Du bist bestimmt mit 15 nachmittags nach Hause gekommen und hast erst mal deinen Geschwistern Essen gekocht, um dann das Garagentor zu streichen, anschließend Violine zu üben bis es Zeit zum Lateingrammatiklernen war.
Gekocht habe ich nicht und das Garagentor streichen musste ich auch nicht. Allerdings hatte ich durchaus kleinere Aufgaben im Haushalt.
Klavier habe ich gelernt und ich habe viel gelesen, meist über Naturwissenschaft. Geld habe ich mir zusätzlich verdient (wobei ich tatsächlich sehr viel auch von meinen Eltern bekam) durch Nachhilfe geben.
Neben der Freizeit, mit Freundinnen treffen, Sport, den ersten Partnern usw., habe ich also auch einiges an Zeit mit, ich nenne es mal studieren, verbracht. Das war nicht immer Schulstoff, aber doch recht viel, was sich auch in der Schule anbringen ließ. Und das ist etwas, was ich bei Gymnasiasten auch erwarte, dass die irgendwelche Interessen haben die darauf hinweisen, dass da jemand mal studieren möchte.
Mein Studium habe ich dann durch Geld meiner Eltern, Stipendien und kleinere Jobs an der Uni (meist in Abteilungen, an deren Forschungsschwerpunkten ich eh interessiert war) finanziert. Ich habe nicht auf Lehramt studiert, sondern in zwei Fächern das Diplom erworben und mir das später als Staatsexamen anerkennen lassen (längere Geschichte).
Ich bin mir ganz sicher, hätte ich nicht so hervorragende Noten mit nach hause gebracht oder hätte ich einfach nur herumgedallert im Studium, dann hätten meine Eltern nicht so freigiebig Geld gegeben. Sie waren zwar enttäuscht, dass ich als schwarzes Schaf in der Familie nur ins Lehramt dann gegangen bin und hätten mich lieber von Anfang an auch in der Humanmedizin gesehen, aber solange ich gezeigt habe, dass ich eben nicht nur am Feiern war, sondern eben auch meine Verpflichtung (Uni) ernst genommen habe, gab es Annehmlichkeiten. Sie haben eben gesehen, dass ich etwas leiste, Interessen habe und eben nicht einfach nur "am chillen" bin.
Und darum geht es doch. Es wäre doch auch egal, wenn das Kind "nur" eine Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin macht. Hauptsache es wird Leistung gezeigt, je nach Begabung und Interessen eben. Was halt absolut nicht geht ist faul herumdödeln ohne etwas zu machen oder zu können.
Wir hatten einen im Studium, der hat Lehramt Mathe / Chemie angefangen, war hochintelligent und faul. Der ist letztendlich nicht ins Lehramt gegangen sondern programmierte für Firmen Algorithmen für irgendwelche mathematischen Modelle. Sie gaben ihm einen Auftrag, er hatte ihn oftmals innerhalb von 3 Tagen gelöst, und sagte nach zwei Wochen im Meeting, dass er gute Ansätze hatte.
Die BWLer hatten strahlende Augen und waren begeistert und wollten möglichst bald Ergebnisse. Das hat er dann genutzt den Preis hoch zu treiben, Nachtschichten seien ja dafür nötig, und dann am Ende hat er denen vorgestellt, was er bereits nach 3 Tagen fertig hatte.
Er wurde teilweise für den Monat fürstlichst entlohnt und hatte mitunter wenige Tage oder mal Wochen lang Arbeit. Mega faul, aber mega intelligent.
DAS ist eine der wenigen Möglichkeiten, wie man faul und mit wenig Arbeit durchs Leben kommt. Da aber 99,99% inklusive mir diese Fähigkeiten nicht haben das so unzusetzen, muss eben anders Leistung erbracht werden.
Und da viele SuS eher sehr eingeschränkt in den kognitiven Fähigkeiten sind, leider mittelerweile auch am Gymnasium, müsste eigentlich extra viel Fleiß an den Tag gelegt werden um das zu kompensieren. Das Gegenteil ist aber oft der Fall.
Mich wundern die Eltern sowas von extrem, die das durchgehen lassen. Wenn mein Kind nicht sonderlich intelligent ist, dann würde ich doch absolut darauf pochen, dass es fleißig und arbeitssam ist. Faul kann sich wirklich nur jemand leisten, der besonders intelligent (oder besonder schön....) ist.
Alle anderen müssen ordentlich arbeiten und sollten das gleich durchs Elternhaus vermittelt bekommen.