Promoviert ins Referendariat - was sind Eure Erfahrungen?

  • Ich habe schon einen Versuch im Referendariat hinter mir, nach abgeschlossener Promotion.


    Die Promotion hatte ich außer dem Hauptseminarleiter allen verschwiegen, aber irgendwie tickte ich dann doch deutlich anders als die anderen. (Ich wollte bspw. verstehen, was ich da machte und fragte nach weiterführender Hintergrundliteratur - die es aber zu einigen der aufgestellten Behauptungen offenbar gar nicht gab. Und alle Rückfragen wurden automatisch gleich als in-Frage-Stellen interpretiert, was selbstverfreilich so gar nicht erwünscht war.)


    Vielleicht war ich auch einfach selbstbewußter als man das als Reffie sein durfte, keine Ahnung.


    Als dann - aufgrund eines ganzen Konglomerats von Gründen - klar war, dass ich aufhören würde, habe ich durchblicken lassen, dass ich promoviert bin. Auch weil ich eine Freistellung für eine Konferenzteilnahme brauchte usw.


    Kommentar eines Fachseminarleiters: "Ach, Sie sind promoviert? Na dann ist ja alles klar..." :S



    Bei einer Vertretungsstelle, die ich bis vor kurzem hatte (Gesamtschule mitten im Problembezirk, entsprechendes Schüler-Klientel), habe ich dagegen mit offenen Karten gespielt und nach anfänglichem Mißtrauen auf der anderen Seite eigentlich nur positive Erfahrungen gemacht.


    Mittlerweile überlege ich, nun doch mein Referendariat fortzusetzen und bin am Grübeln, wie ich es mit dem Doktortitel handhaben soll...


    Angeben weil man tickt sowieso anders und die anderen haben dann wenigstens eine Erklärung dafür?


    Nicht angeben, weil man als Reffie mit Doktortitel nur eine Einladung zum Mobbing darstellt? (Gemobbt wurde ich aber mit verschwiegenem Titel schon genug, von daher dürfte das eventuell wenig Unterschied machen...)


    Egal, weil man weiß eh nie was kommt?


    Bin gespannt auf Eure Erfahrungen und Empfehlungen!

  • Diese Erfahrungen kann ich von vorne bis hinten nicht bestätigen. Bis auf die Tatsache, dass ich einigen Kollegen auf dem Referendariatsgymnasium etwas mühselig abgewöhnen musste, mich mit dem Titel anzureden, bin ich in dem Zusammenhang weder Schwierigkeiten noch Problemen begegnet.


    ...dem Phänomen, dass nichtpromovierte Referendare regelmäßig die Hintergründe der Ausbildungsinhalte nicht interessiert hat, übrigens auch nicht. :S


    Nele

  • Ich kann deine Erfahrungen (ebenfalls in Berlin) so nicht bestätigen.


    (Eher bekannt kommt mir vor, dass manche Seminarleiter (in B mehr als anderswo) doch sehr "selbstherrlich" von sich überzeugt sind und "denkende" (und damit viel zu leicht kritisch hinterfragende) Referendare gar nicht gut finden...)

    • Offizieller Beitrag

    ich war immer davon ausgegangen, dass deine Promotion imLebenslauf auftaucht und von daher eh jeder davon weiß.


    Die eine Ref-Kollegin mit Promotion verhielt sich den Anderen gegenüber arg arrogant, nach dem Motto: "Ich bin eh die Überfliegerin hier, mir muss niemand etwas beibringen", und entsprechend beliebt war sie dann auch 8|
    Es kommt eben immer auf das eigene Verhalten an, das ist wichtiger als Titel.

  • Von wegen "steht sowieso im Lebenslauf drin": Den bekommt ja außer dem Hauptseminarleiter und der Senatsverwaltung niemand zu sehen. Die Schule wußte bspw. von nichts und ich habe mich auch nicht bemüßigt gefühlt, sie aufzuklären.


    Ich bin sowieso niemand, der sich permanent mit Titel anreden läßt, von daher... <schulterzuck>


    Meine Zeit im Ausland habe ich einfach nicht näher ausgeführt als "Studium" deklariert, obwohl ich die komplette Promotion im Ausland absolviert habe.


    Arrogant komme ich soweit ich weiß nicht rüber, man unterstellt mir bei anderen Promovierten im Gegenteil eher "Bodenständigkeit". Und es klappte ja auch an dieser eher hemdsärmeligen Problemschule ohne Probleme...


    Ok, dass ich nicht völlig auf den Kopf gefallen bin, kann ich schlecht verbergen. Aber komplette Dummbratzen wären im Lehrerberuf ja auch eher fehl am Platz...


    Ich weiß halt echt nicht, welche Strategie ich in einem eventuellen zweiten Referendariat an den Tag legen soll...


    Im Moment tendiere ich zu "Promotion erwähnen, aber nicht auf dem Titel herumreiten" (wobei ich letzteres sowieso nicht mache).


    Aber was ich sonst noch eher beachten sollte....? ?(

  • in meinem Seminar hatte wir 2 promovierte Quereinsteiger. Die waren durchaus sehr nett und angenehm und hatten keine Probleme. Haben ihre Prüfungen problemlos bestanden und sind auch nicht gemobbt worden.


    Ich glaube, dass es weniger auf den Titel ankommt, als wie man damit umgeht. Du hast ja bereits sehr reflektiert dargelegt, was vielleicht den Ärger der anderen erregt haben könnte. Ob jetzt zu Recht oder zu Unrecht (ich kann deine Nachfrage nach literatur o.Ä. sehr gut verstehen), würde ich halt einfach ein paar mal runter schlucken und das nicht mehr machen. Mund halten und Einstecken gehört ja für alle Referendare zum Lernpesum dazu ;-).

  • Promoviert im Referendariat wirkt sehr schnell, als wäre man in der Wissenschaft gescheitert oder der Industrie nicht gut untergekommen. Denn anders als zum Beispie bei einem reinen Chemiker ist es bei Lehramtschemikern, generell bei allen Lehrämtern, eben einfach nicht üblich zu promoveiren. Warum auch, es bringt auch kein höheres Gehalt und ist keine Voraussetzung für irgendeine Tätigkeit dieses Berufsfelds. Gehört also nicht zu dem direkten Weg im Werdegang.


    Landet man dann trotz Titel wieder im Ref ist man zumindest schon mal jemand, der evtl. eigentlich nicht Lehrer werden wollte und der es evtl. (Vorurteil, klar) woanders nicht geschafft hat.
    Ich kann mir ausserdem gut vorstellen, dass besonders "selbstgeile" Fachleiter eine Art Neid oder Konkurrenz empfinden, da sie selber nicht so einen schönen Titel tragen dürfen sondern nur einfache, normale Lehrer sind. Es ist so das typische Phänomen in Betrieben, wenn der Chef selbst nicht promoviert ist und sich ein promovierter Mitarbeiter bewirbt. Manche Chefs kommen damit klar, andere gar nicht.
    Ist einfach abhängig von der menschlichen Größe:
    Da Fachleiter aber, wenn man die ganzen Referendariatsberichte liest, in der Regel extrem wenig kritikfähig sind (im Gegenzug aber gerne austeilen), würde ich sie charakterlich überproportional bei denen verorten, die nicht begeistert über promovierte Referendare sind.


    Positiver Aspekt ist natürlich, dass manche in Deutschland auch noch sehr titelhörig sind. Bei manchen macht ein Dr. vor dem Namen viel Eindruck und es gestaltet sich, bei passendem, würdigem, höflichem Verhalten Vieles einfacher, wenn man promoviert ist. So kann ich mir vorstellen, dass manch eine Schule sich später auch damit schmücken möchte viele Doktoren unter den Lehrern zu haben um nach aussen zu repräsentieren. (Dass manche Leute über so eine Schule auch: "Owei, so viele Wirtsschafts- und Wissenschaftsaussteiger ohne Erstziel Lehrerberuf, das meiden wir mal besser" denken lassen wir mal aussen vor).
    Zumindest auf vielen Ämtern, so berichtet mir promovierte Verwandtschaft, ist so eine Hörigkeit noch oft spürbar und man wird merklich bevorzugt behandelt.


    Ist also ein zweischneidiges Schwert und man wird bei einigen Menschen Vorteile haben mit dem Titel, bei anderen hingegen Nachteile.

  • Vielleicht mal eine Erfahrung von der anderen Seite. Wir hatten im Ref auch jemandem im Seminar sitzen, der ein Herr Doktor war. Jeder wusste das, aber es war nie Thema. Im Seminar haben wir uns alle mit Vornamen angesprochen und besagte Person hat gerne ihr Wissen weitergegeben (auf Nachfrage natürlich). Mich beeindruckt eine solche Leistung und ich bin dann fast schon etwas ehrfürchtig.


    An deiner Stelle würde ich mit offenen Karten spielen, das Ganze aber nicht zum Thema machen. Auf Namenslisten kann dein Name ja mit Dr. auftauchen, wenn dich jemand mit Herr Dr. anspricht, dann kann man ja lächelnd sagen, dass der Vorname reicht. Wichtig ist, dass du icht überheblich rüberkommst.


    Ich kenne dich nicht, aber...
    Dass Promovierte anders ticken als wir Normalos würde ich nicht sagen. Ich hab mich z.B. auch für Hintergründe dessen was ich mache interessiert, im Seminar aber nicht jeden gefragt, weil ich meine Seminarleiter zum Großteil für inkompetent gehalten habe. Wer sagt dir also, dass du wissbegieriger bist, als die anderen?! Vielleicht machen es die anderen nur anders als du. Wenn du von vornherein davon ausgehst, dass du anders tickst, dann grenzt du dich schon automatisch von den anderen ab. Integration heißt hier wohl das Zauberwort.


    Nur mal ein Beispiel aus meinem Ref. Wir hatten im Seminar eine sitzen, die wollte alles immer ganz genau wissen und hielt mit ihrer Fragerei den ganzen Betrieb auf, so dass Seminare schon mal überzogen wurden, damit Madame noch all ihr Wissen erzählen konnte. Nachfragen ist ja ok, aber die Art und Weise ist der Knackpunkt.


    Ich würde das Ref noch mal probieren, allerdings an einem anderen Seminar, denn die unterscheiden sich alle.

    LG Orasa :D

    8) Heitere Lehrer verändern die Welt.

  • Mund halten und Einstekchen gehört ja für alle Referendare zum Lernpesum dazu ;-).

    Ja, interessanterweise wird man sich mit Sicherheit aufregen, wenn ich diese in den Augen der Fachleiter so wichtigen Lernziele aus dem Ref dann an meiner Schüler weitergebe. Ist anscheinend nur für mich als Ref wichtig zu lernen. ?(
    Eine Referendar only Kompetenz.

  • Naja, mit dem "in der Wirtschaft unterkommen" ist es mit einer geisteswissenschaftlichen Promotion halt so eine Sache... ;)


    Und Wissenschaft... Nun ja... Hatte ich eine Weile, werde ich parallel wohl auch (im jeweils möglichen Rahmen) immer noch weiter betreiben, aber ob man sich ewig mit halben Stellen selbst für Habilitierte (aber bitteschön trotzdem 250%ige Arbeitsleistung, plus abends und WE) und obskuren Drittmittelvergaben rumschlagen will ist eine andere Frage...


    Zudem die Stellen dann immer noch in Projekten waren, die man zwar auch spannend finden konnte, aber nicht "meine eigenen" waren.


    Ich tendiere im Moment wirklich dazu, mir eine finanzielle Basis zu schaffen, mit etwas, was mir durchaus auch Spaß macht und was durchaus auch Teil meines Traumjobs wäre (nämlich dem Unterrichten) und mir die anderen Teile darüber zu finanzieren. So ein bißchen Traumjob-Baukasten hintenrum.


    Eigentlich mache ich dann nicht viel anderes, es nennt sich nur anders. Und die Konditionen sind unterm Strich besser. (Wenn auch bei weitem nicht optimal, dessen bin ich mir durchaus bewußt.)


    Ich würde nach dem Ref eine 75%-Stelle haben wollen, in der ersten Zeit um überhaupt etwas Schlaf abzubekommen, aber mittelfristig um weiter Wissenschaft betreiben zu können.


    Ja, ich weiß, es ist für einige "Über-Lehrer" verwerflich, dass man sich überhaupt außer Schule etwas anderes vorstellen kann im Leben und dass man vielleicht noch ein Leben außerhalb der Schule haben will. Aber da muss ich durch...


    Und @Silicium: Mit dem Widerspruchslos-Tretenlassen habe ich grundsätzlich Probleme, promoviert hin oder her. Und wir wurden damals von Schulleitung und Ausbildern behandelt wie eine achte Hauptschulklasse, nicht wie künftige Kollegen.


    Ich bin ja durchaus gewillt etwas zu lernen und ich akzeptiere es auch durchaus, dass die Ausbilder und älteren Kollegen einfach einen Erfahrungs- und Wissenvorsprung haben - aber ich will behandelt werden wie ein erwachsener Mensch.


    Mal schaun wie ich das löse dann. Wird vermutlich auf "Klappe halten, runterschlucken und zu Hause einen Sandsack hinhängen" rauslaufen...

  • Ehrlich gesagt verstehe ich dein Problem nicht recht. Jedenfalls liegt es, so wie ich deine Beiträge lese, eher nicht am Titel, sondern möglicherweise daran, was Du persönlich daraus an Selbstverständnis ableitest.
    Jedenfalls ist eine Promotion eine anerkennenswerte Leistung, die zu verschweigen es weder Grund noch Anlass gibt.
    Gleichzeitig sehe ich keinen besonderen Zusammenhang zu deiner Befähigung als Lehrer, die sich in der Praxis zeigen wird bzw. die es eben zu erlernen gilt.


    Außerdem gibt es ja eine Menge zwischen dauernder Konfrontation, die aus verschiedensten Gründen für alle Beteiligten nervig sein kann, und "Klappe halten und Runterschlucken"."
    Was verbindest du denn selbst mit dem Titel?
    Außerhalb einer universitären Laufbahn?

  • Ja, ich weiß, es ist für einige "Über-Lehrer" verwerflich, dass man sich überhaupt außer Schule etwas anderes vorstellen kann im Leben und dass man vielleicht noch ein Leben außerhalb der Schule haben will. Aber da muss ich durch...

    Finde ich vollkommen in Ordnung! Gerade die Beschäftigung mit Wissenschaft neben dem Lehrerberuf halte ich für eine klasse Sache! Manch einer will eben nicht immer nur mit (fachlich) trivialen Dingen im Rahmen des überschaubaren Schulstoffs beschäftigt sein, sondern auch mal geistig (und nicht nur nervlich ;)) gefordert sein. Kann mir das für mich auch gut vorstellen nebenher. Und selbst, wenn es nur als Hobby ist, wie es ja auch Hobby Astronomen und Hobby Chemiker gibt, die durchaus ein bisschen tiefer einsteigen. Ich denke so ein bisschen Interesse an der Forschung, ob mit wirklichem Publizieren oder nur als Hobby, ist gerade für Sek II Lehrer durchaus erstrebenswert. Immerhin war unser Studium ja wenig pädagogisch und dafür stark fachwissenschaftlich geprägt. Wir sind ja mehr Wissenschaftler denn Pädagogen dem Studium nach.
    Kenne auch ein paar Lehrer, die nebenher noch mikroskopieren, einen Roboter bauen, Naturstoffisolierung betreiben oder die Sterne beobachten. Analoge Tätigkeiten gibt es auch bestimmt für Geisteswissenschaftler.


    Mit dem Widerspruchslos-Tretenlassen habe ich grundsätzlich Probleme, promoviert hin oder her. Und wir wurden damals von Schulleitung und Ausbildern behandelt wie eine achte Hauptschulklasse, nicht wie künftige Kollegen.

    Verstehe Dich vollkommen. Das ist leider das ganze System Lehrerausbildung. Mit fertigem Studium wirst Du da halt (in sehr vielen Seminaren) wie ein 16 jähriger Lehrling behandelt (und bezahlt). In keinem Forum, sei es bei den Medizinern, Juristen oder BWLern findet man auch nur annähernd derartige Geschichten wie bei den Lehrämtlern. Das ganze hat System.


    Ich bin ja durchaus gewillt etwas zu lernen und ich akzeptiere es auch durchaus, dass die Ausbilder und älteren Kollegen einfach einen Erfahrungs- und Wissenvorsprung haben - aber ich will behandelt werden wie ein erwachsener Mensch.

    Für diese Einstellung, die eigentlich jeder normale Mensch hat, ist der Lehrerberuf nur halt denkbar ungeeignet. Nur, wenn man sehr großes Glück hat an einen Ausbilder zu geraten, der sich gegen das Lehrerausbildungssystem stellt, kommt man da auf seine Kosten.
    Aber ich habe nur von ganz ganz wenigen gehört, dass Lehramtsausbilder z.B. genauso kritikfähig sind, wie sie es von ihren Referendaren verlangen.
    Die Lehrerausbildung ist eher etwas für masochistische Veranlagung, für Menschen, die gerne runtergeputzt werden.
    Fängt ja allein damit an durch die Weltgeschichte geschickt zu werden anstatt, dass man aus verschiedenen angebotenen Seminarorten und -schulen wählen kann / sich darauf bewerben kann.
    Es ist staatliches Ziel aus dem zukünftigen Beamten einen abhängingen, dankbaren Schoßhund zu machen, der gelernt hat, dass die Vorgesetzen immer recht haben und man, wenn man den Mund aufmacht, nur Nachteile hat. Dazu gehören auch solche Machtdemonstrationen.
    Die Beamten, die bei dem System hinten herauskommen, sind natürlich unendlich bequem für den Staat. Bei den meisten klappt nämlich diese Sozialisierung. Merkt man auch im Forum, viele übernehmen das in Fleisch und Blut.


    Mal schaun wie ich das löse dann. Wird vermutlich auf "Klappe halten, runterschlucken und zu Hause einen Sandsack hinhängen" rauslaufen...

    Ja, so ist es gewollt und das ist leider wohl auch der sinnvollste Weg.

    Einmal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Grisuline


    Mit dem Titel verbinde ich, dass ich mich einige Zeit lang erfolgreich mit einem wissenschaftlichen Thema beschäftigt habe, das ich spannend fand.


    Und das in einem fremden Land, in einem mir bis dato völlig unbekannten abweichenden Hochschulsystem und in einer Sprache, die ich bis dahin noch überhaupt nicht beherrschte.

    2 Mal editiert, zuletzt von jotto-mit-schaf () aus folgendem Grund: Hinzugefügt, an wen diese Antwort ging, der besseren Übersicht halber. Und Beitrag ergänzt. edit vom Mod: Link aus dem Namen entfernt, da unnötig und unüblich. Name des Angesprochenen genügt völlig. jotto

  • Übrigens kam ich mit meinen Ref-KollegInnen zum großen Teil sehr gut klar und hatte mit einigen auch noch länger Kontakt.


    Nur mit ein paar Gucci-Schnöseln aus den oberen Semestern, die auf einer Exkursion einen Italiener mit 15 Euro-Pizza als günstigstem Gericht "supergünstig" fanden weil "man da richtig viel fürs Geld bekommt" und die nur in Edelmarken rumrannten, konnte ich nicht so recht was anfangen und umgekehrt. Aber das muss man glaube ich auch nicht wirklich... (Keine Ahnung, wie die ihren Lebensstandard finanziert haben. Vermutlich reiche Eltern oder gutverdienende Partner, keine Ahnung. Von den Anwärterbezügen geht das jedenfalls ganz sicher nicht.)

  • Ich denke, das Problem ist nicht der Doktortitel, sondern deine Einstellung.


    Fachleiter behaupten sehr gerne schon einmal Dinge, die lediglich auf ihrer eigenen Erfahrung basieren. Diese verkaufen sie dann als absolute Tatsachen und Fakten. Wenn dann jemand nach Literatur fragt, auf die solche Tatsachen sich angeblich stützen, sind viele Fachleiter natürlich schnell verärgert. :D


    Mir ging es da ähnlich. Ich war bereits Mitte 30 als ich mein Referendariat begonnen habe und war somit vielleicht auch nicht der Durchschnittsreferendar.
    Da ich aber wusste, dass ich mich in einem Abhängigkeitsverhältnis befand, habe ich solche Fragen sehr schnell sein gelassen und mir einfach meinen Teil zu vielen Dingen gedacht. Man kann ja trotzdem viel Hilfreiches aus dem Referendariat mitnehmen. Man muss nur sehen, was sind Dinge, die mir für mein späteres Leben nutzen und was sind Dinge, die ich für Lehrproben und mein Zweites Staatsexamen brauche.


    Ich würde an deiner Stelle aus dem Doktortitel kein Geheimnis machen, aber einfach öfter mal im Referendariat (gerade bei den Fachleitern) die Klappe halten - so schwer einem das auch fällt - und mir fiel es sehr schwer!!

  • Ich hab das auch nicht länger durchgezogen - aber irgendwie hatte ich da schon versch***en...


    Aber auch sonst war es manchmal schwer, nicht zu kontern, wenn man einen Spruch reingedrückt bekommt.


    Fachseminarleiter Englisch, zweiter Unterrichtsbesuch. Beim ersten kam ich mit der Zeit nicht hin, auch weil die SchülerInnen mir helfen wollten und sich besonders eifrig zu Wort meldeten.


    Beim zweiten Mal paßte es, und es kam prompt in der Nachbesprechung der Spruch "Na schau mal einer an, Sie sind doch *tatsächlich* auch mal mit Ihrer Zeit hingekommen..."


    Tja, nicht nachgedacht und geantwortet mit "och, das passiert schon öfters mal, da sind Sie halt bloß normalerweise nicht dabei..."


    Entgeisterter Blick des Fachseminarleiters.


    Und der Schulleiter bestellt mich anschließend in sein Zimmer und faltet mich zusammen. Ja, nein, also das ginge ja wohl mal überhaupt nicht, dass ich dem Herrn Fachseminarleiter so patzige Antworten geben würde...


    Ich kam mir vor wie in der katholischen Mädchenschule, wenn ich mal wieder die Schulmesse geschwänzt hatte oder so...


    Beim nächsten Mal weiß ich, dass in so Fällen Schauspielern und Demut heucheln angesagt ist. Leicht fallen wird es mir aber auf jeden Fall nicht...

  • Offene Kritik war es auch im ersten Ref-Versuch nicht.


    Aber halt auch keine offensiv nach außen getragene Submission.


    Und das "fachlich weniger qualifiziert" trifft ja eigentlich auch nur auf das Spezialgebiet der Promotion zu, also einige wenige Stunden im gesamten Fach. (Die man tunlichst auch nicht gerade für Vorführstunden o.ä. nehmen sollte...)


    Ok, also wieder eine Stimme für "Titel offen erwähnen und ansonsten schauspielern".

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