Aversion gegen eine Klasse - abbauen möglich?

  • Hallo,


    leider ist es nun doch passiert. Ich hätte es bis vor kurzem nicht für möglich gehalten, dachte ich doch, dass ich alle Schüler mag.
    Einer Klasse (9.) ist es jetzt allerdings gelungen. Ich mag sie nicht. Ich halte sie für fies (sie sind es....) und meine Gefühle für diese Klasse lassen sich am ehesten mit dem schlimmen Wort beschreiben, dass mit H anfängt und mit s aufhört :X: . Ich mag da nicht mehr rein.
    Mit anderen Klassen komme ich gut zurecht.


    Gibt es Möglichkeiten eine solch massive Abneigung wieder abzubauen? Momentan könnte ich mir nicht vorstellen mich mit ihnen in einen Stuhlkreis zu setzten, dafür ist es schon zu schlimm :( . Wie kann ich wenigstens so weit kommen, dass ich mir so etwas wieder vorstellen könnte?


    Traurige Grüße
    Frieda

  • Hallo,


    zunächst einmal: kein Lehrer mag alle Schüler, genau wie man nicht pauschal alle Kollegen mag und genau wie kein Schüler alle Lehrer total sympathisch findet ^^. Den Anspruch, dass alle Schüler einem sympathisch sein müssten, halte ich für sehr problematisch, weil er dir selbst ungeheuren Druck aufbauen kann. Das nur zu der Formulierung "dachte ich doch, dass ich alle Schüler mag." Insgesamt würde ich mal reflektieren, warum diese Klasse dir so unsympathisch ist - gibt es handfeste Gründe / Vorfälle, oder ist es eher ein subjektives Gefühl. Einen Stuhlkreis hielte ich in diesem Fall auch für grundfalsch - was sollte man dort thematisieren? "Hallo, ich wollte mal sagen, dass ich euch nicht mag"? ;)


    Erstes Gebot in dieser Situation wäre also für mich klare Selbstreflexion, im Zweifelsfall mit einem Kollegiumsmitglied zusammen, dem du vertraust. Es kommt immer wieder vor, dass man besondere Antipathie oder Sympathie für Schüler empfindet, das ist ganz normal. Man muss nur immer bemüht sein, trotzdem professionell und objektiv damit umzugehen. Das ist oft nicht leicht, aber häufig hilft schon, sich seine Aufgabe in dieser Klasse zu verdeutlichen: ihr müsst euch nicht alle mögen - du sollst ihnen etwas beibringen und das in einer professionellen Art und Weise. Und dass es immer mal Gruppen gibt, in denen der Funke trotz intensiver Bemühung nicht überspringt, ist auch normal.


    LG Eugenia

  • Ich hatte das sogar mal mit meiner eigenen Klasse, bisher aber nur ein einziges Mal. Ich hatte diese Klasse, die als problematisch galt, neu übernommen, und zum ersten Mal das Phänomen, dass ich alle anderen Klassen gerne mochte- nur meine eigene nicht.


    Ich denke, das gibt es einfach, manchmal entwickelt sich aufgrund einer bestimmten Zusammensetzung von Personen eine Dynamik, die man nicht immer aufhalten kann. Es hat nicht unbedingt mit einem selbst zu tun.


    Was ich gemacht habe: Quasi Augen zu und durch. Meine Pflicht erfüllt. Ich habe mich nie auf die Klasse gefreut, aber ich habe mich damit abgefunden, dass zwischen uns keine Sympathien sind und meine Kräfte oder Selbstbestätigung dann aus den anderen Lerngruppen genommen.


  • Hallo Frieda,
    ich kann dich grad total gut verstehen,
    da ich im Moment genau dasselbe erlebe.
    Allerdings bezieht es sich bei auf einige Wenige
    in jener Klasse, die dann auch gerne in meinem
    Beisein gegen mich hetzen,bzw.versuchen aufzuhetzen,
    was glücklicherweise bei dem Rest nicht so sehr fruchtet,
    mich aber trotzdem belastet. Will jetzt das Gespräch mit
    der SL suchen,wir sind eine kl.Schule,da funktioniert das
    mit dem persönlichen Kontakt ganz gut :)
    Ich hatte sowas in der Form bisher auch noch nicht und
    bin ehrlich ges.erschüttert eine solche Feindseligkeit mir
    gegenüber zu erleben ;( . Bin gespannt, was ich für mich
    erreichen kann,Therapeutin für "Durchgeknallte" werde
    ich jedenfalls nicht spielen :thumbdown: .Auf jeden Fall habe ich
    jetzt auch schon ernst zu nehmende Aversionen geg.
    besagte SuS aufgebaut-fühlt sich wirklich nicht gut an.
    Mitfühlende und verstehende Grüße,
    Minzbon.

  • In der Situation war ich auch schonmal.
    Die Klasse war mir von Anfang an feindlich gesonnen (nicht nur mir, den anderen Lehrern auch, aber bei mir war's am schlimmsten). Angangs habe ich durch vielerlei Methoden versucht, die Situation zu bessern (auch zusammen mit den anderen Kollegen), wir hatten unzählige Elterngespräche, Klassenkonferenzen, Lehrerkonferenzen, Elternabende, Schülergespräche, Strafkataloge und und und.
    Ich habe es mit positiver Verstärkung versucht, ich habe es mit Druck versucht, nichts hat die Situation verbessert. Ich habe dann irgendwan nur noch Dienst nach Vorschrift gemacht, langweiligen Frontalunterricht (was anderes war eh nicht möglich) und entsprechende Noten verteilt (nein, nicht aus Frust oder Rache, sonderen weil viele Schüler natürlich tatsächlich null geleistet haben). Ich habe Buchunterricht gemacht und versucht, keinerlei Energie mehr auf die Klasse zu verwenden. Elternanrufe usw. habe ich nicht mehr getätigt (haben ja eh nichts gebracht).


    Der Schulleitung habe ich unmissverständlich klar gemacht, dass ich mich weigern würde, die Klasse noch ein weiteres Jahr zu unterrichten (was in der verfahrenen Situation ja auch völlig sinnlos gewesen wäre)- so war es dann auch. Das war ein Jahr aus der Hölle, nur wegen einer blöden Klasse.


    Von mir also leider keine guten Tipps zum wieder-gut-machen sondern nur zum aus-halten... Augen zu und durch und versuchen, die Klasse loszuwerden.

  • Hallo Frieda,
    das ist mir auch schon passiert, deshalb antworte ich mit Fragen:
    1. Gibt es an deiner Schule eine/n Schulsozialpädagogen/-in und / oder kollegiale Beratung? Wenn nicht, unbedingt anregen und zwar mit Unterstützung der Elternvertretung.
    2. Gibt es ein Fortbildungsangebot des Dienstherrn? Wenn nicht, unbedingt anregen und ggf. bei der Konzeption mitarbeiten.
    3. Kannst du heraus finden, welche negative peergroup die Fäden zieht? Mit Hilfe der dort unterrichtenden Kollegen isolieren, fördern und fordern.
    4. Holst du dir die Schulpsychologie ins Boot? Unbedingt Kontakt aufnehmen. Sich helfen lassen ist ein Zeichen von Intelligenz, nicht von Schwäche.
    5. Gibst du regelmäßig Rückmeldung über Probleme an das Klassenkollegium und in der Konferenz?
    6. Hast du die Eltern gefragt, was ihre Kinder aktuell treibt, den Unterricht zu stören? Die wissen das oft gar nicht.


    7. Hast du mit den Klassensprechern gesprochen? Wie sehen die das, was schlagen die vor? Bilde unbedingt Koalitionen aus Kollegen, Eltern und Schülern, dann ist deine Position gestärkt.


    Wie machen wir das?
    Bei uns gibt es einen Ablaufplan im Umgang mit Auffälligkeiten im Unterricht, den ich mal mit unserem Schulsoz.päd. ausgearbeitet habe. Kann ich dir zukommen lassen (pn oder mail schicken).
    Ich nutze immer das Klassenbuch als Beweis und dann das Instrument der Klassenkonferenz und schlage auch Sanktionen vor. Und dann habe ich für mich die o. g. Fragen beantwortet.
    Auch dann komme ich nicht immer weiter, aber das passiert ganz selten.


    Der letzte, aber manchmal beste Schritt ist, die Klasse abzugeben, wenn die Opposition die gesamte Gruppe betrifft und du keinen Rückhalt finden kannst. Dazu musst du die Schulleitung ins Boot holen, denn die haben Fürhungsverantwortung auch für die Lehrkräfte und deren Dienstfähigkeit.

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