Einstieg GS - wie vorbereiten?

  • Moin, im Frühling wird mich eine Gesamtschule für Sek II einstellen, an der ich Mathematik und Physik unterrichten werde.


    Jetzt ist meine Frage: Wie bereite ich mich am besten vor?


    Die Herausforderung ist ja dass ich vom ersten Tag an fast voll unterrichten muss, und als Seiteneinsteiger hat man ja kein Studium oder Ref.


    Vielleicht hat ja wer Anregungen oder Tipps womit man sich sinnvollerweise vorab beschäftigen sollte.


    Dass man die Schulstunden fachlich vorbereitet ist natürlich klar.


    Aber da man so was noch nie gemacht hat und vom ersten Tag an guten Unterricht machen muss, hier mal die Frage, ob außerhalb von fachlich guter Vorbereitung noch Tipps oder Anregungen sind, womit man sich in den kommenden Monaten bis man damit startet noch beschäftigen kann.


    Danke!

  • - Frag, ob Du vorab hospitieren kannst.
    - Setze Dich mit den Fachvorsitzenden in Verbindung und bitte um Unterstützung: Lass Dir Lehrwerke und Lehrpläne geben. Erkundige Dich, ob es einen Materialpool gibt. Finde heraus, ob mit Arbeitsplänen gearbeitet wird.
    - Lies ein einschlägiges Werk über Classroom management.
    - Lies die Kernlehrpläne GS und Hauscurricula für Deine Fächer.
    - Frag die Schulleitung, in welchen Kursen Du eingesetzt wirst.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Fachspezifisch solltest du dir auf jeden Fall Schulbücher anschauen, im Idealfall die eingeführten, wie von Jule13 bereits geschrieben.


    Du musst dir ein Bild davon machen, auf welchem niedrigen und kleinschrittigen Niveau der Unterricht abläuft. Das gilt für beide Fächer, aber ganz besonders für Physik, da du so gut wie keine Mathematisierung stillschweigend voraussetzen kannst. Für Schüler liegen zwischen f(x) =10x und F=m*g Welten.


    Die erste Physik Stunde, die ich im Referendariat selbst gehalten habe, hat für gut 2 Wochen gereicht (und ich dachte das geht in 90 Min). Das war NACHDEM ich schon eine Weile hospitiert habe bei einem Kollegen.


    Aber man wächst da rein, wünsche dir viel Erfolg.

  • Verschaffe dir selbst erstmal einen Überblick: Lehrwerk und Themen der entspr. Jahrgangsstufe, Lehrplan, Material, Räumlichkeiten und Gepflogenheiten an der Schule, wie viele und welche schriftlichen Leistungsnachweise werden geschrieben, wie werden mündliche Noten gemacht. Mach das alles für dich selbst transparent, dass du es für die Klassen transparent machen kannst.
    Genau, befrage die Fachkollegen - anfangs notfalls wegen jeder Kleinigkeit, dann blickst du bald durch.
    Eventuell kannst du auch mal ein paar Stunden bei den erfahrenen Kolleg*innen hospitieren, aber das mag nicht jeder. Fragen kann man ja aber mal...

  • Finde nichts „trivial“, habe Verständnis für ganz „schlimme“ Fehler. Nur so werden sich die SchülerInnen mutig am Unterricht beteiligen und es muss in Mathe eine gute Kultur im produktiven Umgang mit Fehlern und nicht fachgerechten Formulierungen entstehen.
    Die schulinternen Lehrpläne sind wichtig und lesen sich meist schneller als das ganze Kerncurriculum. Natürlich ist viel Kommunikation mit den KollegInnen nötig und wünschenswert.


    Falls du neben der ganzen Vorbereiterei (du musst ja evtl. auch Klausuren stellen und bewerten) noch Zeit hast, könntest du zu gerade anstehenden Unterrichtsinhalten fachdidaktische Literatur lesen.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Schau dir in eurem Schulgesetz an, was zur Notengebung vorgegeben ist und frag nicht nur KuK, wie diese das handhaben, frag aber auch KuK, welche diesbezüglichen Beschlüsse der Fachkonferenz es gibt. Lies dich vorab ein, wie man PH-/M-Unterricht phasieren kann und versuch während einer Hospitation zielgerichtet auf Phasierung und Class Room Management zu achten (wie steigt der KoK in den Unterricht ein; wobei sind die SuS besonders motiviert/konzentriert/abgelenkt, woran könnte das liegen, wie könntest du reagieren als Lehrperson; wie wird gesichert; wie spricht die Lehrkraft mit den SuS und was löst das von außen betrachtet aus; wie geht die Lehrkraft mit Störungen/Problemen um; welche Lernziele gibt es für die Stunde und (wie) werden diese erreicht;...).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Schau dir in eurem Schulgesetz an, was zur Notengebung vorgegeben ist und frag nicht nur KuK, wie diese das handhaben, frag aber auch KuK, welche diesbezüglichen Beschlüsse der Fachkonferenz es gibt. Lies dich vorab ein, wie man PH-/M-Unterricht phasieren kann und versuch während einer Hospitation zielgerichtet auf Phasierung und Class Room Management zu achten (wie steigt der KoK in den Unterricht ein; wobei sind die SuS besonders motiviert/konzentriert/abgelenkt, woran könnte das liegen, wie könntest du reagieren als Lehrperson; wie wird gesichert; wie spricht die Lehrkraft mit den SuS und was löst das von außen betrachtet aus; wie geht die Lehrkraft mit Störungen/Problemen um; welche Lernziele gibt es für die Stunde und (wie) werden diese erreicht;...).

    Puh - das ist alles richtig und wichtig. Aber ich bezweifel, dass jemand das alles ohne vorherige Ausbildung a) beobachten und b) sofort umsetzen kann. Das schaffen ja nicht mal grundständig ausgebildete Refs.



    Finde nichts „trivial“, habe Verständnis für ganz „schlimme“ Fehler. Nur so werden sich die SchülerInnen mutig am Unterricht beteiligen und es muss in Mathe eine gute Kultur im produktiven Umgang mit Fehlern und nicht fachgerechten Formulierungen entstehen.

    Das ist absolut wichtig. Du hast zwei Fächer, die die meisten SuS als - gelinde gesagt - Kotzfächer bezeichnen werden. Das liegt zum größten Teil an den Kolleginnen und Kollegen, die oftmals die SuS spüren lassen, wer der Big Boss ist. In der 11 Klasse kommen zu mir in Mathe jede Menge angenervte SuS (im technischen Bereich ists nicht so schlimm, da am BK die SuS sich diesen Schwerpunkt aktiv aussuchen). Die muss man erstmal wieder für Mathe motivieren. Das geht meiner Erfahrung nach nur, wenn man sich auf das schwache Niveau der SuS einlässt und gleichzeitig das von Marie geschriebene berücksichtigt.


    Was übrigens oft nicht hilft ist, wenn man Material von Kolleginnen und Kollegen übernimmt. Man muss seinen eigenen Stil schon finden. Um eine Übersicht über die zu unterrichtenden Themen zu bekommen, sind solche Sachen aber natürlich gut.


    Die schulinternen Lehrpläne sind wichtig und lesen sich meist schneller als das ganze Kerncurriculum

    Wenn die gut ausgearbeitet sind, stehen da oft sogar Unterrichtsreihen oder genaue Themenabläufe drin. So schreibe ich die für meine Bildungsgänge zumindest. Mega hilfreich. Beim Start in einem meiner beiden Fächer bestand der schulinterne Lehrplan aber (ungelogen) aus insgesamt vier Zeilen für vier Halbjahre. Das war lächerlich.


    Die erste Physik Stunde, die ich im Referendariat selbst gehalten habe, hat für gut 2 Wochen gereicht (und ich dachte das geht in 90 Min)

    Meine erste Doppelstunde Elektrotechnik reicht heute für knapp zwei Monate. Das war schon lächerlich, was ich damals gemacht habe. Und deshalb hier der ultimative Tipp:


    PROBIEREN UND EVALUIEREN


    Es ist kein Nachteil, schon sofort so viel zu unterrichten - es ist sogar sehr gut. Natürlich ist es stressig, am Anfang kommt man kaum hinterher und macht viel falsch. Aber durch die hohe Anzahl an Stunden kannst du sehr viele Dinge erstmal ausprobieren, daran scheitern und sofort verbessern. Bis es dann mit dem Ref losgeht, hast du schon umfangreiche Erfahrungen. Keiner reißt dir den Kopf ab, wenn man was nicht funktioniert hat - im Regelfall bist du nicht in entscheidenden Klassenstufen eingesetzt. Du hast vielleicht noch nicht die Fähigkeit, am Ende der Stunde genau zu beurteilen, warum was falsch gelaufen ist. Aber die Tatsache, dass irgendwas nicht geklappt hat und was es war, das wirst du sehr schnell haben. Dann baust du das Zeug um und machst den Fehler beim nächsten Mal nicht.


    Sei entspannt und stress dich nicht. OBAS ist eine tolle Möglichkeit, viel zu experimentieren.

  • Puh - das ist alles richtig und wichtig. Aber ich bezweifel, dass jemand das alles ohne vorherige Ausbildung a) beobachten und b) sofort umsetzen kann. Das schaffen ja nicht mal grundständig ausgebildete Refs.

    Stimmt einerseits und andererseits ist das die Art Beobachtungsauftrag, mit denen man in seine erste Hospitationswoche im Ref startet, um sich eben erste Gedanken dazu zu machen, Umsetzungsbeispiele zielgerichtet zu beobachten und dann wie du ja auch selbst vorschlägst eigene Umsetzungen kritisch zu prüfen (und auch dabei können dann diese Fragen helfen,) um sich eben konstant zu evaluieren und in der Folge verbessern zu können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Die Herausforderung ist ja dass ich vom ersten Tag an fast voll unterrichten muss,

    Ich würde das Pferd von hinten aufzäumen. Da du viele Stunden geben musst, wirst du am Anfang ziemlich k.o. sein, weil du viel vorbereiten und dich an die zeitliche Taktung im Schultag gewöhnen musst (Raumwechsel, Klassenwechsel, Themenwechsel, pünktlich Schluss machen...) Ich würde daher gucken, was die Schüler im Laufe des Jahres insgesamt lernen müssen (-> steht im Lehrplan), mir dann den Stoff auf Ferienabschnitte verteilen ("zwischen Herbst- und Weihnachtsferien habe ich xy Stunden, in der Zeit muss ich Thema abc machen") und ans Ende der Einheit eine Arbeit setzen.


    Bewertung etc. erfährst du an der Schule. Die Zeit jetzt würde ich nutzen, um die Themen zu checken. Was macht man in den einzelnen Schuljahren? Wie erklärt es das Schulbuch? Wie würde ich es (z.B. einem einzelnen Nachhilfeschüler) erklären? Finde ich vielleicht noch etwas Interessantes/Aktuelles... dazu im Netz?


    Wenn du dann deine Klasse kennst und konkrete Stunden vorbereitest, schreib dir vorher auf, was du der Reihe nach tun und sagen und fragen willst und lege die Stichpunkte aufs Lehrerpult. Arbeitsanweisungen die ersten Wochen schriftlich vorformulieren.


    Viel Erfolg! :top:

  • Machst du OBAS?
    Tipp 1: Fang bei der Stundenzahl bloß nicht an, das Rad neu zu erfinden und benutze fertige Materialien/Lehrbücher.


    Tipp 2: Schüler sind keine Studenten. Abstraktes Denken ist für Schüler häufig schwierig. Gerade bei deiner Fächerkombi würde ich daher versuchen lebensnahe Beispiele/Aufgaben etc. zu finden.

  • Hi Leute, das sind doch schon mal super Antworten!, vielen Dank!!!


    Meine konkrete, spezifische Vorbereitung scheitert allerdings zunächst noch daran, dass mir noch gar nicht gesagt wird wo genau ich dann eingesetzt werde. Das soll wohl erst sehr kurzfristig vorher passieren.


    Also bleibt mir für den Moment erst mal nichts anderes übrig als mich allgemein vorzubereiten, wie ich mich in bestimmten Situationen verhalte.


  • [...] - Lies ein einschlägiges Werk über Classroom management.
    [...]

    Zunächst nochmal Danke für deine hilfreichen Tipps!


    Welches Buch ist denn mit nötigen Tipps auf der Höhe der Zeit und vor allen Dingen sinnvoll und praxisnah?
    Ja, ich brauche wohl vor allem etwas praxisnahes; muss ja vor allen Dingen schauen wie ich in der Praxis vor der Klasse am besten "bestehe".


    Also am besten etwas mit praxisnahen Tipps und möglichst ohne theoretisches Geschwafel.

  • ...
    Also am besten etwas mit praxisnahen Tipps und möglichst ohne theoretisches Geschwafel.

    am billigsten wäre googeln, da es die klassischen Tips tatsächlich gratis gibt :schnelltipp: das "ISB" Bayern hat z.B. eine Liste entwickelt, "Qua-Lis" NRW ebenfalls, samt Literaturlisten.


    Ich hab mal "mit Schülern klarkommen" gelesen, da waren auch Übungen zum sicheren Auftreten drin. Allerdings erinnere ich mich an nichts Nennenswertes, daraus schließe ich, derlei Theorie bringt erst was, wenn man Praxis hatte. Also erst, wenn du vor Klassen gestanden hast, kannst du anfangen, an diesen Dingen zu feilen. Also ich verstehe, dass du Lust hast, loszulegen aber m.M.n. reicht, was man im Netz dazu findet.

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