"jetzt, wo"

  • Ist die Formulierung "jetzt, wo" grammatikalisch falsch/richtig, nur regional geduldet, veraltet, unüblich, ...?


    Beispiel:
    Jetzt, wo ich gerade daran denke, ich wollte dir noch sagen, dass...


    Es geht natürlich eher um das wo als um das jetzt. Ist "wo" als temporales Adverb akzeptabel?

  • Danke euch beiden.


    Was sagt ihr zur mündlichen Verwendung?


    Ich verbessere (im 1:1-Gespräch, weniger, wenn jemand was aus dem Klassenverband heraus sagt) "Größer wie du", "Heb das mal" (statt halten). "Wo" verwende ich als temporales Adverb selbst, muss ich zugeben - sollte ich das bei mir selbst streichen (ich versuche schon relativ hochdeutsch zu reden, trotz meiner "Badenser"-Herkunft? Es klingt schon fast gestelzt "Jetzt, da ich darüber nachdenke..." zu sagen. Andererseits habe ich erst an der Uni im ersten Semester selbst gemerkt, dass "Heb mal mein Glas" eigentlich Blödsinn ist :D

  • Eine Google-Recherche ergibt, dass "jetzt, wo" auch in der FAZ und der Zeit zu finden sind; nicht sehr oft aber durchaus auch im Politik- und Wirtschaftsteil. "Jetzt, wo ich darüber nachdenke" halte ich für idiomatisch.


    Nele

  • Für mich ist's ein UNterschied, ob es jemand sagt oder schreibt. In der Schriftsprache würde ich es den Schülern snastreichen, mündlich lasse ich sie es verwenden. Klaro, ... falle ihnen ja nicht dauernd isn Wort... da hätte ich hier in Hessen viel zu tun ;)

  • "jetzt, wo" ist Ausdruck des allumfassenden Raum-Zeit-Kontinuums. :P

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    • Offizieller Beitrag

    Ergänzung:


    Hier in Franken ist das "wo" ein akzeptiertes Relativpronomen für Personen.


    "Der Hawkeye, wo ein schlauer Lehrer ist."


    Der korrigiert das als Fehler in Aufsätzen.

  • Nicht nur in Bayern. Ich erinnere an Klinsmann ("Mir sen die, wo gwinne wellet.")


    Zitat

    Ich verbessere (im 1:1-Gespräch, weniger, wenn jemand was aus dem Klassenverband heraus sagt) "Größer wie du", "Heb das mal" (statt halten).


    Du "verbesserst" das im alltäglichen Gespräch?!


    Ich mein, natürlich modelliere ich in der Sprachtherapie oder gebe korrektives Feedback. Aber in einem normalen Alltagsgespräch die Schüler verbessern, zumal, wenn es noch nicht einmal wirkliche "Fehler" sind ... Fördert die Kommunikationsfreude sicher ungemein. :rolleyes:

  • Plattenspieler Dazu braucht man natürlich etwas Fingerspitzengefühl. Das mache ich nicht bei allen Schülern und nicht in jeder Situation. Außerdem immer so, dass es den Gesprächsfluss nicht unterbricht. Aber prinzipiell finde ich schon, dass das dazu gehört.

    • Offizieller Beitrag

    Na, das kommt dann noch dazu, Hawkeye. ;)
    Im Gespräch verbessere ich nur dann, wenn ich die Fehler durch Nachfragen richtig stellen kann: "Ach, jetzt, da du darüber nachgedacht hast...?"
    Im Unterrichtsgespräch lasse ich meine Schüler idiomatisch, dh. auch manchmal im Dialekt reden, vorausgesetzt, jeder Mitschüler versteht alles. (Das bayerische KM liegt da im Übrigen auch Wert drauf)
    Bei Referaten, Projekten usw. hingegen bestehe ich auf Schriftdeutsch.

    • Offizieller Beitrag


    (Das bayerische KM liegt da im Übrigen auch Wert drauf)


    Ja, ich weiß. Die Handreichung dazu ist bei uns im Kopierraum irgendwo abgestellt worden. DA WO alles halt so landet.
    Leider kam irgendwann eine Nachfrage, inwiefern die Vorschläge aus den Handreichungen bei uns in den letzten zwei Jahren umgesetzt wurden. Da kam ich kurz ins Schwitzen...aber es hat sich dann doch was gefunden...

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