gehört mit dazu, ... irgendwann ist die Zeit vorbei, da muss jede durch!


    Ich drücke dir die Daumen!!

  • Brich nicht ab.
    Ich erkenne mich in deiner ersten Beschreibung wieder. Auch bin der ruhige Typ, der ersteinmal die Lage peilen will, bevor ich den Mund aufmache.
    Ich hatte auch währendes Studiums und während des Refs. Kommilitionen/Mitreferendare, die die "Wow, hier bin ich - Auf mich habt ihr alle gewartet - Alles easy - Typen" waren. Diese wurden auch immer mit riesigem Bohei aus den Praktika bzw. Ref. verabschiedet. Bei mir war das nicht so.
    Ich bin auch jetzt (nach 10Jahren) nicht die Lehrerin, bei der man laut "Yuppih" schreit, wenn sie auf dem Vertretungsplan steht.


    Aber ich habe auch viele positive Rückmeldung bekommen. Hauptsächlich von ehemaligen Schülern, die mir rückversicherten viel sie bei mir gelernt hätten bzgl. Fachwissen und Arbeitshaltung.
    Ich denke, dass dies auch die Hauptaufgabe ist.


    Ich glaube nicht, dass der Typ darüber entscheidet, wer der bessere Lehrer ist.
    Mache dein Praktikum und entscheide dann.


    P.S. Schlaflose Nächte hatte/habe ich auch. Das kommt und geht von Zeit zu Zeit.


    Also: Kopf hoch.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Erstmal bedanke ich mich für die vielen hilfreichen und netten Beiträge!
    Mir macht das Unterrichten auch Spaß und als ich alleine war mit meinen Schülern, denke ich, haben auch einige etwas verstanden...die Lehrerin hat mich die Tage danach auch gelobt, dass die Kinder das ganz gut verstanden hätten. Zuerst habe ich mich auch auf das Unterrichten gefreut, aber dann kamen immer mehr Zweifel, ob ich das überhaupt alles bewältigen kann. Dazu kommt noch, dass ich mit meinen 23 Jahren noch sehr jung aussehe und viele denke, ich wäre 17. Dafür kann man natürlich nichts, aber das Problem ist, dass viele Lehrer denken, ich wäre noch Schülerin. Ich würde es mir wünschen, dass ich so eine nette Mentorin bekommen würde wie ihr es seid.
    Dann wäre ich schon glücklich. Ich habe auch Angst meiner Mentorin oder meinem Mentor zu sagen, dass ich Angst vor dem Unterrichten habe, da das ja total paradox ist...Unterrichten und Angst?! Ich glaube, es ist einfach nur der Sprung ins kalte Wasser...Ich hänge auch eigentlich so an meinem Studium, da ich mich jetzt auch durch alles gequält habe und mir einige Seminare auch Spaß bereitet haben. Die anderen Studenten erzählen vielleicht auch nicht immer die Wahrheit, vielleicht machen sie auch Fehler.
    Ich träume eigentlich auch davon eine gute Lehrerin zu sein und einen anderen Beruf kann ich mir nicht vorstellen, aber dann kommen immer die Zweifel. Einmal durfte ich die Kinder alleine etwas fördern und dann habe ich mir auch immer gedacht: "wenn die das jetzt nicht verstehen, dann ist das deine Schuld,dann hast du das nicht gut erklärt".
    Im Seminar erzählen die anderen auch immer wie süß die Kinder sind und ich sehe das irgendwie immer ganz anders. Natürlich mag ich Kinder auch und finde sie toll und ich denke, von ihnen kann man noch viel lernen...aber süß finde ich sie nicht...ich nehme ein Kind auch in den Arm, wenn es weint oder das in dem Moment einfach braucht...ich freue mich einfach, wenn sie viel lernen und bin stolz auf die Kinder, aber von mir würde man nie hören:Ohh,sind die alle süß...sondern eher: ich hab unheimlich schlaue und liebenswerte Schüler. Wenn ich an süß denke, denke ich immer an Puppen, aber ich will meine Schüler ernst nehmen...
    Früher in der Schule war es überings auch so, dass ich mich mündlich nie beteiligt habe, da ich früher wegen meiner guten Noten gemobbt worden bin (mir wurde in den Rücken getreten, Beleidigungen), aber in der Oberstufe wurde es viel besser.
    Das Lustige an der Sache ist, dass ich jetzt viel eher Mobbing erkenne und dagegen auch etwas unternehmen möchte...nicht wie meine Lehrer damals, die die Augen vor der Realität verschlossen haben.
    Jedenfalls waren eure Worte Balsam für meine Seele.
    Ich habe mich irgendwie in den Gedanken verrannt, dass ich jetzt schon perfekt sein müsse, aber den Kopf ausschalten...das ist schwer.

  • Also erst einmal: Andere Studenten machen auch Fehler. Und jeder erfahrene Lehrer macht hin und wieder Fehler im Unterricht aus denen er lernen sollte. Das ist menschlich. Wenn du ein gutes Verhältnis zu der Mentorin hast kannst du ihr beruhigt sagen, dass du Angst hast. Vielleicht hat die noch Tipps und du fühlst dich dann besser! Das du Schüler nicht süss findest, ist nichts Verwerfliches. Es ist auch nicht deine Aufgabe, sie niedlich zu finden und sie zu bemuttern. Das mag für manche Lehrer zutreffen, aber eben nicht für alle. Stichwort verschiedene Lehrerpersönlichkeiten .... Frag einfach dein Herz, ob es dir Spaß macht im Klassenzimmer. Wenn ja, dann weiter so!


    Alles Gute !


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen: mach weiter! Man lernt so viel dazu, lernt den Umgang mit Schülern und Kollegen, wird zunehmend lockerer etc. So, wie Du schreibst, hätte ich Dich gern als Praktikantin!


    Noch ein Wort zu den "fertigen Lehrern": mir geht es auch manchmal so, dass ich mich nicht so sehr um die Praktikanten kümmern kann, wie ich es gern würde. Aber es sitzen so oft (und ständig andere) Praktikanten im Lehrerzimmer und meine Pausen sind so knapp und kurz und dann hab ich auch noch Aufsicht oder ein Kind hat sich das Knie aufgeschlagen oder ich muss noch was kopieren... Von daher: nimm das bloß nicht persönlich, wenn Du nicht so enge Kontakte mit den Lehrern knüpfen kannst wie gewünscht. Die meinen das bestimmt nicht böse, sondern brauchen gerade mal eine Pause!


    Aber ich werde mich jetzt beim nächsten Mal selbst daran erinnern, dass es nett wäre, sich der Praktikanten mehr anzunehmen.

  • nani: das ist so nett von dir!Und du hast recht...man darf sich nicht alles zu Herzen nehmen und es nicht so persönlich auffassen. Daran muss ich noch arbeiten.


    Ich werde mir nochmal alle Beiträge sorgfältig durchlesen, aber ich denke schon, dass ich weitermachen werde. Manchmal traut man sich als Praktikant auch nicht etwas zu fragen, weil man denkt, dass man seine Mentorin oder seinen Mentor nicht so einspannen möchte...ich habe das ja wirklich gesehen wie stressig es ist, wenn ein Kind hingefallen ist oder es sich übergeben musste...Ihr habt mir sehr geholfen und ich werde mich jetzt auch nicht immer mit den anderen vergleichen oder wenigstens versuchen, dass ich das nicht immer mache!Ein Kind hat mich auch mal umarmt, einfach so, obwohl ich nicht die Stimmungskanone bin...das war für mich wie ein Geschenk. =)
    Wenn Kinder jemanden mögen, dann immer auf eine ehrliche Art und Weise.
    Danke nochmal für eure Antworten! :)

  • Du kannst uns ja von Zeit zu Zeit wissen lassen, wie es dir so geht :)


    LG Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

Werbung