IQ- Test- mein schlimmster Tag!!!

  • Zitat

    Ich habe das mit der sonderpädagogischen Förderung so verstanden, dass ein Gutachten erstellt wird, in dem die zu fördernden Bereiche des Kindes genau festgehalten werden und hernach wird ein Plan erstellt, in dem steht, wie dieses Kind ganz individuell mit seinen Stärken und Schwächen unter besonderer Berücksichtigung seiner Defizite gefördert werden kann.


    Richtig ! Genau wie Du es beschreibst "sollte" es sein ! Ich wollte Dir an unserem Beispiel nur zeigen, das das "Soll" eben aber noch nicht "Standard" ist.
    Mir wurde von der KL sehr deutlich klar gemacht wie sehr sich das "Lermaterial" bei integrativer sonderpädagogischer Förderung von den "normalen" Schülern unterscheiden wird mit Hinblick darauf das es wohl eine bessere Entscheidung wäre ein Kind direkt zur Ss zu schicken, da es ja allein durch diese Tatsache "auffallen" würde.


    Zitat

    Manchmal geht es ja nur darum ein Prinzip zu verstehen.

    Ich glaube vor dem Verstehen kommt dannn wohl auch erst einmal das Wollen/Können ! Denn wenn der Lehrer/die Schule nicht voll hinter der Integration steht wird es dem Kind wahrlich nicht mehr nützen wie eine "normale" Beschulung mit grenzwertigen Leistungen. Ich würde hier die grenzwertigen Leistungen sogar erst einmal vorziehen, als einen Schüler der nachher nur so nebenher mitläuft u. offiziell für seine Leistungen noch nicht einmal versetzt sondern einfach nur in die nächste Klassenstufe geschoben wird.


    LG Braunauge

    Wer war eigentlich Friedrich List? Er saß im Gefängnis, war Staatsfeind, Flüchtling und Asylant, und ein streitbarer Mensch noch dazu. Sein Leben beendete er mit Selbstmord.

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  • Hallo,


    in der Grundschulklasse meiner Tochter haben wir so eine Integrationsmaßnahme erlebt. Das Mädchen hatte eine spezielle Betreuerin immer zur Seite und wurde ganz gezielt gefördert. Auf diese Weise konnte sie das Klassenziel immer erreichen und besuchte nach der 4. Klasse den Gymnasialzweig einer Gesamtschule. Dort wird die Integrationsmaßnahme fortgesetzt.


    Das lag natürlich an der speziellen Art ihrer Behinderung. Kinder, die mit den Angeboten der Grundschule nicht Lesen und Schreiben lernen können, schaffen das häufig auf der Sonderschule, wo man sich ihnen sehr viel spezieller widmen kann. Sonderschuleltern habe ich immer als besonders engagiert erlebt. Sonderschullehrer sowieso.


    Grüße Enja

  • Puh, das Thema Integration ist ein schwieriges Feld. Ich als in der Integration arbeitende Sonderschullehrerin kann dieses Konzept jedenfalls nicht pauschal befürworten oder ablehnen.
    Ich habe Schüler, die sähe ich lieber an einer Sonderschule, für andere hingegen ist die Integration optimal. Das hängt wie fast alles im sonderpäd. Bereich ganz individuell an jedem einzelnen Kind und den Rahmenbedingungen. Und genauso individuell wie die Kinder sind, genauso indivduell ist meine Förderung.
    Manche Schüler können relativ problemlos im Klassenverband fast und z.T. sogar alles mitmachen. Da machen wir dann eigentlich ganz normalen Regelschulunterricht in Doppelbesetzung.
    Bei anderen Schülern geht das überhaupt nicht und sie haben permanent eine Sonderrolle inne. Trotz aller Bemühungen gelingt keine wirkliche Integration. Alles absolut vom Einzelfall abhängig....


    Tut mir leid, dass ich die Entscheidungsfindung vermutlich damit wieder komplizierter mache, aber ich kann immer wieder nur appellieren, jedes Kind, jeden Schulort und alle Rahmenbedingungen ganz individuell zu betrachten.
    Und ich kann Juttas Bedenken auch durchaus verstehen. Natürlich hat das System Sonderschule auch Nachteile. Der Grund, warum Sonderschullehrer meist darauf weniger hinweisen als auf die Vorteile, ist allerdings oft eher der, dass die Nachteile im Gegensatz zu den Vorteilen bekannt sind.


    Und Jutta, deine momentane Gefühlssituation ist übrigens völlig normal. Wenn man sachlich über das Thema redet, wird das leider oft vergessen: Aber natürlich ist es für die Eltern schwierig, das Defizit ihres Kindes überhaupt einmal zu akzeptieren. Und nicht gerade einfacher wird es, wenn man das getan hat und dann lernen muss, mit den ganzen Unsicherheiten umzugehen und Entscheidungen zu treffen.
    Das ginge mir selbst als Elternteil nicht viel anders.
    Davon abgesehen: Wer geht denn schon den steinigen Weg mit vielen Hindernissen lieber als den schönen ausgelatschten breiten Pfad?


    Dennoch musst du bei allen Schwierigkeiten versuchen, einen gewissen Optimismus zu wahren und immer das Positive im Blick behalten. Du wirst in dieser schwierigen Situation wachsen und genauso dein Kind, solange du nicht den Glauben an es verlierst.
    Wie stark du wachsen wirst und vor allem in welchen Bereich liegt aber natürlich ganz bei dir. Vielleicht wächst du, in dem du das Gerede im Dorf Gerede sein lässt? Vielleicht wächst du auch dabei, für dein Kind einen Förderort zu erkämpfen, der dir besser zusagt als die Möglichkeiten, die auf der Hand liegen?


    Versuche möglichst alles, was du erfährst, gegeneinander abzuwägen und versuche dann den Weg rauszufinden, den du glaubst, meistern und am Ende das Beste für dein Kind herausholen zu können.
    Das ist mit Sicherheit nicht einfach, aber wie auch Laempel schon gesagt hat, manches wird im Laufe der Zeit auch klarer, weil man sich weiterentwickelt. Vielleicht kann ab und an der Blick zurück ja auch stärken, wenn man sieht, wieviele man von den großen Brocken, die auf dem Weg lagen, schon überwunden hat. ;)


    Ich wünsche dir jedenfalls viel Kraft, die notwendigen Entscheidungen zu treffen und dann dein Kind so zu unterstützen, dass es nicht das Gefühl hat, allein auf diesem Holperweg entlang gehen zu müssen und immer vermittelt bekommt, dass auch dieser Weg ein erstrebenswertes Ziel hat.


    Lieben Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Hallo,


    über das Thema habe ich mir in letzter Zeit auch einige Gedanken gemacht.


    Grundsätzlich kann ich durchaus nachvollziehen, dass Eltern sich innerlich dagegen sträuben, ihr Kind in die Förderschule zu geben.


    Aber was mir auffällt: Die Kinder, die ich bis jetzt aus der Förderschule zurück bekommen habe, wirken tatsächlich "gefördert", d.h. sie wissen, wie sie lernen müssen, haben Techniken, viele Dinge sind gut eingeschliffen.
    Einträge werden ordentlich abgeschrieben, Hausaufgaben gemacht, sie sind in der Lage, Hefte und Mappen ordentlich zu führen.


    Englisch unterrichte ich in einer Integrationsklasse, d.h. Förderschüler und Hauptschüler lernen gemeinsam. Was mir auffällt: Bei den Förderschülern ist alles ordentlich, sie sind zuverlässig, manche Schwäche können sie ausgleichen.


    Kinder, die eigentlich sonderpädagogischen Förderbedarf hätten, aber auf der Hauptschule geblieben sind fallen mir hauptsächlich dadurch auf, dass sie schlampig und flüchtig arbeiten, was ja auch kein Wunder ist, da sie ja im Grunde den anderen beständig "hinterherhetzen". Da sitzen einfach Dinge nicht, wie Punkte am Ende eines Satzes machen oder schlichtes Abschreiben.


    In meiner Klasse sitzen zwei Kinder, bei denen in der ersten Klasse sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt wurde - die eine ging an FL, die andere blieb.
    Kind 1 kommt nun prima zurecht, ist den Anforderungen insgesamt gewachsen und kann Schwächen ausgleichen. Kind 2 ist kaum in der Lage, dem Unterricht zu folgen, ist fleißig und willig, aber es reicht nicht. Das legt bei mir den Schluss nahe, dass auch Kind 2 mehr hätte erreichen können, wenn rechtzeitig von den Eltern dem Besuch der Förderschule zugestimmt worden wäre.


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

  • Hallo Jutta!
    Ich kenne es auch so (aus der Geistigbehindertenpädagogik), dass IQ-Tests heute sehr kritisch gesehen werden. Sie sind längst nicht so objektiv, wie man früher dachte, weil Tester und Kind halt Menschen sind, die nicht so eindeutig messbar sind. Selbst wenn der Testende sich um Objektivität bemüht, perfekt geht das gar nicht. Im 1.Examen hatte ich das Thema Intelligenzentwicklung. Da habe ich gelesen, dass sich die Leute in den 30er Jahren nicht über die Definition der Intelligenz einigen konnten und dann gesagt haben, Intelligenz sie halt das, was der Test misst... Denn das sage ja schließlich so viel über die Menschen aus. Ich finde, das sagt schon alles.


    Solche Tests sind EIN Baustein, um ein Kind einzuschätzen, aber mehr sollten sie nicht sein.


    Was nun LRS bzw. Dyskalkulie angeht, ist das wohl ein Problem der Definition: Ein Kind hat LRS, wenn es normal begabt ist und nur im sprachlichen Bereich gewissen Auffälligkeiten hat. Deshalb können natürlich auch lernbehinderte Kinder besondere Probleme in einem Bereich haben, aber die werden dann nicht so benannt und scheinbar bekommen die Kinder dann gewissen Hilfen nicht mehr?


    Was mit dem ganzen Geschreibe sagen möchte: Mach dich nicht verrückt wegen dieses Testergegnisses, auch wenn es dir sicher schwerfällt. Eine gute Förderung bringt allen Kindern was. Natürlich muss man auch hingucken und ein Kind nicht völlig überfordern, was leider einige Eltern auch tun. Aber nach deinen Mails hatte ich da nicht den Eindruck.


    Ich wünsche euch alles Gute!


    Gruß


    Uta

  • Hallo Tina!



    > Das legt bei mir den Schluss nahe, dass auch Kind 2 mehr hätte >erreichen können, wenn rechtzeitig von den Eltern dem Besuch >der Förderschule zugestimmt worden wäre.


    Damit hast du auch recht. Es bestehen sicher auch viele Vorurteile bzw. einfach zu wenig Wissen bei der Eltern über Förderschulen. Aber ich glaube, auch als sonderpädagogisch ausgebildete Mutter hätte ich erstmal ziemliche Probleme damit, wenn bei meiner Tochter mal festgestellt würde, sie hätte sonderpädagogischen Förderbedarf. Auch wenn ich natürlich weiß, dass das gut für ein Kind ist, diese Förderung zu bekommen. Ich wäre da wohl auch eher für Förderung in einer integrativen Schule, aber das ist ein anderes Thema...


    Viele Grüße


    Uta

  • Hallo Enja!



    >Das lag natürlich an der speziellen Art ihrer Behinderung. >Kinder, die mit den Angeboten der Grundschule nicht Lesen >und Schreiben lernen können, schaffen das häufig auf der >Sonderschule, wo man sich ihnen sehr viel spezieller widmen >kann.


    Ich denke mal, auch schwerer behinderte Kinder können in der Grundschule gut aufgehoben sein, wenn sie sozial integriert sind und genug Förderung erhalten. Aber das hängt wohl immer von den Umständen ab.


    >Sonderschuleltern habe ich immer als besonders engagiert >erlebt.


    Das kann ich leider so bei "unseren" Eltern gar nicht sagen. Aber wäre bei diesen Eltern wohl auch nicht besser, wenn ihr Kind auf der Regelschule wäre.


    > Sonderschullehrer sowieso.


    Auch da bin ich mir nicht so sicher. Da gibt es so manche Kollegen, die wohl mal engagiert waren vielleicht, aber halt nicht mehr können/wollen oder was weiß ich und das an den Schülern auslassen.


    Aber ich bin sowieso zur Zeit von meinem Referendariat gefrustet und sehe sicher manches zu negativ.
    (Hoffe ich mal...)


    Viele Grüße


    Uta

  • Hallo!



    Und da man in die verschiedenen Sonderschulformen nicht "eingestuft" wird, sondern ein Defizit diagnostiziert wird, dürften in Bayern nicht mehr geistig behinderte Kinder zu finden sein als in Niedersachsen. Es sei denn Bayern definiert geistige Behinderung anders als der Rest der Welt.
    edit: Nach Tinas Beitrag, scheint es ja wirklich so zu sein. *fassungslos den Kopf schüttelt*


    Ich kann zwar wenig zu den Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern sagen, aber ich höre oft von den älteren Kolleginnen Vergleich zwischen früher und jetzt. Und da sagen viele, dass die Art der Behinderung an unserer Schule (für Geistigbehinderte) sich sehr geändert hat. Wir haben jetzt einerseits mehr schwerbehinderte Kinder als früher, andererseits mehr, die eher an der Grenze zu Lernbehinderung sind und oft auch verhaltensauffällig. Das soll daran liegen, dass die LB-Schule zur Zeit sehr voll sind, und eben eher ein VOSF einleiten, um Kinder an die Gb-Schule abgeben zu können....


    Eine klare Grenze zwischen LB und Gb gibt es meiner Meinung nach auch nicht. Es gibt (nach Autor unterschiedliche) IQ-Grenzen. Es gibt Beschreibungen, die mehr von der sozialen Kompetenz ausgehen. Und es gibt den Umstand, das andere Länder gar keine "Lernbehinderung" kennen, sondern nur verschiedene Stufen von geistiger "Retardierung"/"learning disability" oder wie auch immer man es nennt.


    Der Begriff, der derzeit noch in Hessen benutzt wird, macht vielleicht den Unterschied zwischen L- und G-Behinderung deutlicher: Hier wird von praktisch Bildbaren gesprochen.


    Aber das ist doch auch nicht so eindeutig, finde ich. Vielleicht liegt der Schwerpunkt bei uns mehr bei praktischen Fächer. Aber es gibt und gab immer schon Schüler, die Lesen lernen und in Mathe zumindest den Stand der ersten Schuljahre erreichen. Auch in Hessen werden die Kinder nicht nur "praktisch" gebildet...


    Viele Grüße


    Uta

  • Hallo Willo!



    Bsp.: Eine mit uns befreundete Familie hat ein gut gefördertes Kind mit einem Down-Syndrom. Das Kind erreicht für die Art seiner Behinderung Spitzenleistungen. Es kann schreiben und sinnentnehmend lesen, ebenso sicher rechnen im ZR bis 20 und langsam auch darüber hinaus.


    Die Alternative wäre vom Wohnort her allein die Sonderschule -G- , über deren "Niveau" das Kind lange, lange hinaus ist,


    Das ist zumindest bei uns aber nicht so. Ich arbeite mit meinen Gb-Schüler auch im Zahlenraum bis 100 bzw. war eine andere Lerngruppe auch schon weiter. Wir haben keine Richtlinien, die uns da einschränken.


    aber Kinder mit einem Down -Syndrom werden unabhängig von ihren sonstigen Fähigkeiten spätestens nach der 9.Klasse (wenn Koop, wo auch immer, ausgelaufen ist), wieder zurück an die örtliche G-Schule geholt, die diese Eltern als Katastrophe empfinden.


    Bei uns gibt es auch Schüler, die nach 10 Schuljahren in der Integration noch ein Jahr auf die Gb-Schule müssen. Das finde ich auch ziemlich unmöglich. Es ist einfach so, das die Schulsysteme da nicht zusammen passen. Aber auch mit den Down-Syndrom-Kindern scheint man hier in NRW lockerer umzugehen. Ein Fachleiter am Seminar hatte in seiner LB-Klasse auch ein Mädchen mit Downsyndrom, das gut mitkommt. Leider gibt es da wohl soziale Probleme, da die anderen Schüler sich sehr von "der Behinderten" abgrenzen wollen. Auch von einem Downsyndrom-Jungen auf einer Realschule habe ich gehört, aber war wohl eine Ausnahme.


    Viele Grüße


    Uta

  • Hallo Laempel!


    Und dann möchte ich noch etwas ansprechen. Warum werden LB chulen so oft auch als Abschiebebahnhof für verhaltensauffällige Kinder benutzt ?


    Da kenne ich auch keine vernünftige Begründung, außer dass es an unserem fürchterlich selektiven Schulsystem liegt: Die Schulen für Erziehungshilfe unterrichten nach Grund- und Hauptschulrichtlinien. Deshalb können sie Kinder, die das nicht schaffen, zwar eine gewisse Zeit weiterfördern, aber nicht auf Dauer. Also landen die Kinder auf LB-Schulen. Außerdem sind Lernbehinderungen in schwierigen sozialen Verhältnissen häufiger, würden die Kinder mehr gefördert zu Hause, wäre sie vielleicht an der Grundschule?


    Was macht man da? Man müsste wohl so einiges am System dauern, aber das dauert in Deutschland wohl immer so einige Jahrhunderte....



    Leicht frustrierte Grüße


    Uta

  • O Entschuldigung!


    Jetzt habe ich Laempel angesprochen, meinte aber Braunauge.


    Gruß


    Uta

  • Öhm, Uta, Doppelposts (und erst recht Siebenfachposts) sollte man eher zu vermeiden suchen. Du kannst deine Posts editieren und auch optisch so trennen, dass man sieht, dass du verschiedene Personen ansprichst. Und mit der Zitatfunktion kann man auch Zitate schön eindeutig kennzeichnen. ;)
    (Den Zitatbutton findest du unter dem Eingabefenster. Einfach drauf klicken und einsetzen. Den Edit-Button siehst du rechts oben in deinem fertigen Post, wenn du etwas ändern möchtest.)


    Zitat

    uta_mar schrieb am 28.04.2005 11:55:
    Aber das ist doch auch nicht so eindeutig, finde ich. Vielleicht liegt der Schwerpunkt bei uns mehr bei praktischen Fächer. Aber es gibt und gab immer schon Schüler, die Lesen lernen und in Mathe zumindest den Stand der ersten Schuljahre erreichen. Auch in Hessen werden die Kinder nicht nur "praktisch" gebildet...


    Nein, natürlich nicht. Genau das hab ich irgendwo weiter oben auch schon mal relativiert bzw. darauf hingewiesen, dass die Bezeichnung in Hessen genau aus diesem Grund auch umstritten ist. Es ging mir nur darum, den Unterschied etwas plakativ zu verdeutlichen. ;)


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

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  • @ tina


    Wenn ich mir überlege, daß es wirklich auch MAL vorkommt, daß Kinder wieder am Regelunterricht teilnehmen, stellt sich mir die Frage: wieviel müssen die Kinder wohl wieder aufholen? Wenn der Unterricht an den Sonderschulen so viel langsamer ist, feht doch irgendwann auch eine Menge Stoff- oder sehe ich das falsch?
    Oder muss ich die zwei, drei Jahre Entwicklungsverzögerung (im Durchschnitt!) "abziehen" ? Hm........
    Hatte in letzter Zeit einige Gespräche, die auch nicht immer das widerspiegeln, was einem "rechtlich zusteht".
    So z.B. die Idee mit dem mobilen Sonderschuldienst.Wäre für mich eine echte Alternative- immer noch besser, als komplett weg von allen Freunden.Die Praxis- so sagte man mir zumindest- sieht allerdings so aus, daß eben diese 2 Stunden! oft nicht reichen.Am Ende sähen dann viele Eltern doch ein, daß ein kompletter Schulwechsel sinnvoller ist.Schade- es hört sich eigentl. gut an.Mit dieser Lösung würde ich klar kommen.
    Wie war das noch- dann gibt es in KEINEM Fach Noten oder nur in Mathe und Deutsch?


    LG Jutta

  • Hallo Jutta,


    wenn ein Kind die Entwicklungsverzögerung nicht aufholt, gibt es ja keinen Grund, es an die Regelschule zurück zu schulen. Wenn es die Entwicklungsverzögerung aufgeholt hat, ist es jedoch grundsätzlich auf dem gleichen Stand wie alle anderen Regelschüler auch und kann daher prinzipiell gut an der Regelschule mitarbeiten.
    Und nicht jedes Fach baut auf dem Stoff der vorherigen Schuljahre auf. Wenn es z.B. halt nun mal in Erdkunde das Thema "Vulkane" nicht gemacht hat, wird deswegen sein zukünftiger Schulerfolg nicht geschmälert. ;)


    Was meinst du aber, es gibt keine Noten? An Sonderschulen gibt es doch auch Noten....


    Ich weiß nicht, ob es das gleiche ist: Bei uns gibt es keinen mobilen Sonderschuldienst, sondern sogenannte Ambulanzlehrer, von einer anderen Schule stundenweise abgeordnete Sonderschullehrer. Die jedenfalls praktizieren auch eine Art gemeinsamen Unterricht. Das bedeutet für das Kind, dass es nach den Richtlinien der Lernhilfeschule (oder was auch immer) unterrichtet wird. Letztlich nichts anderes als eine Sparmaßnahme, wenn dem Land das Geld für eine richtige Integrationsmaßnahme fehlt (zumindest im L-Bereich, bei sprachauffälligen Kindern funktioniert die Ambulanzarbeit meist sehr gut).
    Wenn es sich nur um 2 Stunden Förderung handelt, würde ich mir das zweimal überlegen. Den Sonderschulstempel haben so geförderte Kinder meistens trotzdem, erhalten aber keine angemessene Förderung.


    Gruß
    Mia

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    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Hallo Jutta,


    "mein" zurückgekommenes Kind hat die Entwicklungsverzögerung, so sie denn mal vorlag, in jedem Fall aufgeholt.
    Sie kommt in allen Fächern durchschnittlich mit, allesdings auch aufgrund von häuslichem Interesse - die Kusine hilft wohl regelmäßig, auch die Eltern sind am schulischen Erfolg sehr interessiert und fragen regelmäßig nach.
    Das Mädel bekommt in allen Fächern reguläre Noten, im Zeugnis steht absolut nichts mehr, was auf Förderschule hinweist.
    Einziges Problem: Englisch. Aber hier bekommt sie zwei Förderstunden die Woche mit einem Schüler gemeinsam, der aus der Eingliederungsklasse kommt - und sitzt seit drei Wochen die übrigen Stunden mit im Unterricht. Daran kann sie sich teilweise schon aktiv beteiligen.


    Ich bin überzeugt, dass sie bei uns einen vernünftigen Abschluss machen wird - Quali kann ich nicht voraussagen (sind ja noch drei Jahre), aber mit Sicherheit ist der normale Hauptschulabschluss drin.
    In jedem Fall ist dieses Mädchen wesentlich fitter und organisierter als das andere arme Mädel, das seit der Grundschule immer den anderen verzweifelt hinterherhinkt.


    Von einer Freundin habe ich noch gehört, dass Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in ihrer Regelklasse sitzen. Die bekommen keine Noten in den Hauptfächern + zwei Förderstunden - diese reichen natürlich vorne und hinten nicht und obwohl die Klasse extrem klein ist, fast Förderschulniveau, habe sie wohl selten Erfolgserlebnisse.


    Wie gesagt, der zweite Fall, den ich mal hatte war ein Junge, der hat am Ende den Quali als einer der besten bestanden - und das als schwerer Legasteniker ohne Berücksichtigung der Legasthenie. Das war schon eine Wahnsinnsleistung - aber der wollte einfach auch!!!


    LG
    Tina

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  • Zitat

    Die Praxis- so sagte man mir zumindest- sieht allerdings so aus, daß eben diese 2 Stunden! oft nicht reichen.Am Ende sähen dann viele Eltern doch ein, daß ein kompletter Schulwechsel sinnvoller ist.


    Genauso wurde mir das von unserer Kl auch gesagt . 2 Stunden sind wirklich recht wenig. Aber ich denke das kann schon funktionieren, wenn zu Hause auch weiter gefördert wird .



    Zitat

    Das bedeutet für das Kind, dass es nach den Richtlinien der Lernhilfeschule (oder was auch immer) unterrichtet wird. Letztlich nichts anderes als eine Sparmaßnahme, wenn dem Land das Geld für eine richtige Integrationsmaßnahme fehlt (zumindest im L-Bereich, bei sprachauffälligen Kindern funktioniert die Ambulanzarbeit meist sehr gut).


    Mir wurde bei der Überprüfung erzählt das es darauf ankommt wie weit das Kind wirklich hinterherhängt . Danach würde entschieden ob die sonderpädagogische Integration nach Richtlinien der Lernhilfeschule oder (wie hieß das noch ?) zieldifferenziert ? unterrichtet wird. Beides ist aber trotzdem sonderpädagogische Förderung . Hat man mir da nicht die Wahrheit erzählt ? ?(


    Zum Thema finde ich gerade auch die Diskussion auf Grundschultreff
    sehr interessant


    LG Braunauge

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  • Wenn 2 Stunden so uneffektiv sind- warum sind es dann nicht mehr? Dann schrumpft der Einsatz solcher Maßnahmen ja wirklich enorm.........


    @ Mia


    Ich habe es so verstanden, daß ein Kind in Deutsch und Mathe ( wo es ja sonderpädagogisch betreut wird) dann keine Noten bekommt.So hat es Tina auch gerade geschrieben.
    Finde ich aber irgendwie auch Quatsch.Warum dann die Förderung? Man könnte doch evtl. etwas "andere" Arbeiten schreiben lassen und diese auch "anders" bewerten?


    Hört sich irgendwie nach "Pseudo- Maßnahme" an....... ?(


    Ich könnte mir vorstellen, daß ein paar Stunden mehr etwas bringen würden.Wenn man bedenkt, daß man ja auch unterscheiden muß zwischen leichten und ganz schwierigen Fällen.Und die Sache mit dem "Stempel" den man dann auch in der Regelschule hätte............ Hm- vielleicht könnte man das ganze etwas netter formulieren.Es existiert ja auch "normaler" Förderunterricht................


    LG Jutta

  • Hallo,


    natürlich ist es im Grunde eine Pseudo-Maßnahme und Augenwischerei. Es ist doch lächerlich zu glauben, dass zwei Stündchen, die dann am Ende noch teilweise ausfallen oder zur Hälfte für Besprechungen draufgehen enorme Wirkung zeigen.


    Zu den normalen Förderstunden - die stehen aber allen Kindern zu, nicht nur den extrem schwachen.


    LG
    Tina
    LG#

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  • Zitat

    Braunauge schrieb am 28.04.2005 17:55:
    Mir wurde bei der Überprüfung erzählt das es darauf ankommt wie weit das Kind wirklich hinterherhängt . Danach würde entschieden ob die sonderpädagogische Integration nach Richtlinien der Lernhilfeschule oder (wie hieß das noch ?) zieldifferenziert ? unterrichtet wird. Beides ist aber trotzdem sonderpädagogische Förderung . Hat man mir da nicht die Wahrheit erzählt ? ?(


    Doch doch, da hat man dir schon das Richtige erzählt. Im Überprüfungsverfahren wird ja auch festgestellt, wo der Schwerpunkt der Förderung liegen sollte und nach welchen Richtlinien das Kind unterrichtet werden soll.
    Schüler mit Förderbedarf im sozialen und emotionalen Bereich, mit Sprachauffälligkeiten, Sinnesbehinderungen etc. werden nach den Richtlinien der Regelschule unterrichtet, haben aber dennoch sonderpäd. Förderbedarf. Dieser kann sowohl an einer zielgleich unterrichtenden Sonderschule (für Erziehungshilfe, Sprachheilschule, Schule für Sehbehinderte, etc.) erfüllt werden, innerhalb einer regulären Integrationsmaßnahme im Gemeinsamen Unterricht oder durch Ambulanzmaßnahmen.
    Wie oftmals fälschlich angenommen wird, muss Förderbedarf nicht zwangsläufig immer im Bereich Lernen angesiedelt sein. Wenn die primäre Störung eine andere ist, d.h. wenn man davon ausgehen kann, dass das Kind die Lerndefizite aufgrund der gezielten Förderung aufholen und die Ziele des regulären Lehrplans erreichen kann, wird in aller Regel zielgleich unterrichtet.


    Wie ich schon sagte, wenn das der Fall ist, kann diese Ambulanzförderung bereits mit 2 Stunden sehr effektiv und sinnvoll sein.
    Bei Lernhilfeschülern sehe ich das aber eher kritisch, da diese meist deutlich stärkere Entwicklungsverzögerungen in vielen Bereichen aufweisen.


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

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