Anhängliche Eltern - Was tun?

  • Hallo,
    meine Überschrift sagts eigentlich schon. Ich habe nun frisch nach dem Referendariat meine eigene 1. Klasse und die Familie eines Kindes ist wirklich sehr "anhänglich" und kann nicht gut loslassen.
    An unserer Schule gibt es (wie wahrscheinlich an den meisten anderen auch) die Regel. dass die Eltern ihre Kinder nur bis zum Tor bringen sollen. Diese Mutter bringt ihr Kind aber grundsätzlich bis in die Klasse. Ihr fällt dann immer irgendein anderer banaler Grund ein warum sie mich jetzt gerade noch sprechen muss.
    Zusätzlich steht irgendjemand aus der Familie in JEDER Pause am Schulzaun und wartet auf das Kind. Meistens ist es die Mutter oder der Opa. Sie stehen dann am Zaun und reden mit ihrem Kind oder beobachten es beim Spielen. Einmal kam der Opa sogar wütend auf den Schulhof während der Pause, weil er seinen Enkel nicht gefunden hat. Das Kind hatte an dem Tag von mir Pausenverbot bekommen, da es seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Das ist das zweite Problem. Nun denkt man ja, dass die Familie sehr um das Kind besorgt ist und sich anscheinend gut kümmert. Dies will ich auch nicht abstreiten, aber es kommt nur sehr unregelmäßig zur Schule, hat dadurch bisher viel verpasst und holt nicht alles nach. Auch dies wird teilweise durch die Mutter unterstützt (Kind hatte Kopfschmerzen und konnte die ABs nicht bearbeiten etc...)


    Ich habe die Mutter bereits darauf angesprochen, aber es ist ja nicht verboten sein Kind am Zaun zu "besuchen". An einem Tag hat sie auch Fotos mit dem Handy von ihrem Kind mit seinen Freunden gemacht. So etwas geht aber gar nicht. Auch die Kollegen sprechen mich schon immer wieder darauf an.


    Was würdet ihr in so einem Fall tun? Einfach abwarten und hoffen dass es sich irgendwann von alleine legt? Die Mutter noch einmal darauf ansprechen, nach dem Motto ob sie irgendwelche Sorgen hat, dass es dem Kind in der Schule nicht gut geht und sie dann mal in den Unterricht einladen?
    Bin um jeden Rat dankbar.


    LG

  • Oh, oh klingt nach einem heftigen Ablösungsproblem :weinen:
    Ich würde die Mutter mal einladen zum Gespräch und nachhören: Fühlt sich das Kind wohl? Wenn nicht, warum nicht?
    Zum Schulkind-Sein gehört auch, den Vormittag alleine in der Schule zu verbringen. Diese möglichkeit nimmt die Mutter dem kind...
    Das würde ich der Mutter klar sagen, nach dem Motto:
    Sie tun ihrer Tochter keinen Gefallen, sie möchte ein großes Schulkind sein, aber Sie nehmen ihr die Chance.


    Ich wäre da echt hart und ehrlich :stumm:
    Gruß

  • Ich glaube auch eher, dass die Mutter da das größere Problem hat.
    Zuhause ist der Junge immer so krank und kann kaum etwas machen. In der Schule aber ist beim kämpfen, Fußball spielen oder Turnen immer ganz vorne mit dabei. Nur sobald die Mutter da ist hat er dann angeblich wieder irgendwelche Problemchen .

  • Solange ich Mama brauche, ist Mama glücklich, aber wehe ich werde groß.....
    Das erklärt auch einen Teil der Fehlzeiten. Einzelkind? ;)

  • Tue dem Kind was Gutes, lade die Mutter zum Gespräch und sage ihr klipp und klar, dass es so nicht geht....

  • Wenn alles nicht fruchtet, würde bei uns ein Gespräch zusammen mit der Schulleitung anstehen. Die kann bei uns dann auch sehr deutlich werden.


  • Zusätzlich steht irgendjemand aus der Familie in JEDER Pause am Schulzaun und wartet auf das Kind. Meistens ist es die Mutter oder der Opa. Sie stehen dann am Zaun und reden mit ihrem Kind oder beobachten es beim Spielen. Einmal kam der Opa sogar wütend auf den Schulhof während der Pause, weil er seinen Enkel nicht gefunden hat.


    Ich habe die Mutter bereits darauf angesprochen, aber es ist ja nicht verboten sein Kind am Zaun zu "besuchen". An einem Tag hat sie auch Fotos mit dem Handy von ihrem Kind mit seinen Freunden gemacht. So etwas geht aber gar nicht. Auch die Kollegen sprechen mich schon immer wieder darauf an.


    Unsere Schulordnung verbietet Kindern mit Leuten ueber den Zaun hinweg zu sprechen. Ob das nun Mama/Papa/Sonstwer ist, ist da ziemlich egal. Die Aufsicht pfeift die da sehr schnell zurueck. Wenn die Eltern sich mit ihren Kindern waehrend der Pause unterhalten muessen, dann kommen sie wie sonst auch zur Rezeption und dann kann kind informiert und geholt werden. Aber mal so einfach Plaeuschchen halten is nicht.
    Ist euer Schulhof denn nicht gesichert, dass man da bei euch so einfach drauf latschen kann? Bei uns kommt man zwischen 9 Uhr und 15:15 Uhr nur durch die Rezeption aufs Gelaende...und selbst da muss man vorher erst mal durch die zwei Sicherheitstueren kommen.


    Das ist das zweite Problem. Nun denkt man ja, dass die Familie sehr um das Kind besorgt ist und sich anscheinend gut kümmert. Dies will ich auch nicht abstreiten, aber es kommt nur sehr unregelmäßig zur Schule, hat dadurch bisher viel verpasst und holt nicht alles nach. Auch dies wird teilweise durch die Mutter unterstützt (Kind hatte Kopfschmerzen und konnte die ABs nicht bearbeiten etc...)


    Was würdet ihr in so einem Fall tun? Einfach abwarten und hoffen dass es sich irgendwann von alleine legt? Die Mutter noch einmal darauf ansprechen, nach dem Motto ob sie irgendwelche Sorgen hat, dass es dem Kind in der Schule nicht gut geht und sie dann mal in den Unterricht einladen?
    Bin um jeden Rat dankbar.


    Bei uns haette sich die SL schon lange eingeschaltet und wir wuerden ein Gespraech mit den Eltern fuehren. Wir haben einige juengere Schueler, die Morgens nen ziemlichen Terz machen. Sobald Mama weg ist, war's das dann auch schon wieder und alles ist gut. Diese Kinder holen wir dann auf dem Schulhof ab und bringen sie dann schon mal vor den anderen in die Klasse oder geben ihnen was zu tun, um sie abzulenken. Eltern kommen aber nur sehr selten nach oben.
    Bei einer Anwesenheit von weniger als 85% schaltete sich bei uns ausserdem die Schulverwaltung und ggf. das Jugendamt ein.

  • Solche Situationen habe ich im 1. Schuljahr auch schon öfters erlebt:
    Eltern (meist Mütter) bringen ihr Kind bis in die Klasse und müssen jeden Morgen unbedingt noch etwas mit mir besprechen (nach Banalitäten fragen)... Und das, obwohl wir im Vorfeld auf dem Infoabend und auch per Infobrief ganz klar deutlich gemacht hatten, dass dies nicht im Sinne des Kindes sei; dass bei Problemen gerne ein Gesprächstermin zur Verfügung stehe.
    Tja, sich an schulische Konventionen halten - Pustekuchen!
    Da ist die Schwierigkeit, sich vom Kind zu lösen oft schwieriger, als den Lehrern (= den Profis) zu vertrauen...


    Hartnäckigen "anhänglichen" Eltern begegnen wir daher konsequent:
    * Klare Ansage der Klassenlehrerin - mit Eröffnung der Möglichkeit, dass ein Gespräch im Rahmen der Sprechstunde möglich sei.
    * Bei "Wiederholungstätern" Einladung durch die Schulleitung zu einem Gespräch, innerhalb dessen dann klare Ansagen erfolgen.


    Sei also bitte von Anfang an professionell: Zeige Empathie und Verständnis für das Problem der Eltern, stelle aber gleich auch von Anfang an klar, dass dem Kind in keiner Weise geholfen wird, wenn eine Omnipräsenz der Verwandschaft über den Vormittag verteilt vorliegt. Stelle die Utopie auf, jedes Elternteil hätte das Recht, während der Pausen am Zaun zu stehen...
    Poche auf das Recht des Kindes, selbstständig zu werden...


    Den Eltern (inklusive Opa) muss unmisserständlich deutlich gemacht werden, dass sie durch ihr Verhalten ihrem Kind nur schaden. Gleichzeitig muss ihnen klar gemacht werden, dass sie während der Pausen am Zaun nichts zu suchen hätten. Würden dies alle Eltern (inklusive Opas) machen, dann wäre das Chaos perfekt! :autsch:


    Hier heißt es (leider): Erst mal die Eltern zur Schulfähigkeit erziehen... :sterne:

  • Hallo,
    ich hatte auch so eine Mutter, die ihr Kind immer bis in die Klasse begleitet hat und sogar die Hü für ihr Kind abgeben wollte. Ich habe ihr sehr schnell klar gemacht, dass ihr Kind alt genug ist. Dieses Gespräch hatten wir in den ersten Wochen oft täglich.
    Ich habe das Kind dann schon am Gang abgefange und die Mutter aufgefordert zu gehen.


    Die Mutter hat ihr Kind bis zum Ende des Schuljahres die Treppen hinauf begleitet und sich dann vor mir versteckt.
    Wenigstens nicht mehr bis zur Klasse und somit habe ich die Mutter dann in der Hinsicht ignoriert.


    Unseren Schulkindern ist es auch nicht gestattet mit Menschen am Zaun zu sprechen.


    LG MM

  • Ich würde das Gespräch suchen, aber nicht gleich die Keule rausholen. Unser Ältester kam auch in die 1.Klasse im September und für manche ist es eben schwer loszulassen. Ich würde eher versuchen empathisch zu reagieren. Sie wir eine Mutter sein, die eben sieht, dass das Kind auf einmal so groß ist, obwohl es gestern erst noch ein Baby war. kenn ich, war bei mir auch so. Gut ich hab nicht so reagiert wie dein beschriebenes Exemplar, aber die Gefühle kann ich grundsätzlich verstehen.


    Frage sie doch was sie für Befürchtungen hat, wie sie mit der Einschulung klar kommt. Es ist ihr einziges Kind, da ist Loslassen verdammt schwer. Gut, dass ich mehrere Kids habe :)

  • Ganz klar: Ein Gespräch mit den Eltern. Hol dir jemanden dazu und protokolliere das Ganze. Triff eine schriftliche Vereinbarung mit den Eltern und lass es dir nach Möglichkeit unterschreiben. Alles natürlich unter dem Aspekt, dem Kind in seiner Entwicklung zu helfen und gemeinsam das Beste für das Kind zu wollen. Ich weiß nicht, wie extrem die Fehlzeiten sind. Wir müssen dann eine Schulversäumnisakte anlegen, für ein Bußgeldverfahren oder eine Meldung beim Jugendamt. Manchmal hilft es schon den Eltern zu erklären, welche Konsequenzen das nach sich ziehen könnte. Wenn ihr einen Sozialarbeiter habt, würde ich den dazuholen. Der könnte dann "am Ball bleiben".


    Um eine Vertrauensbasis zu schaffen hilft es manchmal sehr, Eltern in die Klasse zur Hospitation einzuladen. Ich hatte auch eine sehr besorgte Mutter, die sich täglich mit Tränen in den Augen beklagte über das Leid, das ihrer Tochter zugefügt wurde. Nachdem sie dann sah, dass ihre Tochter gut in die Klasse integriert war, habe ich nichts mehr von ihr gehört und die Kleine darf endlich selbstständig werden.

  • Danke schon einmal für die vielen Antworten.
    Nachdem die Mutter gestern und heute nicht da war, stand dafür die Oma am Zaun. Hat den Jungen wieder in der Pause besucht, kam zu mir und hat noch Geld abgegeben und hat gestern in der Pause wohl ihren Enkel und ein anderes Mädchen mit Brot "gefüttert".
    Heute hatte ich Pausenaufsicht und da stand sie plötzlich wieder auf dem Schulhof. Weil sich ihr Enkel immer vom Klettergerüst stürzen lässt und das ja wohl nicht geht, müsse sie erst einmal mit ihm schimpfen.
    Es ist wohl auf jeden Fall Zeit für ein Elterngespräch. :sauer:
    Werde es erstmal so versuchen und wenn das nichts bringt die Schulleitung zu einem zweiten Gespräch hinzunehmen.

  • Naja, kann man da in der ersten Klasse nicht fünfe gerade sein lassen ? Die Kinder sind ja noch so klein und brauchen ihre gewohnte Hülle. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Danke schon einmal für die vielen Antworten.
    Nachdem die Mutter gestern und heute nicht da war, stand dafür die Oma am Zaun. Hat den Jungen wieder in der Pause besucht, kam zu mir und hat noch Geld abgegeben und hat gestern in der Pause wohl ihren Enkel und ein anderes Mädchen mit Brot "gefüttert".
    Heute hatte ich Pausenaufsicht und da stand sie plötzlich wieder auf dem Schulhof. Weil sich ihr Enkel immer vom Klettergerüst stürzen lässt und das ja wohl nicht geht, müsse sie erst einmal mit ihm schimpfen.
    Es ist wohl auf jeden Fall Zeit für ein Elterngespräch. :sauer:
    Werde es erstmal so versuchen und wenn das nichts bringt die Schulleitung zu einem zweiten Gespräch hinzunehmen.


    Ich finde dein Verhalten zu zögerlich. Wenn du nicht direkt freundlich, aber bestimmt zum Ausdruck bringst, dass der Schulhof für Kinder und nicht für Omas ist, dann denkt die doch, das sei in Ordnung so, und es wird immer schwieriger, aus dieser Nummer wieder rauszukommen.


    Warum bist du nicht einfach hingegangen und hast gesagt: "Bitte verlassen Sie jetzt das Schulgelände."


    Ich würde das auch nicht groß begründen. Ich mache oft den Fehler, zu viele Worte zu machen, habe aber die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, nur einen Satz zu sagen und dann beharrlich und bestimmt zu schweigen, bis meinen Anweisungen Folge geleistet wird.


    Und natürlich, wenn es nicht klappt, Schulleitung hinzuziehen.

  • Dass die Mutter morgens mit hoch kommt, kann ich verstehen. Bei uns ist es auch verboten, dadurch sieht man NIE das Klassenzimmer seines Kindes. Klar halte ich mich daran, jedoch finde ich es schon befremdlich, dass keine Kontakte an der Klassentür erwünscht sind. Im Kindergarten haben die Erzieher immer einen kurzen Kommentar, "wies so läuft" und das ist auch richtig so.


    Dass jede Pause jemand am Zaun steht, Mitschüler fotografiert und Essen verteilt geht jedoch gar nicht. Auch das ständige zu-Hause-behalten ist nicht normal.

    Die Mutter noch einmal darauf ansprechen, nach dem Motto ob sie irgendwelche Sorgen hat, dass es dem Kind in der Schule nicht gut geht und sie dann mal in den Unterricht einladen?

    Finde das eine mutige Idee von dir. Ich kombiniere bei Elterngesprächen immer beides: erst die Sorgen der Eltern anhören und dann Absprachen treffen, die auch eingehalten werden. Die Verantwortung der Eltern einfordern und sie nicht wie kleine Kinder behandeln. Dadurch verbauen sich die meisten Lehrer konstruktive Elternkontakte!
    Dass Kontakte zum Jugendamt geknüpft werden, wenn sich nichts ändert (v.a. das häufige grundlose Fehlen), kann durchaus benannt werden. Nicht als Drohung, sondern aus Sorge um das Kind heraus. (Vereinbarungen schriftlich)



    Außerdem: "Wer fragt, der führt". (Man muss weder viel quatschen noch beharrlich schweigen, um mit erwachsenen Menschen zu kommunizieren. Gerade, wenn diese krankhaft ängstlich sind.)

  • Ich hatte heute das Gespräch. Da die Mutter in der Pause natürlich wieder am Zaun stand, war es dann nicht schwer einen Termin nach Schulschluss zu vereinbaren :)
    Das Gespräch ist echt gut gelaufen.
    Die Mutter hatte zuerst Sorge, dass irgendetwas mit ihrem Kind nicht in Ordnung sei. Also haben wir zuerst einmal etwas über die Leistungen des Kindes gesprochen. Die durchaus im guten Mittelfeld liegen. Danach war die Mutter sehr froh, konnte sich jedoch nicht vorstellen warum ich sie dann zum Gespräch geladen hatte.
    Sie zeigte sich im Verlauf des Gesprächs jedoch sehr einsichtig, sowohl im Bereich unentschuldigtes Fehlen und auch "Pausenbesuche". Eigentlich wusste sie auch alles was gut für das Kind ist schon von sich aus, nur die Großeltern des Kindes denken da wohl etwas anders (sie haben eine schwierige Vergangenheit). Die Mutter des Kindes sieht das jedoch nicht so und will in der Gegenwart leben. Sie hat bereitwilligt unterschreiben, dass jedes Fehlen des Kindes entschuldigt werden muss und auch dass die Pausenbesuche nach den Herbstferien aufhören bzw. das Betreten des Schulhofs untersagt ist.


    Bin sehr zufrieden mit dem Verlauf des Gesprächs und froh, dass ich es noch vor den Herbstferien geführt habe. Wie es nach den Ferien weitergeht bleibt dann noch abzuwarten :aufgepasst:

  • Herzlichen Glückwunsch, na dann schöne Ferien :)

    Eigentlich wusste sie auch alles was gut für das Kind ist schon von sich aus, nur die Großeltern des Kindes denken da wohl etwas anders (sie haben eine schwierige Vergangenheit).

    Aha. Na so viel zum Thema "Bindungstheorien" und Probleme, die sich über Generationen fortsetzen. Ich bin gespannt, wann du die erste ADHS-LRS-Dyskalkulie-Autismus-Diagnose aufm Tisch hast...

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