Hätt' ich bloß kein Abi gemacht

  • Und erst dann kann man Vergleiche zum Lehrerberuf stellen und sieht die Vorteile und merkt auch, dass eben jeder Job auch seine Nachteile hat.

    Absolut richtig!
    Ich bin auch so eine, die gerne den Job von anderen idealisiert! Wenn ich dann aber überlege wie abwechslungsreich meine Arbeit ist, wie schön es ist Kinder auf ihrem Weg ins Erwachsenenalter zu begleiten, wie autonom ich arbeiten kann, dass ich mit meiner Fächerkombi alles in den Unterricht packen kann, was mir wichtig ist, dann ist für mich mein Job einfach der beste der Welt! Noch besser könnte nur noch ein Lehrerjob in der ERwachsenenbildung sein... mit 30 hochmotivierten Menschen zu arbeiten, das wäre mein Traum :love:...wobei wir wieder beim Idealisieren wären... 8)


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

  • Das alles bestätigt mich in meiner aktuellen Meinung zum Abitur/Studium:


    Früher einmal war das der sichere Weg zu maximalem materiellen Wohlstand.
    Die Zeiten haben sich geändert:
    Die Gehälter in "nichtstudierten" Berufen haben aufgeholt.
    Qualifizierte Praktiker sind gesucht.
    Die Jahre, in denen man früher Geld verdient, fallen stark ins Gewicht (Stichwort: Hauskredit..).
    Der Ratschlag der Eltern usw. war sicher "gut gemeint", aber:
    Das Argument für einen längeren Schulbesuch bzw. ein Studium sollte heute Interesse am Wissenserwerb allgemein oder ein bestimmtes erwünschtes Berufsziel sein,
    nicht nur "Sicherheit" oder "viel Geld" -
    und das ist auch gut so.


    Ich sag immer: An einem Gymnasium ist die Frage: "Wozu kann ich das brauchen?" in gewisser Weise disqualifizierend.. (nur etwas ;) )

  • Blau: Stimme fast zu 100 % zu!

    Das Argument für einen längeren Schulbesuch bzw. ein Studium sollte heute Interesse am Wissenserwerb allgemein oder ein bestimmtes erwünschtes Berufsziel sein,


    nicht nur "Sicherheit" oder "viel Geld" -


    und das ist auch gut so.

    Eine höhere Bildung, die ja durch eine finanziell entbehrungsreiche Zeit (kein Verdienst während der längeren Schulzeit und während des langen Studiums) "erkauft" wird, sollte auch zu höherem Einkommen führen. Deshalb finde ich das nicht gut so, dass ein Studium keine Vorteile ausser der Befriedigung des Interesses an Wissen sowie der Möglichkeit bestimmte Berufe zu ergreifen bringen sollte. (Wenn diese Berufe gar keine "harten" Vorteile mehr haben).
    Es ist doch so, dass, auch wenn nicht alle das zugeben möchten, die "harten" Vorteile (wie Geld, Ansehen usw.) doch unterbewusst eine große Rolle spielen. Ich bin mir sicher, der Job als Heilpraktiker oder Florist hat von der Tätigkeit her sehr viel für sich, kann ganzheitlich und kreativ sein, aber die "harten" Rahmenbedingungen sind einfach zu schlecht, als dass man das mit Abitur so als direktes Ziel anstrebt um eine Familie zu ernähren.

    Ich sag immer: An einem Gymnasium ist die Frage: "Wozu kann ich das brauchen?" in gewisser Weise disqualifizierend.. (nur etwas ;) )

    Wie meinst Du das? Dass ein Schüler sich mit der Frage selbst disqualifiziert? (ein bisschen)
    Verstehe ich in gewisser Weise schon auch so, immerhin sollte man erkennen, dass alles was man lernt, unabhängig vom Inhalt das Gehirn trainiert und logisches und analytisches Denken schult.
    Auf der anderen Seite denke ich, aber das nur angedeutet, weil es sonst wieder so sehr off topic wird, dass an der Schule wirklich viele Fächer und Dinge gelehrt werden, die in einer modernen Gesellschaft und Wirtschaft nicht mehr zeitgemäß sind. Da könnte in der Tat ein wenig "brauchbarers" Wissen vermittelt werden und da finde ich die Frage schon berechtigt! Immerhin investiert der Schüler Zeit (und damit Geld) in seine weitere Schulbildung und möchte deshalb auch etwas lernen, was ihm später etwas bringt (oder zumindest recht wahrscheinlich bringen könnte!).
    In dem Zusamenhang ist z.B. das Einführen des Fachs NWT mehr als nötig gewesen, wird unsere Gesellschaft doch immer technisierter! Wie es mit Fächern wie Religion in einer modernen Welt steht und wie da die Kosten / Nutzen Rechnung tieferer theologischer Bildung ist, ist etwas für einen anderen Thread (wer Interesse hat, mache bitte einen auf, mich würde es interessieren).

  • Nachdem der Threaderöffner sich nicht mehr äußert, bin ich mir gar nicht so sicher, ob es sich bei dem Posting nicht um ein Fake handelt. Zu weinerlich klingt das Ganze in meinen Ohren....


    Aber vielleicht tue ich da jemandem Unrecht. Shuffner, dein Problem ist nicht, dass du Abi gemacht hast. Dein Problem ist, dass du keine Ahnung hast, wohin dein Weg gehen soll. Daran ist vielleicht sogar wirklich die gymnasiale Ausbildung mitschuldig, weil sie einem viele Jahre lang vorgaukelt, dass einem damit alle Wege offenstehen. Bloß - wenn einem soviele Wege möglich sind - für welchen soll man sich entscheiden? Dich haben diese Jahre offenbar eher verwirrt. Vielleicht haben deine Eltern auch - durchaus gutgemeint! - falsche Weichen für dich gelegt und dich "gezwungen", dich durch diese lange Schullaufbahn und jetzt durchs Studium zu quälen.


    Und jetzt? Willst du den Rest deines Lebens rumheulen? Du bist weiß Gott in einem Alter, in dem du noch alle Zügel herumreißen kannst. Zumindest hast du einen Schulabschluß, der dir viele andere Ausbildungschancen eröffnet. Wenns Lehrer definitiv nicht sein soll (aber weißt du das überhaupt?), dann kannst du mit Abi so ziemlich alles andere lernen. Und so ganz sinnlos ist eine gymnasiale Schulbildung auch dann nicht, wenn man nicht studiert. Siehe Fremdsprachenkompetenz, siehe analytisches Denken usw. usw.


    Ich wünsche dir ein ganzes Stück mehr Zutrauen in deine erworbenen Fähigkeiten und mehr Mut fürs Leben! Nicht das Gymnasium ist Schuld daran, dass du dich heute so fühlst, wie du beschreibst! Denk mal drüber nach.

  • aber ich finde, du jammerst auf hohem Niveau - mit Abi stehst du auf jeden Fall besser da als ohne und mit Studium natürlich 100 Mal besser als ohne. Also sei froh, dass du dahin gedrängt wurdest. Natürlich mag es AUSNAHMEN geben, die auch mit einem Hauptschulsbschluss einen einigermaßen lukrativen Job gefunden haben, aber das dürfte im Vergleich zu dem, was du als ausgebildeteter Lehrer bis zur Pension verdienst, wesentl. weniger sein. Bedenke, dass jeder normale AN permanent dem Risiko der Arbeitslosigkeit ausgesetzt ist und von daher auf lange Sicht nie an dein Lehrergehalt heranreichen kann, zuzügl. zu einigen anderen Privilegien, die du nun mal als Lehrer und insbe. als Beamter haben wirst.
    So, wie du schreibst, denke und hoffe ich aber nicht, dass du Lehrer wirst. Dann wirst du nur das Herr der Burnouter vergrößern, die den Job aus den falschen Motiven gewählt haben.
    Vielleicht bist du generell nicht so der akademische Typ, dann versuch doch dein Glück und mach eine praktische Ausbildung - was hindert dich daran?!

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • So, wie du schreibst, denke und hoffe ich aber nicht, dass du Lehrer wirst. Dann wirst du nur das Herr der Burnouter vergrößern, die den Job aus den falschen Motiven gewählt haben.

    Jedes Mal, wenn in diesem Forum aufgrund eines, in diesem Fall sogar einzelnen, Postings geäußert wird, dass jemand nicht Lehrer werden sollte rollen sich mir die Zehennägel auf.
    Wie Komplex die Ursachen für eine Burnout-Erkrankung sind wird dabei völlig ausser Acht gelassen. Auch das mit den falschen Motiven leuchtet mir nicht ein! Was sollen denn die richtigen Motive sein?
    Dass man den Job vor allem deshalb ergreift, weil man endlich mit Jugendlichen arbeiten kann und, dass es einem so gefällt, wenn man ihnen was auf den Weg mitgibt?
    Was passiert dann, wenn eine Klasse einen total disst und die Schüler darauf sch***** was man ihnen beibringen soll? Wie schnell ist dann so ein Motiv ein Bumerang, der zurück kommt und einen total hart trifft, weil das, was man eigentlich von sich dachte


    "Ich gebe den Jugendlichen ganz viel mit, das ist mein Lebensziel, Jugendliche mögen mich, das ist mein Selbstbild, denn ich mag alle Jugendlichen"


    wie ein Bumerang zurück geschossen kommt. Das greift einen dann doch total im Selbstbild an und man nimmt das persönlicher, als jemand, der die Arbeit vor allem des Geldes wegen macht!
    Jemand, der die Arbeit vor allem wegen des Geldes und nicht wegen der sozialen Beziehungen macht (letztere aber durchaus wahrnimmt, aufbaut und professionell handhabt), der kann vielleicht eher verkraften, wenn man eben mal nicht bei den Schülern beliebt ist oder Gegenwind bekommt.


    Das ist genauso als würde ich von einem Arzt verlangen, dass er den Job nur ergreift, weil es ihm ein Herzensanliegen ist Menschen zu helfen. Das ist aber kein Garant dafür, dass dieser Chirurg mit den besten Absichten auch die Leber am besten transplantiert. Es reicht doch, wenn der Arzt eine professionelle Einstellung zu seinem Beruf hat, dass er ihn gut und kompetent ausführt, egal ob sein Motiv ist, dass er alle Menschen retten will, oder, dass er vor seinen Chirurgenkollegen angeben möchte, dass er die beste Quote darin hat Patienten durchzubringen.


    Edit:
    Ganz interessant dabei ist mein Cousin, der Medizin studiert. Sein Hauptinteresse gilt dem fachlichen Wissen, er interessiert sich riesig für die Anatomie (weniger für den Aspekt das Leid der Menschen zu verringer, das ist zwar schön, aber deshalb interessiert er sich imho nicht für Medizin) und möchte vor allem viel über den Aufbau und die Anatomie des Menschen kennenlernen und hat einfach Spaß an medizinischen Fragestellungen. Ist das das falsche Motiv Arzt zu werden? Wird er Burnout bekommen? Werde ich Burnout bekomen, weil mein Interesse vor allem der Chemie und der Physik und deren Fragestellungen, weniger dem hehren Ziel junge Menschen zu formen gilt?
    Bekommt ein Schalterbeamter bei der Post burnout, wenn er sagt, er mache den Job eigentlich nur, weil er nix anderes gefunden hat?



    Wie man es nimmt, man kann für jedes Motiv einen Grund finden, warum man mit dem Motiv geeignet für die Schule ist oder nicht. Nur weil jemand einen sicheren Job möchte heißt es nicht, dass er seinen Job nicht professionell macht oder pädagogisch nicht versiert handeln kann!
    Ich finde das klingt hier leider sehr oft an und ich möchte mich dagegen aussprechen.
    (Das heißt im übrigen nicht, dass mir egal ist was ich den Jugendlichen mitgebe oder, dass mich kalt lässt, wenn es in der sozialen Interaktion Probleme gibt.)

    2 Mal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Nur noch kurz die Antwort auf Siliciums Erwiderung:


    1. Ich habe davon gesprochen, wie es IST - nicht wie es SEIN SOLLTE.. ;)
    Tatsache ist ja, dass man als "Studierter", allein um den Verdienstausfall in einer Altersstufe zu kompensieren, in der man finanziell Einiges zurücklegen kann (da im Allgemeinen noch ohne "familiäre Verpflichtungen"), schon mal einen durchaus höheren Verdienst "braucht", um wohlstandsmäßig überhaupt nur gleichzuziehen mit Leuten in einem Ausbildungsberuf.
    In unserem Wirtschaftssystem wird ansonsten das Gehalt zu einem hohen Grad auch von "Angebot & Nachfrage" reguliert, nicht von irgendeiner übergeordneten "Gerechtigkeitsinstanz" - Menschen, die sich nur innerhalb des "heilen" Systems "Schule" bewegen, vergessen das gern....;) Und Du möchtest diese Diskrepanz, nach allem, was ich von Dir gelesen habe, immer ganz gern so auslegen, wie es für Dich gerade von Vorteil ist.. (sei mal ganz ehrlich.. :) )


    2. "Nicht gebrauchen können" habe ich oben ganz naiv so gemeint, wie es von Schülerseite her auch auch meist gemeint ist: Natürlich hast Du Recht damit, dass es da auch eine Komponente gibt, in der echter Handlungsbedarf besteht.. aber diese Dimension durchblicken wohl die wenigsten Schüler. Ich meine einfach diese Geisteshaltung, die ihr Hirn am liebsten gar nicht mit so etwas wie "rein akademischem Allgemeinwissen" belasten möchte.. :)

  • Sorry, aber ich kann dir überhaupt nicht zustimmen. Für soziale Berufe sollte man schon ein anderes Motiv haben als reines Geldverdienen. Es gibt (leider) genügend Lehrer, die Kinder und Jugendliche im Grunde hassen oder zumindest nicht mögen und es wie du sagst nur als Möglichkeit zum Gelderwerb betrachten - und du willst mir weismachen, das seien die besseren? Also, meine Erfahrung zeigt das Gegenteil. Wenn du von einer Sache nicht überzeugt bist, solltest du sie bleiben lassen. Wenn du nur rein fachlich arbeiten willst, geh an die Uni, aber nicht an die Schule.
    Und von einem Arzt erwarte ich auch etwas anderes als das er rein technisch weiß, wie man eine Leber transplantieren kann. Sicherlich sollte er trotzdem die professionelle Distanz wahren - aber wird nicht von den meisten Patienten beklagt, dass das Zwischenmenschliche absolut nicht stimmt, weil die Mediziner dafür offensichtlich nicht ausgebildet sind? Wenn die menschl. Ebene nicht stimmt, such ich mir einen anderen Arzt.
    Wer weiß, vielleicht bin ich ja immer noch zu idealistisch, aber ich sehe das vollkommen anders als du.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Werde ich Burnout bekomen, weil mein Interesse vor allem der Chemie und der Physik und deren Fragestellungen, weniger dem hehren Ziel junge Menschen zu formen gilt?

    Ob du davon jemals Burnout bekommen wirst, kann ich nicht sagen. Dafür kenne ich dich nicht und bin obendrein auch kein Hellseher. Ich glaube aber, dass es schwieriger ist, das Lehrersein mit allen unschönen Nebeneffekten auszuhalten, wenn man auf die schönen Nebeneffekte (positive Rückmeldungen von Schülern, ein gutes Verhältnis zu ihnen, Spaß am Lehrersein an sich...) keinen so großen Wert legt. Dann überwiegt nämlich irgendwann die Schwarzseherei. Und diese lese ich in deinen Posts leider jetzt im Studium schon zu sehr.


    Außerdem ist es meiner Meinung nach ein sehr zweifelhaftes Motiv für den Lehrerberuf, wenn man "nur" Freude an den Fächern hat. Klar ist es wichtig, dass man auch hinter den zu vermittelnden Inhalten steht. Für mich ist das aber nur zweitrangig! Es gibt leider schon zu viele Lehrer auf der Welt, die nur Lehrer geworden sind, weil sie nicht wussten, was sie mit ihren Lieblingsfächern Sport und Latein in der freien Wirtschaft anfangen sollten... Bei der Berufswahl sollte die Fragestellung im Vordergrund stehen "Was möchte ich machen?" und nicht "Was kann ich denn überhaupt mit meinen Neigungen anfangen und was ist dabei vielleicht das geringste Übel?"


    Ob das bei dir jetzt so zutrifft, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber es liest sich nun manchmal wirklich leider so.

    "I propose we leave math to the machines and go play outside."
    (Calvin and Hobbes, Bill Waterson)

  • Ich glaube aber, dass es schwieriger ist, das Lehrersein mit allen unschönen Nebeneffekten auszuhalten, wenn man auf die schönen Nebeneffekte (positive Rückmeldungen von Schülern, ein gutes Verhältnis zu ihnen, Spaß am Lehrersein an sich...) keinen so großen Wert legt.

    Das Problem an diesen schönen Nebeneffekten ist, dass sie sehr sehr variabel sind und eben auch mal derbe umschlagen können (eine Klasse, die einen total nervt). Wenn ich mich vor allem über mein regelmässiges Gehalt, die Möglichkeit zuhause zu arbeiten, die Ferien freue, dann sind das relativ stabile Fakoren.
    Es ist ja auch nicht so, dass ich mich nicht freue, wenn ich positive Rückmeldungen bekomme. Aber ich lechze nicht danach und brauche es keinesfalls zur Selbstbestätigung, dass ich ein guter Lehrer bin. Anders gesagt, ich habe ein dickes Fell und mich wirft es nicht gleich aus der Bahn, wenn mich mal jemand nicht mag. (Soll durchaus vorkommen höhö)
    Ich bin eigentlich dann zufrieden, wenn ich von mir denke, dass ich einen anschaulichen, anspruchsvollen Unterricht geleistet habe. Das ist dann für mich okay.
    Spaß am Lehrersein.... hmm. Schwierig zu definieren. Also mir macht zum Beispiel das Unterrichten recht viel Spaß und Klausuren entwerfen von Klausuren und Korrekturen sind denke ich auch gut tragbar. Was mich massiv nervt ist die hohe Anwesenheitspflicht in Sitzungen und das ganze Gelaber drumherum. Da gibt es aber eben leider kaum einen Beruf, in dem man ohne so etwas auskommt. Da heißt es eben Augen zu und durch.

    Außerdem ist es meiner Meinung nach ein sehr zweifelhaftes Motiv für den Lehrerberuf, wenn man "nur" Freude an den Fächern hat.

    Es ist sicher auch ein zweifelhaftes Motiv Postbote zu werden, wenn man nicht Briefmarken liebt?
    Ich habe eben in erster Linie Spaß an meinen Fächern und die Unterrichtsituation gefällt mir auch sehr gut. Ich mag es vor Menschen zu reden, Leute zu führen, Dinge darzustellen.
    Klar darf man den Unterricht nicht als Bühne missbrauchen, aber so ein klein bisschen Selbstinszenierung finde ich jedenfalls klasse und macht mir Spaß.


    Der Umgang mit den Jugendlichen ist okay, mit manchen macht es Spaß zu arbeiten, manche gehen mir auf den Sack. So ists in nahezu jedem Beruf. Du hast halt Kunden, die Du magst und welche, die würdest du am liebsten in die Tonne klopfen. Da muss man eben professionell mit umgehen.
    Ich bin aber, das gebe ich zu, niemand der den Job macht "weil er unbedingt was mit Menschen machen möchte". Ich mache den Job, weil ich Physik und Chemie toll finde und ich mir durchaus vorstellen kann "Menschen diese Fächer näher zu bringen". Für mich wäre es aber genauso okay nur im Labor zu arbeiten. Stört mich beides nicht, solange die Rahmenbedigungen stimmen.

    Ob das bei dir jetzt so zutrifft, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber es liest sich nun manchmal wirklich leider so.

    Kann ich Dir durchaus recht geben. Ich fokussiere mich im Forum auf die negativen Aspekte, die nun einmal im Lehrerberuf auch sehr deutlich vorhanden sind. Wir könnten auch darüber reden, wie toll ich es finde, dass ich mir meine Zeit relativ selbst einteilen kann, wie sehr mir Schulexperimente gefallen, wie sehr ich es schätze auch mal nachmittags Fußball zocken zu können oder einzukaufen. Das klingt dann aber auch wieder nicht erwünscht. Es gibt durchaus einiges, was mir an dem Beruf gefällt, keine Angst.

  • Sorry, aber ich kann dir überhaupt nicht zustimmen. Für soziale Berufe sollte man schon ein anderes Motiv haben als reines Geldverdienen.


    "Geldverdienen" ist ein legitimes Motiv, wie in JEDEM anderen Beruf auch. Ich bin Wissensvermittlung-Profi und will dafür anständig bezahlt werden, genauso wie ein Profi im medizinischen Bereich (aka "Arzt") oder ein Profi im kaufmännischen Bereich (aka "Betriebswirtschaftler").


    Die massive Lohndrückerei im öffentlichen Dienst und speziell bei den Lehrkräften in den vergangenen 10 Jahren (wenn man alle Kürzungen/Streichungen wie Sonderzahlungen und bei der Beihilfe einrechnet) wird sonst dazu führen, dass bald wirklich nur noch Personen als Lehrkräfte arbeiten wollen, die sonst wirklich nichts anderes mehr finden. Ob das die Qualität steigert? Oder es wird ein Nebenjob für teilzeitbeschäftigte Ehefrauen (der Mann arbeitet als Ingenieur oder "Geschäftsführer" und bringt das Geld nach Hause, die Frau "verwirklicht" sich als Lehrerin). Bitte nicht böse sein, aber dieses Modell ist zumindest in meinem Kollegium nicht so selten.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat Mikael :

    Zitat

    Oder es wird ein Nebenjob für teilzeitbeschäftigte Ehefrauen (der Mann
    arbeitet als Ingenieur oder "Geschäftsführer" und bringt das Geld nach
    Hause, die Frau "verwirklicht" sich als Lehrerin).

    Und gerade einige dieser von Dir sich selbstverwirklichenden genannten Damen machen so manch altgedientem Kollegen, der ein Leben lang (finanziell) dazu gezwungen ist, seine volle 28 Unterrichtsstunden abzuleisten, immer häufiger ordentlich Stress. Diese meist noch jungen Damen haben uns alten Hasen aus sozialphantastischen Spinnereien heraus so manche Projekte und Schulprogrammergänzungen eingebrockt, die uns zusätzlich belasten. Und wenn es dann konkret an die o.g. Arbeit geht, wo bleiben dann diese sozialmotivierten und ehrgeizigen Damen ? Mutterschutz ! Hähäähh !


    Und irgendwann schneien dann diese Kolleginnen stolz mit ihrem Baby im Arm ins Lehrerzimmer herein, das Kollegium (außer mir natürlich) mit "Putti! Putti!" um die junge Mutti herum, diese dann noch völlig verzückt "Hi, wollt mal sehen, wie es Euch geht !" äußernd, während uns alten Schulstuben-Hasen der Schweiß von der Stirn herunterrint, der durch die eingebrockte Mehrarbeit entstanden ist.


    Später, wenn dann die Kolleginnen in den Dienst zurückkehren, sind sie meisten nur teilzeitbeschäftigt und kriegen dann von der ihnen initierten Mehrarbeit kaum noch etwas oder gar nichts mit.

    Zitat

    Bitte nicht böse
    sein, aber dieses Modell ist zumindest in meinem Kollegium nicht so
    selten.

    Da bin ich Dir nicht böse, geehrter Mikael !Über diese Problematik muss gesprochen werden ! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Das Problem an diesen schönen Nebeneffekten ist, dass sie sehr sehr variabel sind und eben auch mal derbe umschlagen können (eine Klasse, die einen total nervt)


    Nun ja, aber wenn man auch nur ein bisschen etwas für Kinder übrig hat, wird man sich bei einer Klasse, "die einen nervt", fragen, woran das liegt und wie man das Lehrer-Schüler-Verhältnis hier verbessern kann, damit die Situation nicht nur für sich selbst, sondern auch für die SuS und ihren Lernforschritt erträglicher wird.
    Du hingegen würdest das alles mit großem Zynismus nehmen und der Klasse gegenüber noch abweisender werden (auch wenn du es hier als "professionelle Distanz" oder sonstwas bezeichnest).


    Aber hm ... Bei den pädagogischen Vorstellungen aus vorhergehenden Jahrhunderten, die in diesem Thread hier noch kursieren ("Menschen zu formen", "Wissen zu vermitteln", ...), muss man sich wohl über nichts wundern.

  • "Geldverdienen" ist ein legitimes Motiv, wie in JEDEM anderen Beruf auch. Ich bin Wissensvermittlung-Profi und will dafür anständig bezahlt werden, genauso wie ein Profi im medizinischen Bereich (aka "Arzt") oder ein Profi im kaufmännischen Bereich (aka "Betriebswirtschaftler").

    Nun gut, aber mein Anspruch ist schon ein höherer, als nur ein Profi in der Stoffvermittlung zu sein.


    Die massive Lohndrückerei im öffentlichen Dienst und speziell bei den Lehrkräften in den vergangenen 10 Jahren (wenn man alle Kürzungen/Streichungen wie Sonderzahlungen und bei der Beihilfe einrechnet) wird sonst dazu führen, dass bald wirklich nur noch Personen als Lehrkräfte arbeiten wollen, die sonst wirklich nichts anderes mehr finden. Ob das die Qualität steigert? Oder es wird ein Nebenjob für teilzeitbeschäftigte Ehefrauen (der Mann arbeitet als Ingenieur oder "Geschäftsführer" und bringt das Geld nach Hause, die Frau "verwirklicht" sich als Lehrerin). Bitte nicht böse sein, aber dieses Modell ist zumindest in meinem Kollegium nicht so selten.

    Massive Lohdrückerei gibt es in allen Bereichen - nicht nur im ÖD - wenn du Beamter bist, klagst du auf hohem Niveau. Soll ich dir meine Vertretungslehrer-Abrechnungen mal zeigen + die Zeiten, in denen ich ohne Gehalt war, weil das LBV nicht in die Puschen kam oder die Zeiten, in denen ich AL-Geld bekam (natürlich auch wieder mit Verzögerungen), weil ich erst nach den Sommerferien einen neuen Vertrag bekam? Trotzdem für mich als Alleinerziehende noch leichter zu stemmen als die Unternehmensberatung, bei der ich vorher war und Arbeitstage vom 9-22 h keine Seltenheit waren. Selbstverständlich ohne einen Cent für die geleisteten Überstunden. Die Luxus-Ehefrauen kenne ich auch - deshalb ernte ich auch immer erstaunte Blicke, wenn ich trotz 2 Korrekturfächern mehr Stunden haben will/muss - ja, hast du denn keinen Mann, der gut verdient? Nö, hab ich nicht, aber vielleicht ist hier irgendwo ein gut verdienender Manager unterwegs?:)


    Gruß !

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Nun ja, aber wenn man auch nur ein bisschen etwas für Kinder übrig hat, wird man sich bei einer Klasse, "die einen nervt", fragen, woran das liegt und wie man das Lehrer-Schüler-Verhältnis hier verbessern kann, damit die Situation nicht nur für sich selbst, sondern auch für die SuS und ihren Lernforschritt erträglicher wird.
    Du hingegen würdest das alles mit großem Zynismus nehmen und der Klasse gegenüber noch abweisender werden (auch wenn du es hier als "professionelle Distanz" oder sonstwas bezeichnest).


    Aber hm ... Bei den pädagogischen Vorstellungen aus vorhergehenden Jahrhunderten, die in diesem Thread hier noch kursieren ("Menschen zu formen", "Wissen zu vermitteln", ...), muss man sich wohl über nichts wundern.

    Das denke ich auch - meiner 10er haben mir auf jeden Fall rückgemeldet, dass sie sich bei einem Lehrer, der zwar fachlich gut, aber menschl. unsympathisch ist und keinen Draht zu ihnen hat, einfach verweigern würden. Die SUS merken sehr wohl, ob man Interesse an ihnen hat oder ob man einfach nur seinen Stoff runterleiern will.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Oha, du Ärmster, da kommst du ja mal richtig ans Arbeiten, du alter Schulstuben-Hase!

    Und irgendwann schneien dann diese Kolleginnen stolz mit ihrem Baby im Arm ins Lehrerzimmer herein, das Kollegium (außer mir natürlich) mit "Putti! Putti!" um die junge Mutti herum, diese dann noch völlig verzückt "Hi, wollt mal sehen, wie es Euch geht !" äußernd, während uns alten Schulstuben-Hasen der Schweiß von der Stirn herunterrint, der durch die eingebrockte Mehrarbeit entstanden ist.

    Hast du dir schon mal überlegt, dass du ohne die besagten Damen (die jetzt zwr auch nicht meine persönl. Favoritinnen sind) irgend wann mal arbeitslos sein würdest, einfach weil es keinen Nachwuchs mehr gibt? Ich mein, wer soll denn in D noch für Nachwuchs sorgen, wenn nicht die in alle Richtungen abgesicherten Beamtinnen-Jung-Ladies?

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Zitat Sonnenkönigin :

    Zitat

    Hast du dir schon mal überlegt, dass du ohne die besagten Damen (die
    jetzt zwr auch nicht meine persönl. Favoritinnen sind) irgend wann mal
    arbeitslos sein würdest, einfach weil es keinen Nachwuchs mehr gibt?

    Meine Kritik ging eher an das Verhalten so mancher Kollegin vor (!) ihrer Schwangerschaft.
    Wir älteren Schulstuben-Meister ärgern uns schon zu Recht darüber, wenn z.B. eine neue jüngere Kollegin, voll vom fragwürdigen pädagogischen Impetus beseelt, eine ganze Tüte voll Projekte und Schulprogrammergänzungen initiiert (Welcher Schulleiter würde das abblocken?) und sich gerade dann vom Acker macht, wenn die konkrete (Mehr-) Arbeit dafür beginnt. Die (Mehr-) Arbeit zur Umsetzung der spinnerten Ideen müssen dann wir alte Schulstuben-Meister leisten, die wir das alles gar nicht initiiert haben und es auch nicht gewollt haben.-Besagte Kollegin ist dann leider wegen Mutterschutz weit weg und interessiert einen Kehricht dafür, dass wir uns mit dem pädagogischen Kuckucksei herumplagen müssen, das sie uns ins Nest gelegt hat.


    Mit Rücksicht auf die älteren Vollzeit-Schulstuben-Meister wäre daher schon eher angemessen, wenn die besagten Kolleginnen, die bald Kinder haben wollen, sich dezenter im Hintergrund halten würden und ganz normal ihren Dienst verrichten würden. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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