Suche nach Erfahrungsberichten: Lehrerinnen und Lehrer im Justizvollzug (NRW)

  • Bolzbold: Vielen Dank! Du liegst vollkommen richtig mit deiner Vermutung.


    Ich wollte einfach nur auf den Beitrag reagieren/antworten, sah aber nur die Möglichkeit des Zitierens...Dann war ich mir nicht sicher, ob ich im Zitat weiterschreiben sollte und habe deswegen kommentiert. Soviel zu meiner Intention... :)


    Kannst du mir vielleicht kurz und knapp eine kleine Anleitung geben, wie ich es das nächste Mal richtig mache?


    Schöne Grüße

    "Wenn jemand stirbt, ist es für denjenigen selbst nicht schlimm. Nur für alle anderen um ihn herum. Bei den Dummen ist es genauso..." :victory:

    • Offizieller Beitrag

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  • Das ist sehr interessant elCaputo ! Es wirkt, als hättest du da eigene Erfahrungen und schon mal in einer JVA unterrichtet?

    Dahingehend decken sich deine Äußerungen aber nicht mit dem, was lebenslaenglich oben schrieb (Zitat: "fachfremder unterricht muss nur in den nebenfächern gegeben werden. in den hauptfächern (deutsch, mathe, englisch) ist das unverantwortlich.")

    Ist das evtl. von BL zu BL unterschiedlich?

    Du fragtest explizit nach NRW. Zu anderen Bundesländern kann ich nichts sagen. Ich könnte mir vorstellen, dass es eher Unterschiede zwischen E- und Jugendvollzug gibt. Die meisten Kurse in einer JVA des JV sind Förderkurse bzw. Kurse, die die Gefangenen nach langer Schul-Abstinenz wieder an Unterricht heranführen sollen. Das inhaltliche Niveau ist extrem niedrig. Die meisten jugendlichen Gefangenen sind auf dem Stand von Grundschülern, nicht selten vollkommen ohne jegliche Schulerfahrungen oder -wissen.


    Die allermeisten haben eine gescheiterte Förderschulkarriere hinter sich, weshalb ich persönlich auch im Pool der Förderschullehrer die kompetentesten Kollegen für den Justizdienst sehe. Nur die bekommt man nicht - nicht zu den Bedingungen. A13 ist eben auch an der Regel-Schule Standard, nur eben mit Ferien und teils frei planbaren Arbeitsphasen.


    Wer Bammel vor fachfremdem Unterricht hat, der sollte dringend seinen Wunsch, in einer JVA zu arbeiten, überdenken. Womit man dort täglich konfrontiert wird, ist eine ganz andere Hausnummer. Beim ersten Alpha im Klassenraum sehe ich da schon schwarz.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

    Einmal editiert, zuletzt von elCaputo ()

  • Du fragtest explizit nach NRW.

    Ich??? Nein, ich habe überhaupt nichts in diesem Thread gefragt (außer - rein interessehalber - ob du persönliche Erfahrungen mit dem Unterricht in einer JVA hast)!

    Dir ist die Frage nach fachfremdem Unterricht offensichtlich sehr wichtig. Ich mag mich irren, aber Du scheinst dies tunlichst vermeiden zu wollen. Unabhängig davon, ob das in einzelnen JVAn unterschiedlich gehandhabt wird, würde ich da gern folgendes anmerken.


    Wer bereits Bammel vor fachfremdem Unterricht hat, der sollte dringend seinen Wunsch, in einer JVA zu arbeiten, überdenken. Womit man dort täglich konfrontiert wird, ist eine ganz andere Hausnummer. Beim ersten Alpha im Klassenraum sehe ich da schon schwarz.

    Hm, anscheinend sprichst du mit dem Threaderöffner, der sich allerdings - wenn ich mir diese Anmerkung mal erlauben darf - schon seit über drei Monaten hier nicht mehr gemeldet und nichts mehr zu seinem Anliegen geäußert hat...

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • umpf


    Oh Mann. Da bin ich ja mal richtig aufgelaufen. Naja, im Zweifel ist der Thread-Ersteller ja jetzt schon im Justizdienst und kann bald selber berichten.


    Nichts für ungut

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • umpf


    Oh Mann. Da bin ich ja mal richtig aufgelaufen. Naja, im Zweifel ist der Thread-Ersteller ja jetzt schon im Justizdienst und kann bald selber berichten.


    Nichts für ungut

    Ich finde das super interessant, was hier berichtet wird, ich würde gerne mehr lesen, egal ob der Ersteller noch aktiv ist.

  • umpf


    Oh Mann. Da bin ich ja mal richtig aufgelaufen. Naja, im Zweifel ist der Thread-Ersteller ja jetzt schon im Justizdienst und kann bald selber berichten.


    Nichts für ungut

    Oh je, sorry, ich wollte dir jetzt nicht auf den Schlips treten! Alles gut!

    Ich finde dieses Thema - genau wie state_of_Trance - ebenfalls sehr interessant, auch wenn ich selbst keine Ambitionen habe (und vermutlich auch nicht "tough" genug wäre), in einer JVA zu unterrichten.

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  • Ach so, und nochmal zurück zu "fachfremden Unterricht in einer JVA erteilen": Stimmt natürlich elCaputo, dass der TE sich explizit über NRW erkundigt hat und du ja auch von deinen Erfahrungen in NRW berichtet hast. Da aber der/die neue User/in lebenslaenglich nicht angegeben hat, aus welchem Bundesland er/sie kommt und eben etwas anderes zum fachfremden Unterrichten schrieb, dachte ich mir halt, dass es dahingehend evtl. bundeslandspezisiche Unterschiede geben könnte.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Oh je, sorry, ich wollte dir jetzt nicht auf den Schlips treten! Alles gut!

    Ich finde dieses Thema - genau wie state_of_Trance - ebenfalls sehr interessant, auch wenn ich selbst keine Ambitionen habe (und vermutlich auch nicht "tough" genug wäre), in einer JVA zu unterrichten.

    Geht mir genauso. Aber das Thema "Gefängnis" hat irgendwie so eine Faszination, ich schaue auch gerne Dokus dazu. Deshalb finde ich so Erfahrungen aus erster Hand einfach hochinteressant.

  • Sagen wir mal so. Als Justizlehrer bekommt man Einblicke in Gesellschaftsschichten, ein dort ausgeprägtes Denken und Weltbild sowie Verhaltensweisen, die "normalen" Menschen (insbesondere Lehrern) weitestgehend verborgen bleiben. Und dann erst die Erfahrungen, die man mit den Gefangenen macht...


    Scherz beiseite. Wer bereits als Lehrer in einer Brennpunktschule der entsprechenden Schulform arbeitet, dem sind viele Dinge bereits bekannt, über die man auch im Vollzug stolpert. Da gibt es nichts, was es nicht gibt. Und die Abgründe, die unsere Gesellschaft so bereithält sind unfassbar tief. Klar, als Gymnasiallehrer im Berchtesgadener Land sieht das vielleicht anders aus.


    Bei den meisten Gefangenen kann man konstatieren, dass sie aufgrund ihres familiären Hintergrundes eine unfassbare Herkulesarbeit hätten erfüllen müssen, um nicht früher oder später kriminell zu werden. Meiner Ansicht nach, gehört neben jede Jugend-JVA ein ebensolcher Bau für die betreffenden Eltern. Aber welcher Regelschul-Lehrer würde nicht auch ab und an gern den Rohrstock wieder einführen, um Eltern mal so richtig zu vertrimmen?

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Eigentlich wollte ich nur nett sein und bin deswegen auf die schlanke Variante der Hummel ausgewichen...Aber danke für den Hinweis.


    Ich bin einfach schneller beim Tippen, wenn ich nur klein schreibe. Aber du siehst, es geht auch anders... :)

    "Wenn jemand stirbt, ist es für denjenigen selbst nicht schlimm. Nur für alle anderen um ihn herum. Bei den Dummen ist es genauso..." :victory:

  • Eine ehemalige Kollegin an der EH kam von dort und sie hatte den richtigen Umgangston gefunden. Ich sag mal, man muss frei von Zweifeln sein, sonst geht man unter.


    Deswegen würde ich auch erst im normalen Schulbetrieb mit schwieriger Klientel lernen, bevor ich dort arbeiten würde. Wobei, man kann in der JVA den Notknopf drücken, das hat man in einer Schule leider nicht.

  • Ist das evtl. von BL zu BL unterschiedlich?

    Ich denke, da liegst du richtig. Ich denke aber auch, dass es eine Frage der Ausrichtung der Schulkurse ist. Wir zum Beispiel unterrichten abschlussbezogen (ESA, MSA). Das wird unterstützt durch eine gute Zusammenarbeit mit dem BiMi. Unsere Schüler schreiben in den Hauptfächern die gleichen Abschlussarbeiten wie an den "normalen" Schulen draußen auch.

    Und dann dort jemand Fachfremden unterrichten zu lassen, das funktioniert nicht.

    Trotzdem wird auch von uns Flexibilität und Bereitschaft bei fachfremden Unterricht erwartet und auch praktiziert.

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  • Sagen wir mal so. Als Justizlehrer bekommt man Einblicke in Gesellschaftsschichten, ein dort ausgeprägtes Denken und Weltbild sowie Verhaltensweisen, die "normalen" Menschen (insbesondere Lehrern) weitestgehend verborgen bleiben. Und dann erst die Erfahrungen, die man mit den Gefangenen macht...


    Scherz beiseite. Wer bereits als Lehrer in einer Brennpunktschule der entsprechenden Schulform arbeitet, dem sind viele Dinge bereits bekannt, über die man auch im Vollzug stolpert. Da gibt es nichts, was es nicht gibt. Und die Abgründe, die unsere Gesellschaft so bereithält sind unfassbar tief. Klar, als Gymnasiallehrer im Berchtesgadener Land sieht das vielleicht anders aus.


    Bei den meisten Gefangenen kann man konstatieren, dass sie aufgrund ihres familiären Hintergrundes eine unfassbare Herkulesarbeit hätten erfüllen müssen, um nicht früher oder später kriminell zu werden. Meiner Ansicht nach, gehört neben jede Jugend-JVA ein ebensolcher Bau für die betreffenden Eltern. Aber welcher Regelschul-Lehrer würde nicht auch ab und an gern den Rohrstock wieder einführen, um Eltern mal so richtig zu vertrimmen?

    Dem kann und möchte ich mich anschließen. Man bekommt nicht nur "Einblicke in Gesellschaftsschichten" sondern wirklich in die "Untersten"!

    Und da muss man schon ein ziemlich dickes Fell haben bzw. auch sicher Dienstliches von Privatem trennen können.


    Diese Erkenntnis hat sich bei mir auch relativ schnell ergeben. Die meisten der Gefangenen sind einfach nur "arme Schweine", die entweder gar kein oder eben nur ein sehr schlechtes Elternhaus haben/hatten. Es wurden keine/nur sehr wenige Werte/Normen vermittelt, sodass ihr Weg in die JVA vorgezeichnet war. Ich möchte das Klientel nicht verharmlosen, auf gar keinen Fall. Man muss immer wissen worauf man sich einlässt.


    By the way...Ich bin ausgebildeter Gymnasiallehrer, nur eben nicht im Berchtesgadener Land... :)

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  • Ich habe eine ergänzende Frage zu dem Thema und vielleicht kann ja jemand helfen:


    Wie sieht der Weg zurück aus, wenn man als ausebildeter Gymnasiallehrer für einige Jahre als Lehrer im Justizvollzug arbeitet und wieder zurück an die Regelschule will? Kann man sich einfach wieder auf eine Gymnasialstelle bewerben? Muss eine Versetzung beantragt werden oder ist es gar ein Laufbahnwechsel?


    Würde mich über Antworten freuen.


    Lieben Dank!

  • Der Wechsel aus dem Justizvollzug in den Regelschuldienst gestaltet sich deutlich schwieriger als umgekehrt. Zunächst muss an der Dienststelle eine Freigabe beantragt werden. So soll sog. feindlichen Übernahmen vorgebeugt werden.


    Entspricht die Dienststellenleitung (JVA-Leitung) dieser Freigabe, so muss man sich auf ausgeschriebene Lehrerstellen bewerben (LEO), deren Anforderungsprofil man erfüllt.


    Vorsicht! Mittlerweile werden in den JVAen auch Diplom-Pädagogen als Lehrkräfte eingestellt. Ich fürchte, dass dieser Umstand nicht zum späteren Wechsel an eine Regelschule als grundständiger Lehrer befähigt. Und auch Grundschullehrkräfte können sich entsprechend aus dem Justizdienst heraus wieder nur an Grundschulen bewerben. Es folgen idealerweise eine Einladung und ein Gespräch mit einer Auswahlkommission + Zusage.


    Insofern handelt es sich nicht um eine Versetzung, sondern um eine Neubewerbung. Die Justizlehrer sind aus Sicht der Bezirksregierungen und des Bildungsministeriums praktisch Neulinge. Man durchläuft also ein reguläres Bewerbungsverfahren.


    Anders verhält es sich aus beamtenrechtlicher Perspektive. Denn der Dienstherr ist und bleibt ja das Land NRW, auch wenn das zuständige Ministerium wechselt. Somit behält man i.d.R. die bestehende Besoldungsstufe und erworbenen Erfahrungsstufen. Nur die schöne Amtsbezeichnung "Oberlehrer" kann man nicht mitnehmen. Das muss man dann eben leben.


    Wie gesagt, der Wechsel aus dem Justizvollzug an eine Regelschule ist eine Chimäre aus Versetzung und Neubewerbung. Da ist es günstig, die beteiligte Schule und die Ansprechpartner in BezReg und Ministerium hatten diesen Fall schon einmal. Zumeist stößt man auf Fragezeichen und völlige Unkenntnis zu dieser sehr speziellen Konstellation.


    Die Beantragung einer Freigabe verpflichtet übrigens nicht zu einem irgendwie terminierten Wechsel aus der JVA. Daher kann man sich recht gelassen, aus einem bestehenden Beamtenverhältnis heraus und ohne Zeitdruck bewerben. Und wenn es nicht klappt, so bleibt man in der Justiz.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Danke noch mal an lebenslaenglich und elCaputo fur eure Informationen. Vielleicht hat ja jemand durchs Lesen sein Talent für diesen wichtigen Arbeitsplatz entdeckt, den haben sicher die wenigsten auf dem Schirm. Ich finde die Infos sehr interessant und frage mich, wo eigentlich die Frahestellenden hin sind...

  • Ich war 5 Jahre Lehrerin im Vollzug in BW. Musste mich (obwohl Beamtin auf LZ) wieder bewerben, da ich beim Justizministerium verbeamtet war. Ich habe aber sofort eine Stelle bekommen und habe aber für viel Verwirrung gesorgt, weil ich seit 25 Jahren, die Erste war, die diesen Weg gegangen ist. Meine KollegInnen hatten die Stelle im Vollzug angetreten und sind bis zur Rente /Tod geblieben.

  • Klara5

    Das entspräche ja dem Procedere in NRW. Musstest Du dein Beamtenverhältnis "kündigen" und dann erneuern oder wurde das nahtlos übernommen?

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Ich musste mich über das Verfahren Zusatzqualifikation bewerben. Das ist in BW für Lehrkräfte gedacht, die bspw. an Privatschulen tätig waren und nicht verbeamtet sind. Ich musste glücklicherweise nichts kündigen, es wurde alles anerkannt.

    Bin letztendlich dankbar für die Erfahrung, aber sehr glücklich, dass ich jetzt an einer "normalen" Schule bin.

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