Geschichte Unterrichtsbesuch - dankbar für Tipps

  • hallo ihr lieben!


    Ich habe bald einen UB in der 6. Klasse und das
    Thema sind Gladiatoren (Gewalt und Unterhaltung in Rom). Bin noch auf
    der Suche nach ein paar netten Ideen, da ich noch ganz am Anfang bin tue
    ich mich besonders schwer mit der Problemfrage im Einstieg... [Blockierte Grafik: http://www.referendar.de/forum/images/smilies/icon_sad.gif]
    Ich weiß nicht, wie ich das machen soll. In Hospitationsstunden habe
    ich es leider noch nie gesehen und es ist vom Fachleiter so angeregt
    worden..


    Was ich zum Schluss machen möchte, ist definitiv ein
    Vergleich zu heutiger Zeit (Ballerspiele, Wettkämpfe, Kampfsport,
    Horror/Aktionfilme, competitions usw.). Die SuS könnten die
    Gladiatorenspiele ja erst beurteilen und dann würde der Bezug zu
    Gewalt/Unterhaltung heute kommen.


    Alternativ hatte ich angedacht,
    dass man den SuS Fakten gibt und sie dann aus Sicht eines Zuschauers
    oder Gladiators die Spiele beschreiben sollen...
    Wie gesagt..., bin mir noch sehr unsicher... und möchte es so gut wie möglich machen..., um den Schülern gerecht zu werden!
    Allerdings ist das Konzept noch ziemlich schwammig... :( bin sehr unzufrieden und blockiere mich teilweise selbst :( habe so einkleines Kritikteufelchen auf der Schulter...


    Könnt ihr mir von euren Erfahrungen mit dem Thema berichten???? Das wäre sehr nett!!! Danke [Blockierte Grafik: http://www.referendar.de/forum/images/smilies/icon_smile.gif]

    • Offizieller Beitrag

    was sollen die SuS denn am Ende gelernt haben?


    Dass es heute auch Massenunterhaltungsveranstaltungen gibt? Als Lernziel eher ungeeignet, weil zu schwammig.
    Aber ein Kontrast/ Vergleich antike und moderne Massenunterhaltung wäre natürlich denkbar, evtl. mit dem Ziel: Sooo weit weg von dem, was damals lief, sind wir heute gar nicht (Stierkampf wäre eine interessante Parallele)


    Das Konzept von Panem et Circenses? Super Thema. Dann muss aber vorweg das Prinzipat als Thema gekommen sein.


    Schreib doch noch mal, was genau du schon gemacht hast. Und was am Ende rauskommen soll.

  • Ich plane gerade eine Lateinstunde zu dem Thema, die natürlich etwas anders aufgebaut ist als eine Geschichtsstunde. Ich werde zunächst über Bildimpulse einsteigen um das Vorwissen der SuS aus dem Geschichtsunterricht (römische Geschichte war im ersten Halbjahr dran) zu reaktivieren, anschließend werden wir einen lateinischen Text übersetzen, aus dem deutlich wird, dass die Spiele vielen Zuschauern gefallen, aber zwei Kindern aus der Geschichte nicht. Darauf aufbauend klären wir dann, was hat den Menschen daran gefallen, was hat aber vielleicht auch Zuschauer gestört und die SuS sollen einen Brief schreiben, was sie berichten würden, wenn sie bei den Kämpfen dabei gewesen wären. Anschließend übertragen wir das auch auf heute.
    Vor allem im Geschichtsunterricht halte ich aber auch den politischen Aspekt für sehr wichtig. Du könntest eventuell auch über Bilder Vorwissen reaktivieren und dann anhand einer Senecaquelle Kritik erarbeiten lassen. Reines Faktenwissen dazugeben, aber falls Du über Intentionen sprechen willst, musst Du aufpassen, dass der Text das noch nicht vorwegnimmt.

  • Vielleicht wäre es eine Idee, mit den "Ballerspielen" einzusteigen, daraus eine Problemfrage entwickeln zu lassen, um dann am Ende wieder darauf zurückzukommen. Dann hätte man eine runde Stunde. Die Problemfrage könnte sich darum drehen, welchen Sinn und Zweck Gladiatorenkämpfe hatten, also mehr auf einer Metaebene.
    Ich würde dann allerdings das Thema Gladiatorenkämpfe schon eine Stunde vorher beginnen, die Schüler ein bisschen "heiß" machen auf das Thema, um dann in der Vorführstunde das Thema kritisch zu beleuchten.
    LG, Sofie

  • Vielleicht wäre es eine Idee, mit den "Ballerspielen" einzusteigen, daraus eine Problemfrage entwickeln zu lassen, um dann am Ende wieder darauf zurückzukommen.


    Ich kann nicht so wirklich sehen, wie "Ballerspiele" und Gladiatorenkämpfe vergleichbar sein sollen.


  • Ich kann nicht so wirklich sehen, wie "Ballerspiele" und Gladiatorenkämpfe vergleichbar sein sollen.

    sinnloses Töten? Befriedigung niederer Gefühle?

    • Offizieller Beitrag

    die Ballerspiele töten aber doch nciht wirklich.


    und sie finden virtuell statt, sind in dem Sinne in meinen Augen keine Massenveranstaltung.


    Wichtig bei dem Thema ist aber vor allem der politische Hintergrund.

  • sinnloses Töten? Befriedigung niederer Gefühle?

    Neben Friesins berechtigten Einwänden.
    1. Sinnlos ist das Töten in beiden Fällen nie (ob virtuell oder in der Arena). Ob dieser Sinn der eigenen Weltanschauung entgegenkommt sei dahingestellt.
    2. Niedere Gefühle bedienen beide nur bedingt, sie sind eher im Kontext gesellschaftlicher/kultureller Zusammenhänge zu sehen. Ansonsten wäre die heutige und damalige Gesellschaft doch als sehr verwahrlost zu betrachten.

  • sinnloses Töten?


    Bei einem Ballerspiel wird doch gerade nicht getötet.


    Befriedigung niederer Gefühle?


    Inwieweit befriedigt die schnelle Bewegung eines Pixelhaufens auf die Position eines anderen Pixelhaufens, dessen Position und Farbe sich beim Eintreffen des ersten Pixelhaufens ändern, niedere Gefühle?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • sinnloses Töten? Befriedigung niederer Gefühle?


    Ach, den Thread hatte ich völlig vergessen...


    Der Vergleich kultureller Phänomene unterschiedlicher historischer Epochen kann sehr anregend sein und sehr spannende Ergebnisse haben. Ich meine, dass man das auf jeden Fall im Geschichtsunterricht tun kann und sollte! Aber gleichzeitig muss man sehr sorgfältig die richtigen Untersuchungsmethoden erarbeiten, sonst produziert man ein Ergebnis, dass zwar hinkt, aber noch lange kein Vergleich ist.


    Zuerst wäre es sinnvoll, die Schüler definieren zu lassen, welche Eigenschaften erfüllt sein müssen, soll eine andere kulturelle Ausformung in die Kategorie "Gladiatorenkampf" fallen. Denkbar wären z.B. Gewalt zur Unterhaltung, Unterhaltung beim Publikum, reale Gewalt, Verletzung und Tod sind Ziel, kommerzielle Vermarktung, soziale Aufstiegsmöglichkeiten, Teil des Strafsystems, politische Instrumentalisierung etc. pp. Da ließen sich eine ganze Bandbreite von Ansätzen finden, mit denen man bei anderen kulturellen Phänomenen Gemeinsamkeiten und Unterschiede festmachen und dann zu einer rationalen Entscheidung kommen kann, ob eine Vergleichbarkeit vorliegt oder nicht...


    Man könnte durchaus in einer Einleitenden Phase die Schüler danach fragen, wo sie "moderne" Gladiatorenspiele zu sehen meinen. Da kämen wahrscheinlich Antworten wie Freefighting, Fußball, Actionfilme und vielleicht sogar auch "perverse Killerspiele". Sind die Kategorien und Untersuchungsmethoden dann erarbeitet, könnten ein kategorialer Vergleich vorgenommen werden. Ich glaube allerdings, dass "Ballerspiele" sich dann letztlich als nicht wirklich vergleichbar erweisen. "Irgendwas mit Leute umbringen" ist kein ausreichender gemeinsamer Grund.


    Ach ja, "niedere Motive". Bei der analytischen Betrachtung historischer Phänomene sollte eine subjektive Wertung zunächst tunlichst außen vor bleiben: sine ira et studio! Erst nach der Sicherung der Befunde, wird dies Teil der historisch-ethischen Wertung, nicht vorher! Die persönliche Meinung, dass sowohl Killerspiele als auch Gladiatorenkämpfe moralisch verwerflich sind, darf auf keinen Fall Aspekt des kategorialen Vergleichs werden und man darf so etwas auch auf keinen Fall seinen Schülern als Methode beibringen!


    Zu einem Untersuchungsaspekt könnte Moral nur dann werden, wenn man ethisch-moralische ihrerseits historisiert und zum Gegenstand eines Vergleichs macht, also diskurshistorisch arbeitet. Meiner Erfahrung nach überschreitet das allerdings das Abstraktionsvermögen der meisten Schüler. (Und ich bin schon dem einen oder anderen Lehrer begegnet, dem dieses Konzept zu hoch war.)


    Nele

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