Öffentliche Bloßstellung

  • Hallo zusammen, ich würde euch gerne um eine kurze Einschätzung zu einem unschönen Erlebnis bitten, da ich recht ratlos bin:


    Kurz vorab: Ich bin seit 4 Jahren Studienrat an einem Gymnasium und bin auf eigenen Wunsch zu einer Gesamtschule versetzt worden, die im Aufbau ist.


    Jetzt zu meinen furchtbaren Erlebnis: Am letzten Donnerstag war der Abschiedsabend an meiner alten Schule. Neben mir wurden mehrere Kollegen verabschiedet. Zu mir hat kurz die Schulleitung gesprochen und anschließend ein Fachkollege meines ersten Faches (beide sehr nett). Anschließend sprach ein Fachkollege meines zweiten Faches mit dem ich die letzten 4 Jahre kaum bis wenig Kontakt hatte.


    Er warf mir nun öffentlich in der Aula vor dem gesamten Lehrerkollegium, einigen Eltern und Schülern vor, dass ich aus seiner Sicht und/oder der Fachschaft nicht mehr 100% Prozent gegeben hätte, in meinen Leistungen nachgelassen hätte und zudem müsste ich noch viel lernen. Meine Versetzung wäre nur ein „Weglaufen vor Verantwortung“. Die ganze Rede dauerte ca. 5 Minuten. Ich stand vorne vor dem gesamten Kollegium und musste alles über mich ergehen lassen. Zudem wußten alle, dass ich am darauffolgenden Tag heiraten würde. Im Anschluss haben sich viele Kollegen, die Schulleitung und der Lehrerrat bei mir entschuldigt.



    Über eine kurze Einschätzung von euch würde ich mich sehr freuen. Würdet Ihr etwas unternehmen oder die Sache auf sich beruhen lassen?


    Viele Grüße

  • Was dem Kollegen angeht erinnert mich das an die Geschichte des Hammers von Paul Watzlawick. Da hat sich wohl beim Kollegen einiges aufgestaut.
    Ob zurecht (ich kann deine Leistung & Benehmen schlecht einschätzen) oder zu unrecht, so etwas macht man nicht, wenn man im Frieden mit sich selbst ist.
    Also Fazit: der Kollege hat eine Meise!


    Ich ärgere mich auch über manche Kollegen, wenn sie mir einen verdreckten Raum überlassen. Da staut sich manchmal einiges auf. Aber ich denke immer daran, was andere Kollegen mir vorwerfen, was ich selbst gar nicht merke. Darüber zu sprechen ist immer schwierig. Man möchte ja nicht der nervige Kollege sein, der jedes Mal meckert. Jetzt, deshalb öffentlich Luft raus zu lassen, das ist sowas von kleinlich...
    Schule ist manchmal so eine Anhäufung von komischen Vögeln, bei den es oft um Markierung des Territoriums geht. Das ist in der Wirtschaft nicht anders, aber Extreme werden dann schon mal entledigt.


    Ich kann echt verstehen, dass du sauer, enttäuscht und frustriert bist, aber ich würde es mir nicht versauen lassen und eher mitleid für den Kollegen empfinden. Denn wie oben beschrieben, jemand der so etwas macht ist nicht glücklich im Leben.
    Anscheinend ist es dem Lehrerrat und der Schulleitung auch bewusst!

  • Klingt jetzt leichter als es ist: Dem Kollegen gedanklich einen Vogel zeigen, sich freuen, dass man nicht mehr an der gleichen Schule ist und die Sache abhaken. Sowas wie der Kollege hier macht man nicht (sag ich jetzt mal, ohne evtl. alle Hintergründe zu kennen).

  • Erstmal meinen Glückwunsch zur Hochzeit, ich vermute doch stark, dass du dir das nicht hast verderben lassen.
    Ansonsten kann ich mich dem vorhergeschriebenen nur anschließen, wenn das auch sehr leicht gesagt ist.


    Was könntest du denn auch tun? Hingehen und zurückmotzen? Brief schreiben und alles von dir weisen? Rechtsmittel?
    Und wozu?
    Der Kollege hat ein Problem gehabt, du hattest kein Problem mit ihm. Sein Problem. Lass es nicht noch mehr zu deinem werden. Ja, das kränkt und hängt leider oft nach. Aber, dein großes Plus sind doch die Menschen, die sich für das Auftreten dieses sich dadurch selbst ins Aus katapultierten Menschen entschuldigt haben und das also anders sehen oder zumindest den Auftritt nicht gutheißen.
    Du bist da weg, du bist froh, er vermutlich auch, oder vielleicht auch nicht? Eventuell ist er ja auch neidisch, weil er den Schritt des Antrages auf Umsetzung nicht geht, sich nicht traut, zu bequem ist ...
    Tüte ihn ein und ab in die Tonne.

  • Als "Öffentliche Bloßstellung" würde ich das mal noch lange nicht bezeichnen.
    1. Es war keine "öffentliche" Veranstaltung, sondern eine "geschlossene" Veranstaltung im Kollegenkreis.
    2. Es ist auch keine "Bloßstellung", sondern eine Kritik an dir. Auch wenn vielleicht der Rahmen nicht richtig gewählt wurde.


    Daher runteschlucken, gewisse Dinge überdenken und an sich selbst in Zukunft arbeiten, damit solche Kritik sich nicht wieder bei Kollegen aufstaut.

  • Seltsames, enttäuschendes und unverständliches Verhalten des Kollegen. Ich würde mich an deiner Stelle vermutlich eher ärgern, dass ich nicht sofort ans Mikro gegangen wäre, um zu fragen, welche eigenen Probleme der Redner eigentlich gerade zu kompensieren versuche.


    Aber vorbei ist vorbei, offensichtlich schütteln alle anderen ja auch bloß den Kopf- insofern wird vermutlich eher der betreffende Kollege mit den Folgen seines Auftritts leben müssen, nicht du.

  • Die Frage ist, was könnte man denn überhaupt machen? Wenn der Kollege dich mit irgendwelchen Beschimpfungen belegt hätte, könntest du ihn wegen Beleidigung anzeigen. Wenn er in dieser Ansprache deine fachliche Kompetenz in Frage gestellt hat und deine beruflichen Leistungen kritisiert hat, ist das unverschämt und menschlich absolut daneben! Nur rechtlich gesehen würde ich -als Nichtjurist- meinen, kannst du dagegen nichts tun, oder? Ich glaube, da müsstest du schon einen Fachmann befragen…Wenn da was möglich ist, kannst du reagieren.


    Vielleicht kannst du ihm schriftlich kurz mitteilen, dass von deiner Seite her nicht erwünscht ist und war, dass er als Kollege eine Beurteilung deiner beruflichen Leistungen vornimmt.


    Sieh das Positive: Schulleitung, Lehrerrat und viele Kollegen stehen auf deiner Seite! Du wechselst die Schule! Und das Wichtigste: Du hast geheiratet! Herzlichen Glückwunsch und alles Gute dazu! Lass dir also von so einem Idioten nicht das Schöne vermiesen!

  • Die Frage ist, was könnte man denn überhaupt machen? Wenn der Kollege dich mit irgendwelchen Beschimpfungen belegt hätte, könntest du ihn wegen Beleidigung anzeigen. Wenn er in dieser Ansprache deine fachliche Kompetenz in Frage gestellt hat und deine beruflichen Leistungen kritisiert hat, ist das unverschämt und menschlich absolut daneben! Nur rechtlich gesehen würde ich -als Nichtjurist- meinen, kannst du dagegen nichts tun, oder? Ich glaube, da müsstest du schon einen Fachmann befragen…Wenn da was möglich ist, kannst du reagieren.


    Vielleicht kannst du ihm schriftlich kurz mitteilen, dass von deiner Seite her nicht erwünscht ist und war, dass er als Kollege eine Beurteilung deiner beruflichen Leistungen vornimmt.

    Da würde ich nichts machen, das wirkt ja sonst genauso kleinlich! Ignorieren und sich drüber stellen. Ihn zu rede stellen und Fragen, warum er so hinterhältig und feige war dich nicht direkt anzusprechen, wäre nötig, wenn es immer noch dein Kollege wäre. Aber das hat sich ja sowieso geklärt.


    Ich kann mir gut vorstellen, das du jetzt Lust hättest ihm in die Schuhe zu kacken. Aber wie wir geschrieben haben. Der Kollege hat sich zum Deppen gemacht, außerdem sind bald Ferien dann eine neue Schule und das Ganze ist vergessen. Der Kollege wird durch sein Art sowieso vom Leben bestraft, das regelt sich von allein, Geduld.


    Geh trotzdem in dich wie Marie74 geschrieben hat und überlege, was du machen kannst, damit man dir in der Zukunft nichts mehr vorwerfen kann.

  • Ja, Selbstreflexion ist wichtig.
    Einem Menschen, der sich so verhält wie von Mr. Johan geschildert, spreche ich aber das Recht und die Kompetenz ab, über mich zu urteilen.
    Und wenn er zehnmal Recht hätte, sowas macht man nicht.
    Darum lieber den anderen Ratschlägen hier folgen.

    ~ Wenn ihr mich sucht, ihr findet mich im Zwiespalt. ~

Werbung