Petition gegen Bildungsplan BaWü zur sexuellen Vielfalt als Unterrichtsthema

  • Warum liest du immer etwas von Resignation in meinen Beiträgen? Das verstehe ich nicht.


    Ich kann mir Resignation mit meiner Lebensform gar nicht leisten! Ich brauche aber dazu keinen Lehrplan. Um mal auf das Beispiel AE zu kommen: ich möchte gar nicht im Matheunterricht thematisiert werden. Ich kämpfe im ganz normalen Alltag für diese Lebensform.

    • Offizieller Beitrag

    weil alleinerziehend auch etwas ist, was "nur" Erwachsene betrifft.


    Aber es ist gut, dass es auch Kinderbücher gibt, die "Kinder von Alleinerziehenden" thematisieren. Damit diese Kinder / Schüler nicht glauben, es sei was Schlimmes bzw. sie hätten es verbrochen.


    Es ist gut, dass in den letzten Jahren immer mehr Schulbücher _auch_ geprüft werden, dass die Berufe der Frauen nicht immer "Krankenschwester", "Erzieherin" und "Sekretärin" ist und dass Männer nicht ausschliesslich "Polizisten", "Feuerwehrmänner" und "Chef" sind. Ich hatte mal bei meiner Examensarbeit ein Gutachten zu einem Mathebuch gefunden, wo die Zulassung (in RLP?) gescheitert war, weil die Darstellung von Mädchen / Frauen immer als "dämlich und hilflos" erschien und die Jungs zum Glück immer als Retter vorkamen.
    Nach ein bisschen Empörung hatten die Mathebuchautoren dann tatsächlich überprüft und festgestellt, dass sie ABSOLUT UNBEWUSST solche Klischees reproduziert hatten. Es war niemals ihre Absicht. Aber dafür muss es eben bewusst und laut gesagt werden: damit wir LehrerInnen nicht als Handwerkzeug einer Reproduktion von gesellschaftlicher Diskriminierung / Vorurteilen dienen.


    Homosexualität mögen eine Minderheit sein, aber Heterosexuelle vergessen gerne, dass sie quasi jeden Tag ihre sexuelle Identität ausleben und einen täglichen "Coming out" haben. Alleine solche Sätze wie "ich war gestern mit meinem Freund auf dem Markt" IST ein heterosexueller Coming out für eine Frau.


    chili

  • In Baden-Württemberg versuchen nun gewisse politische Kreise ihre ideologischen Vorstellungen über die Schule in die Kinderköpfe zu implementieren. Und das halte ich für sehr fragwürdig. Schule darf nicht für ideologische Interessen mißbraucht werden.


    Stimmt. Ich gebe dir vollkommen Recht. Du hast doch gerade von den Initiatoren der konservativ-christlichen Petition gegen den Bildungsplan geredet, oder?


    Nele

  • Schule gibt aber nicht vor, daß Erbsensuppe genauso gut schmeckt wie Kartoffelsalat oder Hunde genauso toll sind wie Katzen. Das ist eine individuelle Geschmacksache



    Sehr schönes Beispiel! Genau darum geht es.
    Die Schule MUSS den Schülern vermitteln, dass die Kartoffelsalat-Liebhaber oder Katzenfreunde - auch wenn sie massiv in der Mehrheit sind - NIEMALS Menschen, die eine Vorliebe für Erbsensuppe oder Hunde haben, diese Vorliebe verbieten, sie dafür hänseln, ausgrenzen, anpöbeln oder ihnen für diese Vorliebe sogar die Todesstrafe androhen dürfen.


    Diese Vorlieben sind nicht zu "tolerieren". Sie sind zu AKZEPTIEREN.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

    • Offizieller Beitrag

    Bin ich die einzige, die beim Lesen einen Lachanfall bekam??? :rotwerd:


    Wie schön, wenigstens einer hat's gemerkt :D

  • Zitat

    weil alleinerziehend auch etwas ist, was "nur" Erwachsene betrifft.


    Das ist natürlich falsch, denn das wäre alleinlebend.

    Einmal editiert, zuletzt von MarlenH ()

  • Wer sagt denn, das alleinerziehende Eltern nicht thematisiert werden? Ich kenne im Grundschulbereich Fibeln in denen alleinerziehende Mütter vorkommen. (Und in einer gabs mal einen alleinerzeihenden Vater, ich weiß nur nicht mehr in welcher.) Und auch im Sachunterricht kommen im Thema "Familie" immer die verschiedenen Familienkonstellationen vor. Und wer behauptet, das eine Diskriminierung von Dicken von Lehrern stillschweigend toleriert wird ?Ich kenne keinen Lehrer, der nicht dazwischen geht, wenn er mitbekommt, dass ein Kind "fette Sau" genannt wird. Natürlich kann ich damit das gesellschaftliche Problem von Diskriminierung nicht im Alleingang lösen, aber Schule muss m.E. der Raum sein, in dem Toleranz und Werte vorgelebt werden.

  • Hallo Ihr,
    wenn man die Diskussion hier liest wird eines völlig außer Acht gelassen: Die Sicht der Eltern. Dazu nur ein paar Gedanken:


    Die meisten Familien schaffen es doch ganz gut, die Kinder zu Toleranz zu erziehen. Ich habe es bei meinen eigenen Kindern so gehalten, dass ich Fragen beantwortet haben, wenn sie sich stellen. Und die Frage " was ist schwul oder lesbisch?" stellt sich sehr selten in der Grundschule, erst auf den weiterführenden Schulen. Übrigens wurde auch dort in den Schulen/Klassen darüber geredet und damit war gut.
    Der Staat hat aber nicht das Erziehungsmonopol in allen Fragen des täglichen Lebens. Das ist auch gut so.


    Unter Teenies herrscht leider manchmal ein rauer Ton. Es gibt natürlich Kommentare untereinander, wie "schwul", "fett" oder was ich gar nicht schreiben möchte, Schimpfwörter über Behinderte. So wie ich das bei meinen eigenen Kindern sehe, wird es auch thematisiert und nicht übergangen. Aber ich sehe das unter dem großem Thema "Mobbing" und da laufen auch schon viele Programme.


    Manche hier im Forum zeigen erstaunlich wenig Verständnis für die Sicht der Eltern. Es gibt nun einmal verschieden Weltanschauungen, und es gibt eben in manchen religiösen Familien Vorbehalte gegen den Bildungsplan. Die Menschen haben doch das Recht, dagegen zu demonstrieren, denn es geht um die Erziehung ihrer Kinder. Und Schule kann schlecht gegen die Elternhäuser Unterrichten.


    Man kann es doch auch entspannt sehen: es gibt eine Diskussion darüber, die Argumente werden ausgetauscht, und dann gibt es hoffentlich einen Konsens. Dann muss der Bildungsplanentwurf halt überarbeitet werden.
    Das Toleranz für alle Lebensformen gelten muss steht aber außer Frage, sicher auch für die Gegner des Bildungsplanes! Aber "Akzeptanz" kann man nicht erzwingen.

  • Der Staat hat aber nicht das Erziehungsmonopol in allen Fragen des täglichen Lebens.


    Laut Grundgesetz haben die Eltern das natürliche Recht und die zuvorderst ihnen obliegende Pflicht für die Erziehung ihrer Kinder. Der Staat wacht schließlich nur über das Schulwesen, um eben gewisse Bildungsstandard zu garantieren. Die Schule ist aber keine staatlich Umerziehungsanstalt im Sinne der politischen Ideologie der gerade regierenden Parteien. Ich würde meine Aufgabe als Lehrer auch nicht darin sehen, mir anvertraute Kinder durch die Hintertür mit gesellschaftspolitischen Ideologien zu indoktrinieren. Und vorallem kann es nicht Aufgabe der Lehrer sein, die Erziehung der Eltern zu konterkarrieren oder zu sabotieren.

  • Du hast schon den Rest vom Beitrag gelesen, wo ich von der Thematisierung von Kindern von Alleinerziehenden schreibe, oder?


    Also:


    Damit wir uns nicht falsch verstehen, noch einmal ein Versuch.
    Die meisten AE leben am unteren Einkommenslevel der Gesellschaft!!! Darüber können auch noch so schöne Bilderbücher nicht hinwegtäuschen. Meine Kinder haben Glück, dass wir zu den wenigen privilegierten Einelternfamilien gehören, wo das anders ist.
    Ich möchte niemals nie in einer Fibel lesen, dass wir eine besondere Lebensform sind und auch nicht, dass wir eine Lebensform sind wie alle anderen auch. Beides stimmt nicht.
    Wir sind wir!


    Wie sich meine Kinder fühlen, möchte ich schon selbst bestimmen.

  • Und dass es in Ordnung ist (nicht gleichzusetzen mit: zu präfereieren ist) homosexuell zu sein oder eben nicht-heterosexuell ist KEIN ergebnisoffener Schluss, zu dem man kommen kann oder nicht. Es IST in Ordnung.

    Darüber gibt es aber vollkommen unterschiedliche Ansichten und Standpunkte in unserer Gesellschaft. Wollen Sie den Schülern dies vorenthalten und sie einseitig im Sinne eines bestimmten Standpunktes beeinflussen? Das kann doch nicht die Aufgabe von Schule sein.

    • Offizieller Beitrag

    Darüber gibt es aber vollkommen unterschiedliche Ansichten und Standpunkte in unserer Gesellschaft. Wollen Sie den Schülern dies vorenthalten und sie einseitig im Sinne eines bestimmten Standpunktes beeinflussen? Das kann doch nicht die Aufgabe von Schule sein.


    Es gibt auch Rassisten in der Gesellschaft.
    Sollen wir die Kinder dahingehend erziehen, dass es "ergebnisoffen" ist, wenn sie Migranten verprügeln wollen oder Menschen mit einer anderen Hautfarbe für minderwertig halten?

  • Chillipaprika, wie kommst du jetzt bitte auf " Rassismus" und "Migranten verprügeln"?
    Natürlich muss man über den Bildungsplan diskutieren. Es gibt Vorbehalte auf Seiten der Eltern. Die sollte man ernst nehmen, finde ich. Dann kann man Sorgen ausräumen - oder vielleicht auch nicht.
    Du machst das Gegenteil. Du polemisierst jetzt, finde ich.

    • Offizieller Beitrag

    weil ich finde, dass dieses "aber in der Gesellschaft sind unterschiedliche Meinungen, und deswegen darf diese eine Meinung nicht vertreten sein", ad Absurdum geführt wird.


    Natürlich bin ich - insbesondere als Politiklehrerin - dem Beutelsbacher Konsens verpflichtet und will jede gesellschaftliche Kontroverse in meinem Unterricht auch kontrovers darstellen, aber 1) es bedeutet, dass es überhaupt thematisiert wird, 2) es gibt Meinungen, die einfach gesetzwidrig sind. und das ist das, wenn Diskriminierung hingenommen wird.


    chili


  • Es gibt auch Rassisten in der Gesellschaft.
    Sollen wir die Kinder dahingehend erziehen, dass es "ergebnisoffen" ist, wenn sie Migranten verprügeln wollen oder Menschen mit einer anderen Hautfarbe für minderwertig halten?


    Es geht nicht darum Menschen zu verprügelt oder Menschen an sich für "minderwertig" zu halten. Daß alle Menschen in ihrer Würde geachtet werden müssen, sollte selbstverständlich sein. Das ist auch Aufgabe der Schule. Es geht hier aber um die ethisch-moralische Bewertung von sexuellen Verhaltensweisen. Und da gibt es nunmal höchst unterschiedliche Standpunkte und Argumente in unserer Gesellschaft.


  • weil ich finde, dass dieses "aber in der Gesellschaft sind unterschiedliche Meinungen, und deswegen darf diese eine Meinung nicht vertreten sein", ad Absurdum geführt wird.


    Natürlich bin ich - insbesondere als Politiklehrerin - dem Beutelsbacher Konsens verpflichtet und will jede gesellschaftliche Kontroverse in meinem Unterricht auch kontrovers darstellen, aber 1) es bedeutet, dass es überhaupt thematisiert wird, 2) es gibt Meinungen, die einfach gesetzwidrig sind. und das ist das, wenn Diskriminierung hingenommen wird.


    chili

    1. Es handelt sich nicht um ein Gesetz, sondern um einen Bildungsplanentwurf. Meinungen dagegen können deshalb nicht gesetzeswidrig sein.
    2. Eine Diskriminierung kann ich auch nicht erkennen, wenn man gegen den Bildungsplan ist. Schließlich geht es um Kindererziehung und welche Bildungsinhalte für wichtig erachtet werden. Darüber muss eine Diskussion möglich sein.
    3. Die Bildungsplanbefürworter können versuchen, die kritischen Eltern zu überzeugen. Aber das geht nur mit Argumenten, nicht mit Polemik.

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