"Experte" in den Unterricht einladen (ehemaliger Schüler der Berufsschule)

  • Hi,


    ich lade demnächst einen ehemaligen Schüler in meine aktuelle Klasse ein. Sinn des Ganzen ist es, meinen aktuellen Schülern lebensaher das mitzugeben, was wir ohnehin die ganze Zeit versuchen; Sinn im Schulbesuch zu schaffen. Dazu sei angemerkt, dass wir problematische Schüler (Brennpunktschule) haben in einer Region, in der es wirtschaftlich auch eher mäßig läuft. (Das will ich hier auch nicht weiter ausbreiten und bitte von Nachfragen abzusehen, da für meine Planung nicht relevant.) Den eingeladenen Schüler kenne ich noch von früher und er hat sich ziemlich gemacht (quasi vom Problem- zum Vorzeigeschüler im jetzt 3. Lehrjahr).


    :pirat: Was ich von Euch gerne hätte: Etwas Input zu Fragen zur Vorbereitung zum Werdegang des "Experten". Angedacht ist ein kleiner Vortrag (Vorstellung) des Schülers und dann etwas Moderation von mir, falls nötig, um ein Gespräch zum Laufen zu kriegen. Der eingeladene Schüler ist nicht auf den Mund gefallen und meine Klasse kann sich bei sowas beteiligen, wenn sie Lust haben. Welche Fragen fallen euch denn noch spontan ein, die ich hier einbringen kann (unten steht meine bisherige Vorbereitung für den Eingeladenen):


    (So in etwa sieht das Blatt aus, das ich ihm vorab schicken werde, damit er sich vorbereiten kann - ist auch schon mit ihm abgesprochen, dass wir das so machen werden.)


    Werdegang / Entwicklungsprozess


    Mein ( vom Lehrer) Ziel für die Klasse mit diesem Vortrag:

    • verstehen, dass man selbst für sein Vorankommen verantwortlich ist
    • Perspektiven kennenlernen, wie das so verlaufen kann, auch wenn es schulisch/privat nicht immer einfach ist
    • - Platzhalter -



    kleiner Leitfaden (nicht verpflichtend, aber als Hilfestellung für Sie)

    → Konzentration auf das Positive ist immer willkommen!


    1. Wer bin ich? Eine kurze Vorstellung.
      • Name, Alter, Herkunft (Wohnort), erstes Mal an der Schule, heute an der Schule, eigene Interessen (!)
    1. aktuelle Zukunftsaussichten
      • beruflich, schulisch (, privat)
    1. Wo lief es für Sie nicht so gut (v.a. schulisch, gerne auch privat) während der Schulzeit?

    → falls es private Probleme gab, kann es dem ein oder anderen helfen sich damit zu identifizieren und nachzuvollziehen UND etwas von alledem hier für sich zu nutzen, ist aber auch persönlich, von daher kein Muss


    1. Wie haben Sie das (vorherige Frage) alles gemeistert?
    2. Worauf sind Sie sehr stolz, was Sie selbst betrifft? (Handlungen, Veränderungen ...)
    3. Gab es Momente (privat, schulisch, beruflich), in denen es „Klick“ gemacht hat? Welche waren das?
    4. Was macht Sie glücklich? Gibt es dabei Dinge, die mit Schule oder Arbeit zu tun haben?
    5. Wie kann man sich zu Arbeit und Schule aufraffen, wenn man keinen Bock hat?
    6. Gibt es etwas, das Sie an andere nach sich weitergeben wollen?
    7. Ihre persönlichen Wünsche für die Zukunft? Wie soll es für Sie weitergehen? Was ist realistisch? (bspw. einfach arbeiten, Meister machen, Familie gründen etc.)



    Format bitte ignorieren, das hing beim Copy & Paste. Ist richtig auf meinem Blatt...


    Ich danke für jeden konstruktiven Input!!! <3


    :wink_1:

  • Sollten deine SuS nicht am besten selber die Fragen ausarbeiten, die sie dem ehemaligen Schüler stellen wollen? So mache ich es zumindest immer, wenn jemand "Fremdes" in den Unterricht kommt, z. B. Ausbilder*innen von Betrieben, Expert*innen der Deutschen Bank für eine "Falschgeldschulung", eine Dame, die ein "Knigge-Seminar" zum "guten Benehmen" mit den SuS durchführt etc.

    Diese Besuche werden leider dieses Schuljahr wegen Corona vermutlich ausfallen; die Herren von der Deutschen Bank haben zumindest schon mal für Januar abgesagt :( .

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Sollten deine SuS nicht am besten selber die Fragen ausarbeiten, die sie dem ehemaligen Schüler stellen wollen? So mache ich es zumindest immer, wenn jemand "Fremdes" in den Unterricht kommt, z. B. Ausbilder*innen von Betrieben, Expert*innen der Deutschen Bank für eine "Falschgeldschulung", eine Dame, die ein "Knigge-Seminar" zum "guten Benehmen" mit den SuS durchführt etc.

    Diese Besuche werden leider dieses Schuljahr wegen Corona vermutlich ausfallen; die Herren von der Deutschen Bank haben zumindest schon mal für Januar abgesagt :( .

    Das ist mir zu riskant. Leistungsstark sind sie nicht und es ist etwas Zeit eingeplant, dass sie das im Unterricht machen können. Die Fragen sind ja v.a. für den ehemaligen Schüler, dass er sich vorbereiten kann. Fand er auch gut.


    Coronatechnisch geht das alles. Chef weiß schon Bescheid und solange wir auf bestehende Regeln achten, kein Thema.

  • Inwiefern findest du das "riskant"? Meine Klasse ist auch nicht sonderlich leistungsstark und die Dame mit dem "Knigge-Seminar" geht auch in Klassen der Berufseinstiegsschule. Alle diese Klassen bereiten ihre Fragen im Vorfeld im Rahmen des Unterrichts vor. Das finde ich weniger "riskant", als wenn sie sich zuhause etwas überlegen und dann im Endeffekt evtl. niemand was vorbereitet hat.

    Die von dir o. g. Fragen finde ich übrigens schon gut durchdacht. Meiner Meinung nach kann man an diese gut im Gespräch anknüpfen. Von daher glaube ich gar nicht, dass du noch weitere Fragen benötigst.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Mir wäre wichtig, dass der eingeladenen Schüler darauf eingeht, wie er seine Probleme früher gelöst hat, warum das nicht erfolgreich war, wie er sie jetzt erfolgreich löst und was den der Anlass war, das zu ändern.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Ich hatte unter ganz anderen Umständen auch hin und wieder mal ehemalige Schüler bei mir zu Gast.

    Die haben dann dies und das erzählt. Ich habe immer angeboten, dass ich mal rausgehe, falls irgendwas ohne mein Beisein erzählt werden soll. FAnden die Ehemaligen alle überflüssig und meinten, ich könnte bleiben.

  • Ich habe das immer mal wieder gemacht, wenn es sich anbot. Gerade ehemalige Schüler, die so richtig Probleme hatten und dann irgendwie die Kurve bekamen, waren immer eine absolute Bereicherung für meine Schüler. Insofern finde ich den Fragenkatalog bzw. das, was erzählt werden soll, ziemlich gut.


    Und wenn ich so darüber nachdenke, kamen die Fragen aus der Klasse von ganz alleine. Sie fühlen sich verstanden, wenn da vorne einer steht, der vor kurzem noch einer von ihnen war, auch heftige Probleme hatte - und der es geschafft hat.

  • Vielleicht finden sich weitere ehemalige Schüler, die ebenfalls Zeit und Lust haben, vorbeizukommen? Dann sitzt der eine nicht so alleine da, die Gäste können sich abwechseln/unterstützen im Erzählen und Beantworten von Fragen.


    Wir machen eine solche "Aktion" alle zwei Jahre. Das hat sich mittlerweile bei den SuS so etabliert, dass die Jahrgänge ein paar Jahre nach Verlassen der Schule selbstständig nachfragen, ob sie nicht mal vorbeikommen sollen. Ist immer sehr interessant zu hören, auf welchen Wegen (auch Umwegen) die Ehemaligen unterwegs waren. Themen sind dann z.B. Auslandsjahre (Organisation / Finanzierung derselbigen), Aufnahme Studium, Studienabbruch, Umorientierung, Ausbildungsplatzsuche, Ausbildung, ... und nebenbei immer wieder mal was Privates, weil die ehemaligen (nicht so viel älteren) und aktuellen SuS teilweise noch vernetzt sind (ob direkt oder durch Geschwister).

  • Wir haben das auch mal gemacht und es war sehr bewegend. Was wichtig war, hat der betreffende junge Mann selbst erzählt, ohne vorbereitete Fragen. Von Unsicherheit keine Spur. Die Fragen der Schüler waren andere, als ich sie gestellt habe und kamen ebenfalls spontan. M.M.n. muss man das ganze gar nicht moralisieren im Sinne von "wenn man sich nur genug anstrengt, dann kann man vom Tellerwäscher zum Millionär werden, stimmt's, Herr Soundso?" das kann der Besuch selbst am besten, er hat's nämlich durchgemacht und setzt eigene Schwerpunkte.

  • So, kurzer Nachtrag zu alledem, nachdem ich das ziemlich wie oben geschrieben gemacht habe:


    Es war deutlich besser, als erwartet. So gut, dass ich überlege, das klassenübergreifend vorzuschlagen (sobald Corona im Griff oder ein normaler Regelbetrieb möglich ist). Zwar auch mehr Info als ich eigentlich haben wollte, aber spiegelt wohl das Verhältnis zum Schüler wider. Das war im Endeffekt der Werdegang eines Problemschülers (Drogen genommen und getickt), der es übers Praktikum jetzt bis ins 3. Lehrjahr geschafft und mal konkrete Pläne für seine Zukunft geschaffen hat.


    Kann jedem in berufsvorbereitenden Schularten nur zu sowas raten, sofern man einen geeigneten Schüler findet.

Werbung