Eltern sind nicht zum Gespräch bereit

  • Hallo zusammen,


    ich lese hier schon seit einiger Zeit immer wieder interessiert im Forum mit, habe mich aber bisher noch nicht aktiv beteiligt.
    In letzter Zeit beschäftigt mich das Verhalten eines Schülers und von dessen Eltern ziemlich, und ich dachte, dass ich hier vielleicht ein paar Tipps bekommen kann, wie ich weiter vorgehen sollte.


    Der Schüler ist in einer vierten Klasse und eigentlich schon die ganze Grundschulzeit immer mal wieder auffällig gewesen durch Unterrichtstörungen und z.T. albernes Verhalten. Außerdem hat er große Schwierigkeiten, Freundschaften aufzubauen.


    Zwischendurch gab es Verbesserungen im Verhalten, doch aktuell sind ein paar Dinge aufgetreten, die mich stutzig gemacht haben und gezeigt haben, dass er ein absolut niedriges Selbstbewusstsein hat und sich selber überhaupt nicht leiden kann. Er wirkt auch ganz oft total abwesend und bekommt im Unterricht ganz viel überhaupt nicht mit. In seiner Fantasie scheint er sich viel mit Gewalt zu beschäftigen (er ist aber kein nach außen hin aggressives Kind).


    Aufgrund dessen wollte ich gemeinsam mit einer Kollegin, die hauptsächlich in der Klasse arbeitet, ein Gespräch mit den Eltern vereinbaren. Diese sollten uns einen Terminvorschlag machen. Das haben sie jedoch auch nach wiederholter Nachfrage nicht getan. Nachrichten im Hausaufgabenheft haben sie unterzeichnet aber nichts dazu geschrieben. Schließlich stand im Hausaufgabenheft, sie sähen keinen Gesprächsbedarf.


    Daraufhin haben wir einen Termin vorgeschlagen, woraufhin sich die Eltern an die Schulleiterin gewendet haben, und dort um einen Gesprächstermin gebeten haben.
    Die Schulleiterin möchte nun mit den Eltern sprechen (ohne uns) und zunächst einmal herausfinden, warum die Eltern nicht mit uns sprechen wollen. Hierin sehe ich jedoch nicht das Hauptproblem. Ich finde, dem Jungen muss geholfen werden, aber die Eltern machen da total dicht und wollen nichts über Verhaltensauffälligkeiten oder sonstiges hören.


    Wie soll ich mich weiter verhalten und wie kann ich es erreichen, dass die Eltern aufwachen und bemerken, dass es wichtig ist, etwas zu tun??


    Danke im Vorraus fürs Lesen und für Tipps,
    Kesi

  • Wie soll ich mich weiter verhalten und wie kann ich es erreichen, dass die Eltern aufwachen und bemerken, dass es wichtig ist, etwas zu tun??


    Gar nicht, es ist nicht deine Aufgabe die Eltern zu erziehen und, so lange keine Kindswohlgefährdung vorliegt (und da liegen die Hürden wesentlich höher), auch nicht irgendwelche Maßnahmen durchzudrücken deren Notwendiglkeit die Eltern nicht einsehen und hinter denen sie nicht stehen.
    Deine Aufgabe ist es, die Eltern zu informieren und da zu beraten, wo Beratung gewünscht ist. Wenn das nichts fruchtet kannst du im Rahmen deiner unterrichtlichen Möglichkeiten versuchen den Jungen zu fördern und du kannst nötigenfalls Maßnahmen treffen um dafür zu sorgen, dass nicht andere Schüler oder die Klassensituation als ganzes durch das Verhalten des Schülers unverhältnismäßig beeinträchtigt werden.

  • Hallo Moebius,


    danke für dein Antwort.
    Wahrscheinlich hast du mit deinem Hinweis recht, und es ist nicht meine Aufgabe.


    Es besorgt mich aber, wenn ich zum Teil die Themen sehe, mit denen der Junge sich beschäftigt. Also, z.B. hat er im Religionsunterricht ein Bild zu Selbstmord gemalt (Thema war "Mauer zwischen Menschen") Oder äußert Sätze, total aus dem Zusammenhang gerissen, wie: "Ich bin doof".
    Und wenn dann noch die Eltern nicht zu einem Gespräch bereit sind, macht man sich schon Sorgen. Und ich finde die Möglichkeiten, ihm da im Rahmen der unterrichtlichen Möglichkeiten zu fördern sehr begrenzt.


    Lg, Kesi

  • Ich stimme Moebius zu.


    Wenn du die Eltern trotzdem über deine Beobachtungen informieren möchtest, dann kannst du sie aufschreiben und den Eltern per Brief zukommen lassen. Den werde sie ja nicht ungelesen wegwerfen. Danach sind sie am Zug und du hast zwar viel getan, kansnt sie aber nicht zu einem Gespräch zwingen.


    Am Rande: Bist du als sonderpädagogische Kraft in der Grundschule tätig? Oder reden wir von einer Förderschule? Wenn das so wäre, würde es mich sehr wundern, wenn die Eltern ihr Kind auf eine Förderschule geben, dann aber keinen Kontakt zu den betreuenden Lehrkräften haben wollen.

  • Hallo Brick in the wall,


    auch dir danke für die Antwort.
    Die Idee mit dem Brief finde ich gut, ich denke, das werde ich in Absprache mit meiner Kollegin und der Schulleiterin machen.


    Ich arbeite als Sonderpädagogin in einer Grundschule mit Gemeinsamem Unterricht. Bei dem Schüler handelt es sich aber nicht um einen Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf.


    Lg, Kesi

  • Ich arbeite als Sonderpädagogin in einer Grundschule mit Gemeinsamem Unterricht. Bei dem Schüler handelt es sich aber nicht um einen Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

    Dann darfst du einen Punkt nicht vergessen: Elter haben eine ungeheure Angst vor "Sonderschule". Du bist, aus ihrer Sichtweise, quasi der Sonderschulpart in dieser Klasse. Unterhalten sie sich mit dir, steht das Kind schon mit einem Bein in der Sonderschule - und hat keine Chancen mehr auf ein normales Leben.
    [überspitzt dargestellt, aber so läuft's bei uns, wenn wir die Eltern nicht massiv aufklären, wer für welche Förderung und Beratung etc. zuständig ist, und das Gespräche mit Förderlehrern keinesfalls mit "DIE wollen MEIN Kind auf die SONDERSCHULE abschieben" gleichbedeutend ist]

  • Der Schüler ist in einer vierten Klasse


    Meine Antwort erscheint dir jetzt vielleicht als nicht angemessen, aber ...


    Vierte Klasse. Das heißt noch ca. 10 Wochen, ca. 40-60 Tage, wenn man die Feiertage anzieht.


    Das ist schon reichlich spät, um jetzt so ein Thema anzugehen.


    Es wird sich wohl auch nichts ändern in dieser Zeit, das heißt, mehr als informieren kannst du nciht.


    Hätte da nicht ein Telefongespräch an die Eltern gereicht um über das Thema zu informieren?


    Frau XY, ich mache mir Sorgen um Z, weil...


    Du kannst sie ja nicht zwingen, einen Psychologen aufzusuchen.

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