Anzeichen einer Rechenschwäche oder bin ich hysterisch?

  • Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,
    es geht um mein Kind und das Rechnen. Weil Mathe nicht mein Fach ist und ich überhaupt keine Ahnung oder Erfahrung damit habe, bin ich etwas verunsichert und wüsste gerne euren Rat.


    Mein Kind ist im 1. Schuljahr und ich habe den Eindruck, dass es sich mit Mathe etwas schwer tut.
    - Es rechnet alle Subtraktionsaufgaben mit den Fingern, abgesehen von Aufgaben wie 15-1 oder 7-2. Die Lehrerin möchte, dass es auf die Finger verzichtet - heute stellte sich heraus, dass das Kind sich als Ersatz die Finger vorstellt, wie es sie abzählt :D Bei Additionsaufgaben muss ich noch mal genauer darauf achten, im Unterricht ist der Schwerpunkt im Augenblick die Subtraktion.


    - Es verrechnet sich häufig um 1.


    - Wenn es den Rechenschieber benutzt und soll z.B. 9 Perlen zur Seite schieben, rechnet es nicht geschickt und schiebt schon mal 5 Perlen weg und zählt dann noch 4 ab sondern zählt von der 1 aus.


    - Es merkt selten, wenn Plus- und Minusaufgaben abwechseln; war z.B. ein Päckchen mit Minusaufgaben zuletzt dran rechnet es mit Minus weiter, auch wenn im nächsten Päckchen Plus-Aufgaben stehen.


    - Mit Aufgaben wie 6 - ? = 2 kommt es nicht klar, und verunsichert es ganz stark. ("Ich versteh das nicht! Warum steht denn da schon was hinter dem Gleichzeichen?")


    - im Moment sind Analogieaufgaben dran; es hatte obwohl ich es vorher noch mal erklärt hatte nicht verstanden, dass man bei 17-4 nicht rechnen muss wenn man vorher gerade 7-4 ausgerechnet hat. Nach ein paar Aufgaben hatte mein Kind gemerkt wie es die Aufgaben aufschreiben musste aber ich hatte stark den Eindruck, dass es nicht verstanden hatte, warum. Als dann bei diesen Doppel-Aufgaben nämlich von 7-4 und dann 17-4 gewechselt wurde zu 16-3 und dann 6-3, hat es bei 6-3 auch 13 aufgeschrieben.




    Ich kann leider überhaupt nicht einschätzen, ob das noch im normalen Rahmen ist? Oder könnten das Anzeichen einer Rechenschwäche sein und ich sollte es im Auge behalten? Ich bin ganz bestimmt keine Eiskunstlaufmami, aber möchte gleichzeitig mein Kind möglichst früh unterstützen falls das nötig wäre. Denn jetzt am Anfang kommt es ja noch durch mit dem Abzählen, aber spätestens beim Zahlenraum ab 100 wird es ja dann schwierig...


    Die Mathelehrerin meinte beim Elternsprechtag zu mir, es sei alles super. Mag sein, dass ich hysterisch bin, aber super find ich es nicht. Sie ist Berufsanfängerin und ich weiß auch nicht, ob sie selber in Mathematik ausgebildet wurde oder ob sie im Grunde genauso wenig Ahnung hat wie ich :) .
    Ich hätte gerne die Meinungen von ein paar alten Hasen gewusst :D

  • Ich würde sagen...atme mal durch...kein Grund zur Beunruhigung. Ich selbst habe im Moment eine erste Klasse. Fehler dieser Art passieren eben. Überlege einmal, wie lange geht dein Kind zur Schule? Seit dem ersten Schultag leistet es Schwerstarbeit, sowohl beim Lesen und Schreiben, als auch beim Rechnen!


    Klar, Erwachsene, die nicht damit zu tun haben, werden ungeduldig, wenn ein Kind rechnet, liest etc.


    Ich persönlich finde es nicht schlimm, wenn Kinder mit Fingern rechnen...meiner Erfahrung nach lassen sie es ohnehin bleiben, wenn sie sie nicht mehr brauchen! Vertrau mir, das ist bereits meine 6. erste Klasse.


    Und ehrlich, wenn dein Kind sich die Finger im Kopf vorstellt, ist der Schritt zum Kopfrechnen nicht mehr weit!


    Ganz wichtig ist, dass dein Kind das Rechnen im Zahlenraum 10 beherrscht, kann es die, funktionieren auch die Rechnungen im 2. Zehner, 3. Zehner etc.


    Additives Ergänzen ( 3 + _ = 7) und subtraktives Ergänzen( 7 - _ = 3) zählt zu den schwierigsten für Kinder in diesem Alter.Leider sind sie in Rechenbüchern sehr oft zu finden. Gott sei Dank kommen folgende Rechnungen fast nicht mehr vor: __ -4 = 3


    Zeige deinem Kind mit Euromünzen und 10 - Euroscheinen 3 und 13, 2 und 12.....


    Und ganz wichtig...geduldig sein...irgendwann ist es da.


    Außerdem Berufsanfängerin muss ja nicht bedeuten, die Kollegin hat keine Ahnung!


    Ich habe im Moment eine Kollegin in meiner Parallelklasse...kommt gerade von der Pädagogischen Hochschule...das Mädl ist ein Traum! :)


    Andereseits gibt es vermutlich auch "alte" Hasen, die auch keine Ahnung haben...wie überall halt!


    Solltest du aber ganz sicher sein wollen, es gibt auch Institute die auf Dyskalkulie austesten...


    Ich hatte schon mehrfach Kinder mit Dyskalkulie,die teilweise eine Odysee hinter sich hatten, weil KollegInnen die Eltern für hysterisch hielten bzw. Kollegen das Vorhandensein von Rechenschwäche als "Schmarren" abgetan haben!


    Wie auch immer, meiner Einschätzung nach ist es keine Rechenschwäche, um es genau zu sagen, müsste ich das Kind vor mir haben!


    Lg


    myway3

  • Hier gibt es einen Onlinefragebegen zur Dyskalklulie( allerdings für schon ältere Kinder):


    http://www.lerntherapie-kuehlm…de/onlinetest-2/index.php


    Hier noch eine informative Seite:


    http://www.bingo-rechentherapi…ahrnehmungssystem/artikel



    Hier gibt es ein super Übungsmaterial:


    http://www.arbeitsblaetter.org/page1.php?kat=SD


    Ausgesprochen wichtig sind Anschauungshilfen. Es gibt auch tolle Onlinespiele zum Rechnen. Macht den Kindern viel Spaß und ist sehr anschaulich:
    Z.B diese Seite:
    http://www.kidsnet.at/mathematik.html
    oder hier:


    http://materials.lehrerweb.at/…terialien-uebersicht.html


    Ich würde auf jeden Fall versuchen deinem Kind zu Erfolgserlebnissen zu verhelfen, sonst verliert es dir Lust am Rechnen. Das wäre tragisch! :)

  • Ob es eine Rechenschwäche ist, kann man jetzt noch nicht sagen. Zählendes Rechnen ist zum jetztigen Standpunkt noch nichts ungewöhnliches.
    Es hängt allerdings auch von dem Lehrwerk ab, mit dem gearbeitet wird, wann mit dem Rechnen begonnen wurde, wie die Vorstellung der Addition und Subtraktion erarbeitet wurde
    und vor allem mit welchem Arbeitsmaterial gearbeitet wird (Rechenrahmen, Perlenkette oder nur lose Plättchen, etc.)
    Ein Kind wie von dir beschrieben würde ich in meinem Unterricht schon besonders beobachten und gegebenfalls
    die Arbeitsweise mit dem Material nochmals erarbeiten (ganz besonders ist, dass dieses eine 5er und 10er Struktur aufweist, ich. z.B nutze den Rechenrahmen ganz gerne)
    und das es die Strukturen dieses Materials zum Rechnen nutzt!
    Die Zählstrategien sollten nochmals mit dem Kind besprochen werden, um den +1/ -1 Fehler zu vermeiden.
    Kann es denn die Zahlzerlegungen bis zur 10 schon sicher?
    Vorstellungen zur Addition und Subtraktion würde ich mir bei dem Kind auch noch mal ansehen.

  • Zitat Clematis :

    Zitat

    Mag sein, dass ich hysterisch bin, aber super find ich es nicht.

    Ist das nicht sowieso ein Frauenproblem ? 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Würde es sich nicht um ein Kind in der 1. Klasse handeln, hört sich das ganze schon sehr nach Rechenschwäche an (insbesondere das häufige Verrechnen um 1). Allerdings hat man in diesem Alter ja gerade erst mit dem Rechnen angefangen und ich denke, dass viele sich da noch schwer tun. Trotzdem würde ich es einfach mal im Auge behalten. Ganz ohne Panik. Wenn man das früh erkennt und auch früh dagegen arbeitet, ist das Thema recht schnell erledigt. Ich selbst habe Schüler, bei denen die Rechenschwäche erst im 5. oder 6. Schuljahr erkannt wurde. Bis dahin ist schon sehr viel Frust aufgebaut und die Lücken sehr groß. Trotzdem kann man aber auch da noch viel wieder geradebiegen.

    "I propose we leave math to the machines and go play outside."
    (Calvin and Hobbes, Bill Waterson)

  • Additives Ergänzen ( 3 + _ = 7) und subtraktives Ergänzen( 7 - _ = 3) zählt zu den schwierigsten für Kinder in diesem Alter.Leider sind sie in Rechenbüchern sehr oft zu finden. Gott sei Dank kommen folgende Rechnungen fast nicht mehr vor: __ -4 = 3

    Warum sind Aufgaben dieses Typs "leider" sehr oft zu finden? Weil sie eben ein klitzekleines Bisschen anspruchsvoller sind als die übrigen Aufgaben und die Kinder auch mal ein bisschen fordern?
    Man kann doch nicht dort auch schon wieder das Niveau senken und solche Aufgaben auch noch streichen.

  • Hallo
    streichen dieser Aufgaben ( _ + 5 = 9) wär der falsche Weg.
    Es ist eher die Frage, warum diese Aufgaben für Kinder ein Problem darstellen um ihnen dann geeignete Hilfen an die Hand zu geben.
    Mit einem begrenzten Mengenbegriff und einer reinen zählenden Rechenstrategie können sie diese Aufgaben nur schwer lösen.
    Also muss man hier oft ansetzten.
    Mit mangelndem Anstrengungswillen haben Probleme in diesem Bereich in der Grundschule meist nichts zu tun.
    Es handelt sich bei diesen Aufgaben auch nicht um Schikanen oder um eine Möglichkeit der Forderung, sondern um eine wichtige Grundlage fürs flexibele und denkende Rechnen.

  • Es geht nicht wirklich darum, das Niveau zu senken......diese Art Rechnungen sind , meiner Meinung nach, für den Großteil der Rechenanfänger zu schwer....besonders für rechenschwache Kinder.......die anderen lösen sie sowieso.


    Und fürs flexible Denken sind sie ausgezeichnet, nur sie kategorisch jedem Kind abzuverlangen, würde ich nicht machen! Da ist mir bei einem Schwächeren lieber, es kann + und - , und das wirklich gefestigt.


    Mit Sicherheit bin ich niemand, der das Niveau senkt, im Gegenteil, ich achte schon sehr darauf!


    Und ohne hier irgendwie auf "fishing for compliments" machen zu müssen,meine Klassen sind immer besonders gute Mathematikklassen, was ich durch die Rückmeldungen aus den weiterführenden Schulen erfahre...besonders von den Kids, die ins Gymnasium gehen!
    Lg


    myway3

  • zählend rechnen udn mit den Fingern rechnen tun in meiner Klasse noch viele Kinder.
    Ich verbiete es ihnen allerdigns auch nicht, sondern vertrete den Standpunkt, dass sie die Finger von alleine weglassen, wenn sie sie nicht mehr brauchen!!
    Zwischen einem leisteungsstarken Rechner und einem Kind mit Dyskalkulie sehe ich viele, viele Stufen.
    In all meinen Klassen hatte ich sehr fitte Kinder, deren Zeugnisse immer nur aus 1ern und 2ern bestanden udn die in Mathe zwischen Note 3 und 4 "hingen", deshalb habe ich es aber nciht Dyskalkulie genannt.
    Meine Erfahrungen mit Kindern mit Dyskalkulie sind gering (erst 2 Kinder).
    Beide konnten sie im ersten Schuljahr zum jetzigen Zeitpunkt 17-2 noch gar nciht rechnen, hätten vermutlich 70 gelesen oder so was... Sie sind lange im Zahlenraum bis 10 geblieben, eben damit sie fleißig ihre Finger als Hilfsmittel hatten...

  • Vielen Dank für die zahlreichen Antworten!


    Die Links werde ich mir mal alle in Ruhe ansehen, danke für eure Hilfe !


    An Dyskalkulie glaube ich auch nicht, da C. schon eine gewisse Zahlvorstellung hat, Addition klappt auch ganz gut. Aber eine gewisse Rechenschwäche könnte schon vorhanden sein, ich werde auf jeden Fall weiterhin ein Auge drauf haben.


    Raindrop, ich weiß gar nicht genau welches Anschauungsmaterial sie benutzen und wie oft es genutzt wird, C. will es mir nicht sagen. Ich weiß nur, dass sie schon mal Steckwürfel benutzt haben. Es könnte sein, dass sehr wenige oder vielleicht gar keine Mitschüler Material brauchen, die Lehrerin meinte beim EST zu mir, dass sie viele leistungsstarke Kinder in Mathe habe. C. macht den Eindruck als ob sie Legeplättchen u.ä. in der Schule nicht benutzen will um nicht den Eindruck zu machen als bräuchte sie das. Hier zu Hause habe ich ihr am Anfang Wendeplättchen gegeben, mittlerweile benutzt sie den Rechenrahmen. Allerdings macht sie nur 1x/Woche Hausaufgaben zu Hause und sonst in der OGS.
    Das Lehrwerk ist Denken und Rechnen.
    Die "verliebten Zahlen" kann C. auswendig, ich habe sie am Wochenende noch mal ein paar Zahlenhäuser rechnen lassen, also die Zerlegungen für eine Zahl aufschreiben lassen, das klappte ganz gut aber nicht flüssig.



    Hach ja, ich merke schon, dass mir dieses Thema sehr wichtig ist, weil ich selber meine ganze Schulzeit lang unter dem Matheunterricht gelitten habe. In der Grundschule ging es ja noch ganz gut, aber später in der Sek1 hatte ich schon große Probleme, brauchte Nachhilfe und hab die Themen doch nie richtig durchschaut. In der Sek2 hab ich mich nur noch durchgemogelt. Mir fehlten definitv gewisse Grundlagen und Erkenntnisse über Zusammenhänge und ich hätte mir gewünscht, dass mir da frühzeitig jemand unter die Arme geholfen hätte.
    Nun habe ich das Gefühl, dass es meinem Kind ähnlich geht und möchte ihm seine Mathe-Laufbahn erleichtern.
    Wenn man selber Kinder hat, sieht man ja viele Verhaltensweisen von Eltern doch mit anderen Augen und wie sehr diese ihre eigene Schulbiografie mit sich rumtragen :)

  • C. macht den Eindruck als ob sie Legeplättchen u.ä. in der Schule nicht benutzen will um nicht den Eindruck zu machen als bräuchte sie das.

    Das ist leider immer wieder ein Problem, bei dem ich auch nicht so genau weiss, wie man es am geschicktesten macht. In meinem Unterricht lasse ich immer wieder die Anschauung an dem Arbeitsmaterial einfliessen, sie werden selbstverständlich bereitgestellt, für Kinder die sie brauchen. Wenn man allerdings viele Kinder in der Klasse hat, die keines brauchen, nutzen die Schwächeren Mathematiker diese nur noch mit Widerwillen, weil sie halt nicht wollen, das die anderen sehen, das sie es noch nicht können. Alles gute Zureden und Klarmachen, dass es ein ganz normales Arbeitgerät ist, hilft nichts.

    Das Lehrwerk ist Denken und Rechnen.

    Das Lehrwerk arbeitet mit Steckwürfeln in Verbindung mit einem 10er-Feld oder 20er-Feld. Nicht das optimalste Material, aber wenn man die Steckwürfel zusammensteckt, kann man die 5er Struktur noch ganz gut nutzen und erarbeiten, sodass nicht jeder Würfel einzeln auf die Felder gelegt und gezählt wird, was nicht so gut ist.


    also die Zerlegungen für eine Zahl aufschreiben lassen, das klappte ganz gut aber nicht flüssig.

    Das ist schon mal ein guter Ansatz und hier kann man auch nicht genug üben. Die müssen die Kinder im Schlaf können!


    Addition klappt auch ganz gut

    Ein Problem könnte bei der Subtraktion auch sein, dass das Rückwärtszählen nicht gut gekonnt wird, sei es einzeln oder in Schritten. Das könnte man mal überprüfen und gegebenfalls für die Zählstrategien der Subtraktion üben.

  • 7+_=3 , 3+_=7
    Solche Aufgaben lösen die Schüler zuerst mit dem Operatormodell.("Pfeilaufgaben")
    "Ich bin bei der 7 und will zur 3, was muss ich tun?"
    (etwas dazutun, etwas wegnehmen?)


    Ich lasse die Schüler auch gerne beliebige Zahlen in die Lücken einsetzen und kontrollieren ob es eine "richtige Aufgabe" ist.



    _+3=7, _-3=7
    7-3=4 , 7+3=10
    lösen die Schüler mit Hilfe der Umkehraufgaben.
    Lücke vorne>>Ich nutze die Umkehraufgabe

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