Fuer Rotherstein - Inklusion GB :)

  • So, nun mal ein paar Beispiele, was meine "Foerderkinder" so machen, im Vergleich zum Rest der Klasse.
    Hab nun jeweils ein Beispiel fuer jede der drei Hauptleistungsgruppen angehaengt, fuer Mathe und fuer Englisch.


    Englisch:
    Z. - Kommunikationsschwierigkeiten, versteht Anweisungen nur schwer, benoetigt Wiederholungen fuer Arbeitsanweisungen und ggf. sprachliche Vereinfachung (dafuer gut in Mathe), hat Schwierigkeiten Sprache schriftlich umzusetzen, kann einfache Satzzeichen (Grossbuchstaben am Satzanfang und Punkt am Ende) mit Hilfe richtig einsetzen. Hat Foerderunterstuetzung fuer Kommunikation (Einzelunterricht)
    Q. - arbeitet mehrheitlich altersentsprechend (kann aber die Klappe nicht halten und schreibt oft, wie er spricht)
    EH. - leistungsstark, arbeitet Verbessungsvorschlaege gut ein
    Alle drei Beispiele waren Pruefungsaufgaben und sind ohne Hilfe durch Erwachsene erstellt worden. (Wir haben natuerlich vorher mit anderen Mythen gearbeitet.)


    Mathe:
    EP - sehr weit hinterher in Mathe, braucht Hilfe fuer die meisten Aufgaben, Foerderstunden fuer Englisch und Mathe (in Kleingruppen und Einzelunterricht)
    Z - (siehe oben) generell gut in Mathe, gutes Zahlenverstaendnis und kann die meisten Aufgaben alleine nach anfaenglicher Hilfestellung loesen
    EH - sehr leistungsstark in Mathe, kann neue Methoden schnell anwenden und ggf. anpassen


    Ich hab also dieses Jahr niemanden, der sehr, sehr schwach ist. Den hatte ich letzes Jahr und da war's ein Wunder einen Satz zu bekommen.
    In unserer 6. Klasse ist ein Maedchen, das nach diesem Schuljahr an die Foerderschule wechselt. Hauptsaechlich, weil Sekundarschulen mit ihr nicht klar kommen wuerden...und sie mit ner grossen Sekundarschule ebensowenig. Sie hat fuer alle Stunden einen Erwachsenen dabei.

  • Vielen Dank für die anschaulischen Beispiele. Deine Beispiele würden meinen Kindern mit dem Förderbedarf "Lernen" entsprechen. Keinesfalls sind sie mit dem Leistungsstand meiner GE Kinder vergleichbar. Aber darum geht es mir eigentlich gar nicht. Meine Förderkinder "Lernen" könnten durchaus, wenn es im Regelschulsystem entsprechende Rahmenbedingungen gäbe, irgendwann mal zielgleich unterrichtet werden. Das Problem ist, dass sich die GE Kinder an den Leistungen der Regelschüler messen und immer nur Misserfolgserlebnisse haben. Sie sehen, was die anderen Kinder machen und wollen es auch können. Das eine GE Kind wollte in meiner letzten Stunde unbedingt am Englischunterricht teilnehmen. Die Englischlehrerin hielt es für nicht sinnvoll also habe ich es mit den Englischmappen mit in den Förderraum genommen und lies mit von ihm die Sätzchen vorlesen. Es war erschütternd wie es sich die Buchstaben zurecht stotterete und anhand der Bilder versuchte mir den Satz zu erklären. Auf dem Bildchen war eine Helloweeinfigur, also hat es sich hier irgendetwas zusammen gereimt, was aber mit der Sprechblase nichts zu tun hatte. Es hat schon eine Taktik entwicklet, um die Defizite zu verbergen. Das ist keiner Psyche zuträglich.


    Rechnen. Lesen und Schreiben müssten ihnen handlungsorientierter, lebensrelevanter und ihrem Können entsprechend vermittelt werden. Diese Bedingungen bieten die Regelschulen bei uns nicht. Ich schicke dir mal einen LINK einer Schule mir dem Förderschwerpunkt "geistige Entwicklung". Auch hier werden diese Fächer unterrichtet, aber mit den notwendigen Ressorcen und die Kinder haben endlich das Gefühl was zu können:


    http://www.anderhoeh.de/?page_id=997


    Hier arbeiten 63 Lehrkräfte neben Intergrationshelfern und Mitarbeitern im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes für ca. 230 Schüler. Hier ist individuelle Förderung wirklich möglich.


    Bei uns ist es leider so, dass die Ausstattung, sowohl personell als auch sachlich nicht mit den Schulen in städtischer Trägerschaft vergleichbar sind. Hier hätten meine Ge Kinder auch die notwendige psychomotorische Förderung, ein Schwimmbad, eine Trainigswohnung, eine Lehrküche in der sich auch rechnen und lesen müssen ( Rezepte) ein Luftkissen zur Förderung des Gleichgewichtssinns usw. In der Hauptschule findet alles auf dem Papier statt. Das ist für meine Förderkinder völlig sinnlos und bringt sie keinen Schritt weiter. Das eine Förderkind bräuchte "Bustraining". usw. :( , damit es nicht wieder von der Polizei gesucht werden muss.


  • Das Problem ist, dass sich die GE Kinder an den Leistungen der Regelschüler messen und immer nur Misserfolgserlebnisse haben. Sie sehen, was die anderen Kinder machen und wollen es auch können.


    Unser Schueler mit Downs letztes Jahr hatte mehrheitlich Einzelunterricht. Genauso hat auch die Schuelerin in der 6. Klasse derzeit viel Unterricht alleine, damit es ihren Anforderungen gerecht werden kann.
    Stunden kann man auch anpassen, damit Schuler Erfolgserlebnisse haben.


    Das eine GE Kind wollte in meiner letzten Stunde unbedingt am Englischunterricht teilnehmen. Die Englischlehrerin hielt es für nicht sinnvoll also habe ich es mit den Englischmappen mit in den Förderraum genommen und lies mit von ihm die Sätzchen vorlesen. Es war erschütternd wie es sich die Buchstaben zurecht stotterete und anhand der Bilder versuchte mir den Satz zu erklären. Auf dem Bildchen war eine Helloweeinfigur, also hat es sich hier irgendetwas zusammen gereimt, was aber mit der Sprechblase nichts zu tun hatte. Es hat schon eine Taktik entwicklet, um die Defizite zu verbergen. Das ist keiner Psyche zuträglich.


    Mein schwaechster Schueler letztes Jahr war recht gut in Franzoesisch. Das war hauptsaechlich der Fall, weil er in seiner vorigen Grundschule aus fast allen anderen Faechern rausgenommen wurde. Fuer Franzoesich fanden sie das wohl nicht noetig. Allerdings haben wir auch viel mit Spielen gearbeitet, und Schreiben und Lesen steht dabei nicht so im Vordergrund.
    Allerdings hab ich nun auch schon wieder den Fall, dass einer meiner Jungs nicht zum Foerderunterricht raus gehen will. Versteh ich ja. Wir haben uns aber drueber unterhalten und er sieht einigermassen ein, dass es nunmal notwendig ist, damit er in den naechsten paar Schuljahren eben nicht staendig raus muss.


    Rechnen. Lesen und Schreiben müssten ihnen handlungsorientierter, lebensrelevanter und ihrem Können entsprechend vermittelt werden. Diese Bedingungen bieten die Regelschulen bei uns nicht. Ich schicke dir mal einen LINK einer Schule mir dem Förderschwerpunkt "geistige Entwicklung". Auch hier werden diese Fächer unterrichtet, aber mit den notwendigen Ressorcen und die Kinder haben endlich das Gefühl was zu können:


    Individuelle Foerderung als solche ist bei uns nicht moeglich, allerdings wuerde ich das fuer meine Schueler (als Einzelunterricht) auch nicht befuerworten. (Hab mich letztes Jahr quer gestellt, weil das Kind ja sonst nie im Klassenverband gewesen waere...da waren die sozialen und die Verhaltensprobleme ja kein Wunder.)
    Praktischen Unterricht versuchen wir regelmaessig einzubinden, denn das ist ja nicht nur fuer leistungsschwache Schueler foerderlich. Verstaendnis kann man auch durch andere Sachen abfragen, als nur schriftliche Pruefungen. Hilfsmaterialien stehen allen Schuelern in jeder Stunde zur Verfuegung.


    Bei uns ist es leider so, dass die Ausstattung, sowohl personell als auch sachlich nicht mit den Schulen in städtischer Trägerschaft vergleichbar sind. Hier hätten meine Ge Kinder auch die notwendige psychomotorische Förderung, ein Schwimmbad, eine Trainigswohnung, eine Lehrküche in der sich auch rechnen und lesen müssen ( Rezepte) ein Luftkissen zur Förderung des Gleichgewichtssinns usw. In der Hauptschule findet alles auf dem Papier statt. Das ist für meine Förderkinder völlig sinnlos und bringt sie keinen Schritt weiter. Das eine Förderkind bräuchte "Bustraining". usw. :( , damit es nicht wieder von der Polizei gesucht werden muss.


    Meine letzte Schule hatte extra Foerderung, wie du sie beschreibst, wenn wir auch keine "Trainingswohnung" hatten, wurden solche Dinge dennoch in den Unterricht eingebaut. Hilfe mit dem Bus brauchte der Downs Schueler auch.

  • Liebe Dejana,
    danke für die Einblicke in euer Schulsystem. Ich werde auf jeden Fall versuchen die beiden GE Kinder ( solange sie noch an der Schule bleiben) gemeinsam zu fördern ( so gut es unter den gegebenen Bedingungen geht) dann sind sie wenigstens nicht immer alleine mit mir. Das ist schrecklich!! Sie fordern auch ständig Einzelbetreuung ein, weil sie es nicht anders kennen. Das ist schlecht fürs Sozialverhalten. :(

  • Dejana,
    die Einblicke in deinen Schulalltag sind sehr interessant.
    Allerdings hätt ich da noch ein paar Fragen zum besseren Verständnis.



    Wie viele Schüler hast du in deiner Klasse?
    Wie viele Schul-Stunden Unterricht hat bei euch ein Schüler am Tag?
    (sind das 45min Einheiten?)


    Wie ist bei euch der Englisch- und Matheunterricht organisiert?
    Wie viele Stunden hat da ein Schüler pro Tag?


    Sind da alle deine Schüler bei dir oder werden einzelene besonders gefördert?


    Du schreibst nämlich oft von "Einzelunterricht" und "Förderunterricht".
    Kannst du das genauer erklären?



    Bist du immer alleine in deiner Klasse oder hast du zusätzliches Personal?

  • Wie viele Schüler hast du in deiner Klasse?


    Derzeit nur 26 (kleine Klasse), in meinen anderen Klassen waren es 33, 28, 28. Die anderen Klassen an meiner Schule haben mehrheitlich 28-30.


    Wie viele Schul-Stunden Unterricht hat bei euch ein Schüler am Tag?
    (sind das 45min Einheiten?)

    Da ich im Primarbereich unterrichte, haben wir keine "Schulstunden" als solche. Ich hab Mathe jeden Morgen von 9:20-10:20, English von 11-12, Nachmittagsunterricht von 13 Uhr bis 15:15 Uhr. In der Zeit haben wir Musik, Informatik, Naturwissenschaften/Geisteswissenschaften, Sport, Franzoesisch, PHSE+C (Personal, Health and Social Education + Citizenship), etc. Das dauert mal laenger und mal nicht so lange. :)


    Wie ist bei euch der Englisch- und Matheunterricht organisiert?
    Wie viele Stunden hat da ein Schüler pro Tag?


    Wir haben jeden Tag Mathe und Englisch fuer eine Stunde. Ausserdem noch Lesen in Kleingruppen - 10:40 Uhr bis 11 Uhr. Das werd ich jetzt aber aendern und als allgemeine Leseverstaendnisfoerderung fuer meine gesamte Klasse nutzen.
    Dann hab ich noch Rechtschreiben am Montagnachmittag und Freitagnachmittag, nach der Mittagspause fuer jeweils 10-20 Minuten, und Extra-Mathe fuer 20 Minuten vor eigentlichem Stundenbeginn am Dienstag. (Wir haben zwischen 9 Uhr und 9:20 Uhr Schulversammlung, bzw. Klassenversammlung.)


    Sind da alle deine Schüler bei dir oder werden einzelene besonders gefördert?


    Schueler werden von LSAs (Learning Support Assistants) aus dem eigentlichen Unterricht rausgenommen um Foerderunterricht zu erteilen. Den mach ich selbst nicht. Dieser "Foerderunterricht" kann dann in Kleingruppen (jahrgangsuebergreifend) stattfinden, oder eben als Einzelunterricht mit dem Schueler alleine.


    Generelle Foerderung innerhalb der Klasse funktioniert in Mathe z.B. durch Kleingruppenunterricht. Wir haben ein Rotationsmodell, wobei ich mit verschiedenen Gruppen in der Stunde arbeite und sie den Rest der Zeit eigenstaendig arbeiten. So kann ich meine Schwaecheren auf ihrem Niveau foerdern/fordern - also 3./4. Klasse, und dann die Gruppe wechseln und mit meinen Staerkeren eher an Themen der 6./7. arbeiten.


    Bist du immer alleine in deiner Klasse oder hast du zusätzliches Personal?


    Ich hab fuer 3 der 5 Englischstunden und fuer 4 der 5 Mathestunden einen LSA in meiner Klasse.

  • Danke
    für deine Erläuterungen.
    Jetzt kann ich mir das schon etwas besser vorstellen.


    Aber mit 26 Schülern hast du ja dann auch einiges zu tun.
    Hut ab!



    Wie viele Schüler nimmt dir denn der LSA in Englisch und in Mathe ab?
    Oder wechselt das?

  • Wie viele Schüler nimmt dir denn der LSA in Englisch und in Mathe ab?
    Oder wechselt das?


    Das wechselt, je nachdem mit welcher Gruppe sie arbeitet. Meine Gruppen selbst wechseln ebenfalls. Normalerweise hat sie zwischen 4 und 8. Manchmal hat sie meine staerkste Gruppe, manchmal meine schwaechste. Allerdings bekommt sie fuer Mathe mehrheitlich meine Schwaecheren, weil sie dann in ner Kleingruppe arbeiten koennen und nicht jeden aufhalten. Bedeutet auch, ich kann die Stunden fuer diese Gruppe separat planen und ggf. anpassen. Sind aber auch nicht immer die gleichen Kinder in dieser Gruppe, denn meine Mathegruppen wechseln woechentlich, je nachdem wie stark/schwach Kinder in einem Thema sind.


    26 ist die kleinste Klasse, die ich je hatte. :D Dafuer sind die mehr Arbeit als meine Klasse mit 33 je war, denn dort hatte ich nur zwei Verhaltensproblemchen drin...statt 7.


  • Das wechselt, je nachdem mit welcher Gruppe sie arbeitet. Meine Gruppen selbst wechseln ebenfalls. Normalerweise hat sie zwischen 4 und 8. Manchmal hat sie meine staerkste Gruppe, manchmal meine schwaechste. Allerdings bekommt sie fuer Mathe mehrheitlich meine Schwaecheren, weil sie dann in ner Kleingruppe arbeiten koennen und nicht jeden aufhalten. Bedeutet auch, ich kann die Stunden fuer diese Gruppe separat planen und ggf. anpassen. Sind aber auch nicht immer die gleichen Kinder in dieser Gruppe, denn meine Mathegruppen wechseln woechentlich, je nachdem wie stark/schwach Kinder in einem Thema sind.


    26 ist die kleinste Klasse, die ich je hatte. :D Dafuer sind die mehr Arbeit als meine Klasse mit 33 je war, denn dort hatte ich nur zwei Verhaltensproblemchen drin...statt 7.


    Sehr interessant, wie das bei euch läuft.
    Aber was mich wundert, dass die Gruppenzusammensetzungen anscheinend sehr häufig wechseln.
    Kommen die Kinder damit klar?


  • Aber was mich wundert, dass die Gruppenzusammensetzungen anscheinend sehr häufig wechseln.
    Kommen die Kinder damit klar?


    Das ist nicht bei "uns" so, das ist bei "mir" so. Letztes Jahr waren die mehrheitlich immer in den gleichen Gruppen fuer Englisch und Mathe und meiner Schule wurde von der Inspektionsberaterperson gesagt, sie sollten nur 4 Gruppen pro Klasse haben und diese nicht wechseln. Das finde ich an sich ziemlich unsinnig, denn ich hab Kinder, die zwar Probleme haben 2x2 zu rechnen, dafuer aber mit Geometrie nicht auf so viel Hilfe angewiesen sind. Sie sind in der Gruppe, die ihrer Leistungsfaehigkeit in einem bestimmten Thema entspricht. Das fanden sie anfangs etwas komisch, ist ihnen aber inzwischen klar und stoert sie auch nicht weiter. Schliesslich geht's ja darum was zu lernen. Wenn sie in einer zu niedrigen Gruppe sind, lernen sie ja nichts...genauso, wie wenn sie in einer Gruppe sind, die zu schwierig fuer sie ist. Normalerweise finden sie Montags raus, in welcher Gruppe sie fuer die Woche sind. Wenn sich aber innerhalb der Woche rausstellt, dass sie es doch besser koennen oder eben mehr Hilfe brauchen, wechseln sie auch waehrend der Woche die Gruppe.
    Meine Gruppen basieren auf Tischen. Sie bekommen also gesagt an welchen Tisch sie sitzen, nicht, ob sie jetzt in der hohen oder niedrigen Gruppe gelandet sind. Ob nun meine Staerksten am Bananen- oder Kirschentisch sitzen kommt drauf an, wie viele Kinder in der Gruppe sind. Klingt kompliziert, isses aber eigentlich nicht.


    Scheint meine eigentlich nicht mehr zu stoeren, denn sie schauen Montags einfach, an welchem Tisch sie sind und dann hat sich das Problem auch wieder erledigt.


    Ich hab auch 5 Gruppen (denn ich hab die Beraterperson nicht kennen gelernt und komm von ner Schule an der die Schulinspektion gar nicht haette besser laufen koennen),...denn ich hab 5 Tischgruppen. Ich seh's gar nicht ein mir sagen zu lassen, wieviele Tischgruppen ich haben kann. Tische mit 8 Kindern dran sind furchtbar, und vor allem in meinem Raum muessen sie dann immer ueber andere Kinder drueber steigen, weil man die Tische gar nicht so stellen kann. Wenn ich den Platz haette, haette ich nur 4er Tische im Raum.

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