Sehr spezielles "Problem" - öffentliches Hobby (Musik)

  • Ich würde alles rausnehmen, was irgendwie "falsch" verstanden werden könnte. Stell dich drauf ein, dass du vor der Einstellung gegoogelt wirst. Nicht von deinen Schülern, sondern von denen, die in der Auswahlkommission sitzen...

  • Ja da muss ich durch.


    Wenn ich mir die ganzen Fälle anschaue, bei denen Lehrer wegen ihrer "privaten" Belange versetzt, suspendiert etc. wurden, wird mir einfach ganz anders. Dieser Ethiklehrer mit seiner Metalband, als wiederholtes Beispiel. Dann kann ich nicht glauben, dass es für mich keine Folgen hat. Was wiederrum mein gesamtes Studium in Frage stellt.


    Ich werde es nicht schaffen, sämtliche Inhalte zu löschen und wenn in 5-6 Jahren dann plötzlich ein sexistischer, vulgärer (ficken, bitches, blasen, blabla) - Rap-Text aus meiner Jugend auftaucht, weil Schüler (SEK1, 10 - 16 Jahre) eben großes Interesse zeigen an der "guten" Musik, weiss ich nicht, wie die Öffentlichkeit das aufnimmt, wie der Staat damit umgeht, die Eltern, die Medien usw. Weil dann hat der Lehrer der Schule XY mal gesagt, dass er "Rapper wegballert und Bitches fickt und Schlampen" und so weiter.
    Heute muss ich selbst drüber lachen, es war eine Jugendphase, es war Musik. Vorallem, da ich musikalisch eher gute Laune-Songs singe, Baladen über Liebe, Vertrauen oder einfach nur kopfnickender-nach-vorne-gehender-Sound. (Und eben das mit den PC-Spielen.)
    Mir fehlt da, trotz eurer tollen Tipps, jegliche Grundlage, wie ich mich verhalten soll. Weil ich habe, trotz Privatvergnügen, eine "besondere" Stellung als Lehrer.
    Ich möchte dieses Hobby eigentlich auch nicht verstecken, weil ich es auch gut im Unterricht einsetzen könnte (Deutschunterricht, Rap, Lyrik, Gesang etc.).


    Ich habe jedoch wirklich Angst: egal wie gut und professionell und engangiert ich bin - ich habe Angst, von allen Seiten wegen diesen musikalischen Aussagen aus meiner Jugend zerfetzt zu werden.

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaube, je größer du die Angst in deinem Kopf werden lässt, desto mehr bestimmt sie dein Leben. Du kannst jetzt prophylaktisch den Job aufgeben und was anderes machen.
    Oder Augen zu und durch - und erstmal einfach nicht mehr dran denken. Und dann mit dem umgehen, was eben kommt. WENN es kommt. So viel Bedeutung, wie du denkst, haben wir Lehrer oft nicht im Schülerleben. Und guten Lehrern verzeihen die Schüler eh quasi alles. Daran könntest du arbeiten. Alles andere halte ich für Zeitverschwendung.

  • Ich glaube, je größer du die Angst in deinem Kopf werden lässt, desto mehr bestimmt sie dein Leben. Du kannst jetzt prophylaktisch den Job aufgeben und was anderes machen.
    Oder Augen zu und durch - und erstmal einfach nicht mehr dran denken. Und dann mit dem umgehen, was eben kommt. WENN es kommt. So viel Bedeutung, wie du denkst, haben wir Lehrer oft nicht im Schülerleben. Und guten Lehrern verzeihen die Schüler eh quasi alles. Daran könntest du arbeiten. Alles andere halte ich für Zeitverschwendung.


    Du hast Recht. Ich kann sagen: die Angst wird genährt durch "was eben kommt, WENN es kommt"... Aber es ist etwas Grundsätzliches: mit Schülern, Kindern, Jugendlichen kann ich problemlos darüber sprechen. Da kann ich klar und deutlich sagen, wie ich heute darüber denke, dass ich mich heute nicht mehr so ausdrücken würde oder eben Klartext, was der Scheiss eben sollte ;).



    "Was eben kommt" darf aber keine berufliche Einbahnstraße sein und das ist es, was mich wirklich beschäftigt.
    "Und guten Lehrern verzeihen die Schüler eh quasi alles.", ja das stimmt :). Aber es geht ja um alle anderen drum rum :)


  • Die einzige Alternative ist, den Job sein zu lassen.
    Ziehst du das ernsthaft in Erwägung?


    Das hab ich mich auch gerade gefragt. Angenommen, alle hier hätten geschrieben: "oh mann, solche Wörter hast du gesungen?! den Job kannst du vergessen, das ist viel zu gefährlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Lieder a) jemand findet, b) dich damit in Verbindung bringt und daraus c) ein astreines Dienstvergehen schmiedet ist so enorm groß, ich würds nicht machen! Werd Schlosser!"


    Würdest du dann auch wochenlang grübeln?


    Entweder, du willst Lehrer werden, dann studiere Lehramt. Oder du willst eigentlich was anderes machen (z.B. weil sich der Beruf nicht mit deinen Zielen im Umgang mit Jugendlichen verbinden lässt oder weil du unter massiven Ängsten leidest), dann mach was anderes. Mich beschleicht nämlich langsam der Eindruck, dass du ein anderes Problem hast, als die Musik, die du mit 16 gemacht hast.


    Viel Erfolg jedenfalls, welche Entscheidung du auch immer triffst.

  • Die einzige Alternative ist, den Job sein zu lassen.
    Ziehst du das ernsthaft in Erwägung?

    Nein. Das wäre mehr als falsch.


    Jedoch fehlt mir wohl ein staatliches Machtwort : "Wenn Sie sich davon distanzieren, ist alles okay. Fürchten Sie sich nicht!".


    Oder so ähnlich ;)

    • Offizieller Beitrag

    Das wirst du hier halt nicht kriegen können.


    Warts einfach ab. Vielleicht war die ganze Aufregung umsonst, weil nie was passiert.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Oh, wenn ermöchte: Clyde, fürchten Sie sich nicht!


    Aber im Ernst... Schüler reden über Lehrer,klar, Lehrer haben ein Privatleben, klar, manchmal gibt es bei diesen beiden Tatsachen Schnittmengen, das muss man als Lehrer aushalten!
    Als Schülerin fand ich es schlimmer, dass ein Lehrer auf FDP-Wahlplakaten in der ganzen Stadt verteilt hing als dass ein anderer mit der Gitarre und linken Liedern nachmittags in der Fußgängerzone saß. Geredet haben wir über beide und ich weiß bis heute nicht, wie viel sie davon mitbekommen haben.


    Steh drüber, sei authentisch und werde, was du sein möchtest: Ein guter Lehrer!

  • Entweder, du willst Lehrer werden, dann studiere Lehramt. Oder du willst eigentlich was anderes machen (z.B. weil sich der Beruf nicht mit deinen Zielen im Umgang mit Jugendlichen verbinden lässt oder weil du unter massiven Ängsten leidest), dann mach was anderes. Mich beschleicht nämlich langsam der Eindruck, dass du ein anderes Problem hast, als die Musik, die du mit 16 gemacht hast.

    Ich will und werde! :) Ein anderes Problem? Beziehst du dich auf die Ängste? Eine Charakterschwäche? Du könntest Recht haben. Irgendwann wird es zum Selbstläufer wenn man sich nicht reflektiert, seine Gedanken sortiert und Klartext "denkt". Da drücken sich Wahn, Paranoia und unrealistische "Was wäre wenn"-Szenarien die Klinke in die Hand.
    Mein "guter Lehrer werden"-Vorsatz kämpft mit "böser Songtext und deshalb kein guter Lehrer werden können"-Gedanken.


    Ich habe eure Kommentare sehr eindringlich rezipiert und komme zum Schluss, dass ich da durch will und es auch kann.
    (Weil es letzendlich keine Wiedergabe von verfassungswidrigem Inhalt ist, sondern "nur" spätpupertierender Gedankendurchfall)
    Gibt es für Lehrer oder "werdende Lehrer" Beratungsstellen, an die ich mich wenden könnte? Haltet ihr einen offenen Umgang mit Arbeitgeber und Behörden für förderlich?


    Viel Erfolg jedenfalls, welche Entscheidung du auch immer triffst.

    Danke!
    (auch an Prinz und Meike)

  • Haltet ihr einen offenen Umgang mit Arbeitgeber und Behörden für förderlich?


    Nein! Stichwort "schlafende Hunde".
    Übrigens: Schon das Thematisieren deines "Problems" im Internet mit deinen im Internet veröffentlichten Inhalten ist dem Vergessen-Werden im Internet wenig förderlich. :stumm:

  • Du könntest zumindest selbst die Verbreitung bzw. die Verfügbarkeit deiner Inhalte eindämmen, indem du sie sperrst, löscht oder löschen lasst.
    Das Internet merkt sich zwar alles, man kann die Sichtbarkeit aber mit entsprechender Mühe ganz gut reduzieren, indem man z.B. seinen Youtube-Kanal löscht und auch auf Google entsprechendes Material entfernen lässt.

  • Du könntest zumindest selbst die Verbreitung bzw. die Verfügbarkeit deiner Inhalte eindämmen, indem du sie sperrst, löscht oder löschen lasst.
    Das Internet merkt sich zwar alles, man kann die Sichtbarkeit aber mit entsprechender Mühe ganz gut reduzieren, indem man z.B. seinen Youtube-Kanal löscht und auch auf Google entsprechendes Material entfernen lässt.


    Es gibt dafür sogar professioealle Dienste, aber die arbeiten freilich nicht kostenlos.


  • Es gibt dafür sogar professioealle Dienste, aber die arbeiten freilich nicht kostenlos.


    Na endlich ´ne sinnvolle Investition - diese Studentenparties sind mir auf Dauer einfach zu anstrengend und teuer :P

  • Ich find's krass, dass dich das seit mindestens sieben Monaten so umtreibt. Ich hab' jetzt wirklich mal in zwei der oben verlinkten Titel reingehört. Da geht's um Pizza, Sofas, gute Internet-Leitungen. Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass so etwas für dich negative Konsequenzen haben könnte. Und bezüglich der älteren Sachen: Wenn du alle deine eigenen Uploads löscht, dann wird nie jemand was von dir finden, es sei denn du bist ähnlich prominent wie Azad, Haftbefehl und co. Zigtausend Künstler versuchen, ihre Sachen so weit wie möglich zu verbreiten. Deine Sachen werden nicht so einzigartig sein, dass sie zum Selbstläufer werden. Selbst wenn: Dass du vor sechs, sieben Jahren mal "ficken" gerappt hast, wird dich nicht deinen Job kosten.

  • "Ficken" ist Teil meines aktiven Wortschatzes - hat mir in 12 Jahren Lehrersein auch nicht geschadet.

  • Ich find's krass, dass dich das seit mindestens sieben Monaten so umtreibt.

    "Krass"? Ich finde das fast schon pathologisch. Wenns nicht besser wird, sollte unser expliziter Lyriker sich professionelle Hilfe suchen - von alleine aus solchen Gedankenkarussells zu finden, ist ab einem gewissen Stadium fast unmöglich.




    Viele Grüße
    Fossi

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Ich habe eure Kommentare sehr eindringlich rezipiert und komme zum Schluss, dass ich da durch will und es auch kann.


    Das, wo Du "durch" must, existiert nur in Deinem Kopf. Das sollte vielleicht die erste Einsicht sein, die Du gewinnst.




    Viele Grüße
    Fossi



    PS. Ich bin gestern an einem Verkehrsunfall vorbeigekommen. Der Polizist, der die Straße sicherte, trug Rastalocken, Ohrring und Vollbart - die Zeiten haben sich eben sogar in Bayern geändert!


    PPS. Ich glaube auch nicht so recht an das flächendeckende "googeln" von Bewerbern; weder in der freien Wirtschaft noch in öffentlichen Stellen. Das ist so unglaublich zeitraubend und (sobald jemand einen nicht völlig ungewöhnlichen Namen trägt) wenig zielführend, dass jede Personalverantwortlichen die Zeit dafür zu schade sein dürfte, zumindest solange es nicht um hochdotierte Leitungsstellen geht.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    Einmal editiert, zuletzt von fossi74 ()

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