Bezahlte Lehrerausbildung und Verbindlichkeiten?

  • Dass Anthroposophie "rassistisch" und "antisemitisch" sei, und gar sowas den Schülern beigebracht werde, ist reiner Unsinn
    [...]
    Ich glaube ich werde mich aber weiter nicht darüber äußern, denn es gibt so viele Vorurteile und ideologische Einstellungen dazu, die einen rationalen Austausch verhindern.

    Ob das Schülern beigebracht wird, hängt von den einzelnen Schulen ab; ich denke auch, dass das vermutlich nicht so ist. Dass die Anthroposophie nach Steiner aber all das ist, und noch mehr: aber ja doch. Da kannst du noch so viel dich nicht dazu äußern.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • ch will aber keinen von etwas überzeugen, nur ist es schade, dass man alternative Schulsysteme als Konkurrenz spürt anstatt als Systeme die gegenseitig etwas voneinander lernen könnten.


    Das "normale" Schulsystem hat von den Reformpädagogen (da zähle ich auch mal Steiner einfach zu) gelernt. Vor 120 Jahren. Seitdem hat sich bei Montessori, Waldorfschulen & Co auch weiter nicht mehr viel getan. Das ganze System ist dogmatisch, es ist so ausgerichtet, wie Steiner das damals toll fand, es wird nicht überprüft, es wird nicht evaluiert, es wird nicht verändert. Und das ein Lehrplan den sog. "Jahrsiebten" (der ausschließlich dem Hirn Steiners entsprungen ist) zugrunde liegt, ist schon mehr als lächerlich.

    Und ja, Steiner und seine Anthroposophie ist rassistisch, esoterisch und antisemitisch.


    Und ja, einige Waldorflehrer oder -schulen werden sich jetzt beleidigt/angegriffen fühlen, ändert aber im Wesentlichen nichts an der Tatsache.

    • Offizieller Beitrag

    Dass die Reformpädagogen, die mit Zeugs aus den 20igern und früher arbeiten, immer noch meinen, sie seien die Vorreiter und Innovativen in der Schullandschaft, amüsiert mich immer wieder auf das Allerherzlichste :D ...

    Jeder Hauptschullehrer in jeder staatlichen Schule muss täglich mehr pädagogischen Erfindungsgeist an den Tag legen, um unter den heutigen Verhältnissen für seine SuS irgendwas zu erreichen, als dieser ganze verquaste Kram zu bieten hat. Himmel. Lehrer an staatlichen Schulen sind schon seit mehreren Jahrzehnten keine Unterrichtsvollzugsbeamten mehr. Wir erfinden Schule ständig neu, damit sie halbwegs machbar bleibt. Von therapeutischen Ansätzen über Gespräche auf dem Jugendamt, kollektiver Meditation zur Herstellung einer Grundruhe, mit der man mal anfangen kann, bis hin zu koordiniertem Ausfüllen der Bildungs&Teilhabepaketanräge. Wann nimmt das mal einer zur Kenntnis?

    Die Waldorfschüler, die zu uns kommen, berichten jedenfalls nichts von sich über Steiner totlachenden, hochmodernen integrativen Schulen mit ganzheitlichem Anspruch. Die berichten von recht bizarren Verhältnissen und Ansichten.
    Vermutlich alles Einzelfälle. -- ?

    • Offizieller Beitrag


    Die Waldorfschüler, die zu uns kommen, berichten jedenfalls nichts von sich über Steiner totlachenden, hochmodernen integrativen Schulen mit ganzheitlichem Anspruch. Die berichten von recht bizarren Verhältnissen und Ansichten.
    Vermutlich alles Einzelfälle. -- ?

    Ich musste zumindest schon öfters feststellen, dass Absolventen von Waldorfschulen nur bedingt lebensfähig waren, sowohl damals mit Studienkollegen als auch wenn sie als Schüler bei mir gelandet sind.

  • Ach, die auf eurhythmischem Wege erworbene spirituelle Ausgeglichenheit im Einklang mit dem Geisteswesen hilft den Waldorfschülern dann bestimmt, im zweieinhalbten Jahrsiebt die knallharte Paukerhei und von ihren solventen Eltern finanzierte knüppelharte Nachhilfe zu überstehen, die sie in die Lage versetzt, ihre inhaltlichen Defizite gegenüber dem Regelschulsystem aufzuholen und ihr Abitur zu schaffen. Ist ja auch egal, so lange man entre nous bleibt und von den Ausländerkindern oder Unterschicht verschont bleibt... Aber nicht von den Zwergen und Gespenstern erwischen lassen!

    Nele

  • Ich muss jetzt nochmal blöd fragen, auch wenn der Starter nicht mehrantworten mag. Unabhängig davon, dass ich von Waldorfpädagogik ungefähr so viel halte wie von Lebensmittelmotten, verstehe ich das benannte Ausbildungssystem nicht. Hier in meiner Heimatstadt kann man an der Waldorfschule alle möglichen Abschlüsse, auch Abitur, machen. Wie bitte kann es erlaubt sein, dass ein *Lehrer* diese Prüfung abnimmt? Argh... ich weiß, warum ich mich mit dieser Schulform so schwer tue. Bisher hatte ich immer gedacht, man müsste nach dem Reif noch eine Zusatzausbildung machen.

  • Hallo!

    Habe ganz interessiert etwas quer gelesen und da stellt sich mir eine Frage:"Warum dieser Bildungsweg?"
    Wenn ich es richtig verstanden habe(?), kann man damit nur an dieser einen Schule arbeiten und ist nicht im staatlichen System bzw wird nie verbeamtet?
    Ich selbst habe aus familiären Gründen mehrere Jahre das Ref unterbrochen und vor meinem Wiedereinstieg auch über so etwas nachgedacht. So etwas gibt es aber hier nicht in der Region. Und ich hätte es - wenn überhaupt- nur getan um dem Ref zu entgehen und trotzdem "irgendwie" in die Schule zu kommen. Das Ref war zwar grausig,aber nun bin ich trotzdem froh,es nach "üblichem" Weg gemacht zu haben.

    LG

  • Nun macht mal halblang und haut nicht so auf die armen Waldorfschulen ein. Da ist es wie überall. Es gibt solle und sette... und es gibt manche Waldorfschule, die zwar so heißt, aber längst keine mehr ist.

    Ich kenne durchaus lebensfähige Waldorfschüler, denen die Tatsache, dass sie mit Wasserfarben umgehen und sticken können nicht geschadet hat.
    Ich kenne jedoch auch Steiner-Jünger mit dermaßen verqueren Weltansichten, denen man argumentativ nicht beikommt, weil ihre Ansichten sich jeder logischen Widerlegung widersetzen. Wer sich gegen die Logik und für Glauben entschieden hat, ist für Logik nicht empfänglich. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Menschen, denen die Amtskirche zu amtlich und überkommen erscheint, ihren Wunsch nach tiefer Frömmigkeit und Geborgenheit in einem schlüssigen Weltbild bei Steiner gefunden haben. Da hilft auch kein Weihwasser - geschweige denn Vernunft.

    Wenn du etwas über die rassistischen und faschistischen Züge der Steinerschen Anthroposophie - und deren Widerspiegelung in manchen Unterrichtsmaterialien erfahren möchtest, kannst du hier Quellen finden (etwas nach unten scrollen):
    http://www.akdh.ch/ps/ps_38Dossiers.html

    Und wer - etwas in die Tiefe der Auseinandersetzung zwischen Konstruktivismus und Anthroposophie eintauchen möchte, findet hier eine scharfzüngige und intelligente Abhandlung von Joachim Paul aus dem Jahr 2002:
    https://web.archive.org/web/2004021802…throkritik.html
    Mit folgendem Fazit:

    Zitat

    Fazit

    Es wurde nicht nur versucht, nachzuweisen, dass es im Falle der Waldorfschulen und der Anthroposophie eklatante Differenzen zwischen den Ansprüchen auf der einen und den Wirklichkeiten auf der anderen Seite gibt, so im Falle des Anspruchs der Persönlichkeitsbildung für Kinder, vielmehr konnte gezeigt werden, dass bereits in den 'philosophischen' und esoterischen Voraussetzungen der Waldorfpädagogik im Werk Steiners in principio die Fundierung einer Glaubensgemeinschaft oder Sekte angelegt ist. Zudem leitet sich unmittelbar aus der Steinerschen Annahme, bzw. dem Glauben an die Möglichkeit einer Anschauung von Idealtypen, eben Idealen und deren absoluter Gültigkeit, das ganze üble Konstrukt von einer Art von Leitbildern her, die in keinster Weise durch eingehende moderne wissenschaftliche Prüfungen gerechtfertigt sind, noch solchen Prüfungen standhalten.

    Gewissermaßen als Tipp für Disputanden ist zu sagen, dass es überhaupt nichts bringt, mit einem gestandenen Anthroposophen inhaltlich zu diskutieren, er wird Sie in seiner besseren Kenntnis des Werks von Steiner hier immer widerlegen können. Kommt man allerdings über die Struktur, auch unter Hinweis auf den Neuplatonismus und seine Stufen der Erkenntnis, fällt das gesamte Gedankengebäude wie ein Kartenhaus zusammen. Aber Vorsicht! Ein Anthroposoph wird in der Mehrheit der Fälle lieber dieses zusammengefallene Kartenhaus beziehen, als irgend etwas anderes.

    Den Eltern von Schülerinnen und Schülern ist zu sagen, dass - wie oben schon angedeutet - die Wahl einer Waldorfschule nicht unbedingt eine schlechte sein muss, es ist jedoch darauf hinzuweisen, das im Falle eines Konfliktes, der die Psyche Ihres Kindes/ Ihrer Kinder immer stark in Anspruch nehmen kann, das staatlich organisierte Schulsystem bessere und mehr Möglichkeiten des elterlichen Eingreifens und der Beschwerdeführung erlaubt. Darüber hinaus ist hier die Chance relativ gering, und auch dass kann den Ausschlag für die Schulwahl geben, dass ein Konflikt gleich weltanschaulich ausartet. Ich, der Verfasser bin der subjektiven Ansicht und ich äussere diese hier bewusst, das Waldorfschulen zwangsläufig Weltanschauungsschulen sind. Punkt.
    Allerdings mag es die ein oder andere Waldorfschule geben, die so heisst, aber de facto keine mehr ist. Dann liegt das u.U. an den dort arbeitenden 'Zöllnern'.

    Auch ging es mir nicht darum, einen Konflikt herbeizurufen oder zu dessen Eskalation beizutragen. Vielmehr sollten die Waldorfschulen - und dort die offenen Geister - m.E. von staatlicher Seite bewusst gestützt werden in Prozessen, die zu Öffnung und Austausch beitragen. Schulen sind Inseln, Waldorfschulen umso mehr, auf denen heranwachsende Menschen auf ein Leben ausserhalb der Insel vorbereitet werden.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    • Offizieller Beitrag

    jole
    Die Prüfungen, zumindest zur allgemeinen Hochschulreife, werden extern von richtigen Lehrern durchgeführt und bewertet.

    Nele


    Stimmt, die und die ganzen anderen Privatschulen, die irgendwas machen, aber dann doch gern das staatliche Abitur anbieten wollen, auf Kosten der staatlichen Lehranstalten, die die Nichtschülerabiture im Turnus zugewiesen bekommen.
    Wir haben grne mal 20-30 zusätzliche Prüflinge.
    Aber - hurra: Wir kriegen immerhin pro Abiturklausur (glaub ich) 7,50 Euro oder so. In Berlin sollen es 3,50 sein, hab ich gehört. Doll.

    Noch doller ist Nichtschülerabitur, wenn man nach dem Erstgespräch mit den Schülern feststellt, dass man die Latte gar nicht so tief hängen kann, dass das klappt... und das ist öfter der Fall. Die Bestehensquoten sind bundesweit besch...eiden. Unter 50%, wenn ich mich recht erinnere. Und das liegt nicht am Willen der Kollegen. Die armen Hascherl tun einem immer total leid und man versucht, was man kann. Spätestens, wenn sie nach der dritten Frage "Und wie haben Sie denn das Thema XY bearbeitet - so oder eher so?" den Kopf senken und wieder "Eigentlich gar nicht" antworten, weiß man, dass es egal ist, wie kleinschrittig und pillepalle man in der Mündlichen fragt. :(

    Am übelsten sind da immer die von diesen sauteuren "ich mach das zu Hause"-Instituten dran, die mit den hyperprofessionellen websites und den cool klingenden Namen. Da geht gar nix :(

  • Aber - hurra: Wir kriegen immerhin pro Abiturklausur (glaub ich) 7,50 Euro oder so. In Berlin sollen es 3,50 sein, hab ich gehört. Doll.


    Lol, dafür bekommst du beim Arzt nicht einmal eine telefonische Terminvereinbarung. Die kostet glaube ich 10,23€ oder so...

    Aber als Lehrerin korrigierst du das doch gerne, oder? Wegen der "leuchtenden Kinderaugen", "Bildungsstandort Deutschland", ... oder anderes Zeugs.

    Ich nehme einmal an, sowas bekommt man per Zwangszuweisung, oder?

    Gruß !

    • Offizieller Beitrag

    Aber als Lehrerin korrigierst du das doch gerne, oder?


    Nö.

    Und ich hege ein tiefes Misstrauen gegen Menschen, für die 7,50 ein Anreiz sind, korrigieren zu wollen. Mit denen stimmt etwas nicht. So psychisch. :skeptisch:

    Zitat

    Ich nehme einmal an, sowas bekommt man per Zwangszuweisung, oder?

    Korrekt.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. (31. März 2015 10:12)

  • Noch doller ist Nichtschülerabitur, wenn man nach dem Erstgespräch mit den Schülern feststellt, dass man die Latte gar nicht so tief hängen kann, dass das klappt... und das ist öfter der Fall. Die Bestehensquoten sind bundesweit besch...eiden. Unter 50%, wenn ich mich recht erinnere. Und das liegt nicht am Willen der Kollegen. Die armen Hascherl tun einem immer total leid und man versucht, was man kann. Spätestens, wenn sie nach der dritten Frage "Und wie haben Sie denn das Thema XY bearbeitet - so oder eher so?" den Kopf senken und wieder "Eigentlich gar nicht" antworten, weiß man, dass es egal ist, wie kleinschrittig und pillepalle man in der Mündlichen fragt. :(


    Jup. Been there, done that, didn't get any t-shirt, though... Externenprüfungen abzuhalten relativiert ganz grandios die Vorstellungen, die man vom Leistungsgefälle zwischen den ach-so-grandiosen Privaten und den ach-so-förchterlichen öffentlichen Schulen haben mag.

    Zitat

    die mit den hyperprofessionellen websites und den cool klingenden Namen. Da geht gar nix :(


    Im Vergleich zu den Kosten von nachhaltigem, didaktisch durchdachten und vernünftig finanziertem Unterricht sind die Kosten für eine Werbeagentur wirklich nur Peanuts. Glänzt aber schöner.

    Nele

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