Medienfehler oder was mit "Lehrer blamiert sich bei Mathe Abi"? Ludwigshafen

  • Vielleicht können die Kollegen aus BaWü mal erklären, was das heißen soll:



    "Abiturienten an einer Schule in Ludwigshafen konnten sich bei einer Mathe-Aufgabe noch so sehr den Kopf zermartern - die richtige Lösung war nicht möglich. Ein Lehrer war schuld.


    Weil ein Lehrer beim Übertragen der Mathe-Aufgaben einen Fehler gemacht hat, dürfen Abiturienten des Carl-Bosch-Gymnasiums in Ludwigshafen die Prüfung wiederholen. Einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung "Die Rheinpfalz" bestätigte Direktor Ulf Boeckmann am Freitag.
    Betroffen von dem Fauxpas, der nach Angaben der Schulaufsichtsbehörde ADD "eher ein seltenes Ereignis" ist, waren 50 der 130 Abiturienten der Schule, an der Chemie-Nobelpreisträger Stefan Hell 1981 Abi gemacht hatte.
    Nach Darstellung der Schule hatte sich der Fehler eingeschlichen, als ein Lehrer die Aufgaben abtippte. So wurde bei einer Kurvendiskussion ein falscher Wert vorgegeben. Damit habe zwar ein logisches Ergebnis erzielt werden können, es weiche aber vom Gewünschten
    ab."
    http://www.n24.de/n24/Nachrich…ueler-nicht-meistern.html



    Das kommt mir alles seltsam vor. Ist in BaWü jetzt schon das Abitur im Gang? Oder waren es normale Matheklausuren in dem Jahrgang, der bald Abitur macht?
    Und wieso tippte der Lehrer die Aufgaben ab? Wird da nicht kopiert? Alles rätselhaft.


    Findet


    putzi

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)

    • Offizieller Beitrag

    Ohne auf den Link zu klicken..
    Ist Ludwigshafen nicht in RLP? 'ADD' würde auch dafür sprechen...
    Und in RLP (wo es glaube ich kein Zentralabi gibt) macht man Abi nach 12,5 Jahren, zum 1. April kann man mit dem Studium beginnen..


    Nur Ideen...
    Chili

  • Ludwigshafen ist definitiv in RLP. ;)
    Und ja, unser schriftliches Abi ist in vollem Gang bzw. heute abgeschlossen worden; ab Montag haben wir unsere 13er wieder.


    Der Artikel ist nicht wirklich rund. Zunächst einmal finde ich es fragwürdig, dass dem Lehrer dabei die Schuld in die Schuhe geschoben wird. Wir müssen unsere Abiturvorschläge direkt nach den Herbstferien einreichen, eine Kommission des Landes schaut sich dann alle Aufgaben an und entscheidet, welche Vorschläge für das Abitur genommen werden. Dabei müssten ihnen Fehler auffallen und diese auch sofort beanstanden. Man hat dann noch mal 3 Tage Zeit, den Vorschlag zu ändern, wieder einzureichen und zu warten, ob er diesmal durchkommt.
    Nachdem die Vorschläge gesichtet wurden, ist es unsere Aufgabe, alle Vorschläge, die wir eingereicht haben, zu kopieren, im Schulsafe zu verstauen und auf den Tag des schriftlichen Abis zu warten. Erst dann, wenn die Umschläge geöffnet werden, wissen wir, welche Vorschläge durchkamen bzw. abgelehnt wurden und das ist nun mal genau um 08:00 Uhr morgens am Tag des Abis.


    Hat sich also ein Fehler bei den Aufgaben eingeschlichen -was passieren kann, wir reichen ja genug Vorschläge ein!- so hätte es der Kommission auffallen müssen! Dass jetzt der Lehrer alleine dafür geradestehen muss, finde ich irgendwie unfair. Im Normalfall setzt man die Aufgaben ja auch nicht alleine auf; man lässt immer noch mal einen Kollegen drüber schauen und es "absegnen". Selbst erfahrene Kollegen verfahren so.
    Seien wir ehrlich: Die Kommission war anscheinend nicht gründlich genug...


    chili: Auch wir beginnen ab dem Schuljahr 2017 mit dem unsäglichen Zentralabitur. Aber natürlich machen wir es anders als alle anderen und kochen unser eigenes Süppchen.

    I wonder which mistake I'm going to try to learn from today.

  • Seven:


    Die Auswahlkommission rechnet die Abituraufgaben nicht nach. Bei 149 Gymnasien und 55 Gesamtschulen hätte sie da viel zu tun.
    Die Aufgabe der Auswahlkommission ist die Prüfung auf formale Richtigkeit (Anzahl von Aufgaben, Lehrplanbausteine, Anforderungsbereiche ... ) und die Auswahl aus den von den Lehrkräften eingereichten Vorschlägen. Einen Mathe-LK gibt es wohl an fast allen Schulen, die zum Abitur führen. Und die Mathe-Kommission tagt gerade mal zwei Tage.


    Fehler in den Vorschlägen gibt es immer wieder. Ich erinnere mich noch, dass vor ein paar Jahren ein Fall aus Zweibrücken durch die Press ging. Ob es dort auch zu einer Neuschrift der Abiturarbeit kam weiß ich nicht mehr.


    Ich glaube nicht, dass das Ereignis "Fehler in einer vorgegebenen Lösung" so selten ist, wie sich die ADD dies wünscht. Ich glaube jedoch, dass es in fast allen Fällen nicht - oder erst bei der Korrektur der Arbeiten - auffällt. Dann wird wohl eine pragmatische Lösung gewählt und unter berücksichtigung der der das falsch vorgegebene Ergebnis entstehenden Folgefehler weiter korrigiert.


    Gruß
    Nitram

  • Vielleicht sollte man diese Verfahrensweise mal kritisch überdenken:

    ...hatte sich der Fehler eingeschlichen, als ein Lehrer die Aufgaben abtippte.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Nitram:


    Sicherlich hätte die Kommission bei einer Nachrechnung alle Hände voll zu tun. Ich bin auch kein Mathematiker, doch zumindest in meinen Fächern wurden Vorschläge beanstandet, die zwar formal richtig, doch in den Augen der Kommission irgend einen inhaltlichen Fehler aufwiesen bzw. nicht ganz "rund" für sie waren. Insofern fiel uns schon auf, dass unsere Vorschläge im Allgemeinen durchgearbeitet wurden und ich dachte, das sei für Mathe genau so. Klar, die Kommissionen tagen immer nur 2 Tage; dass da auch vieles durchgewinkt wird, ist logisch.
    Dennoch finde ich es halt irgendwie unfair, dem Lehrer alles in die Schuhe zu schieben. Bevor die Abiturarbeiten am Tag des Abis ausgegeben werden, müssen sie so viele einzelne Kontrollstufen durchlaufen werden, dass da doch einige Leute mehr drin hängen, als nur der einzelne Fachlehrer.


    Ich denke, dass, selbst wenn die Ergebnisse vom Erwartungshorizont abweichen, was sie im vorliegenden Fall ja anscheinend taten, dennoch ein logisches Ergebnis erzielt wurde, man nicht zwingend ein komplettes Abitur nachschreiben muss, oder sehe ich das falsch? Als Nicht-Mathematiker halte ich mich hierbei zurück, doch hat man nicht wenigstens etwas Spielraum, selbst bei Matheaufgaben?

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    Einmal editiert, zuletzt von Seven ()

  • Naja, im Zuge einer Kurvendiskussion werden Zwischenergebnisse weiterverwendet. Logisch gesehen ist es nicht falsch, eine Nullstelle mit einem seltsamen, weil "krummen" Wert zu erhalten, das Verfahren kann ohne weiteres weiter geführt werden. Allerdings hat sich in der Praxis eingebürgert, dass das Auftreten solcher Werte schon als starker Anhaltspunkt für einen Fehler in der vorgelagerten Rechnung angesehen, dann Zeit in eine frühe Fehlernachsuche investiert wird (bevor man ein sterbendes Pferd weiter reitet), welche dann hintenraus aber fehlt (kein Fehler auffindbar, weil wider Erwarten keiner gemacht wurde).


    Diese implizite Fehlvorstellung ausgerechnet im Abitur zu benutzen, um die Leute in die Zeitnot zu treiben, halte ich schon für hinterhältig.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Hat man dann bei der Korrektur nicht trotzdem einen Spielraum? Geht es nicht primär um den eingeschlagenen Rechenweg als ums Endergebnis?
    Ein Mathe-Kollege berichtete mir gestern, dass es in seinem Mathe-LK Schüler gibt, die keine einzige Zahl vom Blatt richtig auf ihren Bogen übertragen. Das Ergebnis ist somit falsch, allerdings käme es auf den Weg an (der Kollege war not amused, muss er doch -so oder so- alle Aufgaben der einzelnen Schüler komplett nachrechnen).


    Die Frage ist doch demnach: Hat der betroffene Kollege in LU extra einen Fehler eingebaut, um seine Schüler in Zeitnot zu treiben oder ist es "einfach so" aus Schusseligkeit passiert und man könnte somit noch bei der Korrektur etwas retten?

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  • Eine Kurvendiskussion ist eine Sammlung von Analysen einer Funktion, die aufeinander aufbauen. Die (Einzel-)ergebnisse werden im Fortschritt der Kurvendiskussion weiter verwendet. Weiterhin ist es diskutabel, einen Übertragungsfehler wertungstechnisch zu marginalisieren. Er kann den Rechenweg immens vereinfachen. In Deutsch würde man einen analogen Aufsatz mit "Thema verfehlt" bewerten.

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  • Bei dern Prüfungen, die ich für die FHR-Prüfungen anfertige, wird behördlicherseits allergrößten Wert darauf gelegt, dass es keine Folgefehlerproblematik gibt. Das heißt, wenn man eine Nullstelle ausgerechnet hat, kann man auch mit einem falschen Ergebnis weitermachen, und wenn man z. B. eine Funktion finden muss und das nicht schafft, kann man eine Ersatzfunktion benutzen, die angegeben wird. Dann gibt es keine "Thema verfehlt"-5, weil man an einer Stelle nicht weiterkommt.


    Nur ganzzahlige Nullstellen zuzulassen ist nicht notwendig, und ich glaube nicht, dass es im beschriebenen Fall daran gescheitert ist. Ich vermute, es ist eher eine "Weisen Sie nach, dass ... folgt eine Behauptung, die gar nicht stimmt ..."-Aufgabe. Das steht da ein bisschen schwammig ...

  • Mit "seltsamen" Werten meinte ich auch Brüche mit mehrstelligen Nennern oder gar Werte im reellen Bereich (Wurzelterme). Ganzzahlige Nullstellen sind ja auch ein Zugeständnis an das Versuch/Irrtum-Verfahren der Polynomdivision.

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  • Oder Intervallschachtelung. Wenn ich an die Gesichter der armen Mathe-Erstis denke, wenn sie erfahren, dass Mathematik mitnichten etwas mit ausrechnen zu tun hat, sondern mit Suche im Argumentationsraum logischer Aussagen, wäre ich sehr dafür, wenigstens in SekII den Taschenrechner zu verbieten und Beweisverfahren nicht nur auf vollst. Induktion zu beschränken.

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  • Mit "seltsamen" Werten meinte ich auch Brüche mit mehrstelligen Nennern oder gar Werte im reellen Bereich (Wurzelterme).


    Keine Ahnung, was daran seltsam sein soll. Sollte es sich tatsächlich um eine solches Phänomen gehandelt haben, das Anlass für diese Meldung gegebenen hat, verstehe ich die Aufregung nicht. Das ist eher ein Zeichen dafür, dass vorher im Unterricht etwas falsch gelaufen ist, wenn die Schüler bei einer Nullstelle der Form $\sqrt{2}+3$ den Mund nicht mehr zu kriegen.


    Ganzzahlige Nullstellen sind ja auch ein Zugeständnis an das Versuch/Irrtum-Verfahren der Polynomdivision.

    Und dafür braucht's dann eine ganzzahlige Nullstelle (im Falle einer Funktion dritten Grades). Wenn alle Nullstellen ganzzahlig sind, braucht man ja keine Polynomdivison, die findet man da ja durch rhythmisches Hingucken.


    JaT

  • Damit habe zwar ein logisches Ergebnis erzielt werden können, es weiche aber vom Gewünschten
    ab."


    Was ist das "Gewünschte"? Wir können nur spekulieren. Ganzzahlige Nullstellen?


    Ich wünsche mir, dass die Schüler in Mathe lernen, logisch zu denken und bei Bedarf einen Taschenrechner bedienen zu können. Nicht, dass sie die Vorstellung ausbilden, Mathe sei ein Wunschkonzert.

  • Die Auswahlkommission rechnet die Abituraufgaben nicht nach.

    Schon schlecht.

    Bei 149 Gymnasien und 55 Gesamtschulen hätte sie da viel zu tun.
    Und die Mathe-Kommission tagt gerade mal zwei Tage.

    Vielleicht ist das nicht das beste Konzept. Wofür braucht es denn eine Kommission, die sich physikalisch trifft? Nur dafür, dass die zu wenig Zeit haben, sich mit den Vorshlägen zu beschäftigen?


    Anforderungsbereiche

    Ich frage mich, wie man das beurteilen möchte, ohne sich mit den Lösungen der Aufgaben beschäftigt zu haben.


    JaT

  • Äh, durch scharfes Hinsehen? In welchen Bereich eine Aufgabe einzuordnen ist, kann man gemeinhin schon an der Aufgabenstellung erkennen.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

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