Lernzeiten statt Hausaufgaben

  • Wir haben uns für das Konzept Schule ohne Hausaufgaben entschieden. Die Stadt stellt dafür zusätzliches päd. Personal (Erzieherinnen, Sozialpädagogen) ein. Statt HA wird es im kommenden tägl. eine Std. Lernzeit in Doppelbesetzung (eine LehrerIn + eine päd. MitarbeiterIn) geben.
    Wir hatten dazu einen päd. Tag, bei dem wir verschiedene Umsetzungen aus anderen Schulen verglichen haben.
    So richtig überzeugt hat uns bisher noch keins dieser Modellen. Einige waren uns zu vorbereitungsintensiv, andere passen nicht zu bestehenden Konzepten (Freiarbeit, Wochenplanarbeit).


    Daher meine Fragen:
    Wer hat Erfahrungen mit Lernzeiten statt HA?
    Welche Konzepte habt ihr? Was hat sich bewährt?

    • Offizieller Beitrag

    bei uns gibt es da in Kl. 5 und 6.
    Die Stunden dienen der Einübung und Wiederholung (nicht z.B. zum Auswendiglernen) und sind im Stundenplan verankert. In den enstprechenden Fächern gibt es dann keine derartigen HA mehr.


    Es wird mit Wochenzielen gearbeitet.
    Alle Zielvorgaben und die Aufgaben, die zum Erreichen der Ziele bearbeitet werden sollen, stehen allen Kindern zur Verfügung (Pinwand, Tafel).
    Die Kinder arbeiten selbstständig und maximal in Murmellautstärke.
    Ein Lehrer ist immer anwesend und hilft bei Bedarf. Die Schüler dürfen aber auch andere Schüler fragen.
    Am Ende einer jeden Einheit wird ein kleiner Test geschrieben.


    Soweit die Theorie.


    In der Praxis nehmen - muss man ehrlich sagen -- nicht alle Schüler diese Lernform wirklich ernst. Als eingesetzter Kollege muss man schon sehr darauf achten, dass tatsächlich gearbeitet wird.
    Manche Kandidaten haben auch oft ihr Material nicht dabei ("Hab schon alles fertig" --"kann schon alles"-- "deutsch ahben wir heute nicht, da hab ich kein Material dabei"). Da muss man als Kollegium ein sehr effektives Konzept erarbeiten und konsequent durchhalten.


    mein persönliches Fazit: tolle Idee, aber an manchen Stellen immer wieder überholungsbedürftig

  • Ich habe ganz ähnliche Erfahrungen, wie die Friesin. Bei und wurden jeweils 5 Minuten von jeder Stunde abgezogen und damit dann 30 Minuten Lernzeit eingerichtet. Es steht und fällt damit, dass ALLE Kollegen konsequent Stillarbeit in der Lernzeit durchsetzen. Tun das nicht alle, dann nehmen die Schüler die Lernzeit ganz schnell als zusätzliche Chillzeit und verlängerte Mittagspause wahr. Es müssen auch zumindest in den Kernfächern IMMER Aufgaben gestellt werden oder Arbeitsblätter vorrätig sein.

    Manche Kandidaten haben auch oft ihr Material nicht dabei ("Hab schon alles fertig" --"kann schon alles"-- "deutsch ahben wir heute nicht, da hab ich kein Material dabei").

    Wenn man die Lernzeit statt Hausaufgaben einrichtet, dann besteht für die Schüler keine Notwendigkeit, die Schulsachen überhaupt mit nach hause zu nehmen. Dann könnte man Fächer im Klassenraum einrichten, damit fällt dann diese Ausrede weg, weil immer alles da ist.

  • Das ist der Tod einer jeden Lernzeit: Wenn man für diese Stunden diejenigen Kollegen einplant, für die man sonst keine Verwendung hat. Die sind i.d.R. nämlich die Letzen, die für Ruhe und Disziplin sorgen können.
    Wir wissen doch alle, dass offener Unterricht, wenn er nicht richtig gut konzipiert ist, allenfalls den starken, leistungsbereiten, selbstständigen Schülern nützt und für alle anderen nur Zeitverschwendung ist. Wenn man die Schwachen und Chaoten nicht auch ans Arbeiten bringt, hat die "Lernzeit" ihre Legitimation verloren. Schule ist keine Verwahranstalt.
    Wir planen gerade auch Lernzeiten und mir graut es, wenn ich höre, welche Ideen da im Raum stehen. :autsch:

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist der Tod einer jeden Lernzeit: Wenn man für diese Stunden diejenigen Kollegen einplant, für die man sonst keine Verwendung hat. Die sind i.d.R. nämlich die Letzen, die für Ruhe und Disziplin sorgen können

    bei uns werden dafür die Fachlehrer eingesetzt, die in der jeweiligen Klasse unterrichten. Schon, damit die Schülerfragen besser beantwortet werden können. Das gilt natürlich für die Jahrgangsstufen 7 und 8, in denen das Konzept ein bisschen abgewandelt wurde. Ansonsten gebe ich dir recht, Jule, da muss man vorsichtig sein!

  • Bei uns gibt es auch nur noch Lernzeiten (gebundene Ganztagsschule ).
    Wichtig ist eine klare Struktur und Kontrolle plus Zusatzmaterial.
    Bei mir läuft z.B. immer ein Timer am Whiteboard. Nach 3 Minuten müssen sich alle eingerichtet haben. Die nächsten 15 Minuten dürfen draußen zum Vokabeltraining genutzt werden (im Raum herrscht Stillarbeit, Ausnahme bilden Fragen). Dann folgt eine halbe Stunde völlige Stillarbeit für alle. Die nächsten 10 Minuten können zum Vergleichen genutzt werden (vor der Tür). Dir letzten Minuten gelten dem Abhaken und Aufräumen.
    In meinem Klassenzimmer hängt eine Liste, auf der immer eingetragen wird, was erledigt wurde.
    Für die "Ich hab alles fertig" Fraktion liegt Freiarbeitsmaterial bereit.
    Anfangs hab ich die Kids einfach machen lassen.... ging gar nicht.

  • Danke schon mal für eure Antworten.
    Sind bei euch auch die Lernzeiten Ersatz für Hausaufgaben?
    Wie sind die Erfahrungen damit?


    Gibts hier vielleicht auch Grundschulkollegen,
    die über ihren Umgang mit Lernzeiten berichten können?

  • Hallo,


    wir haben jetzt seit einem Schuljahr sogenannte Arbeitszeiten eingeführt, allerdings nur an 3 Tagen in der Woche. Die Arbeitszeiten sind im Stundenplan verankert und meist in der 5. oder 6. Stunde. Nach Möglichkeit ist der Klassenlehrer plus 1-2 OGS-Mitarbeiter (die ja vorher auch für die Hausaufgabenbetreuung zuständig waren) in der Klasse. Die Kinder bekommen dienstags einen Hausaufgabenplan, wo die Aufgaben für die 3 Tage (Di, Mi u. Do) drauf stehen. Für die schwachen Kinder, die zu Hause keine Unterstützung bekommen, sind die Lernzeiten gut, denn so können sie ihre Lehrer direkt fragen bzw. diese unterstützen die Kinder von vornherein. Die Kinder müssen die Aufgaben aber, die sie nicht schaffen, trotzdem zu Hause vervollständigen. Freitags gibt es daher keine HA, montags in der Regel eine Lese-Hausaufgabe. Ein gr. Nachteil ist, dass man durch den Plan etwas eingeengt wird im Unterricht, da man ja manchmal bestimmte Unterrichtsinhalte auf jeden Fall schaffen muss, weil es dazu im HA-Plan Aufgaben gibt. Außerdem ist die Arbeitsbelastung für die Lehrer deutlich höher als vorher, weil man nun 30 Arbeitszeitmappen mit zig versch. Aufgaben jede Woche kontrollieren muss. Vorher hat man ja auch einiges mit der ganzen Klasse zusammen kontrolliert. Es hat also sowohl Vor- als auch Nachteile. Falls du noch Fragen hast, kannst du mich gerne nochmal anschreiben.

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