Vertretungslehrer vor dem Ref?

  • Liebe erfahrenen Refis,


    mich würde mal interessieren, ob eine/r von euch Erfahrung damit hat vor dem Ref als Vertretungslehrer gearbeitet zu haben? Da mein Examen im Oktober vorbei ist und ich dann erst im Mai darauf ins Ref in NRW kann (Gymnasium), hatte ich mich gefragt, ob es Sinn macht eine Vertretungslehrerstelle anzunehmen (falls vorhanden). Oder ist das doch zu schwierig der ganze Alltag für eine Unerfahrene?

  • Ich arbeite seit 2008 in der Schule als Lehrer, ins Ref gehe ich erst zum 4.2..
    Ich denke, für das Referendariat wird es mir einiges bringen, dass ich eben schon soviel Erfahrung habe, wobei gerade die erste Zeit hochschwanger mit Kleinkind und voller Stelle ohne "richtige" Erfahrung schon hart war. Aber das lässt jetzt Unterrichtsplanungen eben viel schneller gehen, Material ist schon massig vorhanden usw.


    Also ja, ich würde es machen, wenn du die Chance hast!

  • Ich hab vor meinem Ref auch schon als Vertretungskraft gearbeitet. Viele meinten damals ich solle das nicht machen, weil sich dann Fehler bei der Unterrichtsführung einschleichen würden, die nachher schwer wieder abzulegen wären. Ich war aber letztlich sehr froh, dass ich schon Erfahrungen vor der Klasse gesammelt hatte. So wusste man im Ref wenigsten schon mal, was auf einen zukommt. Und man konnte die ersten "groben Fehler" begehen und aus ihnen lernen, ohne jemanden hinten drin sitzen zu haben... Außerdem war der Verdienst nach den geldlosen Studienjahren auch mal ganz nett :)

  • Und wie ist das mit den rechtlichen Sachen und den Schulabläufen? Gibt es da Tipps wie man das am besten unter einen Hut kriegt? Ich weiß, dass ich vom Schulrecht nicht wirklich Ahnung habe (kommt ja an der Uni nicht vor), aber ist man dann eher gefährdet Fehler zu begehen wegen Benotung etc.?

  • Ich weiß, dass ich vom Schulrecht nicht wirklich Ahnung habe (kommt ja an der Uni nicht vor), aber ist man dann eher gefährdet Fehler zu begehen wegen Benotung etc.?


    Das ist natürlich schade, wenn Schulrecht gar nicht in der Uni vorkommt, aber die grundlegenden Sachen, wie etwas in der Schule benotet wird, legt bei uns zumdinest eh die Fachkonferenz fest, also einfach im Kollegium dann fragen!

  • @suseanna: Man hat ein Schulpraktikum und ein Semester Fachdidaktik. Das war's. Ich habe noch ne DaF Fortbildung gemacht, und unterrichte gerade an einer Grundschule, aber du lernst bei uns NICHTS für deine Laufbahn als Lehrer an der Uni. Frei nach dem Motto, das kann man ja dann im Ref machen.. aber danke dir für den Tipp

  • DaF würde dir aber für die Schule hier auch nichts bringen. Ich hoffe, du hast eher einen DaZ-Kurs gemacht? Die sind ja auch im Studium verankert....

  • Ich würde es nicht machen bzw. mich ganz genau informieren.
    Aus dem Grund stehen jetzt einige KollegInnen
    (nach bestandenem Examen) ohne Vertretungsstelle da, da sie
    diverse Stellen aus Verena mit dem Zusatz

    Zitat

    "Die Stelle richtet sich
    ausschließlich an Lehrkräfte mit der
    Lehrbefähigung Sek.I und II, die in den letzten drei Jahren vor der
    geplanten Einstellung nicht in einem Beschäftigungsverhältnis (nicht
    gemeint ist ein Ausbildungsverhältnis, wie etwa der Vorbereitungsdienst)
    mit dem Land Nordrhein-Westfalen gestanden haben."


    nicht annehmen dürfen.

  • DaF würde dir aber für die Schule hier auch nichts bringen. Ich hoffe, du hast eher einen DaZ-Kurs gemacht? Die sind ja auch im Studium verankert....

    Das ist ein DaF/DaZ-Kurs gewesen, also eigentlich zwei. Ein regulärer und ein spezieller für diejenigen, die dann auch an eine Schule gehen, was ich seit dem auch mache.


    Allerdings ist das bei uns nicht im Studium verankert, das ist eine reine Zusatzsache, die jeder machen kann (also auch BWLer oder sonst wer..)

  • Ich würde es nicht machen bzw. mich ganz genau informieren.
    Aus dem Grund stehen jetzt einige KollegInnen
    (nach bestandenem Examen) ohne Vertretungsstelle da, da sie
    diverse Stellen aus Verena mit dem Zusatz


    nicht annehmen dürfen.

    Naja, über die Sinnigkeit dieses Zusatzes kann man ja lang und breit diskutieren, aber ich weiß, dass es Stellen gibt, wo das vermerkt ist. Allerdings hab ich mal geschaut und hab für meinen Regierungsbezirk nichts gefunden, wo das dranstand.

  • Naja, über die Sinnigkeit dieses Zusatzes kann man ja lang und breit diskutieren, aber ich weiß, dass es Stellen gibt, wo das vermerkt ist. Allerdings hab ich mal geschaut und hab für meinen Regierungsbezirk nichts gefunden, wo das dranstand.


    Natürlich kann man darüber diskutieren. Aber eben mehr auch nicht ;)

  • Nach dem Studium fragte mich mein Praktikumsbetreuer des studienbegleitenden Praktikums, ob ich Lust hätte eine schwangere Kollegin zu vertreten. Ich nahm dankbar an und unterrichtete somit 4 Monate an einer mir bekannten Schule.
    Ich fand's interessant, mal in den Alltag reinzuschnuppern. Allerdings sind mir auch echt Knallerfehler passiert, über die ich im Nachhinein nur lachen kann. Großartig was dazugelernt habe ich zwar nicht, da kein Feedback kam - die Fortschritte kamen dann erst im Ref. Ich würde es jedoch wieder machen, da man nochmal einen ganz anderen Einblick als den aus der Uni erhält.

  • Großartig was dazugelernt habe ich zwar nicht, da kein Feedback kam - die Fortschritte kamen dann erst im Ref. Ich würde es jedoch wieder machen, da man nochmal einen ganz anderen Einblick als den aus der Uni erhält.


    MIr ist unklar, wie du kein Feedback haben kannst, man erhält doch immer welches von den Schülern, Kollegen, Eltern und noch viel wichtiger ist die Selbstreflektion, man weiß doch dann eben, was wie nciht geht usw.


    Übrigens mehr Feedback erwarte ich im Ref auch nicht mehr, denn Doppeltstecken ist nicht mehr, Unterrichtsbesuche nur noch auf freiwlliger Basis, keine Pflicht mehr. Wo also soll da viel Feedback kommen?


  • MIr ist unklar, wie du kein Feedback haben kannst, man erhält doch immer welches von den Schülern, Kollegen, Eltern und noch viel wichtiger ist die Selbstreflektion, man weiß doch dann eben, was wie nciht geht usw.


    Übrigens mehr Feedback erwarte ich im Ref auch nicht mehr, denn Doppeltstecken ist nicht mehr, Unterrichtsbesuche nur noch auf freiwlliger Basis, keine Pflicht mehr. Wo also soll da viel Feedback kommen?

    Wie? Bei euch gibt es keine Unterrichtsbesuche mehr? Auf welcher Basis werden dann Gutachten geschrieben? Zählt dann nur noch die StEx-Note? Oder ist das bei euch gänzlich anders?
    GIbt es bei euch keine Mentoren, die euch begleiten?

    • Offizieller Beitrag

    Du hast im Ref keine UBs und keine LPs? Im Vergleich zu dem, was man im angeleiteten Unterricht und durch die Fachleiter an Rückmeldung kommt, ist das, was Schüler und Eltern rückmelden doch auf ein ganz anderen Niveau und vor allem auf einer anderen Basis. Unzufriedene Eltern oder Schüler, die mal was Negatives sagen können doch nicht mein Maßstab sein, vor allem, wenn ich zurückdenke, was mir da schon Schräges passiert ist.

    • Offizieller Beitrag

    die Schüler waren auch nach UBs immer ganz zufrieden, die nicht so gut bewertet wurden. Schüler-Fedback und Fachleiter-Feedback sind 2 völlig verschiedene Paar Schuhe. Elternfeedback ist noch mal ne andere Kiste. Und für deine Bewertung im Ref. sind weder Eltern noch Schüler ausschlaggebend.


    Auch das eigene Gefühl kann ganz arg täuschen ;)

  • Wie? Bei euch gibt es keine Unterrichtsbesuche mehr? Auf welcher Basis werden dann Gutachten geschrieben? Zählt dann nur noch die StEx-Note? Oder ist das bei euch gänzlich anders?
    GIbt es bei euch keine Mentoren, die euch begleiten?


    DAzu kann ich dir erst Anfang Februar was sagen, wie es funktionieren soll. Ja, nach dem offiziellen gibt es keine verpflichtenden UNterrichtsbesuche mehr, die Gutachten sehen aus, als ob ma sie auch nach Unterrichtsplanungen schreiben könnte (ob das sinnvoll ist, andere Frage). Es zählen definitiv Teile aus dem Master mit in die Note und die anderne Modul-Prüfungen dann auch.


    Alles andere kann ich bisher auch nur nachlesen, ich zitiere mal:


    Und da lese ich nichts mehr von benoteten Unterrichtsbesuchen raus.


    UNd klar sind die Rückmeldungen andere, aber trotzdem bekommt man doch welche und sollte daraus hoffentlich auch etwas lernen ;)


  • Natürlich kann man darüber diskutieren. Aber eben mehr auch nicht ;)


    Ja, danke für den Hinweis. Ich kann auch immer was anderes machen, um stundenweise zu arbeiten, daher wollte ich eben mal wissen, ob es sich lohnt bzw. ob es "gut" ist, wenn man vor dem Ref Vertretungslehrer wird. Meine größte Sorge wäre ja auch in juristische Fettnäpfchen zu fallen, weil ich ja den Schulrechtskram noch nicht hatte.

  • Hallo Asfaloth,


    ich bin jetzt seit 4,5 Monaten im Referendariat (wie die Zeit vergeht...) und stand vorher vor genau derselben Frage. Ich hatte auch mit vielen verschiedenen Kollegen gesprochen und bin dann zu dem Schluss gekommen, dass ich das eigentlich nicht machen möchte. Mir waren auch die Risiken wegen der Rechtssachen und der Arbeitsaufwand für den Beginn zu hoch. Schließlich haben wir noch gar keine Erfahrung im Stundenplanen, weswegen das auch immens Zeit in Anspruch nimmt.


    Ich hatte mich letztlich für einen Mittelweg entschieden und bin als Honorarkraft in die Erwachsenenbildung (DaF) gegangen. Ich hatte kleine Gruppen von 5-10 Teilnehmern, erwachsene und lernwillige Schüler (also weder Disziplinschwierigkeiten noch Elternarbeit) und konnte mein methodisches Wissen und meine Lehrerpersönlichkeit reifen lassen und mich ausprobieren. Es waren wahnsinnig tolle 4 Monate und am Ende war ich ehrlich gesagt schon traurig, schon einen Ref-platz bekommen zu haben, weil ich diese schöne Schule verlassen musste. Die Erfahrung möchte ich auf keinen Fall missen! Jetzt macht die Arbeit natürlich auch wahnsinnig Spaß und ich profitiere von meinen Erfahrungen. Dennoch ist der Arbeitsaufwand viel höher. Ich könnte mir noch gar nicht vorstellen, mehr als 20 Stunden eigenverantwortlich zu unterrichten, auch wenn ich es in einem Jahr können soll. Im Nachhinein betrachtet hätte ich es vor dem Ref nicht gepackt.


    Ich kenne aber auch aus unserer Truppe zumindest einen Fall, wo die Referendarin bereits über 1 Jahr als Vertretungslehrkraft gearbeitet hat. Ein paar Fehler haben sich eingeschlichen, aber insgesamt kommt sie sehr gut zurecht. Nur das theoretische Drumherum (Stundenentwürfe und ihre Abhandlungen darüber) machen ihr extreme Probleme, da sie es schlichtweg nicht mehr gewohnt war. Außerdem musste sie ihre normalen Stundenplanungen an die Vorstellungen des Seminars anpassen, was ihr wohl noch immer schwer fällt.


    Es hat alles Vor- und Nachteile; es kommt auch stark auf deine Persönlichkeit an. Überlege genau, was du für ein Typ bist und ob du das Pensum schaffen kannst. Und mach dir auch die "Risiken" bewusst, die ich beschrieben habe. Dennoch ist es sicherlich eine tolle Erfahrung!

  • Marry: danke für deine Erfahrungen! Ich hätte natürlich die Hoffnung, dass sich nicht so viele Fehler einschleichen, die man nicht ausbügeln kann, weil es ja nur maximal 6 Monate wäre. Ich bin eher eine Person, die gerne versucht schon Erfahrungen zu sammeln. So wie ich es jetzt auch im DaF/DaZ interrichten erlebe. Ach, es ist schwer sich zu entscheiden, zumal ich ja keine Vertretungslehrer persönlich kenne.

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