• Liebe Forenmitglieder,


    ich komme gerade bei der Vorbereitung meines Deutschunterrichts nicht weiter und hoffe ihr könnt mir helfen: In unserem Buch wird als nächstes Rechtschreibkapitel die Schreibweise von Wörtern mit s oder ß thematisiert. Dass beiden ein langer Vokal vorausgeht, ist klar. Unser Buch sagt nun, dass das s summend klingt, während das ß zischend klingt. Nun habe ich das Problem, dass die Kinder (3. Klasse) zum einen große Probleme mit dem Hören solcher Laute haben, zum anderen wir im Schwabenland sind und dort sowieso nicht zwischen stimmhaften und stimmlosen S unterschieden wird.
    Habt ihr eine Idee wie ich das den Kindern näher bringen kann?

  • Probier mal folgende zwei Methoden:


    Hand auf den Kopf legen. Bei stimmhaftem s spürt man ein leichtes Brummen.


    Deutlicher ist es allerdings, wenn du die Hand auf den Kehlkopf legst, der brummt deutlich beim stimmhaften s, da dann ja die Stimmbänder aktiv sind.

    LG Orasa :D

    8) Heitere Lehrer verändern die Welt.

  • Edit: gelöscht - wir haben uns darauf geeinigt, dass es DIE Regel nicht gibt. ;_o_)

  • Funktioniert nicht, weil es im gesprochenen Schwäbisch schlichtweg kein (stimmhaftes) /z/ gibt.

    Bei uns auch nicht - haben wir sogar am Samstag im Phonologie-Seminar gelernt ;)
    Und dass man im Deutschen eigentlich kaum etwas übers Hören schreiben kann, sondern nur übers Merken.

  • Regel: Nach lang gesprochenem Vokal kann(!) ein ß auftauchen - muss aber nicht.
    Beispiel: Gras - Maß / Vase - Straße
    http://www.duden.de/sprachwiss…zur-neuen-rechtschreibung
    Regel: Nach Doppelvokal kann(!) ein ß auftauchen - muss aber nicht.
    Beispiel: Meise - Sch..ße


    Da hilft auch genaues Hinhören nix. So ist sie eben - die deutsche Rächtschreibunk.


    Andersrum ist es einfacher:
    Nach einem kurz gesprochenen Vokal kann kein ß erscheinen.
    Bus - Schluss - Kuss....
    Nach ß folgt meist kein Konsonant
    Mist - Raster - Ghettoblaster -
    Ausnahme: Verben, die in der Grundform mit ß geschrieben werden:
    Gruß - er grüßt - reißen - es reißt
    http://www.duden.de/sprachwiss…n/doppel-s-und-scharfes-s

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Es ist schön zu sehen, dass auch andere Probleme haben ;)
    Nein, im Ernst: Dann muss ich wohl doch einfach Lernwörter üben.
    Danke für eure Überlegungen!

  • Ich bin ein bisschen verwirrt - geht es um die Schreibweise mit Einfach-S, Doppel-S und Esszet oder geht um den lautlichen Unterschied zwischen /s/ und /z/?


    Nele

  • Ich bin ein bisschen verwirrt - geht es um die Schreibweise mit Einfach-S, Doppel-S und Esszet oder geht um den lautlichen Unterschied zwischen /s/ und /z/?


    Das Problem meines Erachtens ist, dass schon das Schulbuch, von dem im Ausgangsposting berichtet wird, das durcheinander bringt.
    Denn natürlich klingt das ß genauso wenig zischend wie das s summend - Buchstaben sind graphische Einheiten.

  • Das Problem meines Erachtens ist, dass schon das Schulbuch, von dem im Ausgangsposting berichtet wird, das durcheinander bringt.
    Denn natürlich klingt das ß genauso wenig zischend wie das s summend - Buchstaben sind graphische Einheiten.


    Und ich muss mir dann einen Wolf unterrichten, dass Buchstaben keine Laute und Laute keine Buchstaben sind. :(


    Nele

  • Ich empfinde das Buch in dieser Hinsicht auch als Problem und habe mich jetzt entschieden das ganze gar nicht zu thematisieren.

  • Ich empfinde dieses Rechtschreibthema auch als sehr schwierig und wenig einsichtig.
    Daher habe ich meinen Schülern die Wörter dieser Kategorie als Merkwörter beigebracht.


    Allerdings habe ich ihnen (5. Klasse) drei Regeln nahegebracht, mit denen sie Schreibweisen ausschließen können.


    1. Hörst du ein weiches s, schreibe s.
    2. ß steht nie nach kurzem Selbstlaut.
    3. ss steht nie nach langem Selbstlaut und au, ei, eu, äu, ie.


    Ich denke, mehr geht einfach nicht.


    Auch, dass dem s ein langer Vokal vorausgeht, stimmt ja nicht so ganz. Was ist mit Wörtern wie Osten, Kost, Mist, bis?
    Dass es sich bei den ersten drei Wörtern um Wörter mit der Buchstabenverbindung st handelt bzw. Konsonantenhäufung = kurzer Vokal, ist mir klar. Aber den Kindern?
    Außerdem klingt das s in diesen Wörtern auch gezischt. In meinen Augen wird den Kindern in dem Buch etwas vorgegaukelt, was nicht stimmt.


    LG Klosterfee

  • 1. ß steht nie am Anfang eines Wortes. (klingt banal, aber für Dialektsprecher vielleicht eine Regel)


    Bei der Silbenmethode geht man immer vom deutschen Standardwort aus und das ist zweisilbig: "Fuß" wird erst mal zu "Füße".


    Zerlegt man dieses Wort nun in Silben, also "Fü-ße", steht das "ß" am Anfang der (zweiten) Silbe. Würde man Fuß mit "s" schreiben, hörte sich die Verlängerung nach "Fü-se" an. Nun fällt mir grad das Schwäbisch-Argument wieder ein, nachdem man Füse und Füße wohl gleich aussprechen würde... hm. Mein Mann stammt selbst aus dem Ländle, er hat aber auch Hochdeutsch gelernt.


    Ich würde den Kindern erklären, dass die Rechtschreibung sich auf das Hochdeutsch bezieht, weil sich das irgendwelche klugen Leute mal so ausgedacht haben, damit man Schrift im ganzen deutschsprachigen Raum lesen kann (ich denke mit der Bibel-Übersetzung hat das Thüringisch sich damals als Schriftsprache in ganz Deutschland verbreitet, denn ein Hamburger könnte wohl eine schwäbische Bibel sonst nicht verstehen).


    Vergleicht man Fuß und Fluss bzw. Fü-ße und Flüs-se, spürt man, dass bei Fü-ße die Zunge sich am Ende der ersten Silbe noch nicht am Gaumen befindet, wie bei Flüs-se doch der Fall. Das "ü" ist kurz, weshalb die erste Silbe geschlossen sein muss. Da man nicht noch einen anderen Laut hört, wird sie mit dem Buchstaben geschrieben, mit dem die zweite beginnt.


    Ein drittes ähnliches Beispielwort für einfaches "s" wäre dann "Flu-se". Da hört man das weiche stimmhafte s zu Beginn der zweiten Silbe dann (zumindest auf Hochdeutsch) deutlich. Ist es auf Schwäbisch vielleicht auch etwas weicher als bei "Flu-ße"? Schwierig, schwierig, hab nicht so Erfahrung mit Dialekten. Hier hält sich das in Grenzen... "dat" ist "das", grammatische Feinheiten sind da eher Thema wie "Der Dom ist ab am bröckeln". :)

  • Vergleicht man Fuß und Fluss bzw. Fü-ße und Flüs-se, spürt man, dass bei Fü-ße die Zunge sich am Ende der ersten Silbe noch nicht am Gaumen befindet, wie bei Flüs-se doch der Fall.


    Bei "Flüsse" und "Füße" sind beide Konsonanten identisch, in beiden Fällen handelt es sich um einen stimmlosen alveolaren Frikativ. Buchstaben sind keine Laute und Laute sind keine Buchstaben. Warum erfindet ihr Primarlehrer eigentlich immer solche falschen Sachen - oder wisst ihr das wirklich nicht besser? Und wenn nein, warum nicht? Linguistische Literatur ist frei verfügbar!


    Abgesehen davon - "ss" und "ß" sind de facto die selben Graphen; in der deutschen Kurrentschrift genau so wie in der Frakturschrift gibt es für das "s" innerhalb von Silben und für das "s" am Ende von Silben unterschiedliche Zeichen - genau so wie in der altgriechischen Schrift. Ein "ß" ist nichts weiter als eine Ligatur der beiden Varianten. Das Zeichen hat niemals einen anderen Laut ausgedrückt als die Variante von zwei Binnen-s. Es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass sich die Lehrer, die Kindern die Grundlagen unseres Alphabets beibringen, sich über solche Trivialitäten informieren, und nicht eigene, erfundene Theorien verbreiten. :(


    Nele

    2 Mal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Bei "Flüsse" und "Füße" sind beide Konsonanten identisch


    Ja, das meinte ich aber nicht. Sie werden in den Beispielwörtern zu unterschiedlicher Zeit gesprochen, will sagen, bei "Flüsse" früher, zumindest vorbereitet. Bei "Füße" eben erst zu Beginn der nächsten Silbe.

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