Lehramt Politik

  • Guten Tag,

    Ich überlege mir zurzeit was ich nach dem Abi machen möchte. Ich hab mir überlegt Lehramt zu studieren, jedoch hab ich kein zweitfach was ich mir so gut vorstellen kann. Politik wäre ein Fach wo ich mir Vorstellen könnte, dass dieses Fach eine Erweiterung für mein Wissen mit sich bringt, also auch was so alltäglich passiert, da ich mich damit ehrlich gesagt nicht so sehr beschäftige (Politik).

    Jedoch habe ich etwas Angst, da ich sozusagen erst herausfinden muss ob es zu mir passt und das wird erst im Studium möglich sein.

    Außerdem wird mir gesagt, das man in Politik sehr viel vorbereiten muss und ein Fundus an Materialien dort eigentlich nicht wirklich was bringt, wenn ich drüber nachdenke wird es auch klar, da die Politik sich ja immer wieder mit Neuem auseinandersetzt.


    Was ist eure Erfahrung mit Politik? Bereut ihr eure Wahl & wieso sollte man, eurer Meinung nach, das Fach nehmen?


    Hattet ihr schon immer Fächer die euch interessiert haben oder habt ihr es versucht?


    Ich würde für berufliche Bildung studieren.


    Mit freundlichen Grüßen

    • Offizieller Beitrag

    Politik ist in der Regel grundständiges Unterrichtsfach - in der Oberstufe ist es dann in der Regel Sozialwissenschaften.
    Da gibt es Lehrpläne und da gibt es Lehrwerke - und natürlich auch Materialsammlungen. Einige Verlage bieten zeitnah Material zu aktuellen Themen an.

    Die Wahl eines Fachs hängt von mehreren Parametern ab:

    - eigene Interessen
    - eigene Kompetenz (inklusive der Fähigkeit, diese stetig zu erweitern)
    - Nachfrage im jeweiligen Bundesland
    - Grundmaß an Begeisterung für das Fach

    Letztlich kann Dir diese Entscheidung niemand abnehmen.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Ich habe ja nicht Politik als Unterrichtsfach studiert, kann dir aber zum einen berichten, dass während meines Studiums damals noch viele Mitstudent*innen während des ersten oder zweiten Semesters das Fach gewechselt haben (von Englisch zu Deutsch, Sport oder Poltik; eine Mitstudentin hat von Sport zu Deutsch gewechselt, eine andere von Mathe zu Politik). Das sollte also kein Problem sein, wenn du am Anfang des Studiums feststellst, dass Politik doch nichts für dich ist! Hast du die Idee mit "Islamischer Religionslehre" als Unterrichtsfach denn schon wieder auf Eis gelegt?


    Zum anderen eine Frage: Hast du dich mal informiert, wie mittlerweile die Einstellungschancen an den niedersächsischen BBS mit Politik sind? Bis vor einigen Jahren waren die nämlich nicht so toll, da es viele Referendar*innen mit diesem Unterrichtsfach gab und so einige Schwierigkeiten hatten, nach dem Ref. eine Planstelle zu bekommen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Nein ich hab das mit islamischer Religion noch nicht auf Eis gelegt, jedoch präferiere ich die Universität an der es das Fach nicht gibt, sprich ein Wechsel würde sich schwierig gestalten.

    Ich informiere mich darüber, ich halte aber ehrlich gesagt nicht so viel von den Prognose.


    Muss aber sagen ich bin aber sehr unglücklich, habe Angst nie eine Entscheidung treffen zu können da ich Angst habe vor einer Fehlentscheidung

  • Offensichtlich stehst du dir da sehr im Weg mit deiner Angst vor der Fehlentscheidung, die zur Angst vor einer Entscheidung überhaupt wird, welche du in der Folge vermeidest. Da musst du dich schlichtweg an irgendeinem Punkt selbst ins kalte Wasser stürzen und etwas wagen. Selbst wenn sich dann nach einem oder zwei Semestern herausstellen sollte, dass das Fach nicht zu dir passt hasst du ganz viel gewonnen an Wissen, Erfahrung, Verständnis für dich selbst und vor allem weißt du dann schon, dass du den Mut hast Entscheidungen zu treffen. Ohne diesen Mut kannst du nicht vorankommen, mit diesem Mut einher geht immer auch die Möglichkeit, dass man an irgendeinem Punkt bemerkt, dass der eingeschlagene Weg nicht (mehr) passt und verändert werden muss. Das kann aber, wenn du das zulässt, etwas unglaublich Bereicherndes sein und muss nichts sein, dass dich ängstigt und blockiert. Geh an die Uni, schreib dich für zwei bis drei Fächer ein, für die dein Herz schlägt und probier diese aus und wenn du nach einem oder zwei Semestern bemerkst, dass deine Vorstellung vom Fach nicht zur Realität passt- das kann man nur feststellen im Studium und nicht vorab- dann nutzt du das, was du dabei über dich und deine Interessen und Fähigkeiten gelernt hast dafür, um ein anderes Fach zu wählen und weiterzustudieren.


    Ich habe Politik studiert und bereue die Wahl nicht. Für mich war das aber genau das richtige Fach, weil ich schon immer einen Schwerpunkt in den Gesellschaftswissenschaften hatte, sehr viel, sehr früh angefagen habe über den Schulstoff hinausgehend zu lesen und mich in Themen und Aspekte einzuarbeiten, die in der Schule gar nicht behandelt werden können. Tagesschau, Tageszeitung und politische Magazine/Zeitungen waren meine ständige Lektüre, ich habe leidenschaftlich gerne diskutiert. In den Politikwissenschaften kam ich also einfach voll auf meine Kosten und genieße es auch im Beruf ein Fach mit so hohem Aktualitätsbezug unterrichten zu können, bei dem ich sehr viel weniger mit Lehrbuchmaterialien arbeiten kann (und will) als z.B.in Französisch. Das hilft dir jetzt aber nullkommagarnix weiter, denn es geht am Ende ja um deine Leidenschaft und dein Interesse fürs Fach, die (ggf. ergänzt um Einstellungsperspektiven) für deine Entscheidung relevant ssein sollten.

    Ich habe ehe ich Politik studiert habe auch schon ein anderes Studium begonnen gehabt, ein ganzes Grundstudium abgeschlossen, ehe mir klar wurde, dass das Fach mich zwar auch weiterhin reizt, der dahinterstehende Beruf aber nicht. So ein Wechsel ist kein Weltuntergang und ich empfinde es tatsächlich als sehr bereichernd, dass ich auch noch in einen anderen Fachbereich reinschnuppern konnte. Erlaub es dir selbst doch einfach auch Fehler zu machen. Die gehören dazu und sind oft die schönste Möglichkeit etwas über sich selbst zu lernen und zu verstehen. Umgekehrt kann man viele wundervolle und besondere Dinge (oder auch Menschen) nur entdecken, wenn man sich selbst die Möglichkeit einräumt sich am Ende womöglich getäuscht zu haben und etwas verändern oder einen neuen Weg einschlagen zu müssen. Das Leben ist viel zu kurz, um auf perfekte Entscheidungen warten zu wollen und viel zu lang, als das eine kleine Wegkorrektur hier und da einen ernstlich zurückwerfen könnte. :)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Wie gesagt: ich denke, diese Angst vor einer Fehlentscheidung brauchst du wirklich nicht zu haben! Mach' dich doch nicht jetzt schon damit "vogelig"! Das Studienfach zu wechseln, ist m. E. überhaupt kein Problem. Gerade im letzten Jahr hat die Tochter unserer Nachbarin, die sich im Vorfeld auch recht unsicher war bei der Studienwahl und daher nach dem Abi erstmal ein FSJ gemacht hat, nach einem Semester ihr Fach gewechselt. Sie studiert seit vorletztem Jahr Lehramt Gymnasium und hatte mit Englisch und Politik angefangen, hat aber - nach bestandenen Tests - zum letztjährigen Sommersemester von Poltitk auf Sport gewechselt und ist nun sehr zufrieden damit.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Vielen Dank für die antwort!

    Die Sache ist ich „brenne“ für kein Zweitfach, dies macht mir ein wenig Sorge, weil ich dann Angst habe damit unglücklich zu sein. Ja es stimmt ich stehe mir total im Weg und verzweifele schon seit mehreren Wochen, weinend und antriebslos.

    Ich kann es einfach nicht. Ich weiß auch ehrlich nicht was ich mit meinem Leben anfangen soll. Nicht nur die Rachenhöhle macht mir zu schaffen sondern auch die Berufswahl, denn ich möchte gerne auch einen Beruf / Studium anfangen in dem

    Ich auch bleibe. Alle denen ich erzähle das ich Lehramt eventuell machen will, sagen das ich mich damit ziemlich festfahre, sprich wenn ich es doch nicht machen möchte muss ich mich komplett umorientieren.

  • Das muss nicht so sein! Ein ehemaliger Referendar an unserer Schule, der das Ref. (leider) erst kurz vor dem zweiten Staatsexamen abgebrochen hat, arbeitet mittlerweile im Personalwesen eines großen Unternehmens. Eine gute Freundin von mir hat ihr Mathe-Studium nach zwei Jahren abgebrochen und dann eine Ausbildung zur Finanzbeamtin gemacht (sie hat nun seit Jahren eine höchst interessante Stelle bei der Steuerfahndung).

    Mach' dir bitte, bitte nicht zu viele Gedanken! Du bist doch noch so jung und hast noch viel Zeit, dich beruflich zu orientieren!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Dankeschön für die Worte! Irgendwie bekommt man von der Umgebung immer diesen Druck,

    „Wie du gehst 13 Jahre zur Schule und weißt nicht was du machen willst?“

    „Nur eine Ausbildung?“

    „Du verschwendest dein Talent“

    „Komisch wie kann man sowas nicht wissen“


    All diese Aussagen und all die Freunde und Verwandte die schon ihren Weg/ Beruf nach-/ gehen. Ich hab das Gefühl jeder hat schon so ein Plan und ich setze mich unter Druck weil ich es nicht habe. Dankeschön, ich glaube es

    Liegt einfach daran das ich mir zu viel Kopf mache, überall lese ich so viel negatives zu den unterschiedlichen Berufen, wo ich mir denke - willst du das auch ? Aber irgendwie findet man überall ein Haar in der Suppe.

  • Ich habe das Fach studiert und unterrichte es sehr gerne.

    Und es stimmt, natürlich kann man ein Studienfach (oder 2...) wechseln, ich wäre hier aber trotzdem erstmal vorsichtig.


    Der Politikunterricht besteht zwar nicht zum großen Teil aus aktuellem Tagesgeschehen, sondern aus dem Lehrplan. Im Lehrplan gibt es - wahrscheinlich in allen Bundesländern und Schulformen - Bestandteile aus der Politikwissenschaf, der Wirtschaftswissenschaft und der Soziologie. Aber: Es gibt ausdrücklich den sog. Akualitätsbezug, man soll/muss also Inhalte des Lehrplans mit aktuellen Dingen verknüpfen.


    Wenn du dich nicht mit aktuellem Geschehen beschäftigst, ist das für mich ein ganz klarer Grund, die Fächerwahl nochmal sehr genau zu überprüfen. Für mich als Politiklehrer ist das oberste Ziel des Politikunterrichts, dass die SuS zwar nicht jede politische Debatte im Detail verfolgen, dass sie aber mit wachen Augen und Ohren durch ihre (gesellschaftliche) Umwelt gehen und in der Lage sind, sich eine eigene Meinung zu gesellschaftlich wichtigen Themen zu bilden. Das ist ungefähr auch die Quintessenz des Lehrplans, das nennt sich dann z.B. Mündigkeit. Das kann nach meiner Überzeugung nur dann gelingen, wenn du als Lehrerin selbst sattelfest bist. Das kann in Politik durchaus anstrengend sein, denn hier ändern sich die aktuellen Bezüge ja sehr häufig.


    Frage dich selbst: Würdest du jemandem empfehlen, Deutsch zu studieren, der angibt, nicht zu lesen?

  • Ich glaube nein ich würde es nicht empfehlen. Aber ich wäre bereit zu lernen. Und ich glaube es könnte eine Bereicherung sein sich in diesem Bereich zu erweitern. Aber ich verstehe worauf sie hinauswollen. Das macht es ja so schwierig. Ich weiß nicht ob es ein zweit- Fach gibt, welches ich machen möchte.

  • Was bei dir vielleicht auch geht: In irgendwelche Fächer einschreiben, aber im ersten Semester auch noch Einführungen in Fächer besuchen, die auch auf deiner Liste stehen, für die du aber nicht eingeschrieben bist. Dann siehst du etwas von der Praxis an der Uni und kannst ggf. bewusst wechseln.

  • Man muss auch nicht "brennen" für seine Fächer, ernsthaftes Interesse reicht durchaus aus und vielleicht gibt es ja, wenn du darüber nachdenkst, Fächer, für die du dich deine gesamte Schulzeit über (oder zumindest in der Oberstufe) ernsthaft interessiert hast. Oder neben der Islamischen Theologie (die war gesetzt oder?) weitere Ergänzungswissenschaften, die besonders gut dazu passen bzw. in Teilaspekten sowieso Teil des Studiums sind.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Gesetzt war sozialpädagogik. Aber ja tatsächlich interessiert außer für sozialpädagogik habe ich mich leider für kein Unterrichtsfach, ich fand aber auch kein Fach sonderlich schlimm also das ich es gehasst habe. Ich war in den meisten Fächern gut aber so richtig Interesse war eigentlich in keinem Fach da. Lag wenn dann eher an den Lehrkräften.

  • Ich möchte ja gerne Lehrerin sein , bzw. glaube ich das das ein guter Beruf für mich ist. Jedoch weiß ich halt echt nicht weiter....

    Vielleicht solltest du einfach erst einmal Sozialpädagogik zu studieren beginnen, denn dafür schlägt dein Herz offenbar unmissverständlich, dich nicht allzusehr am Lehramt aufhängen, sondern im ersten Semester in Fächern, die eventuell als Zweitfach infrage kommen könnten Einführungsvorlesungen belegen und schauen, ob du dich tatsächlich genug für das Fach begeistern könntest, um dieses 5 Jahre lang zu studieren. Wenn du dabei ein weiteres fach für dich entdeckst: Wunderbar, dann wechselst du auf Lehramt mit dann zwei Fächern. Wenn nicht: Wunderbar, dann wirst du Sozialpädagogin und wirst dir damit eine berufliche Perspektive entwickeln. Erlaub dir selbst an dieser Stelle auch die Offenheit, dass es am Ende nicht auf Lehramt hinauslaufen muss, statt dich daran festzubeißen und fang mit dem Studium des Faches, dass dich wirklich interessiert erst einmal an. Du verlierst gar nichts auf diese Weise, gewinnst aber sehr viel an Handlungsfreiheit, die du dir aktuell nimmst.

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  • Gesetzt war sozialpädagogik. Aber ja tatsächlich interessiert außer für sozialpädagogik habe ich mich leider für kein Unterrichtsfach,

    Dann werde Sozialpädagogin;)


    Im Ernst, das "Lehrersein" steht doch in diesem Beruf im Vordergrund, Didaktik, auch der erzieherische Aspekt. Die Fächer spielen inhaltlich nur im Studium eine übergeordnete Rolle.


    Zum Thema Politik: je älter man wird, desto interessanter werden die Zusammenhänge. Ein User schrieb dir auch kürzlich, dass Politik nicht zu schwer war im Studium und er es heute sehr gern unterrichtet. Ein anderer schrieb: mach's nicht, wenn es dich nicht interessiert... Du kannst nur auf dein Bauchgefühl hören und mit irgendwas loslegen, alles Gefrage bringt dich nicht weiter, weil es lauter Meinungen Fremder sind, die mit dir nicht das Geringste zu tun haben. Also alle "tu es" oder "lass es" sind keine Lösungen deines Grundproblems.

  • Ich werde mich vielleicht in Vorlesungen setzen, einfach studieren kommt bei mir nicht in frage.

    Warum nicht? Was spricht dagegen erstmal nur mit dem Fach zu starten, für das du dich ganz klar entscheiden kannst und für das dein Herz schlägt?

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