Große Bitte: Frage zum Spracherwerb und zum Fernsehkonsum

  • Hallo zusammen,


    ich bin gerade im Examensstress und habe zwei Fragen, auf die ich einfach keine Antworten finde. Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen?
    1. Deutschprüfung:
    warum ist das Wissen über den primären Spracherwerb (Spracherwerbstheorien) wichtig für Deutschlehrer?
    - dazu fällt mir gar nicht ein, denn schließlich ist der Spracherwerb in der Schulzeit ja bereits abgeschlossen
    2. Soziologieprüfung:
    warum nimmt der Fernseh- und Computerkonsum bei Kindern zu?
    - meine Gedanken hierzu sind bisher: Eltern haben weniger Zeit für ihre Kinder, weniger Geld für Kurse ist vorhanden, oft lange Fahrzeiten zu Musikschule und Sport


    Über Antworten von euch wäre ich sehr dankbar - die erste Prüfung ist noch diese Woche.


    Danke sagt
    Maren

  • Zu 1.) weil viele Kinder einen Migrationshintergrund haben und der Spracherwerb manchmal erst in der Schule beginnt..... :(


    2.) vielleicht findest du hier was:
    http://www.mpfs.de/

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • ad 1: Gerade im Hinblick auf Fehlerlinguistik interessant: Warum macht das Kind diesen oder jenen Fehler? --> Rückfragen an die Genese des Spracherwerbs
    ad 2: Weil Medien auch gesellschaftlich bedeutsamer sind; kein hochqualifizierter Job mehr ohne PC-Kenntnisse, wer offline bleibt, ist im wahrsten Sinne "abgemeldet".

  • Zitat

    1. Deutschprüfung:
    warum ist das Wissen über den primären Spracherwerb (Spracherwerbstheorien) wichtig für Deutschlehrer?
    - dazu fällt mir gar nicht ein, denn schließlich ist der Spracherwerb in der Schulzeit ja bereits abgeschlossen
    2. Soziologieprüfung:
    warum nimmt der Fernseh- und Computerkonsum bei Kindern zu?


    zu 1. der sprachschatz von sechsjährigen ist nicht das, was ich abgeschlossenen spracherwerb nennen würde. sie lernen doch laufend wörter dazu.


    zu 2. viele eltern "parken" ihre kinder vorm fernseher -> traurige realität.. schon selbst gesehen..
    hier fällt mir das stichwort "veränderte kindheit" ein: die kinder heute verbringen mehr und mehr zeit mit tv, playstation und co. wir haben früher draußen gespielt, butzen gebaut und bücher gelesen. mein sprachschatz als grundschulkind war nicht - wie bei heutigen kindern - von den teletubbies oder den tweenies geprägt..


    sabi ;)

  • Zitat


    1. Deutschprüfung:
    warum ist das Wissen über den primären Spracherwerb (Spracherwerbstheorien) wichtig für Deutschlehrer?
    - dazu fällt mir gar nicht ein, denn schließlich ist der Spracherwerb in der Schulzeit ja bereits abgeschlossen


    Der Spracherwerb ist keineswegs abgeschlossen - ganz abgeschlossen ist er eh nie, in der Grundschule kommen die meisten komplexeren Strukturen hinzu, und in der Sek I dann erweiterter Wortschatz, aber auch sehr viel pragmatisches Wissen (Sprachregister, Kontrast gesprochene und Schriftsprache usw.). In der Sek II wird's wieder interessant, da du im Rahmen der Kommunikationstheorie (vorgeschrieben für die 11) mit den SuS Grundlagen des Spracherwerbs besprichst - meine fanden gerade dieses Thema bislang sehr spannend.


    Zitat


    2. Soziologieprüfung:
    warum nimmt der Fernseh- und Computerkonsum bei Kindern zu?
    - meine Gedanken hierzu sind bisher: Eltern haben weniger Zeit für ihre Kinder, weniger Geld für Kurse ist vorhanden, oft lange Fahrzeiten zu Musikschule und Sport


    Meine Überlegungen:
    1. Fernsehen/ Computerspiele sind wie Käsekuchen - wir sind evolutionär nicht darauf vorbereitet, dass etwas so viel Kalorien haben/ Spaß machen kann und dabei ständig zur Verfügung steht. Wird keine Kontrolle ausgeübt, wird's leicht zuviel des Guten...
    2. Fernsehen/ Computer haben sich effektiv zur bestimmenden Sozialkontaktbasis gemausert, sorgen nicht nur für Unterhaltung, wenn man allein ist, sondern bestimmen auch Gesprächsstoff/ Kudos in der Gruppe - nur, wer geguckt hat, kann mitreden.
    3. Kettenreaktion verschiedener Faktoren: Die als "für Kinder sicher" geltenden Freiräume/ Spielorte werden immer kleiner (wobei Nachrichten über Gefahren für Kinder die subjektiv (nachweisbar zu hohe) empfundene Gefährlichkeit noch steigern), also sind auch Eltern eher bereit, die Kids gucken/daddeln zu lassen, weil ihnen da ja wenigstens nix zustoßen kann. Die Kids lernen allerdings im Fernsehen, wie unglaublich gefährlich diese Welt ist, und bleiben entsprechend auch lieber zuhause, also ist auf dem Spielplatz keiner, also geht auch keiner hin.


    So ungefähr jedenfalls..



    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Mir fällt zum Thema Fernsehn noch ein, dass es ja heute auch WESENTLICH mehr Angebot für die lieben Kleinen gibt (natürlich auch Dank der steten Nachfrage). Als ich klein war, gab es im Wesentlichen Sendung mit der Maus, Löwenzahn, Sesamstraße, Hallo Spencer und Sonntags konnte man noch etwas mehr sehen. Heute können die Kids beim KiKa und RTL II praktische den ganzen Tag vor der Glotze hängen.


    LG
    RR

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

  • Zum Spracherwerb fällt mir ein, dass es die momentane Didaktik Parallelen zieht zwischen Spracherwerb und
    Schrift -spracherwerb (zeigt schon die Wortwahl) - im Gegensatz (?) zum Lese- und Schreiblehrgang. Dabei wird der kommunikative Aspekt von Sprache sehr betont. In der Praxis zeigt sich die Methode durch das Einführen des gesamten Alphabets mittels Anlautbogen. Brügelmann, Dehn, Spitta, Reichen sind die Vertreter, die den neuen Ansatz begründeten.
    flip

  • Hallo Maren,
    zu 1) wenn ich meine Grundschulkinder so betrachte, würde ich auch sagen, dass ihr Spracherwerb noch nicht abgeschlossen ist: z.B. haben sie z.T. recht abenteuerliche Wortkonstruktionen, wenn es darum geht, ein Wort in die Vergangenheit zu setzten. auch ein Blick ins Aufsatzheft der Drittklässlerin zeigt, dass da noch Baustelle ist. ;)
    zu 2)

    Zitat

    hier fällt mir das stichwort "veränderte kindheit" ein: die kinder heute verbringen mehr und mehr zeit mit tv, playstation und co. wir haben früher draußen gespielt, butzen gebaut und bücher gelesen


    Das würde ich auch so sehen, wobei unsereins auch ungefährdeter draußen spielen konnte:
    es gab - weniger Verkehr
    - Kinder, die man draußen einfach traf (heute muß man erst Termine absprechen, denn mit Sport, Musik und - immer öfter - Therapien aller Art - ist so mancher Nachmittag hoffnungslos verbaut!
    - weniger Alternativen (nur 3 Programme im TV, womöglich in schw./weiß :( ,und erst nachmittags beginnend, wodurch es dann für Eltern auch nicht so leicht möglich war, ihre Kinder zu "parken"
    - weniger Spielzeug in den Kinderzimmern
    - weniger Einzelkinder: zu zweit oder sogar mehr Kindern im Haus ist es viel leichter, sich vom Bildschirm zu trennen (meine erf. mit 4 Kindern ;) )


    Zum Thema Fernsehen /Computer...: Ich sehe mich selbst als jemanden, der das Problem mit dem Bildschirmkonsum durchaus ernst nimmt. Aber es ist im Alltag nicht leicht, hier eine vernünftige Lösung zu finden. Bei uns sieht das so aus, dass mit den Kindern eine "Bildschirmzeit" vereinbart ist: Jeder hat 45 Min/Tag aktive Spielzeit vor dem Computer. Da meine Kinder immer zu zweit davor hocken, heißt das: 45 Min spielen, 45 Min. zugucken. Alternativ können sie ein Video ansehen oder die entsprechende Zeit fernsehen (wird aber kaum genutzt). Der Knackpunkt: Es braucht zwingend einen Elternteil, der kontrolliert ob die Zeit auch eingehalten wird. Meine Kinder sind ausgesprochen liebenswert und umgänglich, aber es fällt ihnen äußerst schwer, nicht zu überziehen!


    ovli

  • Zitat

    Das würde ich auch so sehen, wobei unsereins auch ungefährdeter draußen spielen konnte:


    Quatsch!!!!!!!!!!!!!!!!
    WIR HABEN UNSERE KINDHEIT ÜBERLEBT! WIR WAREN HELDEN!



    http://blog.stefan-weigand.de/…omments/wir_waren_helden/

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Puh, Glück gehabt! Grad nochmal reingerutscht (*78) ;)
    Aber vieles aus alias Zitat stimmt schon; das mit den Straßenlaternen zB. Als ich neulich mit meiner 2. SU-Klasse gesprochen habe ("Zeit") ging's auch um die Orientierung anhand von Alternativen. Die Kinder hatten alle Uhren am Handgelenkt (nach ihren Angaben auch beim Spielen) und wussten genaue Uhrzeiten, wann sie zu Hause sein müssen. Sie konnten mir gar nicht glauben, dass ich in ihrem Alter ohne Uhr gespielt habe und mit an Straßenlaternen orientiert habe, um zu wissen, wann ich zu Hause sein muss.


    LG, das_kaddl

  • Heute in der "Schwäbischen Zeitung"

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Ich wünsch dir viel Glück und Erfolg für die Prüfungen!!! :)

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