Hilfe - vom Regen in die Traufe

  • Ich habe letztes Jahr in NRW einen Versetzungsantrag gestellt und bin zunächst zur meiner Freude an einer Schule gekommen, die in direkter Nähe meines Wohnortes ist. :) Die Fahrtzeit hat sich also um gut eine Stunde verkürzt. Doch nach der Euphorie musste ich in der ersten 1 1/2 Wochen feststellen, dass das Schülerumfeld und die Umstände an der Schule wesentlich schlimmer ist, als das was ich vorher hatte. :autsch: Dies war natürlich nicht der eigentliche Plan.
    Ich bin daher gerade wirklich sehr unglücklich, weil ich langsam mal weg von den Brennpunktschulen wollte. Es entspricht also im Moment so gar nicht mehr meinen Vorstellungen. Da wäre ich lieber weiter die vielen Kilometer gefahren :uebel: .


    Und bevor die Frage aufkommt....nein, ich hatte die Schule mir nicht vorher ausgesucht, weil ich den Tipp, dass ich mich vorher mit den Schulen in Verbindung setzen sollte, zu spät kam. ;(


    Die Frage ist ja, was kann ich jetzt machen. Die Bezirksregierung wird wahrscheinlich nicht begeistert sein, den nächsten Versetzungsantrag von mir auf dem Tisch zu bekommen. So wie ich das jetzt in den ersten Wochen an meiner neuen Schule allerdings mitbekommen habe, muss wohl die Fluktuation der Lehrer dort recht hoch sein.....


    Ich bin wirklich für jeden Tipp dankbar.


    Dio

  • The grass is always greener on the other side, wie man auf Englisch so schön sagt. Schade, dass dir die neue Schule nicht auf Anhieb gefällt. Eine praktische Hilfestellung habe ich dir leider nicht, dennoch habe ich mir ein paar Punkte rausgepickt, zu denen ich was sagen kann. Vielleicht hilft es dir ja psychologisch. ;)

    Doch nach der Euphorie musste ich in der ersten 1 1/2 Wochen feststellen

    Das erinnert mich an die vielen "Hilfe, mein Welpe..."-Threads im Hundeforum. Da freut man sich wochen- und monatelang auf den neuen Welpen (bzw. die neue Schule) und ist er dann da (bzw. ist man dann dort), ist es doch nicht so toll wie man es sich ausgemalt weil es plötzlich allerlei Probleme gibt. Der Welpe pinkelt, ist überdreht, beißt in die Waden, schlicht: Er krempelt das gesamte Leben um. (Analog könnte man hier nun Schulprobleme aufzählen...)


    Deswegen rate ich dir nun, was ich den Neuwelpenbesitzern im Hundeforum rate: Erstmal ankommen! Ich glaube nach 1,5 Wochen kannst du noch lange nicht beurteilen, ob die neue Schule nun besser oder schlechter ist als die alte. Was du im Moment so negativ wahrnimmst, sind die Dinge, die an der neuen Schule anders laufen oder sind. Und an Veränderungen muss man sich erstmal gewöhnen. (Es wurden ganze Bücher verfasst zum Thema Veränderungsmanagement.)


    Aus diesem Grund würde ich dir erstmal raten, anzukommen. Ganz in Ruhe. Versuche es dir wenn es geht mit mehr emotionaler Distanz anzuschauen. Sicher wird es an der neuen Schule auch Dinge geben, die besser laufen. Und wenn du dann wirklich nach diesem oder auch noch dem nächsten Schuljahr feststellst, dass die neue Schule doch nichts ist, dann kannst du ja immer noch schauen, wie du da wieder wegkommst.

    nein, ich hatte die Schule mir nicht vorher ausgesucht

    Hättest du denn die Möglichkeit dazu gehabt? Wir in BaWü können wohl konkrete Schulen angeben, die Chance genau dahin zu kommen, geht allerdings gegen 0. Also gibt man Bezirke an und landet dann halt an einer Schule, die man zugeteilt bekommt.

    Die Bezirksregierung wird wahrscheinlich nicht begeistert sein, den nächsten Versetzungsantrag von mir auf dem Tisch zu bekommen.

    Das kann dir eigentlich schnurz sein, ob die begeistert sind oder nicht. Im besten Fall gehen sie professionell damit um; im schlimmsten Fall sagen sie halt, "Also der kann uns an den Hut steigen. Noch eine Versetzung gibt es nicht."


    Was du nun konkret tun kannst: In diesem Schuljahr wirst du da nicht mehr wegkommen. Also würde ich versuchen, das Beste draus zu machen. Dir alles (mit emotionaler Distanz) anschauen, versuchen, dich ins Kollegium zu integrieren. Und dann im Zweifelsfall halt nach Weihnachten den nächsten Antrag stellen.


    In diesem Fall würde ich aber sehr darauf achten, dass du nicht zum Schul-Hopper wirst. Keine Schule ist perfekt. Und wenn du die perfekte Schule suchst und im Endeffekt mal ein Jahr hier bis, mal drei Jahre da, und immer wieder weg willst, ist auch nichts.



    Eine weitere Möglichkeit, mit der du garantiert nach zwei Jahren weg bist, wäre ein Sabbatjahr einzureichen.


    Ich spiele auch immer mal wieder mit dem Gedanken Versetzungsantrag. Allerdings gibt es halt an meiner Schule sehr viele Kollegen, die ihre ganze Karriere dort sind, bleiben und zufrieden sind. Es gibt auch immer wieder Rückkehrer, die mal wo anders waren und dann doch wiederkommen. Das gibt mir zu denken... Bei mir ist es auch allein die Pendelstrecke, die mich nervt. Und eben, dass das Pendeln nicht gut zu meinem Lebensstil passt.

    • Offizieller Beitrag

    Hättest du denn die Möglichkeit dazu gehabt? Wir in BaWü können wohl konkrete Schulen angeben, die Chance genau dahin zu kommen, geht allerdings gegen 0. Also gibt man Bezirke an und landet dann halt an einer Schule, die man zugeteilt bekommt.Das kann dir eigentlich schnurz sein, ob die begeistert sind oder nicht. Im besten Fall gehen sie professionell damit um; im schlimmsten Fall sagen sie halt, "Also der kann uns an den Hut steigen. Noch eine Versetzung gibt es nicht."

    Ja, in NRW hat man sehr viel Einfluss (wenn auch nicht 100%) auf die aufnehmende Schule. Wenn ich es recht überblicke, haben alle KollegInnen, die in den letzten Jahren meine Schule verlassen haben, die aufnehmende Schule mitbestimmt (als Wunsch angegeben, sich mit der Schule in Verbindung gesetzt, sich attraktiv gemacht und dafür gesorgt, dass die Schule sich ihre Fächer wünscht. Mit Hilfe des PR ist es dann problemlos, es sei denn, eine Rückkehrerin der Elternzeit oder zb jemand mit noch besseren Gründen für die örtliche Auswahl ist auch auf der Liste und hat Fächer, die die Schule gebrauchen könnte.



    Zitat

    Eine weitere Möglichkeit, mit der du garantiert nach zwei Jahren weg bist, wäre ein Sabbatjahr einzureichen.

    Wäre in NRW definitiv kein Grund. Sogar vermutlich kontraproduktiv, da die Schule die angesparten Stunden "verwaltet".

  • Das es die perfekte Schule nicht gibt, ist mir vollkommen bewusst und es liegt schließlich auch bei weitem nicht an dem derzeitigen Kollegium. Ich glaube, dass die tatsächlich das beste aus den Umständen machen und gut miteinander umgehen, was wirklich schon einmal viel Wert ist.


    Ich weiß auch, dass man nach 1 1/2 Wochen noch nicht den vollen Durchblick hat. Aber mir geht es auch nicht um die Abläufe in der Schule oder um die Organisation. Schwierige Schüler gibt es überall, allerdings muss ich ehrlich sagen, dass ich nach gut 8 Jahren an reinen Brennpunktschulen davon etwas ausgelaugt und durch bin und ich bin sehr enttäuscht, dass ich jetzt an die nächste Brennpunktschule versetzt wurde.


    Keine Angst, ich integriere mich schon in das Kollegium, denn das ist mir immer wichtig.

  • du kannst es aktuell nicht ändern, also mach das beste draus. wie die dinge sind, ist auch immer eine frage der einstellung. sieh's z.b. als berufliche entwicklungsmöglichkeit für dich.


    und wieviel zeit du jetzt gewinnst, allein durch zwei stunden mehr lebenszeit am tag, die du jetzt nicht mehr im auto sitzt. zehn stunden die woche - was man damit alles machen könnte! lern einen neuen sport, das ist zeit genug für drei trainingseinheiten. bring eurem hund - wenn wir schon dabei sind, sehr treffende metapher, wenn du mich fragst - irgendwas lustiges neues bei. lies jede woche ein buch und tausch dich mit anderen drüber aus. schließe eine lücke in deiner kulturellen bildung, z.b. erarbeite dir ein neues musikalisches genre systematisch. lern zeichnen. vereinbare mehrere familienabende und freundestreffen die woche. oder fang an zu meditieren. ...


    meiner meinung nach ist es immer hilfreich, eine positive einstellung den eigenen sus gegenüber zu behalten. ja, die mögen unmöglich und mies sein oder sehr schwierig, aber es sind immer noch kinder und jugendliche. da geht soviel. nicht alles, nicht immer riesig viel, aber ein bisschen was geht immer.

  • ... auch bei weitem nicht an dem derzeitigen Kollegium. Ich glaube, dass die tatsächlich das beste aus den Umständen machen und gut miteinander umgehen, was wirklich schon einmal viel Wert ist.

    Das ist m.E. mehr wert als alles andere. Ätzende Kollegium und brave Bildungsbürgerkinder samt nervenden Eltern mit Anwalt sind sicher auch kein Traum. Dazu die kurze Fahrzeit- ich würde auch sagen: mach mal ein Jahr. Die Schüler werden einfacher, je besser ihr euch kennt.


    Allerdings weiß ich, wie auslaugend Klassen sein können. Krank werden darf man dabei nicht. Insofern: ein Jahr als Ziel setzen und dann erneut überlegen, mit genug Drama im Versetzungsantrag und mit Personalrat wird sich was machen lassen. Diese Option würde ich aber erst mal komplett ad acta legen, "im Hier und jetzt leben", wahrnehmen, nicht bewerten ist der beste Weg zur Veränderung. Hab schon allerlei Übles erlebt und das ist meine Schlussfolgerung.

  • Ärmel hochkrempel, Gleichgesinnte suchen und die Schule nach euren Vorstellungen verbessern. (Schlachtpläne entwerfen, Arbeitsgruppen zu Teilgebieten entwerfen, realistische Zwischenzielsetzungen festlegen, und und und...)


    Ist das viel Arbeit? Aber holla die Waldfee ist das viel Arbeit! Aber das ist der einzige Weg wie Dinge besser werden.

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