Grundschullehramt und eher introvertiert?

  • Hallo :)


    Ich bin 19 Jahre alt, habe dieses Jahr Abitur gemacht und habe mich für Grundschullehramt beworben und wurde auch angenommen.
    Ich wollte vor ungefähr einem Jahr mal Grundschullehrerin werden, habe die Idee aber wieder verworfen. Nun hatte ich das Gefühl, mich bewerben zu müssen, habe aber ehrlich gesagt nicht gedacht, dass ich angenommen werde (Abinote 2,3). Es ist nicht so, dass ich keine anderen Pläne hatte. Ich wollte Soziale Arbeit studieren, aber erstmal ein Jahr Pause.
    Ich zerbreche mir seit nun einem Monat den Kopf darüber, ob ich Grundschullehramt wirklich studieren möchte. Ich habe noch kein Orientierungspraktikum gemacht, was die ganze Lage natürlich nur komplizierter macht.
    Es gibt so viele Dinge, die mich zweifeln lassen.


    Ich bin von meiner Persönlichkeit her introvertiert, wie stark, kann ich nicht beurteilen. Ich kann wildfremde Personen auf der Straße ansprechen; wenn mich etwas interessiert, dann kann ich auch darüber reden. In der Schule war meine Beteiligung am Unterricht eher mau, außer im letzten Schuljahr. Anfangs musste ich mich zwar überwinden, aber dann habe ich mich immer öfter gemeldet, allerdings musste ich mir dann recht sicher sein bei dem, was ich sage. Aber im Großen und Ganzen bin ich introvertiert. Ich bin lieber Zuhörer und Fragesteller. Und ich hasse Referate - also, wenn ich vor vielen Menschen frei sprechen muss und dabei von allen Seiten beobachtet werde. Um ein freies, dann aber gutes, Referat zu halten, habe ich, wenn es zeitl. möglich war, ein 10-minütiges Referat fünf Stunden vorher geübt. Trotzdem hatte ich oft mind. einen Black-Out während des Referats. Ich habe lieber alleine an Arbeitsaufträgen gearbeitet und bei Gruppengesprächen/-diskussionen (privat und schulisch) bin ich es umgangen, meinen Beitrag zu leisten.Vor meinem mündl. Abi in Religion hatte ich mind. fünf mal Durchfall und auch ganz allgemein hatte ich vor vielen Prüfungen Durchfall. Ich nehme mal an, dass ich Prüfungsangst habe. Dazu kommt noch, dass ich nicht wirklich gut im Erklären bin. Oft habe ich Dinge selbst verstanden, konnte sie aber nicht in Worte fassen. Das klingt jetzt alles wahrscheinlich sehr hart.


    Weitere Punkte:
    -Aussprache meines 'R's
    -Biologie als UF --> mit einigen Dingen kann ich mich absolut nicht identifzieren, manches interessiert mich gar nicht --> evtl. müsste ich mich dann durch das Studium durchquälen
    -Deutsch und Mathe sind nicht unbedingt meine Lieblingsfächer, aber ich denke, dass ich die als Didaktikfächer schaffen müsste --> später unterrichtet man die Grundlagen, die ich natürlich wichtig finde


    Was mir Hoffnung gibt, ist, dass ich gut mit Kindern umgehen kann (das ist jetzt wahrscheinlich sein suuuuper Argument). Ich habe zwei Geschwister (3 Jahre), mit ihnen mache ich sehr viel und denen erkläre ich natürlich auch viele Dinge, aber das ist eine ganz andere Situation. Ich war als Leiterin bei Jugendfreizeiten dabei und die Aufgabe hat mir immer Spaß gemacht.


    Eigentlich müsste ich mir jetzt selbst beantwortet haben, ob ich GS-Lehramt studieren sollte oder nicht. Und es gab jetzt auch schon so viele Momente, in denen ich mir gesagt habe: Nein, das passt nicht zu mir.
    Nur dann kommt der Druck von außen, fast alle sagen mir, ich soll es studieren. Ich weiß, wie sehr sich meine Eltern freuen würden. Eine Freundin meinte, dass es sehr gut zu mir passt. Aber die meisten kennen mich und meine Persönlichkeit nicht wirklich. Ein guter Freund/Bekannter, der weiß, dass ich ein Intro bin und so pansiche Angst vor Referaten habe, meinte, dass es evtl. nicht so gut wäre. Und dann denke ich mir natürlich noch gutes Gehalt, gute Arbeitszeit (man kann sie sich gut einteilen, also recht familienfreundlich) und der wichtigste Punkt: Ich weiß nicht, ob es vor einer Klasse mit jüngeren Kindern auch so schlimm für mich ist oder ob es mir Spaß macht.


    Wieso ich mich beworben habe? Entweder Schicksal (ich habe mich nur in einer Stadt beworben und habe es sowohl in Bio als auch GS-Pädagogik durch das 2. Auswahlverfahren geschafft) oder mein Unterbewusstsein, das wusste, dass meine Mutter stolz wäre, weil sie nie Grundschullehrerin werden durfte, es aber gerne gemacht hätte.


    Ich möchte meine Entscheidung später nicht bereuen, deswegen will ich nicht zu schnell handeln, aber ich sollte mich mal langsam entscheiden, weil ich keinem den Platz wegnehmen will.


    Ich würde mich unglaublich freuen, wenn jemand etwas dazu beitragen könnte, der diesen überlangen Text auch gelesen hat. Danke :)

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  • Danke, das schau ich gleich mal an!
    Habe auch das Buch von ihr, das ich allerdings noch nicht richtig gelesen habe.

  • Ich will das jetzt nicht so ausführlich machen. In Kurzform: Du bist erst 19, was Du jetzt noch nicht gut kannst, kannst Du bis in sieben, acht Jahren gelernt haben. Du bist auch sehr selbstkritisch. So entdeckst Du an Dir "Mängel", die anderen gar nicht auffallen. Andere haben die auch, bemerken sie aber gar nicht oder machen sich aber keinen Kopf drüber und kommen so leichter klar als Du.

  • Hallo,
    ich muss gleich zum Elternabend, deshalb kann ich jetzt auf die Schnelle nur kurz antworten.
    Vieles was du beschrieben hast kenne ich von mir. Ich habe Referate immer gehasst, mich in Diskussionen zurückgehalten und am Ende des Schuljahres kannten einige Fachlehrer meinen Namen noch nicht...
    Trotzdem bin ich Grundschullehrerin geworden und ich bin es supergerne. Niemals (besser: fast niemals) habe ich meine Berufswahl bereut.
    Das hört sich jetzt blöd an, aber man wächst mit seinen Aufgaben. In der Arbeit mit den Kindern bin ich völlig locker und selbst Elternabende (wie gerade heute) schaffe ich ohne große Aufregung.
    Im Kollegium kann ich mich bei Konferenzen und Dienstgesprächen aktiv beteiligen und sage meine Meinung manchmal eher zu schnell.
    Da kannst du dich sicher entwickeln. Das Wichtigste ist jedoch, dass du die Arbeit mit den Kindern magst.
    Mein dringender Rat an dich ist, dir so schnell wie möglich ein Praktikum zu besorgen und dich ein bischen in der Arbeit mit den Grundschulkindern auszuprobieren. Ohne diese Erfahrung kannst du keine sichere Entscheidung treffen. Nimm dir die Zeit!
    Alles Gute Tootsie

  • Von dem, was du beschreibst, bin/war ich glaube ich fast noch introvertierter als du. Ich kann bis heute nur schwer auf fremde Personen zugehen und meine Meinung zu sagen fällt mir auch nicht immer leicht.


    ABER: Ich habe vor dem Studium freiwillig ein Praktikum gemacht und war auch während des Studiums ehrenamtlich und angestellt an Schulen aktiv. Meine ruhige Art kam meistens ganz gut an und ich habe mich seeehr weiterentwickelt. Nächste Woche beginnt mein Ref und Angst / Unsicherheit, vor neuen Klassen zu stehen, verspüre ich kaum noch. Ich war mir allerdings auch von Anfang an sicher, dass ich UNBEDINGT Grundschullehrerin werden wollte und habe sukzessive an meinen "Schwächen" gearbeitet. Mit den Kindern komme ich gut klar, auch auf Kollegen und Eltern kann ich inzwischen gut zugehen. Weil ich weiß, dass es dazu gehört und mich immer wieder "zwinge", mich zu überwinden, weil ich meine Arbeit "gut" machen möchte. Und es wird immer leichter.


    Mach auch freiwillige Praktika, hilf mit, wenn es sich anbietet, verbringe einfach mehr Zeit in der Schule, als die Uni es vorsieht (wenn du es einrichten kannst). Wenn du es wirklich möchtest und dich insgesamt wohl fühlst mit den Kindern, wird sich alles andere finden. Wille und Ehrgeiz werden so wachsen, dass du in den entscheidenden Situationen deine Introvertiertheit überwinden kannst.

  • Danke, das schau ich gleich mal an!
    Habe auch das Buch von ihr, das ich allerdings noch nicht richtig gelesen habe.


    Ich habe das Buch auch und es sogar schon gelesen. Ich würde mich auch nach fast zwanzig Jahren in dem Beruf als Lehrer als introvertiert bezeichnen und pflege besonders die guten Eigenschaften dieses Introvertiertseins. Dass ich einmal vor vielen Leuten freie Reden halte, hätte ich auch nie für möglich gehalten. Es war der berühmte Sprung ins kalte Wasser.


    Bedenklicher finde ich, dass du mit den ganzen Fächern nicht viel anfangen kannst.

  • "Introvertiert" klingt so nett schüchtern. Du hast aber massive Ängste vor Kritik und Bewertung und musst durch Praktika, Staatsexamen, Referendariat, Stress mit Kollegen UND Konflikte mit Kindern durch. Wenn du glücklich werden willst,
    reicht es nicht aus, mal ein nettes Buch zu lesen oder einen Yippieyeah-Workshop zu besuchen. Außerdem frage ich mich, aus welchem Grund du Lehrer werden willst? ich sehe nur einen einzigen:


    dass meine Mutter stolz wäre, weil sie nie Grundschullehrerin werden durfte, es aber gerne gemacht hätte.

    und genau das hält deine Ängste aufrecht.


    Ich würde an deiner Stelle ein Auslandsjahr machen oder sonstwas ganz anderes, in eine Beratungsstelle/ zum Therapeuten gehen und eine Zeit lang gute Therapiesitzungen in Anspruch nehmen.


    Sorry, vielleicht etwas direkt, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, wie hart man kämpfen muss, um das Leben eines selbstbewussten Menschen zu führen, wenn man aus einer schwierigen Familie kommt. Wenn ich den Job und die Fächer in meinem Job und die ganzen Kinder mit ihren Besonderheiten nicht verdammt lieben würde, wär ich schon längst in der Klappse bei all dem Stress drumrum :P


    Also: entschuldige dich nicht, dass du lebst und irgendjemand vielleicht leider den Studienplatz wegnehmen könntest und hör auf, nach "compliments zu fishen". Widersprich mal, sag uns in einem Satz, warum du eine verdammt gute Lehrerin wirst und dann wirst du selbst wissen, was das Richtige ist.

  • Bedenklicher finde ich, dass du mit den ganzen Fächern nicht viel anfangen kannst.


    Ja, den Gedanken hatte ich auch. Mathe ist auch für Grundschullehramt meines Wissens nicht ohne.


    Es ist aber in jedem Studium so, dass es zähe Phasen und uninteressante Themen oder einfach öde Vorlesungen gibt. Und Sachen, die schwer sind. Das allein sollte einen von nichts abhalten.


    Ich möchte nur noch ein paar Dinge zu bedenken geben: Hier schreiben natürlich Lehrer, die oftmals schon eine Weile im Job sind. Wären sie während des Studiums ausgestiegen (oder später), wären sie nicht mehr hier. Von daher herrscht hier eine gewisse Parteilichkeit.


    "Introvertiertheit" ist auch so eine Schublade ... sind wir nicht alle froh, dass nicht alle Lehrer extravertierte Partylöwen sind? Das wäre doch für alle Teile unaushaltbar! Von solchen Bedenken würde ich mich nicht abschrecken lassen. Du bist erst 19, du hast noch so viel Entwicklungspotential. An deiner Prüfungsangst musst du so oder so arbeiten, egal, was du später machst, Prüfungen werden mit Sicherheit dabei sein.


    Und dann: Niemand kann dir garantieren, dass du eine Entscheidung bereust, egal, wie gut du dich vorher informierst und wie lange du überlegst. Letztlich musst du dich so entscheiden, wie es sich für dich im Moment gut anfühlt. Mehr kannst du nicht machen. Es passiert, dass man Entscheidungen trifft, die man im Nachhinein bereut - aber der Fehler ist eher, sich das vorzuwerfen. Man weiß nie, wie ein anderer Weg ausgegangen wäre.


    Wobei du schon gut erkannt hast, dass die Gefühle deiner Mutter ein eher schlechtes Entscheidungskriterium sind - es ist ja *dein* Leben.


    Du machst das schon richtig - du denkst nach und diskutierst. Irgendwann hast du die Lösung. Viel Erfolg!

  • Also ich kann dir auch nur sagen, dass ich auch ziemlich introvertiert war. Ich hatte damals sogar Angst mit dem Bus zu fahren, weil ich mich nicht getraut habe, den Busfahrer wegen des Tickets anzusprechen.
    Auch heute bin ich noch nicht so offen, dass ich gleich auf alle zugehe und Kontakte schließe. Ich warte lieber ab, beobachte und versuche erstmal einen Überblick zu bekommen. Und dann kann ich auch meistens sehr schnell einen guten Kontakt zu den Kollegen aufbauen. Das gelang mir zumindest an meinen letzten Schulen ziemlich gut, dass ich schnell den Kontakt zum Kollegium fand :)


    Ich denke, am wichtigsten ist es, dass du mit den Kindern umgehen kannst. Bei mir war das zum Beispiel so, dass der Unterricht sehr auch an der Persönlichkeit des Lehrers hing. So flippige Lehrer mochte ich gar nicht und die haben mich eher eingeschüchtert. Bei Lehrern, die zwar eher introvertiert waren aber dennoch aufgeschlossen, konnte ich gleich viel besser mitarbeiten. Und wenn die Kinder mit dir klar kommen, dann klappt das auch mit dem Stoff und dem Unterricht.
    Ich habe in Sachunterricht auch so das eine oder andere Thema, das mir nicht liegt. Aber ich denke mir dann, dass ich auch meine Kollegen habe, mit denen ich dann auch darüber reden kann und die mir dann auch helfen.


    Und was die Ängste betrifft: Ich hatte totale Angst vor meinen ersten Elternsprechtagen. Ich war neu an der Schule, Vertretungslehrerin und sollte dann auch noch gleich nach 2 Monaten die Elternsprechtage durchführen und den Eltern meiner Klasse mitteilen, wie sich ihr Kind denn so im ersten Schuljahr gemacht hat und wie die Aussichten für's 2. Schuljahr sind. Das war eine ziemlich Herausforderung, der ich mich aber stellen musste. Ich war ziemlich nervös und aufgeregt, aber es gab dann sogar Eltern, die mir sagten, dass sie das toll finden, so wie ich das mache und dass sie mich sehr souverän finden. Das war für mich richtig toll, denn ich hatte eher das Gefühl, dass ich das gar nicht so gut mache!


    Ich kann Tootsie nur beipflichten: Du wirst mit deinen Aufgaben wachsen. Im Moment bin ich zum Beispiel ziemlich nervös, weil ich nächste Woche meine feste Stelle antrete und eine vierte Klasse übernehme. Da gehen mir auch so einige Gedanken durch den Kopf, die sich viel aber auch darauf beziehen, ob ich denn überhaupt die Lehrerin vorher gut ersetzen kann, mögen mich die Kinder oder nicht, bin ich vielleicht beliebter und sowas alles.
    Aber ich rede viel zu viel und habe das Gefühl, dass es langsam Off-Topic wird.


    Du kannst ja auch mal überlegen: Gibt es denn einen anderen Beruf, den du gerne machen würdest? Also, den du noch lieber machen würdest als Grundschullehrerin? Und kannst du dir vorstellen, das dein Leben lang zu machen? Wie ist dein Bauchgefühl dabei? Hüpft dein Herz, wenn du daran denkst oder wird dir eher flau im Magen? Mache das, wo du dich im Moment glücklicher fühlst.


    Ich wollte zum Beispiel schon seit der Grundschule Lehrerin werden - auch wenn meine damals beste Freundin gesagt hat, das könnte ich nie werden, weil ich nicht selbstbewusst wäre und mich nicht durchsetzen könne. Für mich kam aber nie etwas anderes in Frage, ich kann mir gar keinen anderen Beruf für mich vorstellen. Auch heute nicht. Aber abgesehen davon: Ich konnte mir auch nur Grundschullehramt für mich vorstellen ;)


    Aber wovon ich dir abraten würde: Das nur zu machen, weil deine Mama das nicht gekonnt hat und du sie damit stolz machen würdest. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ihr eher schlecht geht, wenn sie sieht, dass du nicht glücklich bist und du dich in deinem Beruf nicht wohlfühlst. Du solltest das machen, was DU möchtest und wo du dich wohlfühlst. :)


    Ich habe ziemlich viel geschrieben und ich hoffe, dass es dir ein bisschen hilft. Ich glaube teilweise ist es auch das, was die anderen schon geschrieben haben... Aber ich wollte dir auch von meiner Erfahrung berichten ;)


    Ich wünsche dir viel Erfolg und dass du den richtigen Weg für dich findest! :top:

  • Ich habe zwar nicht etwas wirklich Neues beizutragen, fühle mich aber auch von Deinem Beitrag angesprochen.


    Ja, man kann durchaus mit seinen Aufgaben wachsen.
    "Ich war als Leiterin bei Jugendfreizeiten dabei und die Aufgabe hat mir immer Spaß gemacht." Das hört sich doch schon mal gut an. Mach unbedingt ein Praktikum in einer Schule und wenn es nur für Dich für eine Woche ist. Frag den Lehrer/die Lehrerin, ob Du auch mal eine Stunde etwas ausprobieren darfst. Das gibt Dir auch noch mal eine Vision, wie es sein könnte. Überhaupt, Arbeit mit Kindergruppen, in einer Hausaufgabenhilfe, in Sprachschulen und Co, das könnte Dir eine Orientierung geben.


    Das mit den Referaten und so... das ist ganz unterschiedlich. Es gibt keine Garantie, ob Dir freies Sprechen vor Eltern und Schülern liegen wird, aber wirklich viele, denen das schwer fiel, entwickeln sich noch und meistern das dann. Da kannst Du von der Tendenz eher zuversichtlich sein.
    In manchen Bereichen war ich auch einmal recht "introvertiert", aber Elternabende und Co meistere ich ohne jede Aufregung, ich weiß, dass ich Fragen kompetent beantworten kann und eine prinzipiell eher "zurückhaltendere Art" muss nicht verkehrt sein, damit kann man auch weit kommen. Ich denke mal, dass der Link, den hier jemand gepostet hat in diese Richtung zielt, auch wenn ich ihn mir nicht angesehen habe. In Sachen Referate war es sehr heilsam, dass ich im 1. Semester ins kalte Wasser geschmissen wurde. Ein Referat mit 2 Mitstreitern vorm größten Hörsaal der Uni auf Englisch. Ich wollte es, das Thema hat mir Spaß gemacht und dann ging es auch. Mit Adrenalin, aber erfolgreich. Das ist der Punkt, wenn Du hinter der Sache stehst, wirst Du diese Unsicherheit überwinden, mildern, in etwas anderes umwandeln.


    Die Fächer im Studium sollten Dir aber schon liegen, denn da wirst Du schon tief in die Materie eintauchen. Ich finde, dieser Gedanke, dass man es ja "nur für das Grundschullehramt" macht, trifft kaum je zu, denn um bei den Schülern einen guten Start, eine gute Basis zu legen, muss man die Materie gerade sehr gut verstanden haben. Obwohl man dann als Grundschullehrer später mit der entsprechenden Erfahrtung dann oft auch eine Menge nicht-studierte Fächer unterrichtet, da wächst man dann auch noch hinein.




    Was aber ganz ungünstig ist, wenn Du Druck bekommst von Außenstehenden, oder wenn Du den Lebenstraum deiner Mama verwirklichen "sollst" oder "möchtest". Das ist absolut keine Grundlage. Das spürst Du aber (glaube ich) auch selbst. Die Ausbildung/das Studium sollte Dir liegen, Deine Neugier wecken und Dir auch ein wenig Spaß bereiten. Klar ist mal ein Teilbereich des Studiums vielleicht nicht Dein Lieblingsbereich und vielleicht muss man sich auch mal durch eine Veranstaltung zwingen, aber so im Großen und Ganzen... Nur wenn Du zum Schluss kommst, dass Du es probieren magst, dass Du es eigentlich möchtest, aber noch einen mutigen Schritt nach vorne machen musst, dann soltest Du es machen.


    Die Alternative, Dir Dir im Kopf schwebt, solltest Du auch noch etwas durchdenken, denn Du hattest sicher Gründe, warum Du Dir diese Fachrichtung vorstellen könntest. Welche waren/sind das? In welche Richtung würdest Du denn mit der sozialen Arbeit gehen wollen? Jugendarbeit? Familienhilfe? Oder...?
    Wenn Dir das mehr zusagt, ist das doch auch eine vollkommen legitime Wahl und in manchen Bereichen auch mit Schnittstellen zur Schulpädagogik, jedenfalls wenn man seine Schwerpunkte so setzt. Auch in diesem Bereich würdest Du noch eine Entwicklung durchmachen, auch in dem Bereich, der Dir Angst macht. Du hältst zwar keine "Referate" im Berufsleben, aber musst im Studium auch durch Prüfungen und im Beruf mit Menschen sprechen, auch in schwierigen Situationen, vielleicht auch mal eine Teamsitzung leiten oder Menschen aus verschiedenen Bereichen an einen Tisch holen. Aber Du wirst dann, wenn das die richtige Richtung für Dich sein sollte, das entsprechende Wissen und den entsprechenden Hintergrund haben.

  • Erstmal danke für die ganzen Beiträge! Sie sind auf jeden Fall hilfreich und ich weiß nun, dass meine Introvertiertheit mir nicht unbedingt im Weg stehe muss, wenn ich nur genug Willen zeige :)

    Ich will das jetzt nicht so ausführlich machen. In Kurzform: Du bist erst 19, was Du jetzt noch nicht gut kannst, kannst Du bis in sieben, acht Jahren gelernt haben. Du bist auch sehr selbstkritisch. So entdeckst Du an Dir "Mängel", die anderen gar nicht auffallen. Andere haben die auch, bemerken sie aber gar nicht oder machen sich aber keinen Kopf drüber und kommen so leichter klar als Du.

    Selbstkritisch.. das stimmt wahrscheinlich.


    Ich finde es wirklich sehr erleichternd, das zu lesen. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass man mit seinen Aufgaben wächst, nur ich habe mir in den letzten Tagen unendlich viel im www durchgelesen, dass ich der Meinung war, dass man es mit den Eigenschaften, die ich aufgezählt habe, sowieso nicht schaffen kann... Ich weiß, dass ich mich bestimmten Situationen recht gut anpassen kann und über mich hinauswachsen kann, nur ich vergesse das viel zu schnell.


    Ich habe heute auch schon an meiner alten Schule nachgefragt, ob ich noch im September ein Praktikum machen könnte. Zur Zeit sind ja noch Ferien, aber am 15.9. scheint die Lehrerkonferenz zu sein und die Sekräterin meinte, dass ich die Tage mein Anliegen per Email schicken soll und das dann auch in die Runde geworfen wird (so habe ich es zumindest verstanden). Ich werde dann mal versch. Schulen anschreiben und hoffe, dass ich mind. eine Woche ein Praktikum machen darf.


    Außerdem möchte ich von ganzem Herzen mit Kindern zusammenarbeiten, ich kann mir seit langer Zeit nichts anderes vorstellen. Kinder schenken mir so viel Leben, ich finde es beeindruckend, wie motiviert, wie lebensfroh sie sind, ... Wenn ich nicht an die Grundschule gehe, dann möchte ich in einem anderen Bereich mit Kindern arbeiten.

  • Zitat

    Von dem, was du beschreibst, bin/war ich glaube ich fast noch introvertierter als du. Ich kann bis heute nur schwer auf fremde Personen zugehen und meine Meinung zu sagen fällt mir auch nicht immer leicht.


    ABER: Ich habe vor dem Studium freiwillig ein Praktikum gemacht und war auch während des Studiums ehrenamtlich und angestellt an Schulen aktiv. Meine ruhige Art kam meistens ganz gut an und ich habe mich seeehr weiterentwickelt. Nächste Woche beginnt mein Ref und Angst /Unsicherheit, vor neuen Klassen zu stehen, verspüre ich kaum noch. Ich war mir allerdings auch von Anfang an sicher, dass ich UNBEDINGT Grundschullehrerin werden wollte und habe sukzessive an meinen "Schwächen" gearbeitet. Mit den Kindern komme ich gut klar, auch auf Kollegen und Eltern kann ich inzwischen gut zugehen. Weil ich weiß, dass es dazu gehört und mich immer wieder "zwinge", mich zu überwinden, weil ich meine Arbeit "gut" machen möchte. Und es wird immer leichter.


    Mach auch freiwillige Praktika, hilf mit, wenn es sich anbietet, verbringe einfach mehr Zeit in der Schule, als die Uni es vorsieht (wenn du es einrichten kannst). Wenn du es wirklich möchtest und dich insgesamt wohl fühlst mit den Kindern, wird sich alles andere finden. Wille und Ehrgeiz werden so wachsen, dass du in den entscheidenden Situationen deine Introvertiertheit überwinden kannst.

    Danke für diesen Ratschlag! Sollte ich GS-Lehramt studieren, werde ich auf jeden Fall versuchen, so viel wie möglich (zeitlich gesehen) in der Schule zu sein. Daran habe ich vorher noch nicht wirklich gedacht. Zwar habe ich das schon ein paar Mal gelesen, aber es nicht für mich in Erwägung gezogen. Ich denke/hoffe, dass man dadurch auch lockerer wird, sich an die Schule gewöhnt und später keinen allzu großen Schock im Ref. hat.


    Zitat

    Ich habe das Buch auch und es sogar schon gelesen. Ich würde mich auch nach fast zwanzig Jahren in dem Beruf als Lehrer als introvertiert bezeichnen und pflege besonders die guten Eigenschaften dieses Introvertiertseins. Dass ich einmal vor vielen Leuten freie Reden halte,hätte ich auch nie für möglich gehalten. Es war der berühmte Sprung ins kalte Wasser.


    Bedenklicher finde ich, dass du mit den ganzen Fächern nicht viel anfangen kannst.

    Das mit den Fächern.. Ich hab' heute ganz gut nachgedacht und könnte mir vorstellen, Geographie als Unterrichtsfach zu nehmen. Ich hab' mir heute den Studienverlaufsplan und das Vorlesungsverzeichnis etwas näher angeschaut und auf den ersten Blick interessiert mich der Stoff. Wahrscheinlich gäbe es trotzdem noch das ein oder andere Thema, das mich nicht unbedingt vom Hocker reißen würde, aber das ist, denke ich, normal. Zumindest kann ich mir zum jetzigen Zeitpunkt Geographie besser vorstellen als Biologie.


    Deutsch und Mathe sind bei mir sehr themenabhängig.
    Wenn ich Mathe verstehe, es kann und auch den Sinn dahinter sehe (d. h. es mir praktisch gut vorstellen kann --> Integralrechnung und Statistik fand ich z. B. super), dann macht mir Mathe unheimlich viel Spaß. Und während der Abiturvorbereitung habe ich auch gemerkt, dass ein bisschen mehr Übung viel bewirken kann. Wenn ich nicht durchblicke, dann
    verzweifel ich.
    Deutsch.. ich liebe Grammatik und Rechtschreibung, aber Aufsätze waren noch nie wirklich meins (wohl eher negativ für die Grundschule) und manchmal auch sehr lehrerabhängig, deswegen fand ich
    Deutsch größtenteils schrecklich, weil ich wusste, dass, egal, was ich mache, ich mache es falsch (das war besonders schlimm in der Oberstufe) oder eher hatte ich die Hoffnung, es diesmal besser gemacht zu haben, und trotzdem waren es am Ende immer nur 5 Punkte, auch wenn ich mich gut vorbereitet hatte.
    Kunst finde ich gut. Ich bin zwar nicht die Begabteste, aber das muss ich auch nicht sein.


    Damit ist aber nicht nett schüchtern gemeint. Schüchtern bin ich nicht, nett versuche ich zu sein,so hat man es mir zumindest beigebracht. Mit den Ängsten hast du Recht, aber ich versuche daran zu arbeiten. Manchmal ist es sehr schlimm, manchmal merke ich kaum was. Was sollte ich denn tun um glücklich zu werden?


    Inwiefern habe ich versucht, nach "compliments zu fishen"? Zumindest war das nie meine Absicht, deswegen interessiert mich, an welcher/-n Stelle(n) ich das gemacht hab :)


    Aus welchem Grund ich Lehrerin werden will? Ich möchte mit Kindern arbeiten, ihnen die Grundlagen des Lebens bestmöglich und spielerisch vermitteln. Ich möchte, dass sie Spaß am Unterricht haben und will sie so akzeptieren, wie sie sind. Und ich möchte sie während einer wichtigen Lebensphase begleiten.


    Die letzte Frage lasse ich unbeantwortet. Wenn ich Grundschullehrerin werden sollte, ja, dann möchte ich eine verdammt gute Lehrerin werden, aber ich kann dir (noch) nicht beantworten, wieso ich eine verdammt gute Lehrerin werde. Ich bin mir nichtmal sicher, ob ich Lehrerin werden will. Es war kein Kindheitstraum, ich wollte es noch nie unbedingt, deswegen brauch ich Zeit zum Überlegen und praktische Erfahrung. Bin ich deiner Meinung nach damit schon im Aus? Kann sich dieser Traum vielleicht erst noch entwickeln? Ich war vor neuen Jahren das letzte Mal an einer Grundschule, deswegen hoffe ich auf ein Praktikum, das mi evtl. Gewissheit bringt.


    Den Rest beantworte ich morgen.. Ist ganz schön viel und ich hätte nicht mit so viel gerechnet. Deshalb: Danke!
    Ich bin immer noch am Überlegen, aber die Zeit werde ich mir auch nehmen.

    Einmal editiert, zuletzt von reginax3 ()

  • In vielen Punkten, die du aufgezählt hast, erkenne ich mich wieder. Ich bin auch eher zurückhaltend.
    Nach meinem Abi vor einem Jahr wollte ich ein FSJ machen und bin dann eher zufällig in einer Grundschule gelandet und jetzt möchte ich auch Grundschullehramt studieren.
    Ich würde dir raten auf jeden Fall längere Zeit ein Praktikum in einer Grundschule zu machen (4 Wochen sind meiner Meinung nach zu wenig, je nachdem in was für einer Klasse du landest), dann siehst du ob es was für dich ist, und zwar bevor du anfängst zu studieren.
    Und es wäre so oder so keine verlorene Zeit, egal ob du dich dann danach dafür oder dagegen entscheidest. Und so hast du nicht jetzt den Druck und die Unsicherheit.

  • Eigentlich ist alles relevante schon gesagt, aber dieser Punkt:

    -Biologie als UF --> mit einigen Dingen kann ich mich absolut nicht identifzieren

    würde mich interessieren. Was ist denn darunter zu verstehen, dass Du Dich mit "einigen Dingen" in Bio "nicht identifizieren" kannst? Biologie ist doch keine Glaubensrichtung...




    Viele Grüße
    Fossi

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Hey :)


    Ich wollte mich nach der langen Zeit nochmal melden!
    Ich bin glücklich, den Beitrag hier erstellt zu haben, weil ich dadurch meine Entscheidung immer und immer wieder überdacht habe. Schon durch das Schreiben habe ich reflektiert.
    Zwar gab es viele Ermutigungen von Introvertierten bzw. ich bin mir nun auch sicher, dass Introvertierte das schaffen können, aaaaber es ist nicht der Beruf, den ich ausüben will.
    Deshalb habe ich meine Immatrikulation zurückgezogen und habe kurz darauf einen Job als Hilfskraft in der Mittagsbetreuung unserer Grundschule bekommen (oh wie glücklich ich war! und bin.. :) ) und es ist toll. Mir gefällt das Erzieherische, auch wenn es nicht immer einfach ist. Deswegen hoffe ich, ab nächstem Jahr die Ausbildung zur Erzieherin machen zu dürfen. Was anderes kann ich mir nicht vorstellen zur Zeit und durch diese ganze Geschichte mit Grundschul-LA etc. ist mir bewusst geworden, was ich wirklich will, auch wenn das manchmal schwer ist aufgrund mangelnder Unterstützung/Akzeptanz. Die meisten Ausbildungen sind dann doch nciht so angesehen wie viele Studiengänge, was ich auch verstehe. Aber ich weiß nun, was ich will, werde das verfolgen und bin bisher sehr glücklich :)


    Vielen, vielen Dank an alle - ihr habt mir wirklich weitergeholfen.

  • Schön, zu hören, reginax. Und schön, dass du dich noch einmal gemeldet hast und wir nun wissen, dass du dich entschieden hast. Ich wünsche dir, dass es dir gelingt!


    Es ist schwer, einen Berufsweg zu finden. Manchmal bin ich froh, dass ich nicht mehr vor dieser Entscheidung stehe.


    Um so besser, dass dir die Diskussion hier ein bisschen geholfen hat.


    Alles Gute für dich!

  • @reginax3,
    ich finde es auch toll, dass du dich nochmals meldest.
    (Nichts ist blöder als Anfragen bei denen sich die Antwortenden wirklich ins Zeug legen und sich Gedanken machen--und dann kommt keine Rückmeldung mehr.)


    Ich wünsch dir viel Glück für deinen Berufsweg!

    • Offizieller Beitrag

    Gute Entscheidung! Und es steht ja auch nichts entgegen, dass man vielleicht in ein paar Jahren doch nochmal ins Studium geht, die Erfahrungen als Erzieherin können da auch nur hilfreich sein.

  • Hallo reginax3, ich kann dem allen nur zustimmen - ich wusste nach dem Zivildienst im Seniorenheim damals auch nicht so recht, was danach kommen sollte. Deswegen habe ich die restlichen drei Monate ehrenamtlich in einer integrativen Grundschule ausgeholfen mit dem Plan im Hinterkopf, danach auf Grundschullehramt zu studieren. Genau wie du habe ich mir das aber nochmals überdacht und die Entscheidung vorangeschoben erst die Erzieherausbildung zu absolvieren. War auch eine gute Entscheidung - du wirst in den drei Jahren viel wichtiges pädagogisches Handwerkszeug erhalten und anhand von Kindern und Jugendlichen auch sehr viel über dich selbst lernen (Stichwort Reflexion wie du es schon erwähnt hast). Ohne diese ganzen beruflichen Erfahrungen (ich habe zwischenzeitlich dann auch mal im Büro gearbeitet, letztes Jahr noch ein 8-wöchiges Praktikum im Krankenhaus durchlaufen (Bereich Innere und Psychatrie) + noch ein paar andere Sachen hier und da...) wäre ich niemals (!) auf die Idee gekommen aufs Berufsschullehramt im Sozial- und Gesundheitswesen zu studieren. Ich habe ja unmittelbar täglich damit zu tun wenn ich sehe, wie viele Studenten (und der Anteil beträgt gefühlte 30-50%) sich planlos und als geringstes Übel für das Lehramtsstudium entschieden haben und es vermutlich später bereuen werden. Da fehlt meines Erachtens nach teilweise wirklich die Erfahrung außerhalb des Systems Schule und der Universität, um sich klarer darüber zu werden wo man denn überhaupt steht und wohin man will. Und das sollte vielleicht berufspraktischer Natur sein, nicht umbedingt ein bequemes FSJ in Rom...

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