Welchen Zeitaufwand habt Ihr als Lehrer? Beziehungsprobleme... :-(

  • Hallo,
    ich wuerde gerne mal von Euch wissen, wieviel Ihr pro Woche arbeitet (moeglichst vergleichbar Grundschul-KlassenlehrerIn).
    Meine Partnerin ist Klassenlehrerin Stufe 4 und arbeitet so viel, dass unsere Beziehung daran zerbricht. Konkret geht sie um 7 aus dem Haus jeden Tag, kommt ~15 Uhr nach Hause (abgesehen von Fortbildungen, Elternabend, Lehrerkonferenzen etc. etc.). Zuhause bereitet sie an an 3-4 Wochentagen (von 5) bis abends um 22/23 Uhr Unterricht vor und sonstiges. Wenn Zeugnisse sind jeden Abend. An jedem Wochenende ist sie mindestens 1,5 Tage am Arbeiten. Dass wir mal einen kompletten Tag oder gar ein Wochenende (wenn ueberhaupt einmal im Monat) komplett zusammen haben ist Seltenheit. Nun kommt Ostern, von 4 freien Tagen muss sie 2 Arbeiten. Wenn ich sie nicht davon abhalten wuerde dann wuerde sie 4 Tage durcharbeiten.
    Ich lese hier im Forum so alles von 40 bis 70 h/Woche, meine Freundin liegt sicher bei meistens ~70/Woche schaetze ich mal. Wenn das bei Euch allen so ist muss ich das wohl akzeptieren, aber wenn nicht, dann muss sich was aendern bei uns :( Mir geht es vor allem darum, zumindest einen freien (voraus planbaren) Tag pro Wochenende gemeinsam zu haben. Ist sowas ueberhaupt moeglich?



    Nun frage ich mich, und vor allem Euch: Ist das alles normal, macht Ihr auch alle 70h die Woche? Danke fuer Eure Antworten, bin echt ratlos!

  • für mich ist das nicht normal.
    würde bei mir auch gar nicht gehen, da ich 3 kinder habe.
    das wochenende versuche ich komplett frei zu halten, da die kinder dann ja auch nicht in die kita gehen.
    ich bereite abends vor oder direkt nach dem unterricht, wenn die kurzen noch in der kita sind.
    natürlich gibt es immer mal zeiten wo es trubeliger ist (zeugnisse ect.), aber im schnitt lässt sich familie und job gut vereinbaren.. und ja ich habe eine volle stelle.

  • Ich finde es zumindest nicht unnormal...
    Bei mir gibt es solche Hoch-Zeiten (volle Stelle, Gym, Sprachen); gerade während der Abizeit und/oder vor Weihnachten geht es rund. Dann komme ich locker auf 70 Stunden die Woche. Die "kleinen" Ferien sitze ich: In den Herbstferien muss das schriftliche Abi vorbereitet werden, in den Weihnachtsferien die Korrekturen + Zeugnisse, im Januar schriftliches Abi, im März mündliches, in den Osterferien Korrekturen.
    Gerade in den ersten 3-5 Jahren ist der Arbeitsaufwand am höchsten, denn man muss sich zurechtfinden, seinen Arbeitsrhythmus kriegen (der doch im Ref ein anderer war), viel vorbereiten, etc.


    Mittlerweile wird es bei mir etwas besser, was daran liegt, dass ich Unterrichtsreihen in den Ferien vorbereite, sodass ich während der Unterrichtszeit "nur" noch unterrichten und korrigieren muss, doch auch das ist in den Hoch-Zeiten enorm stressig und zeitaufwändig.


    Darf ich fragen, im wievielten Jahr der Planstelle Deine Freundin ist? Insbesondere zu Beginn als Junglehrer rödelt man wie verrückt. Ich weiß, dass dies für den Partner, der kein Lehrer ist, furchtbar ist. Zuerst muss man gemeinsam das Ref durch- und überstehen, denkt danach es wird alles besser und dann muss man zusehen, wie der Partner sich noch mal 3-5 Jahre kaputt schafft; da kann das Verständnis schon mal flöten gehen...

    I wonder which mistake I'm going to try to learn from today.

  • Es ist das vierte Jahr im Beruf. Im Ref davor waren wir noch nicht raeumlich beieinander und hatten das Problem nicht.

  • Ich bin zwar nicht an der Grundschule, aber ja, phasenweise kann das vorkommen (insbesondere in den ersten bis zu 5 Jahren, in denen man echt noch so richtig rödelt), aber eigentlich sollte man sich vielleicht schon so organisieren, dass man normalerweise wenigstens einen Tag am Wochenende frei halten kann (schon wegen der eigenen Nerven...da wird man doch meschugge bei...). Will sie irgendwann Kinder haben? Da kann man das doch eh nicht durchhalten...
    Ich führe eine Fernbeziehung und versuche schon, mir die Wochenenden weitgehend frei zu halten - bei (momentan 5) Korrekturgruppen (davon 3 Oberstufe) klappt das natürlich nicht immer. Ferien sind auch Korrekturzeit, idealerweise dazu Vorbereitungszeit.
    Man muss als Lehrer lernen, effektiver zu arbeiten bzw. schlicht und ergreifend Abstriche zu machen, es ist sonst nicht anders möglich - also zumindest, sofern man noch eine Art Privatleben haben möchte...
    Aber sie muss es halt erst mal einsehen und dann Stellen suchen, an denen sie drehen kann - wir kennen ihre Schule, ihre Klasse, ihre Belastungen nicht, von daher ist das schwierig, das auf die Ferne einzuschätzen.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Phasenweise ist es auch bei mir so viel, dass ich nach dem Abendessen nochmal an den Schreibtisch zurückkehre, normalerweise aber nicht.
    IMMER lasse ich Freitagmittag beim Heimkommen meine Tasche fallen und öffne sie erst Sonntagmittag wieder - also 48 h später. Diese Pause brauche ich... was in der Zeit nicht schaffbar ist, bleibt eben liegen oder es wird mal einfach eine Portion Schmalspurunterricht eingeschoben!

  • ich sags mal ganz flapsig, aber ein grundschullehrer der im durchschnitt 70h die woche arbeitet macht was verkehrt..

  • Die Frage ist, ob dir das Wissen, wie lange andere brauchen, etwas bringt.


    Deine Freundin beschäftigt sich vielleicht sehr gerne mit Details des Unterrichts, hat Spaß dabei, Neues auszuprobieren, das kostet Zeit. Oder es fällt ihr irre schwer, Abstriche zu machen, weil sie, aus welchen Gründen auch immer, perfektionistisch ist, dann kann sie kein Ende finden und ist noch gestresst dabei. Und wenn sie das erste Mal ein viertes Schuljahr hat, fängt sie natürlich bei allem bei Null an, weil sie alles das erste Mal macht, das kostet ebenfalls Zeit, die man dann eben einfach braucht. Oder sie hat keine Lust auf Diskussionen und versteckt sich in ihrer Arbeit... der Gründe mögen viele sein, trotzdem kann man einen Tag pro Woche frei haben und 6 Stunden Vorbereitung finde ich peresönlich auch übertrieben.


    Was sagt sie denn selber? leidet sie auch unter der Situation? Was macht sie denn z.B. an Ostern, das noch mal zwei Tage kostet?

  • Jetzt bin ich auch mal ganz ehrlich: Meine Beziehung leidet sehr, seit ich 2014 mit dem Ref begonnen habe. Zur gleichen Zeit sind wir zusammengezogen. Logisch, denn ich hatte mich extra für das Seminar beworben, das in der Stadt liegt, in deren Umkreis mein Freund arbeitet.


    Von Anfang an war mein Arbeitspensum riesig und auch das Wochenende ging immer zum Lernen und Vorbereiten drauf, wenn UB anstanden, hatte ich 0,0 Freizeit. Außerdem steht immer noch die Hausarbeit an, die versüßt das Zusammenleben auch nicht gerade. Vom Freundeskreis ganz zu schweigen, meine Freunde bekomme ich immer nur in den Ferien zu Gesicht, in den Weihnachts- und Fasnachtsferien war dafür auch keine Zeit: Die Dokumentation wollte verfasst, die Präsentationsprüfung und die Colloquia vorbereitet werden.


    Inzwischen bin ich schneller im Vorbereiten und kann mir auch mal Nachmittage und auch einen Tag des Wochenendes freischaufeln. Allerdings haben wir uns im Laufe des letzten Jahres immer mehr voneinander entfernt: Durch meine Gereiztheit und die fehlende Zeit miteinander. Ich hoffe, all das wird besser, wenn durch die letzte Lehrprobe dieser verdammte Druck endlich weg ist. Ich kann momentan nämlich gar nichts mehr genießen.


    Momentan arbeite ich jeden Tag etwa bis 19, 20 Uhr, am Wochenende beide Tage für die Schule.

  • Ich habe meine Freunde im Ref regelmäßig getroffen, aber ich bin eben auch jemand, dem es sonst einfach zu schlecht geht. Ich BRAUCHE freie Zeit, um den Rest wuppen zu können...

  • Wenn man als Lehrer arbeitet und das Privatleben stirbt, bzw. die Beziehung ist gefährdet, dann macht man etwas falsch.


    Auch der Lehrerberuf ist nur ein Beruf. Man arbeitet, um sein Leben zu führen, nicht umgekehrt. Wenn man Lehrer vom Auto überfahren wird und dabei umkommt, dann geht die Schule ohne Pause weiter. Es geht auch ohne einen. Und so sollte man sein Leben auch organiseren.... Bei mir persönlich rangiert die Schule hinter meiner Frau und meinen Katzen zusammen mit meinen Hobbies an dritter Stelle. Und darüber habe ich kein schlechtes Gewissen.


    Nele

  • Als Moderator - das Thema ist wichtig und immer wieder präsent. Wir werden dieses Thema als Moderatoren auch ohne Schreibberechtigung des OP einige Zeit offen lassen, so dass sinnvolle Kommentare aus der Sicht der Praktiker abgegeben werden können.


    Nele

  • Auch der Lehrerberuf ist nur ein Beruf. Man arbeitet, um sein Leben zu führen, nicht umgekehrt. Wenn man Lehrer vom Auto überfahren wird und dabei umkommt, dann geht die Schule ohne Pause weiter. Es geht auch ohne einen. Und so sollte man sein Leben auch organiseren.... Bei mir persönlich rangiert die Schule hinter meiner Frau und meinen Katzen zusammen mit meinen Hobbies an dritter Stelle. Und darüber habe ich kein schlechtes Gewissen.

    Das ist eine tolle Einstellung. Leider ist dies, wenn man im Referendariat ist, oder wenn man noch nicht auf Lebenszeit verbeamtet wurde, gar nicht so einfach umzusetzen. Der Druck ist einfach groß.
    Wenn ich mich im Bekanntenkreis umhöre, dann ist der Lehrerberuf in den ersten Jahren (Ref + erste Jahre nach dem Ref) so mit der anstrengendste Beruf. So viele Beziehungen, wie im Referendariat und der Zeit danach in die Brüche gegangen sind, weil der Partner so gestresst war und zu wenig Zeit hatte, kenne ich sonst nicht.
    Liegt vielleicht auch ein bisschen daran, dass man viele Referendare als Bekannte hat, aber eigentlich bilde ich mir ein einen großen Freundeskreis mit vielen Nichtlehrern zu haben.
    Diese Phasen, wo man absolut keine Zeit hat (Prüfungen im Ref, erstes Jahr bei voller Stelle) gibt es einfach nirgendwo sonst. Die einzige, die bei uns genauso belastet ist, ist eine Freundin die nun Assistenzärztin ist. Alle anderen haben irgendwie genug Zeit zum Leben.

  • Auch wenn ich nicht der Verfasser des Fadens bin, so sind die Beiträge der anderen hier sehr interessant für mich.
    Ich suche immer wieder/noch nach Strategien, wie ich Berufsleben und Partnerschaft vereinen kann, ohne (beides?) zu reduzieren.
    Insofern wäre ich dankbar, wenn dieser Faden offen bliebe.

    I wonder which mistake I'm going to try to learn from today.

  • Wenn man den Unterricht so vorbereitet, wie es von den Kultusbehörden gefordert und von der Schulpolitik gewünscht wird, kommt man locker auf 70 Stunden pro Woche:


    - Jeden Inhalt auf mehreren Niveaustufen vorbereiten
    - Diagnostische Tests mit jedem einzelnen Kind durchühren und auswerten
    - Förderpläne für jedes einzelne Kind ausarbeiten und umsetzen
    - mehrere Kinder mit besonderem Förderbedarf in der Klasse, die meisten davon ohne zusätzliche Unterstützung von außen
    - abwechslungsreiche, kompetenzorientierte Prüfungsformen, die auch vor dem Hintergrund des individuellen Lernfortschritts bewertet werden
    - viel Arbeit für Konzepte zur Schulentwicklung und deren Umsetzung
    - Engagement in AGs, Fortbildungen, Jahrgangsstufenteams, Gremien, ...
    - u.v.a.m.


    Das hält man dann so je nach Typ 3-7 Jahre durch, danach ist man reif für die Klapse (oder die Burnout-Klinik).


    Die einzige Lösung ist, Abstriche zu machen: AGs / Teams nur die, die einen interessieren. Sahneschnittchen-Unterricht gibt's je eine Stunde pro Tag, der Rest ist Hausmannskost. Differenzierung mittels vorgefertigten Übungsblättern der Verlage, auch wenn einem darin nicht alles gefallen mag. Materialaustausch mit den KollegInnen - nicht jeder muss das Rad ständig neu erfinden, usw.


    Deine Partnerin muss runterkommen auf 50 Stunden pro Woche. Die Vormittage im Lehrberuf sind so anstrengend (weil man ständig gefordert ist und keine wirklichen Phasen der Entspannung hat über mehrere Stunden hinweg), dass Körper und Geist Erholungszeiten brauchen. Wenn es gar nicht anders geht, braucht sie einen Coach, der ihr dabei hilft, Wichtiges von Unwichtigem und Zwingendes von Fakultativem zu unterscheiden und entsprechend zu gewichten. Sonst ist nicht nur eure Beziehung gefährdet, sondern ihre Gesundheit.

  • Also wenn man für sechs Stunden Unterricht knapp sechs Stunden Vorbereitung braucht, macht man definitiv was falsch. Ansonsten würde ich mir ggf. an der Stelle des Threaderstellers überlegen, ob die Beziehung nicht eh schon vorbei ist, und dessen Freundin sich nicht bewusst in die Arbeit stürzt.

  • Das ist eine tolle Einstellung. Leider ist dies, wenn man im Referendariat ist, oder wenn man noch nicht auf Lebenszeit verbeamtet wurde, gar nicht so einfach umzusetzen. Der Druck ist einfach groß.
    Wenn ich mich im Bekanntenkreis umhöre, dann ist der Lehrerberuf in den ersten Jahren (Ref + erste Jahre nach dem Ref) so mit der anstrengendste Beruf. So viele Beziehungen, wie im Referendariat und der Zeit danach in die Brüche gegangen sind, weil der Partner so gestresst war und zu wenig Zeit hatte, kenne ich sonst nicht.
    Liegt vielleicht auch ein bisschen daran, dass man viele Referendare als Bekannte hat, aber eigentlich bilde ich mir ein einen großen Freundeskreis mit vielen Nichtlehrern zu haben.
    Diese Phasen, wo man absolut keine Zeit hat (Prüfungen im Ref, erstes Jahr bei voller Stelle) gibt es einfach nirgendwo sonst. Die einzige, die bei uns genauso belastet ist, ist eine Freundin die nun Assistenzärztin ist. Alle anderen haben irgendwie genug Zeit zum Leben.


    Eventuell ist das in anderen Bundesländern ja anders, aber ganz ehrlich, die Verbeamtung auf Lebenszeit ist an und für sich eine Formsache. Wirkliche Noten gibt es bei uns dafür nicht, um sie nicht zu bekommen, muss man eigentlich schon straffällig werden...ich verstehe den Hype darum nicht? (Und nein, habe ich auch nicht verstanden, als ich die Revisionen halten muss.)
    Ich hatte eine Phase im Ref (da ich verlängern und mit neuen Fachleitern weiter machen musste), während der ich im Prinzip 14-tägig Lehrproben hatte und hatte trotzdem freie Zeit. Und glaubt mir mal, dass das definitiv nicht daran lag, dass ich ein Überflieger und ach so toll organisiert wäre... :rofl:
    Aber ohne freie Zeit geht man schlicht vor die Hunde.


    Und ja, der Lehrerberuf und das Referendariat sind anstrengend. Das sind jede Menge andere Berufe aber auch, mit teilweise deutlich bescheideneren Zeiten (mein Freund ist meistens erst gegen 20h zu Hause - und ja, mitunter muss der zu Hause auch noch arbeiten, dafür hat er dann deutlich weniger Jobsicherheit als ich).
    Es gibt auch Berufe, die weniger anstrengend sind. Genauso gibt es welche, die deutlich anstrengender und zeitfressender sind.
    Zumal ich so Vergleiche eh immer schwierig finde, da die Empfindung, was anstrengend ist, sich ja durchaus unterscheiden können.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • In RLP ist die Verbeamtung auf Lebenszeit im GS-Bereich alles andere als Formsache. Verbeamtet wurde bis vor einem Jahr im Rankingbereich von 0.9, was in etwa bedeutet makelloses 1.0er erstes und zweites StEx machen und dann noch ein Jahr Angestellter sein (bringt 0.2 Bonus). Reffis mit schlechter als 2.0 Bewerbungsnote brauchen sich über die offizielle Rankingliste keinen Hoffnungen hingeben.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

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