Frage zu Staatsexamensnote Gym Bayern

  • Hallo,


    ich habe gerade eine Bewerbung auf meinem Tisch liegen. Die Kollegin hat das Erste Staatsexamen Gym in Bayern in Geschichte mit "ausreichend" (3,6) abgeschlossen.


    Könnt ihr mir eine kurze Einschätzung geben, wie dies im bayerischen Kontext einzuschätzen ist: Ist das eine durchschnittliche/unterdurchschnittliche, häufige/seltene, akzeptable/weniger akzeptable Note? Muss man sich negativ anstrengen, um diese Note zu erhalten oder kommt das auch bei guten Leuten vor?


    Vielen Dank!
    Unter uns

    • Offizieller Beitrag

    Hm, grundsätzlich ist die Note an sich nicht besonders gut, das muss aber rein gar nichts über die Qualitäten der Kollegin als (Geschichts-)Lehrerin aussagen. Dazu ist noch die Frage, an welcher Uni sie studiert hat, da variert der Schwierigkeitsgrad der Prüfungen (v. a. der mündlichen) auch noch mal.
    Ich bin ehrlich gesagt froh, dass mein heutiger Chef sich nach eigener Aussage nicht um die Noten gekümmert hat (meine waren zwar etwas besser als die genannte, aber längst nicht brilliant), sondern sich auf das persönliche Gespräch und die Menschenkenntnis verlassen hat. Denn bloß weil ich vor Urzeiten mal Walther von der Vogelweide nicht so interpretiert habe, wie mein damaliger Prüfer es sich vorgestellt hat, muss das ja noch nicht heißen, dass ich deshalb eine schlechte Deutschlehrerin bin. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine?

  • 3,6 ist schlecht, es liegt deutlich unterm Durchschnitt (meiner Erfahrung nach).
    Zum Vergleich: In meinem Abschlussjahrgang lag der Abschlussschnitt mit Ev in ganz Bayern zw 1,0 und 2,5.


    Bevor du dich jedoch entscheidest, solltest du mit der Bewerberin sprechen. Du weißt nicht, ob sie zu diesem Zeitpunkt nicht krank oder irgendwie anders beeinträchtigt war, bzw. was da alles ne Rolle gespielt hat. Und womöglich überzeugen dich ihre Kompetenz und Zusatzqualifikationen?

  • Die Note an sich ist - wie andere schon sagten - nicht gut und liegt (auch unabhängig von der Uni) unter dem Durchschnitt. Die Gesamtnote Geschichte errechnet sich auch nicht aus einer Prüfung - wo man evtl. mal Pech hatte - sondern aus (zumindest war das bei mir damals so) mehreren mündlichen Examensprüfungen (bei mir in alter, mittelalterlicher, neuer/neuester Geschichte und hist. Hilfswissenschaften) und mehreren schriftlichen (ich glaube, ich habe damals in mittelalterlicher und neuester Geschichte geschrieben). Da waren bei mir auch manche Ergebnisse nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte (weil ich z.B. auf bestimmte Fragen gar nicht gefasst war) - aber in der Summe kommt schon ungefähr etwas raus, das dem Fachwissen entspricht.
    Bei "guten Leuten" (im Sinne von wissenschaftlich gut bzw. gut gelernt auf die Prüfungen) kommt diese Note mMn eher nicht vor - aber "gute Leute" (im Sinne von gute Lehrer) definieren sich ja nicht nur durch die Note des wissenschaftlichen Examens.


    Von daher - je nachdem für was die Kollegin sich bewirbt - nicht überbewerten.

  • Ganz herzlichen Dank für alle Antworten, die mir schon sehr weiterhelfen!


    Natürlich reduziere ich die Kollegin nicht auf diese Note. Ich fand die Note aber auffällig und wollte sie zunächst einmal einordnen können. Da ja - angeblich oder tatsächlich - in Bayern oft etwas härter benotet wird als anderswo, wollte ich einfach wissen, ob eine Geschichts-"4" vielleicht im "Normalbereich" liegt.


    Jetzt sehe ich diesbezüglich jedenfalls deutlich klarer.

  • Paula.S

    3,6 ist schlecht, es liegt deutlich unterm Durchschnitt (meiner Erfahrung nach).
    Zum Vergleich: In meinem Abschlussjahrgang lag der Abschlussschnitt mit Ev in ganz Bayern zw 1,0 und 2,5.

    Du willst ein Reli-Staatsexamen mit einem wissenschaftlichen Staatsexamen vergleichen. Gut, das kann man natürlich tun [1]. Ob eine Prüfung "schwierig" ist, liegt schließlich im Auge des Betrachters. Dem begabten Juristen mag sein Fach "leicht", ein anderes, wie Religion, "schwierig" erscheinen; beim begabten Theologen ist es sicher umgekehrt. :nikolaus:


    unter uns:


    Die 3,6 im Geschichte-Staatsexamen ist nicht wirklich gut, sagt aber über die Qualität der Bewerberin wenig aus. Nicht zu Unrecht gilt das Geschichtsexamen (nur in Bayern?) als das mit Abstand unberechenbarste, weil die Auswahl der Themen sich sehr stark am momentanen Lehrerbedarf ausrichtet. Werden Geschichtslehrer gebraucht, sind die Themen eher globaler Natur (z.B. - erfunden - "Deutschland in der Zeit der Weimarer Republik" oder - tatsächlich so gestellt! - "Bayern in der Ära Goppel"), werden keine Geschichtslehrer gebraucht, sind die Themen so eng gefasst, dass der bayernweite Schnitt in einer bestimmten Klausur sich schon mal bei 4,6 bewegt (ebenfalls konstruiert: "Die Verhandlungen zum Nichtangriffspakt zwischen Hitler und Stalin: Skizzieren Sie den Verlauf der diplomatischen Vorbereitung und der wichtigsten Konferenzen").
    Insofern kann man als angehender Historiker durchaus Pech haben. Prinzipiell funktioniert das natürlich in allen Fächern so - aber nur in Geschichte ist man so sehr darauf angewiesen, unter Umständen kleinteiligstes Detailwissen zu allen möglichen Themen parat zu haben. Wenn es da in beiden schriftlichen Prüfungen schlecht läuft, dann reißt man auch mit den mündlichen nicht mehr so wahnsinnig viel.


    Langer Rede kurzer Sinn: Ich sehe keinen Grund, warum die beschriebene Bewerberin keine gute Geschichtslehrerin sein sollte. Da gibt es aussagekräftigere Anhaltspunkte.



    Viele Grüße
    Fossi



    [1] Ja, Theologie ist keine kleine Wissenschaft!

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    2 Mal editiert, zuletzt von fossi74 ()

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaub, es hakt!
    Fossi, du bist lang genug im Forum um zu wissen, dass wir gegen kontroverse Diskussionen nichts haben, aber ein beleidigender Rundumschlag gegen alle Kollegen eines Faches ist eine Frechheit. Editiere das, sonst mach ich es.

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

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