1.Klasse Englisch

  • Hallo,


    seit diesem Halbjahr unterrichte ich zum ersten Mal Englisch in der 1. Klasse (nicht meine eigene). Ich habe sozusagen die schmalste Schmalspurausbildung, die anerkannt wird, um Englisch zu erteilen. Ich befinde mich also auf absolutem Neuland und halte mich sehr an unser Lehrwerk playways.


    Ich habe in den Stunden immer das Problem, dass es unmöglich für die Erstklässler ist, 45 Minuten dem Englischunterricht aktiv zu folgen.


    Ich mache Spiele, Partnerarbeiten und bemühe mich immer die Kinder alle einzubehiehen, aber irgendwie reicht das nicht. In Parnterarbeiten sprechen viele gar nicht die Wörter (momentan Farben) auf Englisch, quatschen und machen etwas anderes, sagen, sie hätten nun keine Lust mehr. Bei Wortschatzeinführungen mit picture cards träumen sich viele weg.... Wenn ich sage "Open your book and listen..." machen einige ihr Buch gar nicht auf, andere hören der CD gar nicht zu, sondern blättern, nur wenige gucken sich begleitend zur CD die Bilder an. Dabei verwende ich die Phrase häufig. Natürlich gehe ich herum, versuche die Kinder durch Gestiken, Mimik... wieder zurück auf das Thema zu holen. Aber ich kann gar nicht Hände genug haben. Und die ersten sind dann schon wieder woanders.


    Ich habe versucht zu vaiieren, indem ich mal etwas im Sitzkreis mache, dann vielleicht mal in der Kinoreihe, dann wieder in der Sitzordnung. Es dauer aber immer ewig, bis die Kinder dann so sitzen, da die Klassenleitung so etwas nie durchführt. Auf Englisch verstehen sie die Anweisungen schon mal gar nicht.


    Wenn ich reinkomme, bin ich erstmal 5 Minuten damit beschäftigt, die Kinder anzuleiten, dass sie ihr Frühstück wegräumen, die Bücher rausholen und sich alle hinsetzen.


    Natürlich gibt es auch ein paar, die prima mitmachen, aber eben nur sehr wenige.


    Habt ihr Tipps?


    Wie läuft das bei euch? Wie gelingt es euch, Erstklässler in Englisch 45 Minuten bei der Stange zu halten.


    Alema

  • Wenn ich reinkomme, bin ich erstmal 5 Minuten damit beschäftigt, die Kinder anzuleiten, dass sie ihr Frühstück wegräumen, die Bücher rausholen und sich alle hinsetzen.

    Den Schülern klar machen, dass sobald Du den Raum betrittst das Frühstück sofort verschwinden muss und die Bücher auf dem Tisch zu liegen haben, sowie alle sitzen müssen. Du musst streng und energisch sein, wenn ein Kind herumtrödelt.
    Ein wenig strenge Disziplin gehört schon dazu, wir mussten damals bei Stundenbeginn zackig bereit sein für den Unterricht, sonst gab es gehörigen Ärger mit der strengen, älteren Lehrerin. Man wollte da als Kind nicht unbedingt noch beim Essen oder Herumtollen erwischt werden, wenn sie direkt nach dem Pausengong in der Klasse erschien. Was sie regelmässig und zuverlässig tat.
    Hat sich eigentlich jeder Schüler dann auch dran gehalten und saß nach dem Pausengong auf seinem Platz.
    Mit gut zureden a la "Würdest Du vielleicht nun bitte einmal Dein Pausenbrot einpacken und Dich hinsetzen" denken sich die Kinder halt "joa lass die mal reden, gaaaanz gemütlich". 5 Minuten sind da viel zu viel imho!


    In Parnterarbeiten sprechen viele gar nicht die Wörter (momentan Farben) auf Englisch, quatschen und machen etwas anderes, sagen, sie hätten nun keine Lust mehr.

    Partnerarbeit ist für mich ein ganz heißes Eisen, lädt sie doch geradezu ein zu reden und was anderes zu machen. Mir ist klar, dass die Kinder möglichst viel reden sollen und deshalb Frontalunterricht dazu führt, dass nur ein paar Kinder reden und die meisten keine Sprachpraxis bekommen.
    Kannst Du nicht versuchen da ein bisschen Druck aufzubauen? Also zum Beispiel sagen, dass die Schüler in Partnerarbeit verschiedene Gegenstände die sie besitzen auf Englisch mit der Farbe beschreiben sollen und Du dann nach der Phase Leute raussuchen und testen wirst. Die sollen dann einen Gegenstand den anderen zeigen und sagen "This is yellow" or whatever.
    Dann ist vielleicht ein wenig Druck da die Phase auch wirklich zum Arbeiten zu nutzen, da man vielleicht gleich drankommt und dann sich nicht blamieren möchte, weil man nix kann. Schüler die dann nur rumgedödelt haben und dann beim Test versagen kann man mit entsprechenden Kommentaren versehen, die deutlich machen, dass sein Versagen auf die nicht genutzte Partnerarbeit zurückzuführen ist. So lernt der Schüler richtig zu attribuieren, nämlich nicht, dass er kein Englisch kann, sondern, dass seine Arbeitsmoral schuld am Versagen ist. Daran kann er etwas ändern und wird es auch, wenn die Situation entsprechend unangenehm für ihn war.



    Edit: Eins noch, was ich für sehr wichtig halte! Bei Kommentaren wie "Keine Lust mehr" sofort klar machen, dass der Schüler eine völlig falsche Auffassung hat von dem, wie es in der Schule abläuft. Es geht nicht darum nach dem Lustprinzip zu arbeiten, sondern, auch mal seinen inneren Schweinehund zu überwinden. Bei manchen Kindern, vornehmlich bei denen die Zuhause nur nach dem Lustprinzip gelebt haben, keine Pflichten hatten, weil die Eltern meinten das Kind müsse immer nur das tun, was ihm gerade in den Kram passt, wird das anfangs Widerstand erzeugen.
    Sie müssen es aber lernen und je früher, desto besser.
    Leider, und daher auch solche Aussagen wie "Keine Lust mehr", denken viele Kinder, dass es sich bei Schule um ein Spiel handelt. Das kommt natürlich auch daher, dasss heutzutage versucht wird die Lebensumwelt der Schüler zu simulieren, die eben meistenteils aus Spiel besteht. So fällt es aber schwierig, dass die Schüler verstehen, dass Schule eben kein Spiel ist, das man beiseite tut und was anderes macht, wenn man keine Lust mehr hat.
    Meine Erfahrung mit einer strengen, disziplinfordernden Grundschullehrerin ist, dass Kinder schnell lernen können, dass mit der Einschulung eine neue Zeit angebrochen ist, in der es eben anders zugeht als zuvor.

    4 Mal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Hallo,


    mmmh, wir sprechen hier schon über eine 1. Klasse. Sind wir uns da einig?


    Tests gibt es hier nicht.


    Von dem Bloßstellen einzelner Kinder vor der Klasse halt ich eigentlich gar nichts. Meine Erfahrung ist, dass das nur nach hinten los geht.


    Natürlich beharre ich darauf, dass das Frühstück weggepackt wird. Dennoch wäre es schöner, wenn dies bereits am Ende der Frühstückspause geschehen wäre.


    Hat vielleicht noch jemand Tipps, der Englisch auch selbst in der 1. Klasse unterrichtet?


    Alema

  • Der Experte für Grundschulpädagogik hat gesprochen: mehr Druck, Disziplin und "Tests" im Englischunterricht der ersten Klasse. Gut, dass wir das jetzt wissen.
    Und auch, dass eine strenge Grundschullehrerin gehabt zu haben das Studium ersetzt.
    :rolleyes:


    Ich persönlich kenne zwar "playways" nicht, würde aber im ersten Schul-/Lernjahr gar nicht mit einem Lehrwerk arbeiten; gerade in Englisch kann man den Spieltrieb und Wissensdurst der Schüler doch eher in offeneren und handlungsorientierteren Situationen nutzen als durch die Arbeit in/mit einem Buch.
    Vielleicht auch einmal in Richtung total physical response denken? Vielen Schülern macht so etwas viel Freude und man kann es wunderbar mit der ganzen Klassengemeinschaft durchführen. Außerdem können auch die Schüler, die sich auf Englisch noch nicht äußern können/wollen, gut mitarbeiten. Die 'fitteren' hingegen können langsam selbst die 'Anweisungen' geben usw. usf.

  • nein, alem2, nicht wirklich.
    ich arbeite auch mit vielviel körpereinsatz und lasse sitzen-und-konzentrieren mit tpr-übungen abwechseln. aber ich fürchte, dieses gefühl von "ich mache den hampelmann und es ist unruhig und chaotisch" gehört zum englisch-fachunterricht in der 1 dazu.


    trotz dieser super-anstrengenden stunden finde ich es aber enorm, wie schnell und locker die kinder lernen im vergleich zu den drittklässlern als lernanfängern...

  • Tests gibt es hier nicht.

    Also nicht einmal so eine Überprüfung ist möglich, ob ein Lernerfolg da ist: ?

    Kannst Du nicht versuchen da ein bisschen Druck aufzubauen? Also zum Beispiel sagen, dass die Schüler in Partnerarbeit verschiedene Gegenstände die sie besitzen auf Englisch mit der Farbe beschreiben sollen und Du dann nach der Phase Leute raussuchen und testen wirst. Die sollen dann einen Gegenstand den anderen zeigen und sagen "This is yellow" or whatever.

    Naja, da wundert mich dann gar nichts mehr. Kein Wunder, dass die Kinder denken, dass das Ganze nur ein Spiel ist! Wozu sollte man etwas lernen, wenn nie getestet wird, ob man es auch behalten / verstanden hat? Es hat sich einiges geändert seit meiner Grundschulzeit und die ist nicht soooo ewig her. Vielleicht hatte ich auch einfach eine gute, alte Lehrerin "der alten Schule". Für mich unvorstellbar, dass es keine Leistungüberprüfung und entsprechende Rückmeldung gibt!


    Von dem Bloßstellen einzelner Kinder vor der Klasse halt ich eigentlich gar nichts. Meine Erfahrung ist, dass das nur nach hinten los geht.

    Ich würde Kinder, die während der Partnerarbeit herumblödeln statt ihre Aufträge zu erfüllen nicht mit solchen Samthandschuhen anfassen. Das Argument niemanden "bloß zu stellen" ist irgendwie ein Totschlagargument der Kuschelpädagogik. Du sollst den Schüler ja auch nicht rund machen, er soll ja lediglich sein während der Partnerarbeit erarbeitetes Wissen präsentieren. Schafft er das nicht und man weiß genau, dass es an der Arbeitshaltung liegt, ist ein Kommentar wie:


    "Chantal, hättest Du eben die Farben geübt anstatt der Lisa von Deinem Meerschweinchen zu erzählen, hättest Du jetzt nicht so viele Fehler gemacht! Du musst die Zeit schon zum Üben nutzen und kannst nicht einfach etwas anderes machen! Beim nächsten Mal möchte ich von Dir deutlich mehr Einsatz sehen"


    durchaus angebracht. Wenn man natürlich einen schwachen Schüler hat, der sich bemüht hat während der Partnerarbeit, und dann Fehler macht, muss man natürlich nicht so energisch sein. Er / sie gibt ja bereits sein / ihr bestes.


    Aber wenn man den Erstklässlern nicht in aller Deutlichkeit und vor der ganzen Klasse sagt, was man von ihnen verlangt, wie sollen sie dann das Leistungsprinzip lernen?!

  • Ich finde es immer sinnvoll- sofern das irgendwie möglich ist -, dass in Klasse 1 die Klassenlehrerin auch Englisch gibt.
    Dann kann man nämlich auch mal nur 25 Minuten Englisch machen und ist nicht an die 45 Minuten gebunden.
    Aber das löst ja jetzt auch nicht dein Problem. ;)


    Prinzipiell bin ich der Meinung, lieber 20 - 30 Minuten intensiv Englisch, als 45 Min auf Teufel komm raus.
    Ich habe auch schon mitbekommen, dass manche Kolleginnen einfach mit der Klassenleherin sprechen und dann ggf. die letzten 15 Minuten Mathe oder Deutsch etc machen.
    Find ich in Ordnung.

  • Oh Silicium, du hast einfach SO wenig Ahnung (genauer gesagt 0%)der Didaktik und Methodik im Englischunterricht in der 1. Klasse, dass du dich aus diesem Thread einfach raushalten solltest, ganz ehrlich!


    In Hessen gehts ja erst in der 3. Klasse los, von daher kann ich dir trotz Breitspurausbildung ;) nur wenige Tipps geben:
    - Wenn das Lehrwerk dir Sicherheit gibt, dann nutze es auch weiterhin, das ist gut. Gerade am Anfang sind aber PA-Phasen schwer und das mit der Aufmerksamkeit ist bei den Stöpseln ja auch noch nicht so gegeben... Halte die PA-Phasen noch möglichst kurz oder versuche eine besondere Strukturierung (zur Übersicht für dich): Beispielsweise 2 Stuhlreihen gegenüber - erst reden alle der einen Seite, dann alle der anderen Seite.Das macht es schwieriger "auszubrechen" und zu schnuddeln.
    Beim Buch hilft auch immer "point at" - dann siehst du zumindest, wer gerade wirklich aktiv zuhört.
    Zum Trost: Je älter sie werden, desto besser wird es..... (45 Minuten sind halt echt lang für die Kleinen, aber daran kannst du ja nix ändern).

  • silicium, du wirst nie als grundschullehrer arbeiten, du belegst in der uni wahrscheinlich keine seminare zur lernpsychologie bezüglich fremdsprachen, du weißt anscheinend noch nicht einmal, wie kinder heute in die grundschule kommen - du weißt nicht, wie ein entwicklungspsychologisch-methodisch angemessener englisch-unterricht in klasse 1 auszusehen hat.
    darum bitte ich dich hier inständig: du darfst gerne mitlesen und dir deinen teil denken, aber du musst nicht mitdiskutieren - das bringt alem und andere, die diese probleme haben, kein stückchen weiter.


    alem, ich mache es oft so, dass ich in den letzten minuten einfach noch etwas vorlese.
    ich stimme shadow zu: in meiner 2 war es im letzten jahr recht angenehm mit dem englisch-unterricht. ich habe einfach mal hier 15 minuten und dort 15 minuten gemacht und die mathe-und deutsch-stunden dann ggf. auch einfach aufgeteilt.


    geht als fachlehrerin nicht, ist schade, aber alem, ich denke mal, es geht allen so. ich kenne eine sehr versierte englisch-lehrerin, die jahrelang die didaktisch-methodische ausbildung gemacht hat und sich selbst als profi sah. auch sie ist mit den ersten klassen anfangs verzweifelt.


    edit: tja, schmeili - da hatten wir bezüglich silicium dieselben gedanken, du hast schneller getippt :D .

  • Oh Silicium, du hast einfach SO wenig Ahnung (genauer gesagt 0%)der Didaktik und Methodik im Englischunterricht in der 1. Klasse, dass du dich aus diesem Thread einfach raushalten solltest, ganz ehrlich!

    Die hochgelobte Didaktik und Methodik in der ersten Klasse scheint ja eben gerade nicht zu funktionieren, weil ein Teil der Klasse die Arbeitsanweisungen schlicht ignoriert. Schon einmal auf die Idee gekommen, dass die heutige Pädagogik und Didaktik vielleicht doch nicht so ideal ist, wie es von den Dozenten immer vermittelt wird? Irgendwas MUSS falsch laufen, sonst wären die Ergebnisse im Ländervergleich nicht so schlecht.

  • Irgendwas MUSS falsch laufen, sonst wären die Ergebnisse im Ländervergleich nicht so schlecht.


    Welche Ländervergleiche zum Englischunterricht in der Primarstufe kennst du denn?


    Könnte man nicht die ganzen Beiträge von und über Silicium in diesem Thread wieder auslagern? Ist doch jedesmal das gleiche ...

  • Wenn Kinder in Partnerarbeit etwas üben, z.B. die Farben verschiedener Gegebstände, lassen wir sie dies durchaus hinterher vor der Klasse wiederholen. In der 1. Klasse nennen wir es nur nicht "Test" (klingt ja auhc abschreckend), sondern fragen, wer denn mal ein Beispiel vorstellen möchte, worauf die Kinder brennen und sich 70% bestimmt melden. Und daaaaaaaann nehmen wir Grundschulehrerinnen sogar auch die "Chantals" dran und lassen sie einen Satz vor der Klasse sagen. Ja. Die Erstklässler empfinden dies nicht als Test, sondern als Unterrichtsgespräch. Und ich auch!


    alem, dir kann ich leider nicht helfen, ... du weißt shcon ... HEssen...erst ab Klasse 3 usw. ...

  • Wenn Kinder in Partnerarbeit etwas üben, z.B. die Farben verschiedener Gegebstände, lassen wir sie dies durchaus hinterher vor der Klasse wiederholen. In der 1. Klasse nennen wir es nur nicht "Test" (klingt ja auhc abschreckend), sondern fragen, wer denn mal ein Beispiel vorstellen möchte, worauf die Kinder brennen und sich 70% bestimmt melden. Und daaaaaaaann nehmen wir Grundschulehrerinnen sogar auch die "Chantals" dran und lassen sie einen Satz vor der Klasse sagen. Ja. Die Erstklässler empfinden dies nicht als Test, sondern als Unterrichtsgespräch. Und ich auch!

    DAS hört sich doch vernünftig an! Wenn man dann eben noch thematisiert wer gut gearbeitet hat in der Partnerarbeit und wer nur gequatscht hat und wie das (meist) auch mit den Ergebnissen beim "Vorstellen der Beispiele" korreliert, wissen die Kinder gleich, wie der Hase laufen sollte.
    Was an dem Wort "Test" so abschreckend ist, kann ich nicht ganz verstehen. Meine Erfahrung aus dem Alter ist, dass viele Schüler sogar gerne getestet werden WOLLEN, weil sie dann zeigen können, was sie nicht schon alles toll können.
    Ist dieses "Mama, Mama, schau mal schau mal was ich kann" Prinzip. Kennt ihr das gar nicht von kleinen Kindern die danach gieren zeigen zu können was sie gelernt haben / machen können um dafür Aufmerksamkeit und Lob zu bekommen? DAMIT muss man arbeiten!


  • Das hört sich doch vernünftig an! Wenn man dann eben noch thematisiert wer gut gearbeitet hat in der Partnerarbeit und wer nur gequatscht hat und wie das (meist) auch mit den Ergebnissen beim "Vorstellen der Beispiele" korreliert, wissen die Kinder gleich, wie der Hase laufen sollte.
    Was an dem Wort "Test" so abschreckend ist, kann ich nicht ganz verstehen. Meine Erfahrung aus dem Alter ist, dass viele Schüler sogar gerne getestet werden WOLLEN, weil sie dann zeigen können, was sie nicht schon alles toll können.
    Ist dieses "Mama, Mama, schau mal schau mal was ich kann" Prinzip. Kennt ihr das gar nicht von kleinen Kindern die danach gieren zeigen zu können was sie gelernt haben / machen können um dafür Aufmerksamkeit und Lob zu bekommen? Damit muss man arbeiten!


    Komisch: Sonst sprichst du dich doch immer für eine intrinsische Motivation aus und dafür, dass die Kinder lernen (sollen), weil sie Spaß an der Sache haben, und nicht wegen eines Lobes o.ä. (ist das nicht bereits Kuschelpädagogik?!)


    Außerdem widerspricht dir doch keiner darin, positiv zu verstärken durch Lob, Bestätigung etc.
    Aber die - lernpsychologisch gesprochen - (positive) Bestrafung bei nicht erbrachter Leistung ist eben im Grundschulalter - speziell bei Englisch im ersten Schuljahr, einem der konzeptionell spielerischsten und am wenigsten auf den Leistungsgedanken ausgerichteten Fächer - erfahrungsgemäß eher kontraproduktiv für die Motivation.

  • Ich meine das ist doch in der Erziehung, ja selbst beim Trainieren von Hunden so, dass man möglichst früh das Verhalten einfordert, was man als Endergebnis haben möchte.

    Und wie erzeugt man bei Hunden das gewünschte Verhalten? Mit Leckerlis! Übersetzt in die Grundschupädagogik: Mit positiver Verstärkung!



    Englisch im 1. Schuljahr ist leider immer unruhig. Weil die Kinder die Sprache lernen sollen, auch immer mit recht viel Redeanteil verbunden. Weil noch nichts geschrieben werden sollte, gibt es meist nur kurze Zeiten, in denen jeder halbwegs leise arbeitet (ausmalen, verbinden, einkreisen). Ich habe in jeder Stunde mit den Schülern gesungen. Dann durften schon einmal alle aufstehen und hinter ihrem Stuhl "mittanzen". Sehr empfehlenswert fand ich die Filmsequenzen von Playway. Die habe ich mit den Schülern immer gleich zwei Mal geschaut. Verspricht dir ca. 15 Minuten Ruhe.


    Im Zuge der Wortschatzfestigung mit den picture cards habe ich die Karten an die Tafel gehängt. Dann habe ich mehrere Wörter vorgesprochen und ein Schüler durfte nach vorne und auf die richtige Karte zeigen. Das machen die meisten Schüler gerne. Den Schülern würde ich dann deutlich machen, nur Kinder dranzunehmen, die sich leise melden.


    Bei dem Thema Farben habe ich alle Schüler ihre Buntstifte aus dem Federmäppchen nehmen lassen. Dann habe ich den Satz gesagt: "Show me your ... (red, yellow, black) pencil." Die Kinder sollten dann den Stift in die Höhe halten. Kinder, die den richtigen Stift gezeigt hatten, denen habe ich nonverbal meine Zustimmung signalisiert.


    Ungerne habe ich eine Partnerarbeit gemacht, weil die Schüler darin noch nicht geübt waren und ich nicht das Gefühl hatte, die Zeit effektiv genutzt zu haben. Die von Schmeili erwähnten Übungen "point at..." fand ich immer hilfreich. Das hat mir gezeigt, wer die englischen Vokabeln versteht. Vielleicht ist es motivierender vorher zu sagen, dass die Anweisungen in immer kürzeren Abständen folgen.


    Das Frühstück einräumen kann man auch als Spielchen deklarieren. Im Sinne von "Ich zähle bis Null, mal sehen wer es schafft bei Null sein Frühstück weggepackt zu haben."

  • Hallo,


    Cambria hat ja schon einige Möglichkeiten erwähnt, ich kenne Playway auch, finde aber, dass man im Englischunterricht ein wenig weg vom Unterrichtsbuch kommen muss,


    was ich daher gerne mache ist story telling. Es gibt viele englische Kinderbücher in denen nur ein Satz vorkommt.


    Z.b Brown bear, brown bear what do you see? .. von Eric Carle
    Polar bear, polar bear, what do you hear?


    Meine Stunden laufen dann nach folgendem Prinzip...


    Zuerst Vokabeln spielerisch lernen... bei den Farben z.b jeder muss eine bestimmte Farbe im Klassenraum berühren...
    oder wie schon erwähnt jeder zeigt mir den Buntstift in der Farbe.
    Dinge beschreiben lassen und raten.. ect.


    Danach lese ich das Buch vor und zeige die Bilder.
    Anschließend lese ich das Buch ein zweites Mal vor einige Kinder können dann schon *mitlesen*.


    Bei diesem Buch hatte ich die Tiere an der Tafel und hab diese ordnen lassen.


    Anschließend benennen lassen bzw. ein Tier verschwinden lassen und erraten lassen welches fehlt.


    Oder jedes Tier mit einer Bewegung nachsprechen lassen.
    Bzw. ein Lied mit den gewünschten Vokabeln singen.


    Meist habe ich danach noch ein Arbeitsblatt auf dem die Kinder z.b die Tiere nach meiner Ansage anmalen müssen ect.


    Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen.


    LG MM

  • Halb Off-topic: Wenn jemand keine wirkliche Ausbildung im Fach Englisch hat und somit (vermutlich) auch eher unsicher in der Sprache ist, sollte man denjenigen keine Vorwürfe machen und verlangen, dass sie sich vom Buch lösen sollen! Klar ist Unterricht abgelöst vom buch oftmals (aber selbst das nicht immer) abwechslungsreicher und interessanter - aber wenn die Länder nicht in die Ausbildung investieren, dann geht ads eben nicht.
    Lieber ein durchdachter "Buch-Unterricht" (bei denen in den Lehrermaterialien Lieder, Buchtipps, Word- und picture cards, Videos, Spiele und vor allem Hörbeispiele! beiliegen) als eine falsch eingeübte Aussprache oder falsch trainierte Satzstrukturen!


    (Sorry alem, aber da hier schon mehrfach der Tipp "Löse dich vom Buch" kam, lag mir das auf dem Herzen!)

  • Zitat

    Wenn jemand ... eher unsicher in der Sprache ist,


    sollte derjenige lieber gar kein Englisch unterrichten, denn sonst sind


    Zitat

    eine falsch eingeübte Aussprache (und) falsch trainierte Satzstrukturen


    leider unvermeidlich, egal ob er mit oder ohne Buch arbeitet.

  • Gut, dass ich hier doch noch mal reingeschaut habe !


    Ich gebe doch nicht die Hoffnung auf, dass man sich auch in den Grundschulen wieder zu mehr Struktur, lehrerzentrierter Führung, verbindlicher Leistungsanforderung sowie zur unbedingten Durchsetzung von Disziplin besinnen wird.-Auch viele (vernünftige) Eltern monieren immer häufiger, dass die letztgenannten Punkte in den Grundschulen zu wenig berücksichtigt werden. Dass die Eltern selbst natürlich durch ihre partnerschaftliche (Nicht-) Erziehung des Kindes auf Augenhöhe mit zu Undiszipliniertheiten beitragen, ist natürlich ein Kapitel für sich.


    Unser geehrter Silicium hat schon einiges vorweggenommen, was ich gerne mitgeteilt hätte.


    Ich denke einfach, dass die disziplinlosen Zustände, wie die TE sie beschreibt, einfach darauf zurückzuführen sind, dass den Kindern ein viel zu großer Freiraum gelassen wird.
    Bedenklich stimmt mich auch das das o.g. Lustprinzip, das die Kinder durchsetzen wollen. Es liegt natürlich auch an unserem Zeitgeist, dass die Kinder eher auf die Erlebnisgeschwindigkeit als auf die Erlebnistiefe setzen.-Dagegen muss man als Lehrerin energisch Pflöcke setzen und das Pauken abverlangen !


    Ich denke, gerade in Klasse 1 kann man die Kinder noch so weit formen, dass sie sich das disziplinierte und leistungsorientierte Arbeiten aneignen können, wenn klare Strukturen und eine strenge Hand seitens der Lehrerin für die Schüler wahrnehmbar sind. Wohin der allzu betuliche Unterricht führt, wissen wir schon seit etlichen Jahren. Kinder brauchen Orientierung und müssen starke (!)und durchsetzungsfähige Erwachsene in der Erziehung und Bildung wahrnehmen. Das schafft Geborgenheit und Vertrauen. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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